Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Volksleistung und Volkswille bilanz um rund 1120 Millionen Mark. Es ist klar, daß in allererster Reihe Auch unsere Finanzpolitik hat sich bewährt. "Heute, nachdem die zwei¬ Weder die Balkankriege noch die neue Richtung, die Nordamerika in ") Dr. Karl Helfferich, Direktor der Deutschen Bank "Deutschlands Volkswohlstand 1388
bis 1913". Verlag von Georg Stille, Berlin 1914. Volksleistung und Volkswille bilanz um rund 1120 Millionen Mark. Es ist klar, daß in allererster Reihe Auch unsere Finanzpolitik hat sich bewährt. „Heute, nachdem die zwei¬ Weder die Balkankriege noch die neue Richtung, die Nordamerika in «) Dr. Karl Helfferich, Direktor der Deutschen Bank „Deutschlands Volkswohlstand 1388
bis 1913". Verlag von Georg Stille, Berlin 1914. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0014" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327480"/> <fw type="header" place="top"> Volksleistung und Volkswille</fw><lb/> <p xml:id="ID_15" prev="#ID_14"> bilanz um rund 1120 Millionen Mark. Es ist klar, daß in allererster Reihe<lb/> diese außerordentlich günstige Gestaltung unserer Handelsbilanz uns geholfen<lb/> hat, die Schwierigkeiten der jüngsten Zeit verhältnismäßig so gut zu überwinden.<lb/> Es ist aber auch weiter klar, daß nur eine hochentwickelte Leistungsfähigkeit der<lb/> wirtschaftlichen Produktion zu einer Kraftleistung imstande ist, wie sie eine<lb/> Verbesserung der Handelsbilanz um mehr als eine Million Mark in nur zehn<lb/> Monaten darstellt."</p><lb/> <p xml:id="ID_16"> Auch unsere Finanzpolitik hat sich bewährt. „Heute, nachdem die zwei¬<lb/> jährige politische Krisis an den Geld- und Kreditverhältnissen aller europäischen<lb/> Großmächte gerüttelt hat, können wir feststellen, daß Deutschland aus dieser<lb/> Krisis zum mindesten in ebenso guter Verfassung hervorgegangen ist, wie die<lb/> anderen großen Länder. Deutschland hat in diesen Jahren die Auslandsgelder,<lb/> deren Bedeutung so maßlos übertrieben worden ist, glatt zurückgezahlt." So kaun<lb/> Helfferich in der dritten Auflage feiner viel beachteten Studie „Deutschlands<lb/> Volkswohlstand vou 1888 bis 1913"'') heute schreiben, nachdem ihm beim<lb/> Erscheinen der ersten Auflage gar zu weitfliegender Optimismus vorgeworfen<lb/> worden war. „Die Reichsbauk, fährt er fort, verfügt heute über einen um<lb/> 500 Millionen Mark höheren Goldbestand als vor wenigen Jahren; sie konnte<lb/> im Oktober — in der Zeit des starken Herbstbedarfs — als erste und bisher<lb/> außer der Österreichisch-Ungarischen Bank einzige von allen großen Notenbanken<lb/> ihren Diskontsatz herabsetzen und im Dezember eine iveitere Herabsetzung folge»<lb/> lassen. Der Privatdiskont des Berliner Marktes ist seit vielen Wochen niedriger<lb/> als in London. Die Lage des deutschen Geld- und Kapitalmarktes ist heute<lb/> im Vergleich mit den ausländischen Märkten eine solche, daß der noch vor<lb/> kurzem hier und dort genährte Gedanke, uns durch den Druck einer finanziellen<lb/> Übermacht politisch matt zu setzen, sich fürs nächste von selbst verbieten dürfte."</p><lb/> <p xml:id="ID_17" next="#ID_18"> Weder die Balkankriege noch die neue Richtung, die Nordamerika in<lb/> handelspolitischer Beziehung eingeschlagen hat, noch die Revolution in Mexiko<lb/> und die große Wirtschaftskrise in Südamerika haben vermocht, den deutschen<lb/> Welthandel zu treffen. Ja, es stehen sogar im Zusammenhang mit der Welt¬<lb/> politik gut praktische Erfolge neben uns, die eigentlich zu einem gewissen<lb/> Optimismus anreizen sollten. Unsere Stellung in China ist durch erhöhte Be¬<lb/> teiligung am Eisenbahnbau wesentlich gefestigt. Das gleiche gilt von unseren<lb/> Interessen im nahen Orient. Die Berufung deutscher Offiziere zur Reorganisation</p><lb/> <note xml:id="FID_2" place="foot"> «) Dr. Karl Helfferich, Direktor der Deutschen Bank „Deutschlands Volkswohlstand 1388<lb/> bis 1913". Verlag von Georg Stille, Berlin 1914.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
Volksleistung und Volkswille
bilanz um rund 1120 Millionen Mark. Es ist klar, daß in allererster Reihe
diese außerordentlich günstige Gestaltung unserer Handelsbilanz uns geholfen
hat, die Schwierigkeiten der jüngsten Zeit verhältnismäßig so gut zu überwinden.
