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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Mikkelsen eine außerordentliche geistige Spann¬
kraft erkennen, und eine solche ist auch nötig,
um nicht den Schrecken der unheimlichen,
schweigenden, langen Winternacht zu erliegen.
Man muß die Schilderungen Mikkelsens ge¬
lesen haben, um zu begreifen, was ein langer,
einsamer Aufenthalt in der Polarregion zu
bedeuten hat. So anziehend das behandelte
Gebiet an sich schon ist, der Wert des Präch¬
tigen Buches liegt nicht zum wenigsten auch
in der Art der Darstellung. Flott und an¬
regend geschrieben durchzieht das Werk ein
sonniger Humor, der ein versöhnendes Licht
auch über die weniger erfreulichen Ereignisse
sah. Wirft.

Technik

I. Zenneck, "Lehrbuch der drahtlosen
Telegraphie." Zweite Auflage. (Suttgart,
Verlag von F. Ente. 1913.) 621 S. Preis
1ö M, H. Thuvn, "Die Funkentelegraphie."

Zweite Auflage. 1913. (Teubner: "Aus Natur
und Geisteswelt." Band 167.) 128 S. Preis
geb. 1,25 M.

Nachdem H. Hertz und andere Forscher
die Erzeugung elektrischer Wellen gelehrt und
ihre Eigenschaften klargestellt hatten, lag der
Gedanke einer technischen Verwertung der
elektrischen Wellen zur telegraphischen Zeichen¬
übermittlung nicht fern. Eine solche Über¬
mittlung ist tatsächlich von vielen Physikern
und Technikern versucht worden. Der erste,
dem es gelang, auf diese Weise größere
Strecken zu überbrücken, war bekanntlich der
Italiener Marconi. Er begann seine Versuche
auf dem Landgute seines Vaters bei Bologna,
angeregt durch die Borlesungen Professor
Righis an der Universität Bologna. Das
geschah im Jahre 1897. Seitdem hat der
neue Zweig der Elektrotechnik manchen Schritt
vorwärts getan und durch gründliche Studien
zahlreicher Forscher -- nicht zuletzt auch
deutscher Physiker -- nie geahnte Erfolge
errungen.

Wer sich über den gegenwärtigen Stand
der drahtlosen Telegraphie unterrichten will,
der greife zu Zennecks Buch. Aus dem Leit¬
faden (erste Auflage) ist in der zweiten Auf¬
lage ein Lehrbuch geworden, das über alle
technischen Fragen der drahtlosen Telegraphie
Auskunft gibt.

[Spaltenumbruch]

Zunächst werden die Schwingungsvorgänge
in einem geschlossenen Kondensatorkreis unter¬
sucht, dann in einem offenen. Wir lernen
ferner die verschiedenen Methoden der Er¬
zeugung ungedämpfter Schwingungen kennen
und ihre außerordentlich große Bedeutung für
die Praxis. Doch nicht genug damit, daß
man die Schwingungen erzeugt, man muß
sie an der Empfangsstation auch nachweisen
können. Dazu dienen die Wellenanzeigor oder
Detektoren, denen ein besonderes Kapitel ge¬
widmet ist. Natürlich wird auch des ebenso
wichtigen wie interessanten Problems der
gerichteten Telegraphie ohne Draht gedacht,
von dessen Lösung man außer einer besseren
Energieausnutzung einen Fortschritt in der
Geheimhalmng der Telegramme und die
Möglichkeit eines ungestörten Neben ein ein der-
arbeitens mehrerer Stationen erwartet. Wie¬
weit die Versuche der Sprachübertragung
durch elektromagnetische Wellen, also eine
drahtlose Telephonie, gediehen sind, wird in
einem Schlußkapitel auseinandergesetzt.

Zennecks Buch ist nicht für Laien, sondern
für Physikalisch Borgebildete geschrieben. Die
theoretischen Ergänzungen befinden sich in
eineni Anhang, so daß sie den Nichtmathema-
tiker bei der Lektüre nicht stören. Erwähnt
sei noch, daß zahlreiche gute Abbildungen und
Skizzen zum Verständnis des Inhaltes bei¬
tragen.

Eine andere Aufgabe hat sich H Thurn
in seinem Büchlein gestellt. Ihm kommt es
in erster Linie darauf an, die Verwendung
der Funkentelegraphie zu zeigen und ihren
Einfluß auf das Verkehrsleben darzustellen.
Seine Ausführungen hierüber sind interessant
zu lesen und bringen jedem, der außerhalb
der Praxis steht, viel Neues. Die furcht¬
baren Ereignisse beim Untergang der "Titanic"
sind uns allen noch in Erinnerung, auch die
guten Dienste, welche die Funkentelegraphie
damals leistete. Und was hätte sie noch
leisten können, wenn alle Dampfer, die sich
in Reichweite befanden, Funkenstationen an
Bord gehabt hätten I Thurn behandelt ein¬
gehend die Funkentelegraphie im Seeverkehr
und zeigt an Beispielen ihre Wichtigkeit.
Auch ihre Bedeutung für die Luftschiffahrt,
für den Zeitsignaldienst, für den Wetterdienst
und für den Kriegsfall wird erörtert. Wie

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Mikkelsen eine außerordentliche geistige Spann¬
kraft erkennen, und eine solche ist auch nötig,
um nicht den Schrecken der unheimlichen,
schweigenden, langen Winternacht zu erliegen.
Man muß die Schilderungen Mikkelsens ge¬
lesen haben, um zu begreifen, was ein langer,
einsamer Aufenthalt in der Polarregion zu
bedeuten hat. So anziehend das behandelte
Gebiet an sich schon ist, der Wert des Präch¬
tigen Buches liegt nicht zum wenigsten auch
in der Art der Darstellung. Flott und an¬
regend geschrieben durchzieht das Werk ein
sonniger Humor, der ein versöhnendes Licht
auch über die weniger erfreulichen Ereignisse
sah. Wirft.

