Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] in seiner Provinz, höchstens außerdem in Was sodann den Depcschendienst in der herabgesetzt wurden, so wird den direkten Schließlich seien noch einige Worte über Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] in seiner Provinz, höchstens außerdem in Was sodann den Depcschendienst in der herabgesetzt wurden, so wird den direkten Schließlich seien noch einige Worte über <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0248" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328982"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_869" prev="#ID_868"> in seiner Provinz, höchstens außerdem in<lb/> Montreal usw. sich ereignete, und was dort<lb/> zu diskutieren war. Zwischen Ontario und<lb/> Montreal lag das französische Quebec, und<lb/> das westliche Manitoba lag wieder jenseits<lb/> eines fast unbewohnten felsigen Urwaldes und<lb/> Sumpfes, Es ist klar, daß bei dieser lokalen<lb/> Absonderung der einzelnen Zeitnngszentren<lb/> auch der Horizont der Presse an den ein¬<lb/> zelnen Plätzen zunächst erheblich eingeschränkt<lb/> sein mutzte. In vieler Beziehung gleicht die<lb/> Preffeentwicklung Kanadas in ihren Anfängen<lb/> und mit ihrer Betonung der örtlichen Inter¬<lb/> essen derjenigen in Brasilien, Jedoch betont<lb/> die kanadische Presse heute entschieden mehr<lb/> den Nationalismus, als das in Brasilien der<lb/> Fall ist. Die kanadischen Journalisten, sei<lb/> ihre Muttersprache nun französisch oder eng¬<lb/> lisch, sprechen jetzt nicht nur über Politik,<lb/> Handel und gesellschaftliche Zustände, und<lb/> (was für viele ihrer Leser nicht weniger<lb/> wichtig ist) auch Sport, als Angelegenheiten<lb/> ihrer Stadt oder ihrer Provinz, sondern ihre<lb/> Grenzen reichen jetzt an die Grenzen des<lb/> kanadischen Staates überhaupt. Die Kritik<lb/> der Weltereignisse, insbesondere der europäi¬<lb/> schen, die naturgemäß in weitem Umfange<lb/> Platz greifen muß, beiden vielen Beziehungen,<lb/> die Kanada mit England, Frankreich, Deutsch¬<lb/> land usw, unterhält, ist in der Regel ver¬<lb/> ständig und scharfsinnig. Selbst die nörd¬<lb/> lichsten Blätter Kanadas, die in Saskaische-<lb/> wan oder in dem am Polarkreis gelegenen<lb/> Anton erscheinen, macheu hiervon kaum eine<lb/> Ausnahme.</p> <p xml:id="ID_870" next="#ID_871"> Was sodann den Depcschendienst in der<lb/> kanadischen Presse anlangt, so sei hervor¬<lb/> gehoben, daß die Londoner Depeschen, die<lb/> großen Zeitungen wie dem Montreal Star,<lb/> den Toronto News und der Vancouver Pro-<lb/> vince von ihren englischen Korrespondenten<lb/> übersandt werden, oft sechstausend Worte in der<lb/> Woche übersteigen, Da das Wort zu 3^2 6<lb/> oder 2^/, ni übermittelt wird, so ergibt das<lb/> eine ziemlich hohe Kabelrechnung für die ein¬<lb/> zelnen ZeitungSetats. Der direkte englische<lb/> Nachrichtendienst der Canadian Associated Preß<lb/> ist ebenfalls recht bedeutend, und da die De¬<lb/> peschengebühren unter Weitschauenden Staats¬<lb/> männern und Politikern, wie es die britischen<lb/> und kanadischen Pvstmimster sind, wiederholt</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_871" prev="#ID_870"> herabgesetzt wurden, so wird den direkten<lb/> englischen Kabelmeldungen in Zukunft in der<lb/> kanadischen Presse voraussichtlich ein ständig<lb/> wachsender Raum zu Gebote stehen. Heute<lb/> kann man jedenfalls durchaus nicht mehr wie<lb/> vor zehn Jahren sagen, daß die besten kana¬<lb/> dischen Zeitungen ihr englisches und sonstiges<lb/> europäisches Depeschenmaterial von Newyorker<lb/> und Chikagoer Journalisten erhalten. Was<lb/> man jedoch mit Recht behaupten kann, ist,<lb/> daß der Kanadier sich leicht sowohl im De¬<lb/> peschenteil wie auch im übrigen redaktionellen<lb/> Inhalt für zu beschäftigt hält, um sich viel<lb/> um die Orthographie und den guten Stil<lb/> seines Lesestoffes zu kümmern. Korrektheit<lb/> ist nach seiner Ansicht zwar ganz schön, nur<lb/> muß man Zeit dazu haben. In diesem Punkt<lb/> denkt der kanadische Journalist nicht viel<lb/> anders als sein nordamerikanischer Kollege.