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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung

Eisenbahnarbeiter von Montreal" (Kanada), die "Vereinigte Internationale
Metallarbeiterunion", der "Schneiderverein von San Francisco" und andere mehr.

In England wurde im Jahre 1881 unter sozialistischen Einfluß die
"Qeneral ^Läeration c>f 1raäe-Um'0N8" errichtet, deren Hauptzweck zurzeit,
der sozialistischen Grundtendenz entsprechend, die Gegenseitigkeitsversicherung der
angeschlossenen Organisationen gegen Streiks und Aussperrungen ist. Eine der
größten der Generalföderation angeschlossenen Vereinigungen ist die "/^mal-
Mmstec! Society of LnZiners" (Maschinenbauer), dessen Mitgliederzahl seit
der Begründung im Jahre 1851 von 11829 auf 110000 im Jahre 1911 stieg.

Zur sozialistischen Gruppe kommen dann noch die "sozialistischen Gewerk¬
schaften in Russisch-Polen", der im Jahre 1897 gegründete "Allgemeine jüdische
Arbeiterbund Rußlands und Polens" und der "Sozialistische Arbeiterverein"
in Spanien.

Die Anhänger der anarchistischen Gruppe in der modernen Arbeiter¬
bewegung sind vornehmlich in Frankreich, dem Süden Europas und in Ru߬
land zu suchen.

In der Arbeiterbewegung Frankreichs selbst hat der Anarchismus seit dem
Kongresse von Nantes im Jahre 1894 die Oberhand. Die einzelnen Ver¬
einigungen eines Berufes oder einer Industrie (Syndikate) sind zum größten
Teile in einer "Föderation" (Kartellverband) vereinigt, jedoch ist diese Ver¬
einigung dem Dezentralisationsprinzip der Anarchisten entsprechend, nieist nur
eine ziemlich lose. Die sehr geringen Zentralbeiträge dienen vornehmlich nur
zur Bestreitung der Druckkosten der Vereinsorgane, der Ausgaben für die Ein¬
berufung der meist alljährlich stattfindenden Kongresse, zur Deckung der Ver¬
waltungskosten und nur in Ausnahmefällen zu Unterstützungszwecken.

Eine weitere Art der Zentralisation bilden die Arbeitsbörsen (Koupes ein
1>2van), welche lokale Vereinigungen der am gleichen Orte sich befindlichen
Fachvereine der verschiedenen Gewerke darstellen. In den ersten Jahren nach
ihrer 1892 erfolgten Gründung sind die Arbeitsbörsen die natürliche Zuflucht
aller unabhängigen Syndikate gewesen. Die oben geschilderten Föderationen
haben nun im Jahre 1895 mit der Gründung der "Lonfecleration Zeneralö
co travail" (Allgemeiner Arbeitsbund) eine größere Zentralisation geschaffen,
welche die Vereinigung der lokalen Vereine und Arbeitsbörsen außerhalb jeder
politischen Partei bezwecken soll. Eine der stärksten der Zentrale angeschlossenen
Vereinigungen ist die Organisation der Eisenbahner (Zynälcat ^iionale ach
^ravaMsurs ass Ltiemms ac I^er alö t^rariLL et clef LoIonie8), welche
ihren Aufschwung erst in den letzten Jahren genommen hat und deren Mit¬
gliederzahl von 11690 im Jahre 1902 auf 40000 im Jahre 1911 gestiegen
ist. Größere Organisationen bilden dann ferner noch die Bergarbeiter, die
Metallarbeiter, die Textilarbeiter und die Bucharbeiter.

Eine der jüngsten und größten Berufszentralisationen Frankreichs ist der
"Nationalverband der Arbeiter der Gebüudeindustrie" (^ecieration ^ationalö


Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung

Eisenbahnarbeiter von Montreal" (Kanada), die „Vereinigte Internationale
Metallarbeiterunion", der „Schneiderverein von San Francisco" und andere mehr.

In England wurde im Jahre 1881 unter sozialistischen Einfluß die
„Qeneral ^Läeration c>f 1raäe-Um'0N8" errichtet, deren Hauptzweck zurzeit,
der sozialistischen Grundtendenz entsprechend, die Gegenseitigkeitsversicherung der
angeschlossenen Organisationen gegen Streiks und Aussperrungen ist. Eine der
größten der Generalföderation angeschlossenen Vereinigungen ist die „/^mal-
Mmstec! Society of LnZiners" (Maschinenbauer), dessen Mitgliederzahl seit
der Begründung im Jahre 1851 von 11829 auf 110000 im Jahre 1911 stieg.

Zur sozialistischen Gruppe kommen dann noch die „sozialistischen Gewerk¬
schaften in Russisch-Polen", der im Jahre 1897 gegründete „Allgemeine jüdische
Arbeiterbund Rußlands und Polens" und der „Sozialistische Arbeiterverein"
in Spanien.

Die Anhänger der anarchistischen Gruppe in der modernen Arbeiter¬
bewegung sind vornehmlich in Frankreich, dem Süden Europas und in Ru߬
land zu suchen.

In der Arbeiterbewegung Frankreichs selbst hat der Anarchismus seit dem
Kongresse von Nantes im Jahre 1894 die Oberhand. Die einzelnen Ver¬
einigungen eines Berufes oder einer Industrie (Syndikate) sind zum größten
Teile in einer „Föderation" (Kartellverband) vereinigt, jedoch ist diese Ver¬
einigung dem Dezentralisationsprinzip der Anarchisten entsprechend, nieist nur
eine ziemlich lose. Die sehr geringen Zentralbeiträge dienen vornehmlich nur
zur Bestreitung der Druckkosten der Vereinsorgane, der Ausgaben für die Ein¬
berufung der meist alljährlich stattfindenden Kongresse, zur Deckung der Ver¬
waltungskosten und nur in Ausnahmefällen zu Unterstützungszwecken.

