Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.Schon wieder ein Gegner der inneren Kolonisation aus der Geflügelhaltung und dem Gartenbau, aus dem Obstbau und den nicht Auf diese vorläufigen Mitteilungen muß ich mich beschränken, da mir erst Herr von Chlapowski hat durch seine auf den mangelhaftesten Grundlagen Schon wieder ein Gegner der inneren Kolonisation aus der Geflügelhaltung und dem Gartenbau, aus dem Obstbau und den nicht Auf diese vorläufigen Mitteilungen muß ich mich beschränken, da mir erst Herr von Chlapowski hat durch seine auf den mangelhaftesten Grundlagen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325610"/> <fw type="header" place="top"> Schon wieder ein Gegner der inneren Kolonisation</fw><lb/> <p xml:id="ID_356" prev="#ID_355"> aus der Geflügelhaltung und dem Gartenbau, aus dem Obstbau und den nicht<lb/> feststellbaren Butterverkauf aus den Betrieben mit eigener Zentrifuge, außer<lb/> Betracht. Allem diesem steht nur die Nichtberücksichtigung der Jagd gegenüber,<lb/> deren Schätzung vielleicht zugunsten des Großbetriebes gelautet haben würde.<lb/> Auch bei den Darstellungen der einzelnen Kolonien kann man überall beobachten,<lb/> daß im Zweifel immer zugunsten des Großbetriebes gerechnet wird. Es ist<lb/> unmöglich, hier auch nur einen kurzen Auszug aus dem reichen Inhalt der<lb/> wertvollen Schrift zu bringen. Nur die Schlußfolgerung (Seite 150) möge hier<lb/> folgen: „Die Aufteilung von Großbetrieben, wie sie auf dem Wege der inneren<lb/> Kolonisation vorgenommen wird, bedeutet nicht allein national- und bevölkerungs¬<lb/> politisch, sondern auch unter dem Gesichtspunkte der Bodenprodüktivität und der<lb/> Versorgung des einheimischen Marktes mit Bodenerzeugnissen einen großen<lb/> Fortschritt."</p><lb/> <p xml:id="ID_357"> Auf diese vorläufigen Mitteilungen muß ich mich beschränken, da mir erst<lb/> der erste Teil der Schrift zugänglich gewesen ist, und die genaue Durchsicht eine<lb/> längere Zeit in Anspruch nimmt. Es muß vorbehalten bleiben, sowohl das bereits<lb/> vorhandene als das in der obigen Schrift neu zutage tretende statistische Ma¬<lb/> terial demnächst zusammenzustellen. Vorerst kam es mir nur darauf an, auf<lb/> die durch diese Schrift andern vor Augen gestellte grundsätzliche Verschieben<lb/> der Chlapowskischen Ausführungen hinzuweisen.</p><lb/> <p xml:id="ID_358"> Herr von Chlapowski hat durch seine auf den mangelhaftesten Grundlagen<lb/> beruhenden Jubelhymnen auf den Ertrag des Großgrundbesitzes allen der Land¬<lb/> wirtschaft feindlichen Mächten eine Waffe gegen die bestehende Zollpolitik in<lb/> die Hand gegeben. Trotz der Stumpfheit dieser Waffe werden jene Mächte<lb/> nicht verfehlen, reichlichen Gebrauch davon zu machen. Das wird der einzige<lb/> Erfolg sein, dessen sich der Verfasser wird rühmen können! In der Sache selbst<lb/> ist seine Arbeit für jeden Praktiker — wenn nicht ihrer Absicht, so doch ihrem<lb/> Erfolge nach — ein großer „Bluff". Man darf zuversichtlich hoffen, daß sich<lb/> der Preußische Landtag nicht verblüffen lassen wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
Schon wieder ein Gegner der inneren Kolonisation
aus der Geflügelhaltung und dem Gartenbau, aus dem Obstbau und den nicht
feststellbaren Butterverkauf aus den Betrieben mit eigener Zentrifuge, außer
Betracht. Allem diesem steht nur die Nichtberücksichtigung der Jagd gegenüber,
deren Schätzung vielleicht zugunsten des Großbetriebes gelautet haben würde.
Auch bei den Darstellungen der einzelnen Kolonien kann man überall beobachten,
daß im Zweifel immer zugunsten des Großbetriebes gerechnet wird. Es ist
unmöglich, hier auch nur einen kurzen Auszug aus dem reichen Inhalt der
wertvollen Schrift zu bringen. Nur die Schlußfolgerung (Seite 150) möge hier
folgen: „Die Aufteilung von Großbetrieben, wie sie auf dem Wege der inneren
Kolonisation vorgenommen wird, bedeutet nicht allein national- und bevölkerungs¬
politisch, sondern auch unter dem Gesichtspunkte der Bodenprodüktivität und der
Versorgung des einheimischen Marktes mit Bodenerzeugnissen einen großen
Fortschritt."
Auf diese vorläufigen Mitteilungen muß ich mich beschränken, da mir erst
der erste Teil der Schrift zugänglich gewesen ist, und die genaue Durchsicht eine
längere Zeit in Anspruch nimmt. Es muß vorbehalten bleiben, sowohl das bereits
vorhandene als das in der obigen Schrift neu zutage tretende statistische Ma¬
terial demnächst zusammenzustellen. Vorerst kam es mir nur darauf an, auf
die durch diese Schrift andern vor Augen gestellte grundsätzliche Verschieben
der Chlapowskischen Ausführungen hinzuweisen.
Herr von Chlapowski hat durch seine auf den mangelhaftesten Grundlagen
beruhenden Jubelhymnen auf den Ertrag des Großgrundbesitzes allen der Land¬
wirtschaft feindlichen Mächten eine Waffe gegen die bestehende Zollpolitik in
die Hand gegeben. Trotz der Stumpfheit dieser Waffe werden jene Mächte
nicht verfehlen, reichlichen Gebrauch davon zu machen. Das wird der einzige
Erfolg sein, dessen sich der Verfasser wird rühmen können! In der Sache selbst
ist seine Arbeit für jeden Praktiker — wenn nicht ihrer Absicht, so doch ihrem
Erfolge nach — ein großer „Bluff". Man darf zuversichtlich hoffen, daß sich
der Preußische Landtag nicht verblüffen lassen wird.
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