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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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von einer neuen und anderen Sozialpolitik

die bisher bei uns Sozialpolitik hieß. Hier wird nicht die Organisation, sondern
die Familie und der einzelne Mann gestärkt. Hier wird nicht zur Ab¬
hängigkeit von irgendwer", sondern zum Selbstvertrauen, zur Selbsthilfe und
zum Stolz des freien Mannes erzogen. Hier wird nicht mit materiellen Gütern
beschenkt, sondern trainiert zur Kraft.

Auf der Tagung wurde von einigen Arbeitervertretern mit großem Nach¬
druck gesagt: man dürfe nicht hoffen die Sozialdemokratie durch allerlei materielle
Bevorteilungen zu übertrumpfen. Denn die Kraft der Sozialdemokratie sei ihre
Idee und der Opfermut für diese Idee. Das ist sehr richtig. Also setzen wir
Idee gegen Idee, Opfer gegen Opfer, Geist gegen Geist, nämlich gegen den
Geist der demagogischen Scheinfreiheit und des sozialistischen Terrorismus den
Geist der volkstümlichen wahren Freiheit, der alten deutschen Bürger- und
Mannesfreiheit, welche der starke Freiherr von Stein uns Deutschen vor hundert
Jahren schon einmal wiederhergestellt hat.

Wenn dieses schwere Werk gelingt, so werden auch jene Krankheits¬
gespenster, die uns am Eingang unserer Betrachtung erschreckten, wieder ver¬
schwinden. Denn sie sind alle nur Folgeerscheinungen der Vergroßstädterung
des Volkes, des Nachlassens der Unternehmungskrast in den atomisierten Massen.
Der Rückgang der Geburten wird dann aufhören, desgleichen das Hereinquellen
der Fremden, und Germanien wird dann wieder wie seit zweitausend Jahren
die Welt erobern können, mit dem gesunden und lebensfroher jungen Blut,
das es übrig hat. Ein Volk hat genau soviel Nachwuchs als es Lebensmut,
Hoffnung auf die Zukunft und Selbstvertrauen hat. Je mehr Heimstätten, um
so mehr Kinder. Die Sparkraft des einzelnen Mannes zu pflegen,
das Ersparte in seine Hand zu legen als ein Werkzeug der Selb¬
ständigkeit und Freiheit, Heimstätten gründen helfen, dies ist die
Aufgabe der neuen Einrichtung, welche öffentlich-rechtliche Lebens¬
versicherung heißt.




von einer neuen und anderen Sozialpolitik

die bisher bei uns Sozialpolitik hieß. Hier wird nicht die Organisation, sondern
die Familie und der einzelne Mann gestärkt. Hier wird nicht zur Ab¬
hängigkeit von irgendwer«, sondern zum Selbstvertrauen, zur Selbsthilfe und
zum Stolz des freien Mannes erzogen. Hier wird nicht mit materiellen Gütern
beschenkt, sondern trainiert zur Kraft.

Auf der Tagung wurde von einigen Arbeitervertretern mit großem Nach¬
druck gesagt: man dürfe nicht hoffen die Sozialdemokratie durch allerlei materielle
Bevorteilungen zu übertrumpfen. Denn die Kraft der Sozialdemokratie sei ihre
Idee und der Opfermut für diese Idee. Das ist sehr richtig. Also setzen wir
Idee gegen Idee, Opfer gegen Opfer, Geist gegen Geist, nämlich gegen den
Geist der demagogischen Scheinfreiheit und des sozialistischen Terrorismus den
Geist der volkstümlichen wahren Freiheit, der alten deutschen Bürger- und
Mannesfreiheit, welche der starke Freiherr von Stein uns Deutschen vor hundert
Jahren schon einmal wiederhergestellt hat.

Wenn dieses schwere Werk gelingt, so werden auch jene Krankheits¬
gespenster, die uns am Eingang unserer Betrachtung erschreckten, wieder ver¬
schwinden. Denn sie sind alle nur Folgeerscheinungen der Vergroßstädterung
des Volkes, des Nachlassens der Unternehmungskrast in den atomisierten Massen.
Der Rückgang der Geburten wird dann aufhören, desgleichen das Hereinquellen
der Fremden, und Germanien wird dann wieder wie seit zweitausend Jahren
die Welt erobern können, mit dem gesunden und lebensfroher jungen Blut,
das es übrig hat. Ein Volk hat genau soviel Nachwuchs als es Lebensmut,
Hoffnung auf die Zukunft und Selbstvertrauen hat. Je mehr Heimstätten, um
so mehr Kinder. Die Sparkraft des einzelnen Mannes zu pflegen,
das Ersparte in seine Hand zu legen als ein Werkzeug der Selb¬
ständigkeit und Freiheit, Heimstätten gründen helfen, dies ist die
Aufgabe der neuen Einrichtung, welche öffentlich-rechtliche Lebens¬
versicherung heißt.




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[0324] von einer neuen und anderen Sozialpolitik die bisher bei uns Sozialpolitik hieß. Hier wird nicht die Organisation, sondern die Familie und der einzelne Mann gestärkt. Hier wird nicht zur Ab¬ hängigkeit von irgendwer«, sondern zum Selbstvertrauen, zur Selbsthilfe und zum Stolz des freien Mannes erzogen. Hier wird nicht mit materiellen Gütern beschenkt, sondern trainiert zur Kraft. Auf der Tagung wurde von einigen Arbeitervertretern mit großem Nach¬ druck gesagt: man dürfe nicht hoffen die Sozialdemokratie durch allerlei materielle Bevorteilungen zu übertrumpfen. Denn die Kraft der Sozialdemokratie sei ihre Idee und der Opfermut für diese Idee. Das ist sehr richtig. Also setzen wir Idee gegen Idee, Opfer gegen Opfer, Geist gegen Geist, nämlich gegen den Geist der demagogischen Scheinfreiheit und des sozialistischen Terrorismus den Geist der volkstümlichen wahren Freiheit, der alten deutschen Bürger- und Mannesfreiheit, welche der starke Freiherr von Stein uns Deutschen vor hundert Jahren schon einmal wiederhergestellt hat. Wenn dieses schwere Werk gelingt, so werden auch jene Krankheits¬ gespenster, die uns am Eingang unserer Betrachtung erschreckten, wieder ver¬ schwinden. Denn sie sind alle nur Folgeerscheinungen der Vergroßstädterung des Volkes, des Nachlassens der Unternehmungskrast in den atomisierten Massen. Der Rückgang der Geburten wird dann aufhören, desgleichen das Hereinquellen der Fremden, und Germanien wird dann wieder wie seit zweitausend Jahren die Welt erobern können, mit dem gesunden und lebensfroher jungen Blut, das es übrig hat. Ein Volk hat genau soviel Nachwuchs als es Lebensmut, Hoffnung auf die Zukunft und Selbstvertrauen hat. Je mehr Heimstätten, um so mehr Kinder. Die Sparkraft des einzelnen Mannes zu pflegen, das Ersparte in seine Hand zu legen als ein Werkzeug der Selb¬ ständigkeit und Freiheit, Heimstätten gründen helfen, dies ist die Aufgabe der neuen Einrichtung, welche öffentlich-rechtliche Lebens¬ versicherung heißt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/324>, abgerufen am 22.12.2024.