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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Maßgeblichem und Unmaßgebliches

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nur init Mühe das nach französischer Art
ausgesprochene englische meetin^ wieder¬
erkennen wird, hört dem speeck seines
Führers, dos lesäer, zu, beklagt sich über die
Aussperrung, den lock-out, durch die gierigen
Kapitalisten, oder beschließt selbst, nicht mehr
Is zzrövö, wie er ehedem den Aufstand nannte,
sondern natürlich Jo sinke, wobei er hoffent¬
lich nichts mit dem policemsn, der den alten
serZent ete ville ersetzt hat, zu tun be-
iommt.

Daß nun vollends der Angehörige der
oberen Schichten, des Iiign - like, der I:iZK-
liksur, wie ihn Daudet nicht eben geschmack¬
voll nennt, ein übriges tut, sich englisch zu
geben, ist mir selbstverständlich, Erhebt er
sich des Morgens, so nimmt er, falls er nicht
ein richtiges Badezimmer hat, wenigstens
seinen tut, das heißt seine Abwaschung, zieht
sich möglichst englisch an, setzt einen Hut
noctem-se^Is auf, nimmt seinen Stiel zur
Hand und macht, nicht mehr seine picimeniläe,
sondern sein lootinZ. Hierauf geht er lunchen
-- clejeuner ist altmodisch geworden -- kehrt
dann wieder in sein behagliches Iiome zurück,
liest im Schaukelstuhl, dem rocKinA-eliair,
die Zeitung, die ihm über die ^reut comes
des Tages berichtet, oder auch einen der
hübschen Bände der Sammlung, die sich
natürlich zeitgemäß halv englisch, halb fran¬
zösisch No6een-IZlb>iotnec>us nennen muß,
schreibt vielleicht mit der Schreibmaschine,
dem t^ps-vviiler, einen Brief an die Dame,
mit der er gerade flirtet, deren clear er ist.
Dann gibt er Anweisung, seinen Viererzug
cmzuspamieu, und läßt sich ans den Champs-
Elysees mit seinem tour-in-Iianä bewundern.
Des Abends geht er zu einem Gartenfest,
Mrclen-part^, oder besucht eine musiK-Iiall,
oder schleudert nach dem club, um mit seinen
Freunden snaKe-bimcZs auszutauschen oder
einen mißliebigen Bewerber mit der schwarzen
Kugel zu bedenken, biacckbouler. Schon
längst hat der alte gute cercle zugunsten
des neumodischeren club abdanken müssen,
nicht nur in Paris, sondern auch in der
Provinz, und Daudet spottet ergötzlich über
die wackeren Bewohner der Cevennen, die
ihre Gesellschaft natürlich auch club nennen,
diesen Namen aber als echte Südfranzosen
immer nur "clsb" aussprechen: "on n'enten-

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clait eme cela , . , Is Asrcon 6u clsb, Ich,
rLAlemenis ein clabl"

Am allerentschiedensten macht sich der
Einfluß des Englischen, wie nicht anders zu
erwarten, in der Sprache des Sportes geltend.
Auch bei uns liegen ja die Zeiten nicht all¬
zuweit zurück, wo jeder tennisspielende
Jüngling es als unbedingt erforderlich be¬
trachtete, den Bällen ein Meer, tnirt/, clsuce
usw. über das Netz nachzurufen. Liest man
nun vollends in Frankreich den Zeitungs¬
bericht über irgendeine sportlicheVeranstaltung,
so wird man in vielen Fällen gut daran tun,
das französische Wörterbuch in die Tasche zu
stecken und dafür das englische hervorzuholen.
Die sportliebenden Herren nennen sich natür¬
lich spvi'tsmLii, denen sich folgerichtig das
sportsvomsn oder die sportsliccl^ zugesellt.
Jeder Wettkampf ist ein insect: malen "u
fusil, ins.leb ein us.es1ion; wer daran teil¬
nimmt, heißt mstelieur, als Verbum dient
mstcker -- alles nicht eben liebliche Neu¬
bildungen. Wer auf irgendeinem Gebiete
des Sportes die bisherige Höchstleistung über¬
trifft, wird der recorämsn. Die Wettfahrt
eines Luftschisses, eines Kraftwagens, wird mit
raiä bezeichnet. Für "Herrenreiter" gebraucht
der Franzose den englischen Ausdruck Mnt-
lemÄN-ricler; ein Pferd, auf dessen Sieg
hohe Weiten abgeschlossen werden, heißt erant;
die Wetten werden durch einen book -- bciok-
maker vermittelt; die Leistungen eines Renn¬
pferdes sind seine perkarmsiices, ein Ausdruck,
der dann auch auf andere sportliche Gebiete
übertragen worden ist. Bei den Fahrrad¬
rennen unterscheidet man die stsvers und
rscers, die secher und Flieger. Ruder-
Vereine nennen sich gern roviiiZ-elubs; der
Verein, der als Sieger des letzten Jahres
die anderen Clubs herausfordert, ist der
eballenZer; der Herausforderungspreis heißt
cnallLliAö; den Sieg trügt das Boot davon,
welches als erstes am Ziel, dem vvinninZ-post,
vorüberfährt.

