Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.Lin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie "Würfel, Spiel und Karten"*), obwohl Würfel, Spiel und Karten mit dem "Hast du die große Hump jetzt redlich ausgemacht? Mittelalterliche deutsche Trinkhörner besitzen wir in Dresden, Weimar, leerte in^c Kollen nynt nsrneret Das andere: l^c>L an (---- Lvrnu) und in^e clerneret Beide Inschriften lassen erkennen, daß man den: Horn eine Art Wunder¬ ") G. W. Fink, Musikalischer Hausschatz. Leipzig 1842 (11. Aufl. 1901). **) An dessen Stelle wir heute sprachlich nur den "Lehrling" kennen oder den Lehrjungen, das Lehrmädchen. Deutsches Wörterbuch, s. v. Humpen.
Lin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie „Würfel, Spiel und Karten"*), obwohl Würfel, Spiel und Karten mit dem „Hast du die große Hump jetzt redlich ausgemacht? Mittelalterliche deutsche Trinkhörner besitzen wir in Dresden, Weimar, leerte in^c Kollen nynt nsrneret Das andere: l^c>L an (---- Lvrnu) und in^e clerneret Beide Inschriften lassen erkennen, daß man den: Horn eine Art Wunder¬ ") G. W. Fink, Musikalischer Hausschatz. Leipzig 1842 (11. Aufl. 1901). **) An dessen Stelle wir heute sprachlich nur den „Lehrling" kennen oder den Lehrjungen, das Lehrmädchen. Deutsches Wörterbuch, s. v. Humpen.
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Lin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie
„Würfel, Spiel und Karten"*), obwohl Würfel, Spiel und Karten mit dem
Jagen gerade nicht allzunahe verbunden sind. Wie sehr man auch zu der Zeit,
als man sich der Humpen zum Trinken bediente, auf deren besondere Größe
Gewicht legte beim Willkommenstrunke, lehrt ein Sandsteinrelief des Schlosses
Grünewald bei Berlin aus dem Jahre 1542. Dasselbe stellt dar, wie dort
Kurfürst Joachim der Zweite den Erbauer des Schlosses, seinen Architekten
Caspar Theils, empfängt, der mit seinem Gesellen (seinem „Lermann")**) Cnntz
Buntschuh erschien. Letzterer hat einen Humpen mäßiger Größe mit zur Stelle
gebracht; der Kurfürst aber reicht den: Architekten einen Riesenhumpeu hin mit
der Inschrift: „Theys, es gilt." Darunter stehen die Verse: „Caspar Theys,
was soll die kleine Flas, die Cuntz Buntschuh hat in der Tas? Das Wittum
muß zuvor heraus, sonst wird ein solcher Lermann draus." Buntschuh, der in
der Linken die „kleine Flas" hält, legt seine Rechte auf des Kurfürsten Schulter,
wohl um ihn von seinen: Beginnen abzubringen, und Theils hebt seine Linke
hoch in Erstaunen über des Kurfürsten Verlangen, welches bedeuten sollte, der
Schöpfer des Schlosses verdiene einen anderen Willkommenstrunk zum Dank
für den vollendeten Schloßbau, zur Anspornung für seine künftigen Leistungen
und zur Sicherung einer glücklichen Zukunft als aus so kleinem Gemäß, wie es
sein Geselle mitgebracht habe; sonst werde der Meister behandelt, als sei er
Geselle. „Ein Humpen, aus dem die Kurfürsten gezecht, ist schön," zitiert
M. Henne***) aus Bettinas Briefen und führt dabei aus W. Scherffers Grobian
(1640) an:
„Hast du die große Hump jetzt redlich ausgemacht?
So wirf sie auf den Tisch, daß alles klingt und kracht."
Mittelalterliche deutsche Trinkhörner besitzen wir in Dresden, Weimar,
Naumburg. Das Naumburger Horn trägt an neun Stellen das Stift-Naum-
burgische Stadtwappen, ein Zeichen, welchen Wert man darauf legte, es als
städtisches Eigentum kenntlich zu machen. Von den zwei Weimarer Hörnern
hat das eine die Inschrift:
leerte in^c Kollen nynt nsrneret
W^tsi nette in^e lan^e on>r8cree
(Hätte mich Hoffen nicht ernähret,
Zweifel hätte mich lange verzehret).
Das andere:
l^c>L an (---- Lvrnu) und in^e clerneret
(Dies Horn hat mich ernähret).
Beide Inschriften lassen erkennen, daß man den: Horn eine Art Wunder¬
kraft zuschrieb. Andachtsvolles, feierliches Genießen von Brod und Wein ge-
") G. W. Fink, Musikalischer Hausschatz. Leipzig 1842 (11. Aufl. 1901).
**) An dessen Stelle wir heute sprachlich nur den „Lehrling" kennen oder den Lehrjungen,
das Lehrmädchen.
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