Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.I^stikunclis Komam psräiäers schuß von Belang mehr erzielte, . . . sondern sie kauften die Bauern¬ Betrachten wir nun die Dinge bei uns, so kann es scheinen, als ob wir Die verhängnisvolle Ähnlichkeit der Verhältnisse scheint sich aber auch auf I^stikunclis Komam psräiäers schuß von Belang mehr erzielte, . . . sondern sie kauften die Bauern¬ Betrachten wir nun die Dinge bei uns, so kann es scheinen, als ob wir Die verhängnisvolle Ähnlichkeit der Verhältnisse scheint sich aber auch auf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0084" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322485"/> <fw type="header" place="top"> I^stikunclis Komam psräiäers</fw><lb/> <p xml:id="ID_310" prev="#ID_309"> schuß von Belang mehr erzielte, . . . sondern sie kauften die Bauern¬<lb/> stellen auf und verwandelten sie im besten Fall in Meierhöfe mit Sklaven-<lb/> wirtschaft. Man nannte das ebenfalls Ackerbau; in der Tat war es wesentlich<lb/> die Anwendung der Kapitalwirtschaft auf die Erzeugung der Bodenfrüchte."<lb/> So gab es jetzt eine neue Form von Latifundien: den Großbesitz mit<lb/> kaufmännischen Großbetrieb, weil die alte bäuerliche Betriebsweise, ob<lb/> im Kleinen oder im Großen, wirtschaftlich nicht mehr bestehen konnte. Das<lb/> Wort I-Munäium aber hat im Laufe von drei Jahrhunderten einen ähnlichen<lb/> Wechsel seiner Bedeutung durchgemacht, wie das Wort eques. Wie aus dem<lb/> Rittersmann ein Großkaufmann wurde, so wurde aus dem patriarchalischen<lb/> Latifundium ein plutokratisches, aus dem „herrschaftlich" betriebenen Großbesitz<lb/> des Landedelmanns der kaufmännisch geleitete Großbetrieb des Handelsherrn<lb/> oder gar der Handelsgesellschaft. Die alten Worte eques und latikunciium<lb/> behielt man bei, obwohl ihr Sinn und Wert sich völlig geändert hatte, l^tikunäia<lb/> Komam peräiäerö bedeutet also soviel als: Nom ist zu Grunde gegangen<lb/> an dem kapitalistischen Betriebe der Landwirtschaft, verbunden mit<lb/> dem Einströmen unverheirateter ausländischer Arbeiter, oder: nicht<lb/> die Siege der Germanen, sondern die Entvölkerung des platten<lb/> Landes von nationalen Arbeiterfamilien hat Nom vernichtet.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_311"> Betrachten wir nun die Dinge bei uns, so kann es scheinen, als ob wir<lb/> ganz demselben trostlosen Ziel zusteuern, wie das alte Rom. Denn die rein<lb/> kapitalistische Wirtschaftsweise und das Gewimmel von unverheirateten, land¬<lb/> fremden Arbeitern finden wir in haarscharfer Ähnlichkeit bereits im heutigen<lb/> Deutschland wieder. Sombart sagt: „Man muß die rationell betriebenen Guts¬<lb/> wirtschaften dieser Provinzen (gemeint sind: Sachsen, Braunschweig, Schleswig-<lb/> Holstein) aus eigener Anschauung kennen, um zu wissen, daß ihre Organisation<lb/> wie ihre ganze Geschäftsführung in nichts von denen eines großen industriellen<lb/> oder kommerziellen Unternehmens verschieden ist. Hier herrschen Erwerbsprinzip<lb/> und ökonomischer Rationalismus unbeschränkt, in den großen Arnheims stehen<lb/> die stattlichen Reihen der Hauptbücher, die Zahlungen werden durch Über¬<lb/> weisungen auf das Girokonto bei der Reichsbank geleistet, und die Hauptarbeit<lb/> wird von einen: Heere freier (das heißt von Boden und Familie losgelöster)<lb/> geldgelohnter Wanderarbeiter verrichtet." In den zehn Jahren, die verflossen<lb/> sind, seitdeni diese Worte geschrieben wurden, ist die Entwicklung immer mehr<lb/> von der früheren „herrschaftlichen" oder „bäuerlichen" Betriebsweise zur rein<lb/> geldwirtschaftlicher oder kaufmännischen fortgeschritten. Wir können dagegen<lb/> nichts machen: denn die letztere Betriebsweise ist rein wirtschaftlich die über¬<lb/> legene.</p><lb/> <p xml:id="ID_312" next="#ID_313"> Die verhängnisvolle Ähnlichkeit der Verhältnisse scheint sich aber auch auf<lb/> dasjenige Heilmittel zu erstrecken, das heute vor allem zur Bekämpfung von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0084]
I^stikunclis Komam psräiäers
schuß von Belang mehr erzielte, . . . sondern sie kauften die Bauern¬
stellen auf und verwandelten sie im besten Fall in Meierhöfe mit Sklaven-
wirtschaft. Man nannte das ebenfalls Ackerbau; in der Tat war es wesentlich
die Anwendung der Kapitalwirtschaft auf die Erzeugung der Bodenfrüchte."
