Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.Bulgarische Balladen Mutter weinte ob der Maid Verderben; Hätte sie zur treusten Magd erkoren. Doch Held Marko: nein, sie mußte sterben, Liebe hatte ich ihr ja geschworen -- Grüne Eichen pflanzt er. einen tiefen Brunnen gräbt er, baut die Klostermauer, Wo im dürren Sand nur Schlangen schliefen, singt ein Lied dazu voll düstrer Trauer. Zar Jäher Jäher, der Bulgarenzarschweigt so wild beim Festgelage, Weil er mit gewaltgem Schlage Kühn den Tttrk, der Held, der Zar, niederwarf für immerdar. Hüte dich, gewaltger Zar! Tückisch sind Mohammeds Rotten, Freche Räuber, hartgesotten Kriegsgesindel, nimmer spotten, Jäher, Jäher, mächtger Zar. Sollst du ihrer ständigen Schar. Kommt ein Bote: Heil dir. Zar! Elend ist der Tttrk geflohen; Doch ich sah den frechen rohen Feind im Fliehn dein Schloß bedrohen, Sieg" und ruhmgekrönter Zar, Wo Helena kämmt ihr Haar. Stürmt vom Mahl hinaus der Zar, Der den Heiden Tod geschworen. Vor Rakoljas offnen Toren Hat der letzte Tttrk verloren Ehr und Leben. Jubel, Zar, Dir und deiner tapfrer Schar I In das Schloß tritt ein der Zar, Findet Diener tot und Wache, Leer das Bett im Brautgemache -- Dampfend noch von blutger Rache In die Kirche dringt der Zar -- Kniee Helena beim Altar. Bulgarische Balladen Mutter weinte ob der Maid Verderben; Hätte sie zur treusten Magd erkoren. Doch Held Marko: nein, sie mußte sterben, Liebe hatte ich ihr ja geschworen — Grüne Eichen pflanzt er. einen tiefen Brunnen gräbt er, baut die Klostermauer, Wo im dürren Sand nur Schlangen schliefen, singt ein Lied dazu voll düstrer Trauer. Zar Jäher Jäher, der Bulgarenzarschweigt so wild beim Festgelage, Weil er mit gewaltgem Schlage Kühn den Tttrk, der Held, der Zar, niederwarf für immerdar. Hüte dich, gewaltger Zar! Tückisch sind Mohammeds Rotten, Freche Räuber, hartgesotten Kriegsgesindel, nimmer spotten, Jäher, Jäher, mächtger Zar. Sollst du ihrer ständigen Schar. Kommt ein Bote: Heil dir. Zar! Elend ist der Tttrk geflohen; Doch ich sah den frechen rohen Feind im Fliehn dein Schloß bedrohen, Sieg» und ruhmgekrönter Zar, Wo Helena kämmt ihr Haar. Stürmt vom Mahl hinaus der Zar, Der den Heiden Tod geschworen. Vor Rakoljas offnen Toren Hat der letzte Tttrk verloren Ehr und Leben. Jubel, Zar, Dir und deiner tapfrer Schar I In das Schloß tritt ein der Zar, Findet Diener tot und Wache, Leer das Bett im Brautgemache — Dampfend noch von blutger Rache In die Kirche dringt der Zar — Kniee Helena beim Altar. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0584" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325454"/> <fw type="header" place="top"> Bulgarische Balladen</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_39" type="poem"> <l> Mutter weinte ob der Maid Verderben;<lb/> Hätte sie zur treusten Magd erkoren.<lb/> Doch Held Marko: nein, sie mußte sterben,<lb/> Liebe hatte ich ihr ja geschworen —</l> <l> Grüne Eichen pflanzt er. einen tiefen<lb/> Brunnen gräbt er, baut die Klostermauer,<lb/> Wo im dürren Sand nur Schlangen schliefen,<lb/> singt ein Lied dazu voll düstrer Trauer.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_40" type="poem"> <head> Zar Jäher</head> <l> Jäher, der Bulgarenzar<lb/> schweigt so wild beim Festgelage,<lb/> Weil er mit gewaltgem Schlage<lb/> Kühn den Tttrk, der Held, der Zar,<lb/> niederwarf für immerdar. Hüte dich, gewaltger Zar!<lb/> Tückisch sind Mohammeds Rotten,<lb/> Freche Räuber, hartgesotten<lb/> Kriegsgesindel, nimmer spotten,<lb/> Jäher, Jäher, mächtger Zar.<lb/> Sollst du ihrer ständigen Schar. Kommt ein Bote: Heil dir. Zar!<lb/> Elend ist der Tttrk geflohen;<lb/> Doch ich sah den frechen rohen<lb/> Feind im Fliehn dein Schloß bedrohen,<lb/> Sieg» und ruhmgekrönter Zar,<lb/> Wo Helena kämmt ihr Haar. Stürmt vom Mahl hinaus der Zar,<lb/> Der den Heiden Tod geschworen.<lb/> Vor Rakoljas offnen Toren<lb/> Hat der letzte Tttrk verloren<lb/> Ehr und Leben. Jubel, Zar,<lb/> Dir und deiner tapfrer Schar I In das Schloß tritt ein der Zar,<lb/> Findet Diener tot und Wache,<lb/> Leer das Bett im Brautgemache —<lb/> Dampfend noch von blutger Rache<lb/> In die Kirche dringt der Zar<lb/> — Kniee Helena beim Altar. </l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0584]
Bulgarische Balladen
Mutter weinte ob der Maid Verderben;
Hätte sie zur treusten Magd erkoren.
Doch Held Marko: nein, sie mußte sterben,
Liebe hatte ich ihr ja geschworen — Grüne Eichen pflanzt er. einen tiefen
Brunnen gräbt er, baut die Klostermauer,
Wo im dürren Sand nur Schlangen schliefen,
singt ein Lied dazu voll düstrer Trauer.
Zar Jäher Jäher, der Bulgarenzar
schweigt so wild beim Festgelage,
Weil er mit gewaltgem Schlage
Kühn den Tttrk, der Held, der Zar,
niederwarf für immerdar. Hüte dich, gewaltger Zar!
Tückisch sind Mohammeds Rotten,
Freche Räuber, hartgesotten
Kriegsgesindel, nimmer spotten,
Jäher, Jäher, mächtger Zar.
Sollst du ihrer ständigen Schar. Kommt ein Bote: Heil dir. Zar!
Elend ist der Tttrk geflohen;
Doch ich sah den frechen rohen
Feind im Fliehn dein Schloß bedrohen,
Sieg» und ruhmgekrönter Zar,
Wo Helena kämmt ihr Haar. Stürmt vom Mahl hinaus der Zar,
Der den Heiden Tod geschworen.
Vor Rakoljas offnen Toren
Hat der letzte Tttrk verloren
Ehr und Leben. Jubel, Zar,
Dir und deiner tapfrer Schar I In das Schloß tritt ein der Zar,
Findet Diener tot und Wache,
Leer das Bett im Brautgemache —
Dampfend noch von blutger Rache
In die Kirche dringt der Zar
— Kniee Helena beim Altar.
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