Technik

I. Zenneck, „Lehrbuch der drahtlosen
Telegraphie." Zweite Auflage. (Suttgart,
Verlag von F. Ente. 1913.) 621 S. Preis
1ö M, H. Thuvn, „Die Funkentelegraphie."

Zweite Auflage. 1913. (Teubner: „Aus Natur
und Geisteswelt." Band 167.) 128 S. Preis
geb. 1,25 M.

Nachdem H. Hertz und andere Forscher
die Erzeugung elektrischer Wellen gelehrt und
ihre Eigenschaften klargestellt hatten, lag der
Gedanke einer technischen Verwertung der
elektrischen Wellen zur telegraphischen Zeichen¬
übermittlung nicht fern. Eine solche Über¬
mittlung ist tatsächlich von vielen Physikern
und Technikern versucht worden. Der erste,
dem es gelang, auf diese Weise größere
Strecken zu überbrücken, war bekanntlich der
Italiener Marconi. Er begann seine Versuche
auf dem Landgute seines Vaters bei Bologna,
angeregt durch die Borlesungen Professor
Righis an der Universität Bologna. Das
geschah im Jahre 1897. Seitdem hat der
neue Zweig der Elektrotechnik manchen Schritt
vorwärts getan und durch gründliche Studien
zahlreicher Forscher — nicht zuletzt auch
deutscher Physiker — nie geahnte Erfolge
errungen.

Wer sich über den gegenwärtigen Stand
der drahtlosen Telegraphie unterrichten will,
der greife zu Zennecks Buch. Aus dem Leit¬
faden (erste Auflage) ist in der zweiten Auf¬
lage ein Lehrbuch geworden, das über alle
technischen Fragen der drahtlosen Telegraphie
Auskunft gibt.

[Spaltenumbruch]

Zunächst werden die Schwingungsvorgänge
in einem geschlossenen Kondensatorkreis unter¬
sucht, dann in einem offenen. Wir lernen
ferner die verschiedenen Methoden der Er¬
zeugung ungedämpfter Schwingungen kennen
und ihre außerordentlich große Bedeutung für
die Praxis. Doch nicht genug damit, daß
man die Schwingungen erzeugt, man muß
sie an der Empfangsstation auch nachweisen
können. Dazu dienen die Wellenanzeigor oder
Detektoren, denen ein besonderes Kapitel ge¬
widmet ist. Natürlich wird auch des ebenso
wichtigen wie interessanten Problems der
gerichteten Telegraphie ohne Draht gedacht,
von dessen Lösung man außer einer besseren
Energieausnutzung einen Fortschritt in der
Geheimhalmng der Telegramme und die
Möglichkeit eines ungestörten Neben ein ein der-
arbeitens mehrerer Stationen erwartet. Wie¬
weit die Versuche der Sprachübertragung
durch elektromagnetische Wellen, also eine
drahtlose Telephonie, gediehen sind, wird in
einem Schlußkapitel auseinandergesetzt.

Zennecks Buch ist nicht für Laien, sondern
für Physikalisch Borgebildete geschrieben. Die
theoretischen Ergänzungen befinden sich in
eineni Anhang, so daß sie den Nichtmathema-
tiker bei der Lektüre nicht stören. Erwähnt
sei noch, daß zahlreiche gute Abbildungen und
Skizzen zum Verständnis des Inhaltes bei¬
tragen.

Eine andere Aufgabe hat sich H Thurn
in seinem Büchlein gestellt. Ihm kommt es
in erster Linie darauf an, die Verwendung
der Funkentelegraphie zu zeigen und ihren
Einfluß auf das Verkehrsleben darzustellen.
Seine Ausführungen hierüber sind interessant
zu lesen und bringen jedem, der außerhalb
der Praxis steht, viel Neues. Die furcht¬
baren Ereignisse beim Untergang der „Titanic"
sind uns allen noch in Erinnerung, auch die
guten Dienste, welche die Funkentelegraphie
damals leistete. Und was hätte sie noch
leisten können, wenn alle Dampfer, die sich
in Reichweite befanden, Funkenstationen an
Bord gehabt hätten I Thurn behandelt ein¬
gehend die Funkentelegraphie im Seeverkehr
und zeigt an Beispielen ihre Wichtigkeit.
Auch ihre Bedeutung für die Luftschiffahrt,
für den Zeitsignaldienst, für den Wetterdienst
und für den Kriegsfall wird erörtert. Wie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/354>, abgerufen am 27.07.2024.