Es ist aber auch weiter klar, daß nur eine hochentwickelte Leistungsfähigkeit der
wirtschaftlichen Produktion zu einer Kraftleistung imstande ist, wie sie eine
Verbesserung der Handelsbilanz um mehr als eine Million Mark in nur zehn
Monaten darstellt."
Auch unsere Finanzpolitik hat sich bewährt. „Heute, nachdem die zwei¬
jährige politische Krisis an den Geld- und Kreditverhältnissen aller europäischen
Großmächte gerüttelt hat, können wir feststellen, daß Deutschland aus dieser
Krisis zum mindesten in ebenso guter Verfassung hervorgegangen ist, wie die
anderen großen Länder. Deutschland hat in diesen Jahren die Auslandsgelder,
deren Bedeutung so maßlos übertrieben worden ist, glatt zurückgezahlt." So kaun
Helfferich in der dritten Auflage feiner viel beachteten Studie „Deutschlands
Volkswohlstand vou 1888 bis 1913"'') heute schreiben, nachdem ihm beim
Erscheinen der ersten Auflage gar zu weitfliegender Optimismus vorgeworfen
worden war. „Die Reichsbauk, fährt er fort, verfügt heute über einen um
500 Millionen Mark höheren Goldbestand als vor wenigen Jahren; sie konnte
im Oktober — in der Zeit des starken Herbstbedarfs — als erste und bisher
außer der Österreichisch-Ungarischen Bank einzige von allen großen Notenbanken
ihren Diskontsatz herabsetzen und im Dezember eine iveitere Herabsetzung folge»
lassen. Der Privatdiskont des Berliner Marktes ist seit vielen Wochen niedriger
als in London. Die Lage des deutschen Geld- und Kapitalmarktes ist heute
im Vergleich mit den ausländischen Märkten eine solche, daß der noch vor
kurzem hier und dort genährte Gedanke, uns durch den Druck einer finanziellen
Übermacht politisch matt zu setzen, sich fürs nächste von selbst verbieten dürfte."
Weder die Balkankriege noch die neue Richtung, die Nordamerika in
handelspolitischer Beziehung eingeschlagen hat, noch die Revolution in Mexiko
und die große Wirtschaftskrise in Südamerika haben vermocht, den deutschen
Welthandel zu treffen. Ja, es stehen sogar im Zusammenhang mit der Welt¬
politik gut praktische Erfolge neben uns, die eigentlich zu einem gewissen
Optimismus anreizen sollten. Unsere Stellung in China ist durch erhöhte Be¬
teiligung am Eisenbahnbau wesentlich gefestigt. Das gleiche gilt von unseren
Interessen im nahen Orient. Die Berufung deutscher Offiziere zur Reorganisation
«) Dr. Karl Helfferich, Direktor der Deutschen Bank „Deutschlands Volkswohlstand 1388
bis 1913". Verlag von Georg Stille, Berlin 1914.
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