Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgeblichem und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

nur init Mühe das nach französischer Art
ausgesprochene englische meetin^ wieder¬
erkennen wird, hört dem speeck seines
Führers, dos lesäer, zu, beklagt sich über die
Aussperrung, den lock-out, durch die gierigen
Kapitalisten, oder beschließt selbst, nicht mehr
Is zzrövö, wie er ehedem den Aufstand nannte,
sondern natürlich Jo sinke, wobei er hoffent¬
lich nichts mit dem policemsn, der den alten
serZent ete ville ersetzt hat, zu tun be-
iommt.

Daß nun vollends der Angehörige der
oberen Schichten, des Iiign - like, der I:iZK-
liksur, wie ihn Daudet nicht eben geschmack¬
voll nennt, ein übriges tut, sich englisch zu
geben, ist mir selbstverständlich, Erhebt er
sich des Morgens, so nimmt er, falls er nicht
ein richtiges Badezimmer hat, wenigstens
seinen tut, das heißt seine Abwaschung, zieht
sich möglichst englisch an, setzt einen Hut
noctem-se^Is auf, nimmt seinen Stiel zur
Hand und macht, nicht mehr seine picimeniläe,
sondern sein lootinZ. Hierauf geht er lunchen
-- clejeuner ist altmodisch geworden -- kehrt
dann wieder in sein behagliches Iiome zurück,
liest im Schaukelstuhl, dem rocKinA-eliair,
die Zeitung, die ihm über die ^reut comes
des Tages berichtet, oder auch einen der
hübschen Bände der Sammlung, die sich
natürlich zeitgemäß halv englisch, halb fran¬
zösisch No6een-IZlb>iotnec>us nennen muß,
schreibt vielleicht mit der Schreibmaschine,
dem t^ps-vviiler, einen Brief an die Dame,
mit der er gerade flirtet, deren clear er ist.
Dann gibt er Anweisung, seinen Viererzug
cmzuspamieu, und läßt sich ans den Champs-
Elysees mit seinem tour-in-Iianä bewundern.
Des Abends geht er zu einem Gartenfest,
Mrclen-part^, oder besucht eine musiK-Iiall,
oder schleudert nach dem club, um mit seinen
Freunden snaKe-bimcZs auszutauschen oder
einen mißliebigen Bewerber mit der schwarzen
Kugel zu bedenken, biacckbouler. Schon
längst hat der alte gute cercle zugunsten
des neumodischeren club abdanken müssen,
nicht nur in Paris, sondern auch in der
Provinz, und Daudet spottet ergötzlich über
die wackeren Bewohner der Cevennen, die
ihre Gesellschaft natürlich auch club nennen,
diesen Namen aber als echte Südfranzosen
immer nur "clsb" aussprechen: "on n'enten-

[Spaltenumbruch]

clait eme cela , . , Is Asrcon 6u clsb, Ich,
rLAlemenis ein clabl"

