Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.Bevölkernngsvermchrung und Sozialhygiene In dem Verhältnis der Totgeborenen zu der Gesamtzahl der Geburten Den Ursachen dieser Differenzen nachzugehen, sei den örtlichen Verwaltungs¬ [Beginn Spaltensatz] Glamorgan.........129 Durham..........126 Northumberland........123 Monmouth..........117 Carmarthen.........117 Stafford..........110 Uvrkshire (West)........110 Lancashire..........110 [Spaltenumbruch] Oxford...........6t Hereford...........64 Berkshire...........6S Dorset...........65 Wiltshire...........6ö Hereford...........66 Buckingham...........66 Surrey...........66 Hier sind die Grafschaften mit höchster Sterblichkeit sämtlich industriell, die Bevölkernngsvermchrung und Sozialhygiene In dem Verhältnis der Totgeborenen zu der Gesamtzahl der Geburten Den Ursachen dieser Differenzen nachzugehen, sei den örtlichen Verwaltungs¬ [Beginn Spaltensatz] Glamorgan.........129 Durham..........126 Northumberland........123 Monmouth..........117 Carmarthen.........117 Stafford..........110 Uvrkshire (West)........110 Lancashire..........110 [Spaltenumbruch] Oxford...........6t Hereford...........64 Berkshire...........6S Dorset...........65 Wiltshire...........6ö Hereford...........66 Buckingham...........66 Surrey...........66 Hier sind die Grafschaften mit höchster Sterblichkeit sämtlich industriell, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0502" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327314"/> <fw type="header" place="top"> Bevölkernngsvermchrung und Sozialhygiene</fw><lb/> <p xml:id="ID_1976"> In dem Verhältnis der Totgeborenen zu der Gesamtzahl der Geburten<lb/> waren, mit einziger Ausnahme von Berlin (3,8 größere Abweichungen von<lb/> dem Reichsdurchschnitt von 2,9 °/g nicht vorhanden. Da auch die Abnahme der<lb/> Totgeburten während der letzten Zeit relativ nur gering war, so ist wohl an¬<lb/> zunehmen, daß das Minimum hier fast erreicht ist und sich in absehbarer Zeit<lb/> nicht unter 2 °/g herunterdrücken lassen wird. Anders verhält es sich mit der<lb/> Säuglingssterblichkeit. Diese ist im Jahrzehnt 1901/1910 von 20.7 °/<, auf<lb/> 16,2 der Lebendgeborenen im Reichsdurchschnitt heruntergegangen. Über<lb/> dem preußischen Durchschnitt von 15.7 °/g stehen Bayern (20,2 Sachsen<lb/> (17.4 Württemberg (16.6 °/g), Mecklenburg-Schwerin (17 6 °/«), Mecklen-<lb/> burg-Strelitz (22,5 °/g), Sachsen-Altenburg (19,6 "/„), Neuß ä. L. (16,9 °/g),<lb/> Schaumburg-Lippe (20,4 °/<>). Nehmen wir in Preußen selbst auch wieder<lb/> Westfalen (12.5 "/<,) und Rheinland (13,4 °/<,) zum Maßstab des heute bereits<lb/> Erreichbaren, so finden wir, daß mit Ausnahme von Hessen-Nassau (10,1 ^/„)<lb/> und Hannover (11,7 °/g) alle preußischen Gebietsteile schlechter dastehen. Am<lb/> weitesten zurück befinden sich Westpreußen (20,1 °/<>), Pommern (19,3 °/g),<lb/> Schlesien (19.1 °/„). Ostpreußen (18.9 °/«) und Hohenzollern (18,3 "/«). Berlin<lb/> steht genau auf dem Staatsdurchschnitt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1977"> Den Ursachen dieser Differenzen nachzugehen, sei den örtlichen Verwaltungs¬<lb/> beamten und Ärzten überlassen. Gewisse Gedankengänge drängen sich unwill-<lb/> kmlich auf, doch möchte ich keine Schlußfolgerungen ziehen, die ich im einzelnen<lb/> nicht belegen kann. Aber es berührt merkwürdig, daß in rein landwirtschaft¬<lb/> lichen Distrikten Preußens die weitaus größte Säuglingssterblichkeit herrscht. In<lb/> England (ohne Schottland und Irland), wo, nebenbei gesagt, die durchschnittliche<lb/> Rate der Säuglingssterblichkeit in Städten 1910 nur 11.5 °/g betrug, hat man<lb/> eine ganz entgegengesetzte Bemerkung gemacht. Eine Untersuchung der Ziffern<lb/> für 1908 durch den Medizinalbeamten des Local Government Board, l)r. News¬<lb/> holme, ergab die folgenden Differenzen in acht Grafschaften mit höchster und<lb/> acht mit niedrigster Säuglingssterblichkeit. Die Durchschnittsrate für ganz<lb/> England (120,4 °/og) 100:</p><lb/> <cb type="start"/> <list> <item> Glamorgan.........129 </item> <item> Durham..........126 </item> <item> Northumberland........123 </item> <item> Monmouth..........117 </item> <item> Carmarthen.........117 </item> <item> Stafford..........110 </item> <item> Uvrkshire (West)........110 </item> <item> Lancashire..........110 </item> </list><lb/> <cb/><lb/> <list> <item> Oxford...........6t</item> <item> Hereford...........64</item> <item> Berkshire...........6S</item> <item> Dorset...........65</item> <item> Wiltshire...........6ö</item> <item> Hereford...........66</item> <item> Buckingham...........66</item> <item> Surrey...........66</item> </list> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_1978" next="#ID_1979"> Hier sind die Grafschaften mit höchster Sterblichkeit sämtlich industriell, die<lb/> mit niedrigster ohne Ausnahme landwirtschaftlich. Dies entspricht der allgemein<lb/> herrschenden Anschauung, daß die Begleiterscheinungen industrieller Zustände<lb/> gesundheitsschädlicher sind als die in landwirtschaftlichen Gebieten. Wenn nun<lb/> in Deutschland und speziell in Preußen die entgegengesetzte Erscheinung zutage</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0502]
Bevölkernngsvermchrung und Sozialhygiene
In dem Verhältnis der Totgeborenen zu der Gesamtzahl der Geburten
waren, mit einziger Ausnahme von Berlin (3,8 größere Abweichungen von
dem Reichsdurchschnitt von 2,9 °/g nicht vorhanden. Da auch die Abnahme der
Totgeburten während der letzten Zeit relativ nur gering war, so ist wohl an¬
zunehmen, daß das Minimum hier fast erreicht ist und sich in absehbarer Zeit
nicht unter 2 °/g herunterdrücken lassen wird. Anders verhält es sich mit der
Säuglingssterblichkeit. Diese ist im Jahrzehnt 1901/1910 von 20.7 °/<, auf
16,2 der Lebendgeborenen im Reichsdurchschnitt heruntergegangen. Über
dem preußischen Durchschnitt von 15.7 °/g stehen Bayern (20,2 Sachsen
(17.4 Württemberg (16.6 °/g), Mecklenburg-Schwerin (17 6 °/«), Mecklen-
burg-Strelitz (22,5 °/g), Sachsen-Altenburg (19,6 "/„), Neuß ä. L. (16,9 °/g),
Schaumburg-Lippe (20,4 °/<>). Nehmen wir in Preußen selbst auch wieder
Westfalen (12.5 "/<,) und Rheinland (13,4 °/<,) zum Maßstab des heute bereits
Erreichbaren, so finden wir, daß mit Ausnahme von Hessen-Nassau (10,1 ^/„)
und Hannover (11,7 °/g) alle preußischen Gebietsteile schlechter dastehen. Am
weitesten zurück befinden sich Westpreußen (20,1 °/<>), Pommern (19,3 °/g),
Schlesien (19.1 °/„). Ostpreußen (18.9 °/«) und Hohenzollern (18,3 "/«). Berlin
steht genau auf dem Staatsdurchschnitt.
Den Ursachen dieser Differenzen nachzugehen, sei den örtlichen Verwaltungs¬
beamten und Ärzten überlassen. Gewisse Gedankengänge drängen sich unwill-
kmlich auf, doch möchte ich keine Schlußfolgerungen ziehen, die ich im einzelnen
nicht belegen kann. Aber es berührt merkwürdig, daß in rein landwirtschaft¬
lichen Distrikten Preußens die weitaus größte Säuglingssterblichkeit herrscht. In
England (ohne Schottland und Irland), wo, nebenbei gesagt, die durchschnittliche
Rate der Säuglingssterblichkeit in Städten 1910 nur 11.5 °/g betrug, hat man
eine ganz entgegengesetzte Bemerkung gemacht. Eine Untersuchung der Ziffern
für 1908 durch den Medizinalbeamten des Local Government Board, l)r. News¬
holme, ergab die folgenden Differenzen in acht Grafschaften mit höchster und
acht mit niedrigster Säuglingssterblichkeit. Die Durchschnittsrate für ganz
England (120,4 °/og) 100:
Glamorgan.........129
Durham..........126
Northumberland........123
Monmouth..........117
Carmarthen.........117
Stafford..........110
Uvrkshire (West)........110
Lancashire..........110
Oxford...........6t
Hereford...........64
Berkshire...........6S
Dorset...........65
Wiltshire...........6ö
Hereford...........66
Buckingham...........66
Surrey...........66
Hier sind die Grafschaften mit höchster Sterblichkeit sämtlich industriell, die
mit niedrigster ohne Ausnahme landwirtschaftlich. Dies entspricht der allgemein
herrschenden Anschauung, daß die Begleiterscheinungen industrieller Zustände
gesundheitsschädlicher sind als die in landwirtschaftlichen Gebieten. Wenn nun
in Deutschland und speziell in Preußen die entgegengesetzte Erscheinung zutage
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