Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] das Moralisch-Lehrhafte, das einem wahrhaft Die Stellung Auerbachs und namentlich das im gleichen Verlag erschien. -- In der [Ende Spaltensatz] X Auerbach und Spielhagen liegen in neuen Grenzboten II 19127S
Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] das Moralisch-Lehrhafte, das einem wahrhaft Die Stellung Auerbachs und namentlich das im gleichen Verlag erschien. — In der [Ende Spaltensatz] X Auerbach und Spielhagen liegen in neuen Grenzboten II 19127S
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0601" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321686"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_2543" prev="#ID_2542"> das Moralisch-Lehrhafte, das einem wahrhaft<lb/> edlen, wohlmeinenden Sinn entsprang; seine<lb/> Schriften sind voll von den Tendenzen der<lb/> Aufklärung. Er ist viel naiver als etwa<lb/> Anzengruber und künstlerisch sorgloser und<lb/> unbekümmert; er ist pedantisch, philiströs<lb/> dabei begeisterungsfähig in hohem Grade.<lb/> Seine jüdische Herkunft und Erziehung gab<lb/> seinen Schriften ihr Gepräge wie seinem<lb/> Leben, das er nicht leicht genommen; sie<lb/> brachte ihm Kränkung, inneren Zwiespalt und<lb/> Unruhe. „Es ist eine schwere Aufgabe, ein<lb/> Deutscher und ein deutscher Schriftsteller zu<lb/> sein und gar noch dazu ein Jude," schrieb er<lb/> einmal an Spielhagen, als er in Cannes im<lb/> Angesicht des sonnenbeglänzten rauschenden<lb/> Meeres dem nahen Tode fest ins Auge sah.</p> <p xml:id="ID_2544" next="#ID_2545"> Die Stellung Auerbachs und namentlich<lb/> Spielhagens in der Geschichte des deutschen<lb/> Romans ist, nicht ohne Einseitigkeit, erörtert<lb/> und umgrenzt worden. Eine neue und reiz¬<lb/> volle Aufgabe wird eS sein, das Gemeinsame<lb/> in der Produktion der beiden Dichter auf¬<lb/> zuzeigen, nicht minder reizvoll, den inneren<lb/> Zusammenhängen der deutschen Kalender¬<lb/> geschichte nachzuspüren, etwa von Hebel bis<lb/> Anzengruber.</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_2545" prev="#ID_2544"> das im gleichen Verlag erschien. — In der<lb/> neuen wohlfeilen Ausgabe der Auerbachschen<lb/> Schriften sind sämtliche Dorfgeschichten, die<lb/> Volksbücher und einige Romane „Spinoza",<lb/> „Waldfried", „Auf der Höhe" und „Das<lb/> Landhaus am Rhein" enthalten. (Stuttgart<lb/> und Berlin, I. G. Cottasche Buchhandlung<lb/> Nachfolger, 12 Bände geb. 28 M.; die Bände<lb/> sind auch einzeln käuflich.)</p> <note type="byline"> Dr. Karl Polheim</note><lb/> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_2546"> <note type="byline"> X</note> </p><lb/> <p xml:id="ID_2547"> Auerbach und Spielhagen liegen in neuen<lb/> guten und billigen Ausgaben vor. Die Volks¬<lb/> ausgabe der Spielhagenschen Romane in<lb/> sorgfältiger Auswahl und Ausstattung, ver¬<lb/> legt von L. Staakmann in Leipzig, umfaßt<lb/> in zwei Serien mit je fünf starken Bänden<lb/> die besten und wichtigsten Romane von den<lb/> „Problematischen Naturen" angefangen. (Jede<lb/> Serie geb. 20 M.). Über Spielhagens Leben<lb/> unterrichtet ein Büchlein von Hans Henning,</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 19127S</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0601]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
das Moralisch-Lehrhafte, das einem wahrhaft
edlen, wohlmeinenden Sinn entsprang; seine
Schriften sind voll von den Tendenzen der
Aufklärung. Er ist viel naiver als etwa
Anzengruber und künstlerisch sorgloser und
unbekümmert; er ist pedantisch, philiströs
dabei begeisterungsfähig in hohem Grade.
Seine jüdische Herkunft und Erziehung gab
seinen Schriften ihr Gepräge wie seinem
Leben, das er nicht leicht genommen; sie
brachte ihm Kränkung, inneren Zwiespalt und
Unruhe. „Es ist eine schwere Aufgabe, ein
Deutscher und ein deutscher Schriftsteller zu
sein und gar noch dazu ein Jude," schrieb er
einmal an Spielhagen, als er in Cannes im
Angesicht des sonnenbeglänzten rauschenden
Meeres dem nahen Tode fest ins Auge sah.
Die Stellung Auerbachs und namentlich
Spielhagens in der Geschichte des deutschen
Romans ist, nicht ohne Einseitigkeit, erörtert
und umgrenzt worden. Eine neue und reiz¬
volle Aufgabe wird eS sein, das Gemeinsame
in der Produktion der beiden Dichter auf¬
zuzeigen, nicht minder reizvoll, den inneren
Zusammenhängen der deutschen Kalender¬
geschichte nachzuspüren, etwa von Hebel bis
Anzengruber.
das im gleichen Verlag erschien. — In der
neuen wohlfeilen Ausgabe der Auerbachschen
Schriften sind sämtliche Dorfgeschichten, die
Volksbücher und einige Romane „Spinoza",
„Waldfried", „Auf der Höhe" und „Das
Landhaus am Rhein" enthalten. (Stuttgart
und Berlin, I. G. Cottasche Buchhandlung
Nachfolger, 12 Bände geb. 28 M.; die Bände
sind auch einzeln käuflich.)
Dr. Karl Polheim
X
Auerbach und Spielhagen liegen in neuen
guten und billigen Ausgaben vor. Die Volks¬
ausgabe der Spielhagenschen Romane in
sorgfältiger Auswahl und Ausstattung, ver¬
legt von L. Staakmann in Leipzig, umfaßt
in zwei Serien mit je fünf starken Bänden
die besten und wichtigsten Romane von den
„Problematischen Naturen" angefangen. (Jede
Serie geb. 20 M.). Über Spielhagens Leben
unterrichtet ein Büchlein von Hans Henning,
Grenzboten II 19127S
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