Am allerentschiedensten macht sich der
Einfluß des Englischen, wie nicht anders zu
erwarten, in der Sprache des Sportes geltend.
Auch bei uns liegen ja die Zeiten nicht all¬
zuweit zurück, wo jeder tennisspielende
Jüngling es als unbedingt erforderlich be¬
trachtete, den Bällen ein Meer, tnirt/, clsuce
usw. über das Netz nachzurufen. Liest man
nun vollends in Frankreich den Zeitungs¬
bericht über irgendeine sportlicheVeranstaltung,
so wird man in vielen Fällen gut daran tun,
das französische Wörterbuch in die Tasche zu
stecken und dafür das englische hervorzuholen.
Die sportliebenden Herren nennen sich natür¬
lich spvi'tsmLii, denen sich folgerichtig das
sportsvomsn oder die sportsliccl^ zugesellt.
Jeder Wettkampf ist ein insect: malen "u
fusil, ins.leb ein us.es1ion; wer daran teil¬
nimmt, heißt mstelieur, als Verbum dient
mstcker -- alles nicht eben liebliche Neu¬
bildungen. Wer auf irgendeinem Gebiete
des Sportes die bisherige Höchstleistung über¬
trifft, wird der recorämsn. Die Wettfahrt
eines Luftschisses, eines Kraftwagens, wird mit
raiä bezeichnet. Für "Herrenreiter" gebraucht
der Franzose den englischen Ausdruck Mnt-
lemÄN-ricler; ein Pferd, auf dessen Sieg
hohe Weiten abgeschlossen werden, heißt erant;
die Wetten werden durch einen book -- bciok-
maker vermittelt; die Leistungen eines Renn¬
pferdes sind seine perkarmsiices, ein Ausdruck,
der dann auch auf andere sportliche Gebiete
übertragen worden ist. Bei den Fahrrad¬
rennen unterscheidet man die stsvers und
rscers, die secher und Flieger. Ruder-
Vereine nennen sich gern roviiiZ-elubs; der
Verein, der als Sieger des letzten Jahres
die anderen Clubs herausfordert, ist der
eballenZer; der Herausforderungspreis heißt
cnallLliAö; den Sieg trügt das Boot davon,
welches als erstes am Ziel, dem vvinninZ-post,
vorüberfährt.

Mit den angeführten englischen Wörtern
ist noch keineswegs der Bestand der franzö¬
sischen Sprache an solchen Eindringlingen
erschöpft; wer dazu Lust hat, kann die
Sammlung mit leichter Mühe aus neueren
französischen Büchern und Zeitungen weiter
ergänzen. Zum Teil werden diese Fremd-

[Ende Spaltensatz]
Maßgeblichem und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

nur init Mühe das nach französischer Art
ausgesprochene englische meetin^ wieder¬
erkennen wird, hört dem speeck seines
Führers, dos lesäer, zu, beklagt sich über die
Aussperrung, den lock-out, durch die gierigen
Kapitalisten, oder beschließt selbst, nicht mehr
Is zzrövö, wie er ehedem den Aufstand nannte,
sondern natürlich Jo sinke, wobei er hoffent¬
lich nichts mit dem policemsn, der den alten
serZent ete ville ersetzt hat, zu tun be-
iommt.

Daß nun vollends der Angehörige der
oberen Schichten, des Iiign - like, der I:iZK-
liksur, wie ihn Daudet nicht eben geschmack¬
voll nennt, ein übriges tut, sich englisch zu
geben, ist mir selbstverständlich, Erhebt er
sich des Morgens, so nimmt er, falls er nicht
ein richtiges Badezimmer hat, wenigstens
seinen tut, das heißt seine Abwaschung, zieht
sich möglichst englisch an, setzt einen Hut
noctem-se^Is auf, nimmt seinen Stiel zur
Hand und macht, nicht mehr seine picimeniläe,
sondern sein lootinZ. Hierauf geht er lunchen
— clejeuner ist altmodisch geworden — kehrt
dann wieder in sein behagliches Iiome zurück,
liest im Schaukelstuhl, dem rocKinA-eliair,
die Zeitung, die ihm über die ^reut comes
des Tages berichtet, oder auch einen der
hübschen Bände der Sammlung, die sich
natürlich zeitgemäß halv englisch, halb fran¬
zösisch No6een-IZlb>iotnec>us nennen muß,
schreibt vielleicht mit der Schreibmaschine,
dem t^ps-vviiler, einen Brief an die Dame,
mit der er gerade flirtet, deren clear er ist.
Dann gibt er Anweisung, seinen Viererzug
cmzuspamieu, und läßt sich ans den Champs-
Elysees mit seinem tour-in-Iianä bewundern.
Des Abends geht er zu einem Gartenfest,
Mrclen-part^, oder besucht eine musiK-Iiall,
oder schleudert nach dem club, um mit seinen
Freunden snaKe-bimcZs auszutauschen oder
einen mißliebigen Bewerber mit der schwarzen
Kugel zu bedenken, biacckbouler. Schon
längst hat der alte gute cercle zugunsten
des neumodischeren club abdanken müssen,
nicht nur in Paris, sondern auch in der
Provinz, und Daudet spottet ergötzlich über
die wackeren Bewohner der Cevennen, die
ihre Gesellschaft natürlich auch club nennen,
diesen Namen aber als echte Südfranzosen
immer nur „clsb" aussprechen: „on n'enten-

