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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Es folgt der Sohn: Johann Cornelius (I,),
geboren 1721, und der Enkel: Johann
Cornelius (II.), geboren 1768. Letzterer ge¬
langte durch Heirat mit einer begüterten
Tochter des Geschlechtes Lentz und durch Per¬
sönliche Tüchtigkeit zu größerem Vermögen
und hohem Ansehen. Er erwarb den "Bischofs¬
hof" und den dazu gehörigen größeren Grund¬
besitz inmitten der Stadt, am Dome belegen,
und zwar aus den Händen des französischen
Staates, der jenen während der Jahre der
Staatsumwälzung zum französischen Staats¬
eigentum erklärt hatte. Johann Cornelius
starb 1818. Sein Sohn: Johann Cor¬
nelius (III.), geboren 1792, gestorben 18V8,
heiratete eine Tochter aus den? zunftmäßigen
Geschlechte der Martcnstcin, deren Mutter
dem alten Ratsherrengeschlechte Witt ange¬
hörte. Johann Cornelius (III.) selbst ist der
Begründer der Wormser Leder-Großindustrie.
Wegen seiner hervorragenden Verdienste um
Stadt und Land wurde er vom Großherzog
Ludwig dem Dritten von Hessen in die Erste
Kammer der Stände berufen.

Zwei Kinder von ihm kommen für das
Weitere in Betracht: Daniel Cornelius
Friedrich, geboren 1818, und Maria Barbara,
geboren 1319, beide zu Worms. Letztere ist
um dieses gleich vorweg festzustellen, die
Freiherrlich von Schoensche und von Schoensche
Stammmutter. Daniel Cornelius Friedrich
verheiratete sich zu Worms im Jahre 1840
mit Friederike Karoline Charlotte, geborenen
Frommel, einer Base des bekannten Berliner
Hofpredigers und Volksschriftstellers Emil
Frommel. Wie man sieht, haben sich nach
alledem die Heyl ihre Ehefrauen seit Ge¬
schlechtsfolgen aus Ratsherren- und anderen
angesehenen Geschlechtern geholt. In der
Frühzeit findet man den Namen Heyl eben¬
falls auf den alten Ratsherrentafeln zu
Worms. Die Mitglieder des aus Bacharach
ein- oder zurückgewanderter Zweiges findet
man auf diesen Tafeln in Worms allerdings
nicht. Es erklärt sich dieser Umstand daraus,
daß dieser Zweig der reformierten Gemeinde
angehörte und Angehörige des reformierten
Bekenntnisses in Worms keine Ratsherrnstellen
bekleiden konnten. Dafür haben die Mitglieder
des Geschlechtes aber in der dortigen reformier¬
ten Gemeinde eine hervorragende Rollo gespielt.

[Spaltenumbruch]

Aus der Heyl-Frommelschen Ehe stammen:
Cornelius Wilhelm, geboren 1843, und
Karl Maximilian, geboren 1844. Cor¬
nelius Wilhelm ist der erste Freiherr von
Heyl zu Herrnsheim (seit 1886), Fidei-
komminherr, Mitglied der Ersten Kammer
der Stände des Großherzogtums Hessen,
langjähriges Mitglied des Deutschen Reichs¬
tages, als Parlamentarier bekannt. Karl
Maximilian ist jetzt Großherzogl. Hessischer
Generalmajor Ä la suite der Kavallerie und
wurde am Tage der Erhebung seines vorge¬
nannten Bruders: "Freiherr von Heyl."
Beide Herren sind mit zwei Schwestern ver¬
heiratet. Cornelius Wilhelm mit Sophie,
Karl Maximilian und Doris Stein. Beide
Damen sind zu Köln als Töchter des alt-
angesehenen Bnnkherrengeschlechtes Stein ge¬
boren, an das in der Person des Seniors
Heinrich Stein im Jahre 1908 der preußische
Erbadel gelangt ist. Über dieses Geschlecht
Stein scheint sich der "Semigotha" ebenfalls
ganz im Unklaren zu befinden, da er die
beiden vorgenannten Töchter dieses Hauses
zu Jüdinnen macht. Logischerweise hätte
er nun auch den Geh. Kommerzienrat Hein¬
rich von Stein und seine Nachkommenschaft
in seine Abteilung VI unter die "Adeligen
jüdischen Ursprunges" aufnehmen müssen.
Dieses aber hat er wohlweislich unterlassen,
denn die Stammreihe dieses Geschlechtes
Stein findet sich im "Gothaischen Genealo¬
gischen Taschenbuch der Briefadeligen Häuser",
Jahrg. 1909, S. 774 ff., und geht dort bis
auf Christoph Stein, gestorben 1621, zurück,
der limpurgischer Forstmeister zu Gaildorf war
und 1611 durch einen kaiserlichen Hofpfalz¬
grafen einen Reichswappenbrief erhielt, nach
welchem Befund an der christlich-germanischen
Herkunft dieses Geschlechtes Stein ebenfalls
nicht zu zweifeln ist. -- Dem Freiherrn Cor¬
nelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim
leben sieben Kinder. Davon ist eine Tochter,
Freiin Alice, seit 1902 die Gemahlin des
derzeitigen königlich Preußischen Hauptmanns
und persönlichen Adjutanten des Kronprinzen
des Deutschen Reiches und von Preußen:
Max Edlen von der Planitz, dessen Adju¬
tanteneigenschaft im "Semigotha" nicht nur
fett unterstrichen, sondern auch und dem
Goethescher Vers versehen ist: "ist doch in

