Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.Die russische Armee als Gegner von Petersburg schwer rächen mußte. Die Generale wiederum waren bei der Neben diesen Schwierigkeiten hat dann die Ungunst der allgemeinen Freilich war der anfängliche Oberkommandierende. Fürst Menschikow, nicht Grenzboten III 1!)14 ^
Die russische Armee als Gegner von Petersburg schwer rächen mußte. Die Generale wiederum waren bei der Neben diesen Schwierigkeiten hat dann die Ungunst der allgemeinen Freilich war der anfängliche Oberkommandierende. Fürst Menschikow, nicht Grenzboten III 1!)14 ^
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Die russische Armee als Gegner
von Petersburg schwer rächen mußte. Die Generale wiederum waren bei der
herrschenden Zentralisation gewöhnt, alles vom Kriegsministerium zu erwarten.
Dieses aber war der Lage in keiner Weise gewachsen. Der Kriegsminister.
Fürst Dolgoruki. schreibt am 23. Dezember 1854 an den Oberkommandierenden
in der Krim, Fürsten Gortschakow: „Gewiß macht man sich selbst und seine Mit¬
arbeiter verantwortlich sür das Versagen der Vcrwaltungsmaschine. aber wenn
der Mangel einer leistungsfähigen Industrie, die großen Entfernungen und die
schlechten Verkehrsverhältnisse einem immer wieder unübersteigliche Hindernisse
bereiten, dann sinkt im Grunde die Verantwortlichkeit zu einer Phrase zu¬
sammen." Es fehle, schreibt der Minister weiter, nicht nur an Fabriken,
sondern auch an Rohmaterial, es sei alles nur in den für Friedenszeiten
erforderlichen Mengen vorhanden. Wie solle man Pulver herstellen, wenn es
an Salpeter mangele, wie Uniformen und Stiefel, ohne die nötigen Hand-
werker arbeiten zu lassen, wie Transporte organisieren, wenn sich keine Unter¬
nehmer meldeten; vollends Waffen würden nur in schlechtem oder gänzlich
unbrauchbaren Zustande geliefert. „Man kämpft nach Möglichkeit gegen diese
Hindernisse an. man muntert immer wieder auf. aber man ist genötigt, zu¬
zugeben, daß unser teures Vaterland sich noch im Zustande der Kindheit
befindet. Man muß an meiner Stelle stehen, um die ungeheuren Schwierig¬
keiten würdigen zu können, die sich in stets wachsendem Maße vor der Zentral¬
verwaltung auftürmen."
Neben diesen Schwierigkeiten hat dann die Ungunst der allgemeinen
politischen Lage, insbesondere die zweifelhafte Haltung Österreichs, den Verlauf
des Krieges in der Krim wesentlich beeinflußt. Starke Kräfte wurden an der
Westgrenze zurückgehalten, und so ist es gekommen, daß von 400000 Mann,
die Rußland damals auf Kriegsfuß hatte, immer nur Bruchteile — im ent¬
scheidenden Sommer 1855 nicht mehr als 185000 Mann gegen 220000 Mann
der Verbündeten — zur Verwendung auf dem entlegenen Kriegsschauplatze, der
Krim, gelangten, den damals noch keine Eisenbahn mit dem Kern des Landes
verband.
Freilich war der anfängliche Oberkommandierende. Fürst Menschikow, nicht
der Mann, den die Lage erforderte, aber weder er noch sein Nachfolger, Fürst
Gortschakow. kann für das Mißlingen der einzelnen taktischen Handlungen
verantwortlich gemacht werden. Die Unterführer versagten zum großen Teil,
und das konnte nicht anders sein. Kriegserfahrung in größerem Maße besaßen
sie kaum noch, und die Ausbildung, die sie im Frieden genossen, war nichts
weniger als eine gute Vorbereitung für den Krieg. Menschikow beschwerte sich
darüber, daß .seine Truppe ohne Generale seien, Gortschakow aber schreibt, als
er zu Beginn des Jahres 1854 das Kommando in den Donaufürstentümern
führte: „Der Mangel an fähigen Leuten macht mich fast wahnsinnig. Alle
meine Unterführer sind eingerostet, völlig eingeschlafen, ohne Befehl rühren sie
nicht den kleinen Finger." Im Dezember desselben Jahres entwirft der Fürst
Grenzboten III 1!)14 ^
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