[Spaltenumbruch]

clait eme cela , . , Is Asrcon 6u clsb, Ich,
rLAlemenis ein clabl"

Am allerentschiedensten macht sich der
Einfluß des Englischen, wie nicht anders zu
erwarten, in der Sprache des Sportes geltend.
Auch bei uns liegen ja die Zeiten nicht all¬
zuweit zurück, wo jeder tennisspielende
Jüngling es als unbedingt erforderlich be¬
trachtete, den Bällen ein Meer, tnirt/, clsuce
usw. über das Netz nachzurufen. Liest man
nun vollends in Frankreich den Zeitungs¬
bericht über irgendeine sportlicheVeranstaltung,
so wird man in vielen Fällen gut daran tun,
das französische Wörterbuch in die Tasche zu
stecken und dafür das englische hervorzuholen.
Die sportliebenden Herren nennen sich natür¬
lich spvi'tsmLii, denen sich folgerichtig das
sportsvomsn oder die sportsliccl^ zugesellt.
Jeder Wettkampf ist ein insect: malen «u
fusil, ins.leb ein us.es1ion; wer daran teil¬
nimmt, heißt mstelieur, als Verbum dient
mstcker — alles nicht eben liebliche Neu¬
bildungen. Wer auf irgendeinem Gebiete
des Sportes die bisherige Höchstleistung über¬
trifft, wird der recorämsn. Die Wettfahrt
eines Luftschisses, eines Kraftwagens, wird mit
raiä bezeichnet. Für „Herrenreiter" gebraucht
der Franzose den englischen Ausdruck Mnt-
lemÄN-ricler; ein Pferd, auf dessen Sieg
hohe Weiten abgeschlossen werden, heißt erant;
die Wetten werden durch einen book — bciok-
maker vermittelt; die Leistungen eines Renn¬
pferdes sind seine perkarmsiices, ein Ausdruck,
der dann auch auf andere sportliche Gebiete
übertragen worden ist. Bei den Fahrrad¬
rennen unterscheidet man die stsvers und
rscers, die secher und Flieger. Ruder-
Vereine nennen sich gern roviiiZ-elubs; der
Verein, der als Sieger des letzten Jahres
die anderen Clubs herausfordert, ist der
eballenZer; der Herausforderungspreis heißt
cnallLliAö; den Sieg trügt das Boot davon,
welches als erstes am Ziel, dem vvinninZ-post,
vorüberfährt.

Mit den angeführten englischen Wörtern
ist noch keineswegs der Bestand der franzö¬
sischen Sprache an solchen Eindringlingen
erschöpft; wer dazu Lust hat, kann die
Sammlung mit leichter Mühe aus neueren
französischen Büchern und Zeitungen weiter
ergänzen. Zum Teil werden diese Fremd-

