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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Reichsspiegel

sich die Frage vorzulegen, ob die gegenwärtige Börsenlage schon als eine ungesunde
und gefährliche anzusehen ist. Man wird hierbei weniger die Höhe des Kurs¬
niveaus als entscheidend betrachten dürfen, als die voraussichtliche Rückwirkung
der Bewegung auf die gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse. Wie sich aus der
obigen Zusammenstellung ergibt, sind die Kurse zwar annähernd die höchsten in
den letzten zwei Jahren erreichten, sie sind aber zum Teil noch wesentlich niedriger
als während der letzten Hochkonjunktur. An sich dürfte, wie an dieser Stelle
wiederholt schon betont ist, der Verlauf der gegenwärtigen Wirtschaftskonjunktur
kaum einen Anlaß bieten, exzessive Kurssteigerungen der Montan- und Banken¬
werte für gerechtfertigt anzusehen. Denn mit wenig Ausnahmen wird diese
günstige Konjunktur doch nicht zu belangreichen Dividendenerhöhungen führen,
weder bei den Montanunternehmungen (Phönix ausgenommen) noch bei den
Banken. Sieht man auf die Rente, so waren daher die Kurse auch vor der
jüngsten Aufwärtsbewegung reichlich hoch. Die Gefahr liegt aber darin, daß diese
jetzt so markant hervortretende Steigerung ihre Fortsetzung findet, weil der
Augenblick noch nicht gekommen scheint, in welchem die Banken glauben, Einhalt
gebieten zu müssen. Mit einer Vermehrung der spekulativen Engagements und
mit einem Anwachsen der für diese schlimmsten Kredite droht aber das sichere
Fundament, welches unsere wirtschaftlichen Verhältnisse durch die Politik der
Zurückhaltung und Einschränkung gewonnen hatten, wieder in das Wanken zu
geraten. Nichts könnte daher vom Standpunkte der allgemeinen Interessen
unerwünschter sein als eine exzessive Börsenhausse im gegenwärtigen Augenblick.
Sie könnte und müßte die Reichsbank nötigen, alsbald wieder zu schärferen Ma߬
spectator regeln zu greifen.




"irantwortltch: der Herausgeber Georg" Tleinow in SchöneSerg.-- Manuskriptsendungen und Briefe werd""
erbeten unter der Adresse:
"n den Herausgeber der Grenzbote" in Friedenau bei Berlin, Hedwigstr. 1".
Fernsprecher der Schristleitung: Amt Pfalzburg K71", deS Verlag": Amt Uno->w Will.
Verlag: Berlag der "renzbot-n G. in. b. H. in Berlin SV. II.
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Reichsspiegel

sich die Frage vorzulegen, ob die gegenwärtige Börsenlage schon als eine ungesunde
und gefährliche anzusehen ist. Man wird hierbei weniger die Höhe des Kurs¬
niveaus als entscheidend betrachten dürfen, als die voraussichtliche Rückwirkung
der Bewegung auf die gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse. Wie sich aus der
obigen Zusammenstellung ergibt, sind die Kurse zwar annähernd die höchsten in
den letzten zwei Jahren erreichten, sie sind aber zum Teil noch wesentlich niedriger
als während der letzten Hochkonjunktur. An sich dürfte, wie an dieser Stelle
wiederholt schon betont ist, der Verlauf der gegenwärtigen Wirtschaftskonjunktur
kaum einen Anlaß bieten, exzessive Kurssteigerungen der Montan- und Banken¬
werte für gerechtfertigt anzusehen. Denn mit wenig Ausnahmen wird diese
günstige Konjunktur doch nicht zu belangreichen Dividendenerhöhungen führen,
weder bei den Montanunternehmungen (Phönix ausgenommen) noch bei den
Banken. Sieht man auf die Rente, so waren daher die Kurse auch vor der
jüngsten Aufwärtsbewegung reichlich hoch. Die Gefahr liegt aber darin, daß diese
jetzt so markant hervortretende Steigerung ihre Fortsetzung findet, weil der
Augenblick noch nicht gekommen scheint, in welchem die Banken glauben, Einhalt
gebieten zu müssen. Mit einer Vermehrung der spekulativen Engagements und
mit einem Anwachsen der für diese schlimmsten Kredite droht aber das sichere
Fundament, welches unsere wirtschaftlichen Verhältnisse durch die Politik der
Zurückhaltung und Einschränkung gewonnen hatten, wieder in das Wanken zu
geraten. Nichts könnte daher vom Standpunkte der allgemeinen Interessen
unerwünschter sein als eine exzessive Börsenhausse im gegenwärtigen Augenblick.
Sie könnte und müßte die Reichsbank nötigen, alsbald wieder zu schärferen Ma߬
spectator regeln zu greifen.