Eine weitere Art der Zentralisation bilden die Arbeitsbörsen (Koupes ein
1>2van), welche lokale Vereinigungen der am gleichen Orte sich befindlichen
Fachvereine der verschiedenen Gewerke darstellen. In den ersten Jahren nach
ihrer 1892 erfolgten Gründung sind die Arbeitsbörsen die natürliche Zuflucht
aller unabhängigen Syndikate gewesen. Die oben geschilderten Föderationen
haben nun im Jahre 1895 mit der Gründung der „Lonfecleration Zeneralö
co travail" (Allgemeiner Arbeitsbund) eine größere Zentralisation geschaffen,
welche die Vereinigung der lokalen Vereine und Arbeitsbörsen außerhalb jeder
politischen Partei bezwecken soll. Eine der stärksten der Zentrale angeschlossenen
Vereinigungen ist die Organisation der Eisenbahner (Zynälcat ^iionale ach
^ravaMsurs ass Ltiemms ac I^er alö t^rariLL et clef LoIonie8), welche
ihren Aufschwung erst in den letzten Jahren genommen hat und deren Mit¬
gliederzahl von 11690 im Jahre 1902 auf 40000 im Jahre 1911 gestiegen
ist. Größere Organisationen bilden dann ferner noch die Bergarbeiter, die
Metallarbeiter, die Textilarbeiter und die Bucharbeiter.

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„Nationalverband der Arbeiter der Gebüudeindustrie" (^ecieration ^ationalö


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[0038] Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung Eisenbahnarbeiter von Montreal" (Kanada), die „Vereinigte Internationale Metallarbeiterunion", der „Schneiderverein von San Francisco" und andere mehr. In England wurde im Jahre 1881 unter sozialistischen Einfluß die „Qeneral ^Läeration c>f 1raäe-Um'0N8" errichtet, deren Hauptzweck zurzeit, der sozialistischen Grundtendenz entsprechend, die Gegenseitigkeitsversicherung der angeschlossenen Organisationen gegen Streiks und Aussperrungen ist. Eine der größten der Generalföderation angeschlossenen Vereinigungen ist die „/^mal- Mmstec! Society of LnZiners" (Maschinenbauer), dessen Mitgliederzahl seit der Begründung im Jahre 1851 von 11829 auf 110000 im Jahre 1911 stieg. Zur sozialistischen Gruppe kommen dann noch die „sozialistischen Gewerk¬ schaften in Russisch-Polen", der im Jahre 1897 gegründete „Allgemeine jüdische Arbeiterbund Rußlands und Polens" und der „Sozialistische Arbeiterverein" in Spanien. Die Anhänger der anarchistischen Gruppe in der modernen Arbeiter¬ bewegung sind vornehmlich in Frankreich, dem Süden Europas und in Ru߬ land zu suchen. In der Arbeiterbewegung Frankreichs selbst hat der Anarchismus seit dem Kongresse von Nantes im Jahre 1894 die Oberhand. Die einzelnen Ver¬ einigungen eines Berufes oder einer Industrie (Syndikate) sind zum größten Teile in einer „Föderation" (Kartellverband) vereinigt, jedoch ist diese Ver¬ einigung dem Dezentralisationsprinzip der Anarchisten entsprechend, nieist nur eine ziemlich lose. Die sehr geringen Zentralbeiträge dienen vornehmlich nur zur Bestreitung der Druckkosten der Vereinsorgane, der Ausgaben für die Ein¬ berufung der meist alljährlich stattfindenden Kongresse, zur Deckung der Ver¬ waltungskosten und nur in Ausnahmefällen zu Unterstützungszwecken. Eine weitere Art der Zentralisation bilden die Arbeitsbörsen (Koupes ein 1>2van), welche lokale Vereinigungen der am gleichen Orte sich befindlichen Fachvereine der verschiedenen Gewerke darstellen. In den ersten Jahren nach ihrer 1892 erfolgten Gründung sind die Arbeitsbörsen die natürliche Zuflucht aller unabhängigen Syndikate gewesen. Die oben geschilderten Föderationen haben nun im Jahre 1895 mit der Gründung der „Lonfecleration Zeneralö co travail" (Allgemeiner Arbeitsbund) eine größere Zentralisation geschaffen, welche die Vereinigung der lokalen Vereine und Arbeitsbörsen außerhalb jeder politischen Partei bezwecken soll. Eine der stärksten der Zentrale angeschlossenen Vereinigungen ist die Organisation der Eisenbahner (Zynälcat ^iionale ach ^ravaMsurs ass Ltiemms ac I^er alö t^rariLL et clef LoIonie8), welche ihren Aufschwung erst in den letzten Jahren genommen hat und deren Mit¬ gliederzahl von 11690 im Jahre 1902 auf 40000 im Jahre 1911 gestiegen ist. Größere Organisationen bilden dann ferner noch die Bergarbeiter, die Metallarbeiter, die Textilarbeiter und die Bucharbeiter. Eine der jüngsten und größten Berufszentralisationen Frankreichs ist der „Nationalverband der Arbeiter der Gebüudeindustrie" (^ecieration ^ationalö

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/38>, abgerufen am 27.12.2024.