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328984"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgeblichem und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_880" prev="#ID_879"> nur init Mühe das nach französischer Art<lb/>
ausgesprochene englische meetin^ wieder¬<lb/>
erkennen wird, hört dem speeck seines<lb/>
Führers, dos lesäer, zu, beklagt sich über die<lb/>
Aussperrung, den lock-out, durch die gierigen<lb/>
Kapitalisten, oder beschließt selbst, nicht mehr<lb/>
Is zzrövö, wie er ehedem den Aufstand nannte,<lb/>
sondern natürlich Jo sinke, wobei er hoffent¬<lb/>
lich nichts mit dem policemsn, der den alten<lb/>
serZent ete ville ersetzt hat, zu tun be-<lb/>
iommt.</p>
            <p xml:id="ID_881" next="#ID_882"> Daß nun vollends der Angehörige der<lb/>
oberen Schichten, des Iiign - like, der I:iZK-<lb/>
liksur, wie ihn Daudet nicht eben geschmack¬<lb/>
voll nennt, ein übriges tut, sich englisch zu<lb/>
geben, ist mir selbstverständlich, Erhebt er<lb/>
sich des Morgens, so nimmt er, falls er nicht<lb/>
ein richtiges Badezimmer hat, wenigstens<lb/>
seinen tut, das heißt seine Abwaschung, zieht<lb/>
sich möglichst englisch an, setzt einen Hut<lb/>
noctem-se^Is auf, nimmt seinen Stiel zur<lb/>
Hand und macht, nicht mehr seine picimeniläe,<lb/>
sondern sein lootinZ. Hierauf geht er lunchen<lb/>
&#x2014; clejeuner ist altmodisch geworden &#x2014; kehrt<lb/>
dann wieder in sein behagliches Iiome zurück,<lb/>
liest im Schaukelstuhl, dem rocKinA-eliair,<lb/>
die Zeitung, die ihm über die ^reut comes<lb/>
des Tages berichtet, oder auch einen der<lb/>
hübschen Bände der Sammlung, die sich<lb/>
natürlich zeitgemäß halv englisch, halb fran¬<lb/>
zösisch No6een-IZlb&gt;iotnec&gt;us nennen muß,<lb/>
schreibt vielleicht mit der Schreibmaschine,<lb/>
dem t^ps-vviiler, einen Brief an die Dame,<lb/>
mit der er gerade flirtet, deren clear er ist.<lb/>
Dann gibt er Anweisung, seinen Viererzug<lb/>
cmzuspamieu, und läßt sich ans den Champs-<lb/>
Elysees mit seinem tour-in-Iianä bewundern.<lb/>
Des Abends geht er zu einem Gartenfest,<lb/>
Mrclen-part^, oder besucht eine musiK-Iiall,<lb/>
oder schleudert nach dem club, um mit seinen<lb/>
Freunden snaKe-bimcZs auszutauschen oder<lb/>
einen mißliebigen Bewerber mit der schwarzen<lb/>
Kugel zu bedenken, biacckbouler. Schon<lb/>
längst hat der alte gute cercle zugunsten<lb/>
des neumodischeren club abdanken müssen,<lb/>
nicht nur in Paris, sondern auch in der<lb/>
Provinz, und Daudet spottet ergötzlich über<lb/>
die wackeren Bewohner der Cevennen, die<lb/>
ihre Gesellschaft natürlich auch club nennen,<lb/>
diesen Namen aber als echte Südfranzosen<lb/>
immer nur &#x201E;clsb" aussprechen: &#x201E;on n'enten-</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_882" prev="#ID_881"> clait eme cela , . , Is Asrcon 6u clsb, Ich,<lb/>
rLAlemenis ein clabl"</p>
            <p xml:id="ID_883"> Am allerentschiedensten macht sich der<lb/>
Einfluß des Englischen, wie nicht anders zu<lb/>
erwarten, in der Sprache des Sportes geltend.<lb/>
Auch bei uns liegen ja die Zeiten nicht all¬<lb/>
zuweit zurück, wo jeder tennisspielende<lb/>
Jüngling es als unbedingt erforderlich be¬<lb/>
trachtete, den Bällen ein Meer, tnirt/, clsuce<lb/>
usw. über das Netz nachzurufen. Liest man<lb/>
