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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Aus der Innigkeit der Seele des heiligen
Franziskus, dieses "Mindesten aller Brüder",
war ein neuer Morgen des Fühlens ange¬
brochen; wenn auch keine andere innere
Gemeinschaft der Menschen als die nach der
Ordensregel und dem Klosterleben begriff:
dennoch ist diese Liebe, diese Demut, auf
die er und die Seinen ihre Seele gestellt
haben, eines neuen heiligen Geistes voll.
Es ist eine Demut vor den Dingen, den
Erscheinungen, vor dem Dasein; eine neue
Entdeckung der Welt ist es, voll namen¬
losen Glücks in einer neugewonnenen unver¬
lierbaren Kindlichkeit.

[Spaltenumbruch]

buch geworden sind. Die schlichte Plastik, mit
der in diesen Geschichten das Ringen um
Reinheit und Einheit geschildert wird, greift
ans Herz; sie weist auch schon eine ähnliche
Meisterschaft der Erzählung auf, wie sie in
jener Zeit der Novelle eigen ist. Eine deutsche
Übertragung erschien erst vor wenigen Jahren
besorgt von Otto Freiherrn v. Taube, bei
Diederichs in Jena; diese neue billige Über¬
setzung will Wohl tiefer ins Volk dringen und
soll vermeidet sie auch besser ac Anklänge an
den Chronikenstil, den das frühere Buch nicht
ohne Glück wiedergab. Sie liest sich vor allem
leichtflüssig und gut deutsch; sie ist von Rudolf
G. Binding, der sein Verständnis für den
Anschauungsmittelpunkt jener Zeit auch in einer
Novelle seines Buches "Die Geige" (Insel-
Verlag) in vortrefflicher Weise gestaltet hat
und diese "Blümlein" mit kurzen aber schönen
,
Dr. Max Meil Worten einleitet. in

[Ende Spaltensatz]

Was von diesen wunderbar aufgeblühten
Gemütern zu erzählen ist: Kampf und Über¬
windung und das Wunder derGebetserhörung,
das iheilt kleinen Legenden aufgezeichnet worden;
zuerst in lateinischer Sprache, im vierzehnten
Jahrhundert, und später in vielen italienischen
Ausgaben, in denen die "Fioretti" ein Volks¬




Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
Verantwortlich: der Herausgeber George Cleinow in Schöneberg. -- Manustriptsendungen und Briefe werden
behufs schneller Erledigung möglichst Dienstags und Mittwochs erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzbotrn w Friede""" bei Berlin. Hedwigftr. 1".
Fernsprecher der Schristleitung: Amt llhland LKM, des Verlags: Amt Lü"vo KS10.
Verlag: Verlag der "renzboten Si. in. b. H. in Berlin SV. 11.
"rü": .Der ReichSb-t"" ". in. b. H. ir. Berlin SV/. 11, Dessauer Straf," 86/37.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Aus der Innigkeit der Seele des heiligen
Franziskus, dieses „Mindesten aller Brüder",
war ein neuer Morgen des Fühlens ange¬
brochen; wenn auch keine andere innere
Gemeinschaft der Menschen als die nach der
Ordensregel und dem Klosterleben begriff:
dennoch ist diese Liebe, diese Demut, auf
die er und die Seinen ihre Seele gestellt
haben, eines neuen heiligen Geistes voll.
Es ist eine Demut vor den Dingen, den
Erscheinungen, vor dem Dasein; eine neue
Entdeckung der Welt ist es, voll namen¬
losen Glücks in einer neugewonnenen unver¬
lierbaren Kindlichkeit.

[Spaltenumbruch]

buch geworden sind. Die schlichte Plastik, mit
der in diesen Geschichten das Ringen um
Reinheit und Einheit geschildert wird, greift
ans Herz; sie weist auch schon eine ähnliche
Meisterschaft der Erzählung auf, wie sie in
jener Zeit der Novelle eigen ist. Eine deutsche
Übertragung erschien erst vor wenigen Jahren
besorgt von Otto Freiherrn v. Taube, bei
Diederichs in Jena; diese neue billige Über¬
setzung will Wohl tiefer ins Volk dringen und
soll vermeidet sie auch besser ac Anklänge an
den Chronikenstil, den das frühere Buch nicht
ohne Glück wiedergab. Sie liest sich vor allem
leichtflüssig und gut deutsch; sie ist von Rudolf
G. Binding, der sein Verständnis für den
Anschauungsmittelpunkt jener Zeit auch in einer
Novelle seines Buches „Die Geige" (Insel-
Verlag) in vortrefflicher Weise gestaltet hat
und diese „Blümlein" mit kurzen aber schönen
,
Dr. Max Meil Worten einleitet. in