Mit den angeführten englischen Wörtern
ist noch keineswegs der Bestand der franzö¬
sischen Sprache an solchen Eindringlingen
erschöpft; wer dazu Lust hat, kann die
Sammlung mit leichter Mühe aus neueren
französischen Büchern und Zeitungen weiter
ergänzen. Zum Teil werden diese Fremd-

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Maßgeblichem und Unmaßgebliches

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nur init Mühe das nach französischer Art
ausgesprochene englische meetin^ wieder¬
erkennen wird, hört dem speeck seines
Führers, dos lesäer, zu, beklagt sich über die
Aussperrung, den lock-out, durch die gierigen
Kapitalisten, oder beschließt selbst, nicht mehr
Is zzrövö, wie er ehedem den Aufstand nannte,
sondern natürlich Jo sinke, wobei er hoffent¬
lich nichts mit dem policemsn, der den alten
serZent ete ville ersetzt hat, zu tun be-
iommt.

Daß nun vollends der Angehörige der
oberen Schichten, des Iiign - like, der I:iZK-
liksur, wie ihn Daudet nicht eben geschmack¬
voll nennt, ein übriges tut, sich englisch zu
geben, ist mir selbstverständlich, Erhebt er
sich des Morgens, so nimmt er, falls er nicht
ein richtiges Badezimmer hat, wenigstens
seinen tut, das heißt seine Abwaschung, zieht
sich möglichst englisch an, setzt einen Hut
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Hand und macht, nicht mehr seine picimeniläe,
sondern sein lootinZ. Hierauf geht er lunchen
— clejeuner ist altmodisch geworden — kehrt
dann wieder in sein behagliches Iiome zurück,
liest im Schaukelstuhl, dem rocKinA-eliair,
die Zeitung, die ihm über die ^reut comes
des Tages berichtet, oder auch einen der
hübschen Bände der Sammlung, die sich
natürlich zeitgemäß halv englisch, halb fran¬
zösisch No6een-IZlb>iotnec>us nennen muß,
schreibt vielleicht mit der Schreibmaschine,
dem t^ps-vviiler, einen Brief an die Dame,
mit der er gerade flirtet, deren clear er ist.
Dann gibt er Anweisung, seinen Viererzug
cmzuspamieu, und läßt sich ans den Champs-
Elysees mit seinem tour-in-Iianä bewundern.
Des Abends geht er zu einem Gartenfest,
Mrclen-part^, oder besucht eine musiK-Iiall,
oder schleudert nach dem club, um mit seinen
Freunden snaKe-bimcZs auszutauschen oder
einen mißliebigen Bewerber mit der schwarzen
Kugel zu bedenken, biacckbouler. Schon
längst hat der alte gute cercle zugunsten
des neumodischeren club abdanken müssen,
nicht nur in Paris, sondern auch in der
Provinz, und Daudet spottet ergötzlich über
die wackeren Bewohner der Cevennen, die
ihre Gesellschaft natürlich auch club nennen,
diesen Namen aber als echte Südfranzosen
immer nur „clsb" aussprechen: „on n'enten-

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clait eme cela , . , Is Asrcon 6u clsb, Ich,
rLAlemenis ein clabl"

Am allerentschiedensten macht sich der
Einfluß des Englischen, wie nicht anders zu
erwarten, in der Sprache des Sportes geltend.
Auch bei uns liegen ja die Zeiten nicht all¬
zuweit zurück, wo jeder tennisspielende
Jüngling es als unbedingt erforderlich be¬
trachtete, den Bällen ein Meer, tnirt/, clsuce
usw. über das Netz nachzurufen. Liest man
nun vollends in Frankreich den Zeitungs¬
bericht über irgendeine sportlicheVeranstaltung,
so wird man in vielen Fällen gut daran tun,
das französische Wörterbuch in die Tasche zu
stecken und dafür das englische hervorzuholen.
Die sportliebenden Herren nennen sich natür¬
lich spvi'tsmLii, denen sich folgerichtig das
sportsvomsn oder die sportsliccl^ zugesellt.
Jeder Wettkampf ist ein insect: malen «u
fusil, ins.leb ein us.es1ion; wer daran teil¬
nimmt, heißt mstelieur, als Verbum dient
mstcker — alles nicht eben liebliche Neu¬
bildungen. Wer auf irgendeinem Gebiete
des Sportes die bisherige Höchstleistung über¬
trifft, wird der recorämsn. Die Wettfahrt
eines Luftschisses, eines Kraftwagens, wird mit
raiä bezeichnet. Für „Herrenreiter" gebraucht
der Franzose den englischen Ausdruck Mnt-
lemÄN-ricler; ein Pferd, auf dessen Sieg
hohe Weiten abgeschlossen werden, heißt erant;
die Wetten werden durch einen book — bciok-
maker vermittelt; die Leistungen eines Renn¬
pferdes sind seine perkarmsiices, ein Ausdruck,
der dann auch auf andere sportliche Gebiete
übertragen worden ist. Bei den Fahrrad¬
rennen unterscheidet man die stsvers und
rscers, die secher und Flieger. Ruder-
Vereine nennen sich gern roviiiZ-elubs; der
Verein, der als Sieger des letzten Jahres
die anderen Clubs herausfordert, ist der
eballenZer; der Herausforderungspreis heißt
cnallLliAö; den Sieg trügt das Boot davon,
welches als erstes am Ziel, dem vvinninZ-post,
vorüberfährt.

Mit den angeführten englischen Wörtern
ist noch keineswegs der Bestand der franzö¬
sischen Sprache an solchen Eindringlingen
erschöpft; wer dazu Lust hat, kann die
Sammlung mit leichter Mühe aus neueren
französischen Büchern und Zeitungen weiter
ergänzen. Zum Teil werden diese Fremd-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/250>, abgerufen am 22.12.2024.