So gab es jetzt eine neue Form von Latifundien: den Großbesitz mit
kaufmännischen Großbetrieb, weil die alte bäuerliche Betriebsweise, ob
im Kleinen oder im Großen, wirtschaftlich nicht mehr bestehen konnte. Das
Wort I-Munäium aber hat im Laufe von drei Jahrhunderten einen ähnlichen
Wechsel seiner Bedeutung durchgemacht, wie das Wort eques. Wie aus dem
Rittersmann ein Großkaufmann wurde, so wurde aus dem patriarchalischen
Latifundium ein plutokratisches, aus dem „herrschaftlich" betriebenen Großbesitz
des Landedelmanns der kaufmännisch geleitete Großbetrieb des Handelsherrn
oder gar der Handelsgesellschaft. Die alten Worte eques und latikunciium
behielt man bei, obwohl ihr Sinn und Wert sich völlig geändert hatte, l^tikunäia
Komam peräiäerö bedeutet also soviel als: Nom ist zu Grunde gegangen
an dem kapitalistischen Betriebe der Landwirtschaft, verbunden mit
dem Einströmen unverheirateter ausländischer Arbeiter, oder: nicht
die Siege der Germanen, sondern die Entvölkerung des platten
Landes von nationalen Arbeiterfamilien hat Nom vernichtet.
Betrachten wir nun die Dinge bei uns, so kann es scheinen, als ob wir
ganz demselben trostlosen Ziel zusteuern, wie das alte Rom. Denn die rein
kapitalistische Wirtschaftsweise und das Gewimmel von unverheirateten, land¬
fremden Arbeitern finden wir in haarscharfer Ähnlichkeit bereits im heutigen
Deutschland wieder. Sombart sagt: „Man muß die rationell betriebenen Guts¬
wirtschaften dieser Provinzen (gemeint sind: Sachsen, Braunschweig, Schleswig-
Holstein) aus eigener Anschauung kennen, um zu wissen, daß ihre Organisation
wie ihre ganze Geschäftsführung in nichts von denen eines großen industriellen
oder kommerziellen Unternehmens verschieden ist. Hier herrschen Erwerbsprinzip
und ökonomischer Rationalismus unbeschränkt, in den großen Arnheims stehen
die stattlichen Reihen der Hauptbücher, die Zahlungen werden durch Über¬
weisungen auf das Girokonto bei der Reichsbank geleistet, und die Hauptarbeit
wird von einen: Heere freier (das heißt von Boden und Familie losgelöster)
geldgelohnter Wanderarbeiter verrichtet." In den zehn Jahren, die verflossen
sind, seitdeni diese Worte geschrieben wurden, ist die Entwicklung immer mehr
von der früheren „herrschaftlichen" oder „bäuerlichen" Betriebsweise zur rein
geldwirtschaftlicher oder kaufmännischen fortgeschritten. Wir können dagegen
nichts machen: denn die letztere Betriebsweise ist rein wirtschaftlich die über¬
legene.
Die verhängnisvolle Ähnlichkeit der Verhältnisse scheint sich aber auch auf
dasjenige Heilmittel zu erstrecken, das heute vor allem zur Bekämpfung von
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