[Ende Spaltensatz]

Was von diesen wunderbar aufgeblühten
Gemütern zu erzählen ist: Kampf und Über¬
windung und das Wunder derGebetserhörung,
das iheilt kleinen Legenden aufgezeichnet worden;
zuerst in lateinischer Sprache, im vierzehnten
Jahrhundert, und später in vielen italienischen
Ausgaben, in denen die „Fioretti" ein Volks¬




Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
Verantwortlich: der Herausgeber George Cleinow in Schöneberg. — Manustriptsendungen und Briefe werden
behufs schneller Erledigung möglichst Dienstags und Mittwochs erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzbotrn w Friede»«« bei Berlin. Hedwigftr. 1».
Fernsprecher der Schristleitung: Amt llhland LKM, des Verlags: Amt Lü»vo KS10.
Verlag: Verlag der «renzboten Si. in. b. H. in Berlin SV. 11.
»rü«: .Der ReichSb-t«" «. in. b. H. ir. Berlin SV/. 11, Dessauer Straf,« 86/37.


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[0644] Maßgebliches und Unmaßgebliches Aus der Innigkeit der Seele des heiligen Franziskus, dieses „Mindesten aller Brüder", war ein neuer Morgen des Fühlens ange¬ brochen; wenn auch keine andere innere Gemeinschaft der Menschen als die nach der Ordensregel und dem Klosterleben begriff: dennoch ist diese Liebe, diese Demut, auf die er und die Seinen ihre Seele gestellt haben, eines neuen heiligen Geistes voll. Es ist eine Demut vor den Dingen, den Erscheinungen, vor dem Dasein; eine neue Entdeckung der Welt ist es, voll namen¬ losen Glücks in einer neugewonnenen unver¬ lierbaren Kindlichkeit. buch geworden sind. Die schlichte Plastik, mit der in diesen Geschichten das Ringen um Reinheit und Einheit geschildert wird, greift ans Herz; sie weist auch schon eine ähnliche Meisterschaft der Erzählung auf, wie sie in jener Zeit der Novelle eigen ist. Eine deutsche Übertragung erschien erst vor wenigen Jahren besorgt von Otto Freiherrn v. Taube, bei Diederichs in Jena; diese neue billige Über¬ setzung will Wohl tiefer ins Volk dringen und soll vermeidet sie auch besser ac Anklänge an den Chronikenstil, den das frühere Buch nicht ohne Glück wiedergab. Sie liest sich vor allem leichtflüssig und gut deutsch; sie ist von Rudolf G. Binding, der sein Verständnis für den Anschauungsmittelpunkt jener Zeit auch in einer Novelle seines Buches „Die Geige" (Insel- Verlag) in vortrefflicher Weise gestaltet hat und diese „Blümlein" mit kurzen aber schönen , Dr. Max Meil Worten einleitet. in Was von diesen wunderbar aufgeblühten Gemütern zu erzählen ist: Kampf und Über¬ windung und das Wunder derGebetserhörung, das iheilt kleinen Legenden aufgezeichnet worden; zuerst in lateinischer Sprache, im vierzehnten Jahrhundert, und später in vielen italienischen Ausgaben, in denen die „Fioretti" ein Volks¬ Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet. Verantwortlich: der Herausgeber George Cleinow in Schöneberg. — Manustriptsendungen und Briefe werden behufs schneller Erledigung möglichst Dienstags und Mittwochs erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzbotrn w Friede»«« bei Berlin. Hedwigftr. 1». Fernsprecher der Schristleitung: Amt llhland LKM, des Verlags: Amt Lü»vo KS10. Verlag: Verlag der «renzboten Si. in. b. H. in Berlin SV. 11. »rü«: .Der ReichSb-t«" «. in. b. H. ir. Berlin SV/. 11, Dessauer Straf,« 86/37.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/644>, abgerufen am 29.06.2024.