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Es folgt der Sohn: Johann Cornelius (I,),
geboren 1721, und der Enkel: Johann
Cornelius (II.), geboren 1768. Letzterer ge¬
langte durch Heirat mit einer begüterten
Tochter des Geschlechtes Lentz und durch Per¬
sönliche Tüchtigkeit zu größerem Vermögen
und hohem Ansehen. Er erwarb den „Bischofs¬
hof" und den dazu gehörigen größeren Grund¬
besitz inmitten der Stadt, am Dome belegen,
und zwar aus den Händen des französischen
Staates, der jenen während der Jahre der
Staatsumwälzung zum französischen Staats¬
eigentum erklärt hatte. Johann Cornelius
starb 1818. Sein Sohn: Johann Cor¬
nelius (III.), geboren 1792, gestorben 18V8,
heiratete eine Tochter aus den? zunftmäßigen
Geschlechte der Martcnstcin, deren Mutter
dem alten Ratsherrengeschlechte Witt ange¬
hörte. Johann Cornelius (III.) selbst ist der
Begründer der Wormser Leder-Großindustrie.
Wegen seiner hervorragenden Verdienste um
Stadt und Land wurde er vom Großherzog
Ludwig dem Dritten von Hessen in die Erste
Kammer der Stände berufen.

Zwei Kinder von ihm kommen für das
Weitere in Betracht: Daniel Cornelius
Friedrich, geboren 1818, und Maria Barbara,
geboren 1319, beide zu Worms. Letztere ist
um dieses gleich vorweg festzustellen, die
Freiherrlich von Schoensche und von Schoensche
Stammmutter. Daniel Cornelius Friedrich
verheiratete sich zu Worms im Jahre 1840
mit Friederike Karoline Charlotte, geborenen
Frommel, einer Base des bekannten Berliner
Hofpredigers und Volksschriftstellers Emil
Frommel. Wie man sieht, haben sich nach
alledem die Heyl ihre Ehefrauen seit Ge¬
schlechtsfolgen aus Ratsherren- und anderen
angesehenen Geschlechtern geholt. In der
Frühzeit findet man den Namen Heyl eben¬
falls auf den alten Ratsherrentafeln zu
Worms. Die Mitglieder des aus Bacharach
ein- oder zurückgewanderter Zweiges findet
man auf diesen Tafeln in Worms allerdings
nicht. Es erklärt sich dieser Umstand daraus,
daß dieser Zweig der reformierten Gemeinde
angehörte und Angehörige des reformierten
Bekenntnisses in Worms keine Ratsherrnstellen
bekleiden konnten. Dafür haben die Mitglieder
des Geschlechtes aber in der dortigen reformier¬
ten Gemeinde eine hervorragende Rollo gespielt.

[Spaltenumbruch]

Aus der Heyl-Frommelschen Ehe stammen:
Cornelius Wilhelm, geboren 1843, und
Karl Maximilian, geboren 1844. Cor¬
nelius Wilhelm ist der erste Freiherr von
Heyl zu Herrnsheim (seit 1886), Fidei-
komminherr, Mitglied der Ersten Kammer
der Stände des Großherzogtums Hessen,
langjähriges Mitglied des Deutschen Reichs¬
tages, als Parlamentarier bekannt. Karl
Maximilian ist jetzt Großherzogl. Hessischer
Generalmajor Ä la suite der Kavallerie und
wurde am Tage der Erhebung seines vorge¬
nannten Bruders: „Freiherr von Heyl."
Beide Herren sind mit zwei Schwestern ver¬
heiratet. Cornelius Wilhelm mit Sophie,
Karl Maximilian und Doris Stein. Beide
Damen sind zu Köln als Töchter des alt-
angesehenen Bnnkherrengeschlechtes Stein ge¬
boren, an das in der Person des Seniors
Heinrich Stein im Jahre 1908 der preußische
Erbadel gelangt ist. Über dieses Geschlecht
Stein scheint sich der „Semigotha" ebenfalls
ganz im Unklaren zu befinden, da er die
beiden vorgenannten Töchter dieses Hauses
zu Jüdinnen macht. Logischerweise hätte
er nun auch den Geh. Kommerzienrat Hein¬
rich von Stein und seine Nachkommenschaft
in seine Abteilung VI unter die „Adeligen
jüdischen Ursprunges" aufnehmen müssen.
Dieses aber hat er wohlweislich unterlassen,
denn die Stammreihe dieses Geschlechtes
Stein findet sich im „Gothaischen Genealo¬
gischen Taschenbuch der Briefadeligen Häuser",
Jahrg. 1909, S. 774 ff., und geht dort bis
auf Christoph Stein, gestorben 1621, zurück,
der limpurgischer Forstmeister zu Gaildorf war
und 1611 durch einen kaiserlichen Hofpfalz¬
grafen einen Reichswappenbrief erhielt, nach
welchem Befund an der christlich-germanischen
Herkunft dieses Geschlechtes Stein ebenfalls
nicht zu zweifeln ist. — Dem Freiherrn Cor¬
nelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim
leben sieben Kinder. Davon ist eine Tochter,
Freiin Alice, seit 1902 die Gemahlin des
derzeitigen königlich Preußischen Hauptmanns
und persönlichen Adjutanten des Kronprinzen
des Deutschen Reiches und von Preußen:
Max Edlen von der Planitz, dessen Adju¬
tanteneigenschaft im „Semigotha" nicht nur
fett unterstrichen, sondern auch und dem
Goethescher Vers versehen ist: „ist doch in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/390>, abgerufen am 02.10.2024.