</p> <p xml:id="ID_872" next="#ID_873"> Schließlich seien noch einige Worte über<lb/> kanadische Zeitungsgrößen gesagt. Einen<lb/> Lord Nvrthcliff hat die kanadische Presse auf¬<lb/> zuweisen in Sir Hugh Graham, der seine<lb/> einflußreiche Stellung im öffentlichen Leben<lb/> Kanadas nur dein Erfolg in seiner journa¬<lb/> listischen Betätigung verdankt. Die Zeitung<lb/> Toronto Globe wurde von George Brown,<lb/> einem bekannten uno erfolgreichen Jour¬<lb/> nalisten und Politiker, in den kritischen Jahren<lb/> der mittleren viktvrianischen Ära gegründet.<lb/> Aus der Redaktion der Montreal Gazette ist<lb/> Thomas White, ein Parlamentarischer Führer<lb/> ersten Ranges hervorgegangen. Mr. Torte<lb/> war in Quebec ein bekannter Journalist.<lb/> Ein wichtiger Machtfaktor hinter den Kulissen<lb/> der öffentlichen Meinung Kanadas ist der<lb/> Hauptinhaber einer führenden westlichen<lb/> Zeitung, Sir William Mulock, der Pionier<lb/> für das „Penny Porto". Und Mr. Oliver<lb/> und Lord Strathcona haben wichtige finan¬<lb/> zielle Interessen im kanadischen Pressewesen.<lb/> Sir I, S, Willison, der kanadische Bericht¬<lb/> erstatter der Times und Herausgeber der<lb/> Toronto News, verdankt seinen Ruf der ge¬<lb/> schickten journalistischen Art der Diskussion<lb/> über höhere kanadische Bestrebungen und<lb/> Ideale, Er ist zugleich der Verfasser einer<lb/> Biographie von Sir Wilfried Laurier.<lb/> Dr. Macdonald hat großen Einfluß auf<lb/> liberale Maßnahmen im Toronto Globe.<lb/> Mr. M. E. Nichols ist einer derjenigen</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0248]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
in seiner Provinz, höchstens außerdem in
Montreal usw. sich ereignete, und was dort
zu diskutieren war. Zwischen Ontario und
Montreal lag das französische Quebec, und
das westliche Manitoba lag wieder jenseits
eines fast unbewohnten felsigen Urwaldes und
Sumpfes, Es ist klar, daß bei dieser lokalen
Absonderung der einzelnen Zeitnngszentren
auch der Horizont der Presse an den ein¬
zelnen Plätzen zunächst erheblich eingeschränkt
sein mutzte. In vieler Beziehung gleicht die
Preffeentwicklung Kanadas in ihren Anfängen
und mit ihrer Betonung der örtlichen Inter¬
essen derjenigen in Brasilien, Jedoch betont
die kanadische Presse heute entschieden mehr
den Nationalismus, als das in Brasilien der
Fall ist. Die kanadischen Journalisten, sei
ihre Muttersprache nun französisch oder eng¬
lisch, sprechen jetzt nicht nur über Politik,
Handel und gesellschaftliche Zustände, und
(was für viele ihrer Leser nicht weniger
wichtig ist) auch Sport, als Angelegenheiten
ihrer Stadt oder ihrer Provinz, sondern ihre
Grenzen reichen jetzt an die Grenzen des
kanadischen Staates überhaupt. Die Kritik
der Weltereignisse, insbesondere der europäi¬
schen, die naturgemäß in weitem Umfange
Platz greifen muß, beiden vielen Beziehungen,
die Kanada mit England, Frankreich, Deutsch¬
land usw, unterhält, ist in der Regel ver¬
ständig und scharfsinnig. Selbst die nörd¬
lichsten Blätter Kanadas, die in Saskaische-
wan oder in dem am Polarkreis gelegenen
Anton erscheinen, macheu hiervon kaum eine
Ausnahme.