nun vollends in Frankreich den Zeitungs¬<lb/>
bericht über irgendeine sportlicheVeranstaltung,<lb/>
so wird man in vielen Fällen gut daran tun,<lb/>
das französische Wörterbuch in die Tasche zu<lb/>
stecken und dafür das englische hervorzuholen.<lb/>
Die sportliebenden Herren nennen sich natür¬<lb/>
lich spvi'tsmLii, denen sich folgerichtig das<lb/>
sportsvomsn oder die sportsliccl^ zugesellt.<lb/>
Jeder Wettkampf ist ein insect: malen «u<lb/>
fusil, ins.leb ein us.es1ion; wer daran teil¬<lb/>
nimmt, heißt mstelieur, als Verbum dient<lb/>
mstcker &#x2014; alles nicht eben liebliche Neu¬<lb/>
bildungen. Wer auf irgendeinem Gebiete<lb/>
des Sportes die bisherige Höchstleistung über¬<lb/>
trifft, wird der recorämsn. Die Wettfahrt<lb/>
eines Luftschisses, eines Kraftwagens, wird mit<lb/>
raiä bezeichnet. Für &#x201E;Herrenreiter" gebraucht<lb/>
der Franzose den englischen Ausdruck Mnt-<lb/>
lemÄN-ricler; ein Pferd, auf dessen Sieg<lb/>
hohe Weiten abgeschlossen werden, heißt erant;<lb/>
die Wetten werden durch einen book &#x2014; bciok-<lb/>
maker vermittelt; die Leistungen eines Renn¬<lb/>
pferdes sind seine perkarmsiices, ein Ausdruck,<lb/>
der dann auch auf andere sportliche Gebiete<lb/>
übertragen worden ist. Bei den Fahrrad¬<lb/>
rennen unterscheidet man die stsvers und<lb/>
rscers, die secher und Flieger. Ruder-<lb/>
Vereine nennen sich gern roviiiZ-elubs; der<lb/>
Verein, der als Sieger des letzten Jahres<lb/>
die anderen Clubs herausfordert, ist der<lb/>
eballenZer; der Herausforderungspreis heißt<lb/>
cnallLliAö; den Sieg trügt das Boot davon,<lb/>
welches als erstes am Ziel, dem vvinninZ-post,<lb/>
vorüberfährt.</p>
            <p xml:id="ID_884" next="#ID_885"> Mit den angeführten englischen Wörtern<lb/>
ist noch keineswegs der Bestand der franzö¬<lb/>
sischen Sprache an solchen Eindringlingen<lb/>
erschöpft; wer dazu Lust hat, kann die<lb/>
Sammlung mit leichter Mühe aus neueren<lb/>
französischen Büchern und Zeitungen weiter<lb/>
ergänzen.  Zum Teil werden diese Fremd-</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0250] Maßgeblichem und Unmaßgebliches nur init Mühe das nach französischer Art ausgesprochene englische meetin^ wieder¬ erkennen wird, hört dem speeck seines Führers, dos lesäer, zu, beklagt sich über die Aussperrung, den lock-out, durch die gierigen Kapitalisten, oder beschließt selbst, nicht mehr Is zzrövö, wie er ehedem den Aufstand nannte, sondern natürlich Jo sinke, wobei er hoffent¬ lich nichts mit dem policemsn, der den alten serZent ete ville ersetzt hat, zu tun be- iommt. Daß nun vollends der Angehörige der oberen Schichten, des Iiign - like, der I:iZK- liksur, wie ihn Daudet nicht eben geschmack¬ voll nennt, ein übriges tut, sich englisch zu geben, ist mir selbstverständlich, Erhebt er sich des Morgens, so nimmt er, falls er nicht ein richtiges Badezimmer hat, wenigstens seinen tut, das heißt seine Abwaschung, zieht sich möglichst englisch an, setzt einen Hut noctem-se^Is auf, nimmt seinen Stiel zur Hand und macht, nicht mehr seine picimeniläe, sondern sein lootinZ. Hierauf geht er lunchen — clejeuner ist altmodisch geworden — kehrt dann wieder in sein behagliches Iiome zurück, liest im Schaukelstuhl, dem rocKinA-eliair, die Zeitung, die ihm über die ^reut comes des Tages berichtet, oder auch einen