Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Schöne Literatur Es ist unter dem Pnket Lyrik, das ich an¬ Joseph" Mes veröffentlichte "Neue Ge¬ Auch die "Gedichte" von Margarete Margarete Windthorst mehr Plastik, mehr "Am Tor des Abends" betitelt sich ein Die sozialistischen Verse "Empor" von Und nun wird Licht I Das "Hellenische Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Schöne Literatur Es ist unter dem Pnket Lyrik, das ich an¬ Joseph» Mes veröffentlichte „Neue Ge¬ Auch die „Gedichte" von Margarete Margarete Windthorst mehr Plastik, mehr „Am Tor des Abends" betitelt sich ein Die sozialistischen Verse „Empor" von Und nun wird Licht I Das „Hellenische <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0342" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322744"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341895_322400/figures/grenzboten_341895_322400_322744_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <cb type="start"/> <div n="2"> <head> Schöne Literatur</head> <p xml:id="ID_1636"> Es ist unter dem Pnket Lyrik, das ich an¬<lb/> zeigen soll, wenig Bemerkenswertes; einige<lb/> Bücher scheiden aus als gänzlich unbrauchbar.<lb/> Sie sind nicht da für eine ernsthafte Kritik;<lb/> der Druck gibt ihnen noch keine Berechtigung.</p> <p xml:id="ID_1637"> Joseph» Mes veröffentlichte „Neue Ge¬<lb/> dichte". Man erkennt aus ihnen wenigstens<lb/> ein ernstes, treues Streben und Talent. Be¬<lb/> sonders dieLandschaftsbilder bergen mancherlei,<lb/> was den Leser aufhorchen läßt. Die Dich¬<lb/> terin liebt den Herbst und seine klaren Träume,<lb/> seine Wehmut und Erfüllung. Sie zeichnet<lb/> mitunter deutlich und umrißrein. Auch zu<lb/> gestalten versucht sie, wenngleich die Kräfte<lb/> hier gelegentlich zu versagen scheinen. Die<lb/> Kindergedichte konnten mir weniger behagen.<lb/> Ich glaube, Josepha Metz wird noch mancherlei<lb/> Erfreuliches bescheren; nichts Großes und<lb/> Neues, aber Schlichtes und Jnniges, wie es<lb/> ihrer Gabe angemessen ist. Das Buch (Ver¬<lb/> lag Neues Leben, Berlin) ist einfach, ge¬<lb/> schmackvoll ausgestattet; es erweckt'Hoffnung<lb/> auf Erfüllungen.</p> <p xml:id="ID_1638" next="#ID_1639"> Auch die „Gedichte" von Margarete<lb/> Windthorst (Deutsche Verlagsanstalt, Stutt¬<lb/> gart-Leipzig) verdienen Beachtung. Der Band<lb/> ist recht umfangreich, ein wenig überschweng¬<lb/> lich. Aber manches sanfte Lied gleitet vor¬<lb/> über mit einschmeichelnden Klänge. „Abend¬<lb/> frieden", „Dämmerstunde", „Erste Liebe",<lb/> „Schwesterlein, kommt", „Abend in der Berg¬<lb/> schlucht", „In ein Stammbuch", „Idyll",<lb/> „Abend am Kamin", „Auch das ist Winter¬<lb/> tag", „Wanderers Weihnacht" gehören zu den<lb/> besten Gedichten des Buches und gleichen den<lb/> stillen, bescheidenen Wegeblnmen, auf denen<lb/> gern des Wanderers Auge rastet. Wenn</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1639" prev="#ID_1638"> Margarete Windthorst mehr Plastik, mehr<lb/> innerliche Kraft entwickelte, könnte sie eine<lb/> reifere Künstlerin werden. Die größeren Stücke<lb/> sind zu breit, zu gestaltlos; aber die gedank¬<lb/> lichen („Terzinen über das Leben") wiffen<lb/> zu fesseln und beweisen wenigstens, daß die<lb/> Verfasserin über das Idylle, Liedhafte hinauf¬<lb/> strebt. Hier ist der Weg, den sie verfolgen<lb/> muß. Die Zukunft wird dnrtun, ob die<lb/> sympathische Dichterin ihre Erstlingsgabe als<lb/> Einleitung oder Vollendung betrachtet. Ich<lb/> hoffe, sie bald' auf jener höheren Stufe zu<lb/> sehen, die ihr durch Ernst und Fleiß gewiß<lb/> beschieden sein wird.</p> <p xml:id="ID_1640"> „Am Tor des Abends" betitelt sich ein<lb/> Liederheft von Theodor Zlocisti (Jndischer<lb/> Verlag, Berlin >V. 16). Ich erwähne es nur<lb/> darum, weil hier das Judentum rein und<lb/> ehrlich hervortritt, nicht verbrämt mit Deutsch¬<lb/> tümelei und christlichen Allüren. Die Gedichte<lb/> selbst verraten mehr Wollen als Vollbringen<lb/> und einen — wenn auch nicht gerade ab¬<lb/> schreckenden — Dilettantismus, der weiteres<lb/> Eingehen unnötig macht.</p> <p xml:id="ID_1641"> Die sozialistischen Verse „Empor" von<lb/> Karl Frohmr (Hamburg, Alter u. Co.) er¬<lb/> zählen viel von Sieg, Menschlichkeit, Be¬<lb/> freiung. Immerhin meiden sie allzu ten¬<lb/> denziöses Geschrei und wirken in keiner Weise<lb/> abstoßend oder brutal. Auch schlichte Lieder,<lb/> sinnige Betrachtungen sind eingeflochten, —<lb/> alles gut genieint, aber künstlerisch wertlos.</p> <p xml:id="ID_1642" next="#ID_1643"> Und nun wird Licht I Das „Hellenische<lb/> Dichterlmch" von Siegfried Metier (Veit<lb/> u. Co., Leipzig) ist ein Begleiter durchs Leben.<lb/> Die Mannigfaltigkeit, die nicht nur historische<lb/> Schönheit der Sprüche und Lieder entzückt<lb/> immer aufs neue. Leider ist die Übersetzung<lb/> nicht immer glatt und flüssig; manch un-</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0342]
[Abbildung]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Schöne Literatur Es ist unter dem Pnket Lyrik, das ich an¬
zeigen soll, wenig Bemerkenswertes; einige
Bücher scheiden aus als gänzlich unbrauchbar.