Was sodann den Depcschendienst in der
kanadischen Presse anlangt, so sei hervor¬
gehoben, daß die Londoner Depeschen, die
großen Zeitungen wie dem Montreal Star,
den Toronto News und der Vancouver Pro-
vince von ihren englischen Korrespondenten
übersandt werden, oft sechstausend Worte in der
Woche übersteigen, Da das Wort zu 3^2 6
oder 2^/, ni übermittelt wird, so ergibt das
eine ziemlich hohe Kabelrechnung für die ein¬
zelnen ZeitungSetats. Der direkte englische
Nachrichtendienst der Canadian Associated Preß
ist ebenfalls recht bedeutend, und da die De¬
peschengebühren unter Weitschauenden Staats¬
männern und Politikern, wie es die britischen
und kanadischen Pvstmimster sind, wiederholt
herabgesetzt wurden, so wird den direkten
englischen Kabelmeldungen in Zukunft in der
kanadischen Presse voraussichtlich ein ständig
wachsender Raum zu Gebote stehen. Heute
kann man jedenfalls durchaus nicht mehr wie
vor zehn Jahren sagen, daß die besten kana¬
dischen Zeitungen ihr englisches und sonstiges
europäisches Depeschenmaterial von Newyorker
und Chikagoer Journalisten erhalten. Was
man jedoch mit Recht behaupten kann, ist,
daß der Kanadier sich leicht sowohl im De¬
peschenteil wie auch im übrigen redaktionellen
Inhalt für zu beschäftigt hält, um sich viel
um die Orthographie und den guten Stil
seines Lesestoffes zu kümmern. Korrektheit
ist nach seiner Ansicht zwar ganz schön, nur
muß man Zeit dazu haben. In diesem Punkt
denkt der kanadische Journalist nicht viel
anders als sein nordamerikanischer Kollege.
Schließlich seien noch einige Worte über
kanadische Zeitungsgrößen gesagt. Einen
Lord Nvrthcliff hat die kanadische Presse auf¬
zuweisen in Sir Hugh Graham, der seine
einflußreiche Stellung im öffentlichen Leben
Kanadas nur dein Erfolg in seiner journa¬
listischen Betätigung verdankt. Die Zeitung
Toronto Globe wurde von George Brown,
einem bekannten uno erfolgreichen Jour¬
nalisten und Politiker, in den kritischen Jahren
der mittleren viktvrianischen Ära gegründet.
Aus der Redaktion der Montreal Gazette ist
Thomas White, ein Parlamentarischer Führer
ersten Ranges hervorgegangen. Mr. Torte
war in Quebec ein bekannter Journalist.
Ein wichtiger Machtfaktor hinter den Kulissen
der öffentlichen Meinung Kanadas ist der
Hauptinhaber einer führenden westlichen
Zeitung, Sir William Mulock, der Pionier
für das „Penny Porto". Und Mr. Oliver
und Lord Strathcona haben wichtige finan¬
zielle Interessen im kanadischen Pressewesen.
Sir I, S, Willison, der kanadische Bericht¬
erstatter der Times und Herausgeber der
Toronto News, verdankt seinen Ruf der ge¬
schickten journalistischen Art der Diskussion
über höhere kanadische Bestrebungen und
Ideale, Er ist zugleich der Verfasser einer
Biographie von Sir Wilfried Laurier.
Dr. Macdonald hat großen Einfluß auf
liberale Maßnahmen im Toronto Globe.
Mr. M. E. Nichols ist einer derjenigen
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