der hübschen Bände der Sammlung, die sich natürlich zeitgemäß halv englisch, halb fran¬ zösisch No6een-IZlb>iotnec>us nennen muß, schreibt vielleicht mit der Schreibmaschine, dem t^ps-vviiler, einen Brief an die Dame, mit der er gerade flirtet, deren clear er ist. Dann gibt er Anweisung, seinen Viererzug cmzuspamieu, und läßt sich ans den Champs- Elysees mit seinem tour-in-Iianä bewundern. Des Abends geht er zu einem Gartenfest, Mrclen-part^, oder besucht eine musiK-Iiall, oder schleudert nach dem club, um mit seinen Freunden snaKe-bimcZs auszutauschen oder einen mißliebigen Bewerber mit der schwarzen Kugel zu bedenken, biacckbouler. Schon längst hat der alte gute cercle zugunsten des neumodischeren club abdanken müssen, nicht nur in Paris, sondern auch in der Provinz, und Daudet spottet ergötzlich über die wackeren Bewohner der Cevennen, die ihre Gesellschaft natürlich auch club nennen, diesen Namen aber als echte Südfranzosen immer nur „clsb" aussprechen: „on n'enten- clait eme cela , . , Is Asrcon 6u clsb, Ich, rLAlemenis ein clabl" Am allerentschiedensten macht sich der Einfluß des Englischen, wie nicht anders zu erwarten, in der Sprache des Sportes geltend. Auch bei uns liegen ja die Zeiten nicht all¬ zuweit zurück, wo jeder tennisspielende Jüngling es als unbedingt erforderlich be¬ trachtete, den Bällen ein Meer, tnirt/, clsuce usw. über das Netz nachzurufen. Liest man nun vollends in Frankreich den Zeitungs¬ bericht über irgendeine sportlicheVeranstaltung, so wird man in vielen Fällen gut daran tun, das französische Wörterbuch in die Tasche zu stecken und dafür das englische hervorzuholen. Die sportliebenden Herren nennen sich natür¬ lich spvi'tsmLii, denen sich folgerichtig das sportsvomsn oder die sportsliccl^ zugesellt. Jeder Wettkampf ist ein insect: malen «u fusil, ins.leb ein us.es1ion; wer daran teil¬ nimmt, heißt mstelieur, als Verbum dient mstcker — alles nicht eben liebliche Neu¬ bildungen. Wer auf irgendeinem Gebiete des Sportes die bisherige Höchstleistung über¬ trifft, wird der recorämsn. Die Wettfahrt eines Luftschisses, eines Kraftwagens, wird mit raiä bezeichnet. Für „Herrenreiter" gebraucht der Franzose den englischen Ausdruck Mnt- lemÄN-ricler; ein Pferd, auf dessen Sieg hohe Weiten abgeschlossen werden, heißt erant; die Wetten werden durch einen book — bciok- maker vermittelt; die Leistungen eines Renn¬ pferdes sind seine perkarmsiices, ein Ausdruck, der dann auch auf andere sportliche Gebiete übertragen worden ist. Bei den Fahrrad¬ rennen unterscheidet man die stsvers und rscers, die secher und Flieger. Ruder- Vereine nennen sich gern roviiiZ-elubs; der Verein, der als Sieger des letzten Jahres die anderen Clubs herausfordert, ist der eballenZer; der Herausforderungspreis heißt cnallLliAö; den Sieg trügt das Boot davon, welches als erstes am Ziel, dem vvinninZ-post, vorüberfährt. Mit den angeführten englischen Wörtern ist noch keineswegs der Bestand der franzö¬ sischen Sprache an solchen Eindringlingen erschöpft; wer dazu Lust hat, kann die Sammlung mit leichter Mühe aus neueren französischen Büchern und Zeitungen weiter ergänzen. Zum Teil werden diese Fremd-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/250
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/250>, abgerufen am 01.09.2024.