Sie sind nicht da für eine ernsthafte Kritik;
der Druck gibt ihnen noch keine Berechtigung.
Joseph» Mes veröffentlichte „Neue Ge¬
dichte". Man erkennt aus ihnen wenigstens
ein ernstes, treues Streben und Talent. Be¬
sonders dieLandschaftsbilder bergen mancherlei,
was den Leser aufhorchen läßt. Die Dich¬
terin liebt den Herbst und seine klaren Träume,
seine Wehmut und Erfüllung. Sie zeichnet
mitunter deutlich und umrißrein. Auch zu
gestalten versucht sie, wenngleich die Kräfte
hier gelegentlich zu versagen scheinen. Die
Kindergedichte konnten mir weniger behagen.
Ich glaube, Josepha Metz wird noch mancherlei
Erfreuliches bescheren; nichts Großes und
Neues, aber Schlichtes und Jnniges, wie es
ihrer Gabe angemessen ist. Das Buch (Ver¬
lag Neues Leben, Berlin) ist einfach, ge¬
schmackvoll ausgestattet; es erweckt'Hoffnung
auf Erfüllungen.
Auch die „Gedichte" von Margarete
Windthorst (Deutsche Verlagsanstalt, Stutt¬
gart-Leipzig) verdienen Beachtung. Der Band
ist recht umfangreich, ein wenig überschweng¬
lich. Aber manches sanfte Lied gleitet vor¬
über mit einschmeichelnden Klänge. „Abend¬
frieden", „Dämmerstunde", „Erste Liebe",
„Schwesterlein, kommt", „Abend in der Berg¬
schlucht", „In ein Stammbuch", „Idyll",
„Abend am Kamin", „Auch das ist Winter¬
tag", „Wanderers Weihnacht" gehören zu den
besten Gedichten des Buches und gleichen den
stillen, bescheidenen Wegeblnmen, auf denen
gern des Wanderers Auge rastet. Wenn
Margarete Windthorst mehr Plastik, mehr
innerliche Kraft entwickelte, könnte sie eine
reifere Künstlerin werden. Die größeren Stücke
sind zu breit, zu gestaltlos; aber die gedank¬
lichen („Terzinen über das Leben") wiffen
zu fesseln und beweisen wenigstens, daß die
Verfasserin über das Idylle, Liedhafte hinauf¬
strebt. Hier ist der Weg, den sie verfolgen
muß. Die Zukunft wird dnrtun, ob die
sympathische Dichterin ihre Erstlingsgabe als
Einleitung oder Vollendung betrachtet. Ich
hoffe, sie bald' auf jener höheren Stufe zu
sehen, die ihr durch Ernst und Fleiß gewiß
beschieden sein wird.
„Am Tor des Abends" betitelt sich ein
Liederheft von Theodor Zlocisti (Jndischer
Verlag, Berlin >V. 16). Ich erwähne es nur
darum, weil hier das Judentum rein und
ehrlich hervortritt, nicht verbrämt mit Deutsch¬
tümelei und christlichen Allüren. Die Gedichte
selbst verraten mehr Wollen als Vollbringen
und einen — wenn auch nicht gerade ab¬
schreckenden — Dilettantismus, der weiteres
Eingehen unnötig macht.
Die sozialistischen Verse „Empor" von
Karl Frohmr (Hamburg, Alter u. Co.) er¬
zählen viel von Sieg, Menschlichkeit, Be¬
freiung. Immerhin meiden sie allzu ten¬
denziöses Geschrei und wirken in keiner Weise
abstoßend oder brutal. Auch schlichte Lieder,
sinnige Betrachtungen sind eingeflochten, —
alles gut genieint, aber künstlerisch wertlos.
Und nun wird Licht I Das „Hellenische
Dichterlmch" von Siegfried Metier (Veit
u. Co., Leipzig) ist ein Begleiter durchs Leben.
Die Mannigfaltigkeit, die nicht nur historische
Schönheit der Sprüche und Lieder entzückt
immer aufs neue. Leider ist die Übersetzung
nicht immer glatt und flüssig; manch un-
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