«irantwortltch: der Herausgeber Georg« Tleinow in SchöneSerg.— Manuskriptsendungen und Briefe werd«»
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«n den Herausgeber der Grenzbote» in Friedenau bei Berlin, Hedwigstr. 1».
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[0496] Reichsspiegel sich die Frage vorzulegen, ob die gegenwärtige Börsenlage schon als eine ungesunde und gefährliche anzusehen ist. Man wird hierbei weniger die Höhe des Kurs¬ niveaus als entscheidend betrachten dürfen, als die voraussichtliche Rückwirkung der Bewegung auf die gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse. Wie sich aus der obigen Zusammenstellung ergibt, sind die Kurse zwar annähernd die höchsten in den letzten zwei Jahren erreichten, sie sind aber zum Teil noch wesentlich niedriger als während der letzten Hochkonjunktur. An sich dürfte, wie an dieser Stelle wiederholt schon betont ist, der Verlauf der gegenwärtigen Wirtschaftskonjunktur kaum einen Anlaß bieten, exzessive Kurssteigerungen der Montan- und Banken¬ werte für gerechtfertigt anzusehen. Denn mit wenig Ausnahmen wird diese günstige Konjunktur doch nicht zu belangreichen Dividendenerhöhungen führen, weder bei den Montanunternehmungen (Phönix ausgenommen) noch bei den Banken. Sieht man auf die Rente, so waren daher die Kurse auch vor der jüngsten Aufwärtsbewegung reichlich hoch. Die Gefahr liegt aber darin, daß diese jetzt so markant hervortretende Steigerung ihre Fortsetzung findet, weil der Augenblick noch nicht gekommen scheint, in welchem die Banken glauben, Einhalt gebieten zu müssen. Mit einer Vermehrung der spekulativen Engagements und mit einem Anwachsen der für diese schlimmsten Kredite droht aber das sichere Fundament, welches unsere wirtschaftlichen Verhältnisse durch die Politik der Zurückhaltung und Einschränkung gewonnen hatten, wieder in das Wanken zu geraten. Nichts könnte daher vom Standpunkte der allgemeinen Interessen unerwünschter sein als eine exzessive Börsenhausse im gegenwärtigen Augenblick. Sie könnte und müßte die Reichsbank nötigen, alsbald wieder zu schärferen Ma߬ spectator regeln zu greifen. «irantwortltch: der Herausgeber Georg« Tleinow in SchöneSerg.— Manuskriptsendungen und Briefe werd«» erbeten unter der Adresse: «n den Herausgeber der Grenzbote» in Friedenau bei Berlin, Hedwigstr. 1». Fernsprecher der Schristleitung: Amt Pfalzburg K71», deS Verlag«: Amt Uno->w Will. Verlag: Berlag der «renzbot-n G. in. b. H. in Berlin SV. II. »rut: .Der R«ich»do«e" «, in> b. H. in Berlin SV. 11. Dessauer Straß- SS/Z7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/496>, abgerufen am 01.07.2024.