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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.

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Unser Luftreich -- Unsere AukunftI

So kurz die unter der Überschrift: "Koloniales" und "Reichstag" an¬
geführten Kapitel sind, so sind sie doch inhaltsschwer und weisen der Arbeits¬
freudigkeit große und wichtige Bahnen. Sehr erwünscht wäre es, daß das
Statistische Amt die gegebenen Anregungen aufgreift. Die vom Verfasser an¬
geführten Zahlen beweisen unwiderleglich, daß wir uns in einer Zeit befinden,
wo man den früher als Utopie verschrienen Luftverkehr als eine vorhandene
Tatsache ansehen muß. Mit Recht glaubt also der Verfasser, daß der Zeitpunkt
für sämtliche Behörden gekommen ist, sich mit dem gesamten Luftfahrtwesen
eingehend zu befassen. Mit Recht fürchtet der Verfasser, daß Unterlassungs¬
sünden in dieser Beziehung eine Gefahr, eine schwere Gefahr für unser
deutsches Vaterland heraufbeschwören würden, aus der uns auch die größte
Nationalspende für Luftfahrt nicht erretten kann. Aber dazu kann die National¬
spende maßgebend dienen, den Sinn und Geist der erdumspannenden Luftfahrt
in die weitesten Kreise zu tragen. Wirkliche Abhilfe des gegenwärtigen Not¬
standes kann nur der Staat durch eine Organisation schaffen, die den Zug der
Genialität an sich tragen muß.

Der Reinertrag des Buches ist der Wissenschaftliche" Kommission des
Deutschen Luftfahrerverbandes (noch vor Anregung der Nationalspende) zur
Verfügung gestellt worden, weil der Verfasser glaubt, daß die wissenschaftlichen
Unterlagen des Luftfahrtwesens einer namhaften Förderung bedürfen, wenn wir
auf diesem Gebiete den Franzosen ebenbürtig werden und im internationalen
Luftverkehr nicht die zweite Geige spielen wollen.

Was in den drei einleitenden Kapiteln in phantastisch - poetischer Form
gesagt wird, findet in dem Kapitel über Rechtsfragen sein auf realem Boden
ruhendes Gegengewicht. Hier wird dem freien Luftverkehr, sowie einem gemein¬
samen Luftrecht der Einzelstaaten und einem Lnftvölkerrecht ein offenes Wort
gewidmet.

Wenn aus dem Vorstehenden gefolgert werden könnte, daß der bedeutsame
Inhalt des Buches nur für Erwachsene geeignet sei, so muß hier ausdrücklich
betont werden, daß das von warmer Begeisterung durchsetzte Buch und die flotte
Schreibart ihren Eindruck auf die reifere Jugend nicht verfehlen werden. Und
darin geben wir dem Verfasser uneingeschränkt recht: "Wer die Jugend erzieht,
wer sie frei macht von dem Bleigewicht unzeitgemäßer Anschauungen, dem gehört
die Zukunft!"




Unser Luftreich — Unsere AukunftI

So kurz die unter der Überschrift: „Koloniales" und „Reichstag" an¬
geführten Kapitel sind, so sind sie doch inhaltsschwer und weisen der Arbeits¬
freudigkeit große und wichtige Bahnen. Sehr erwünscht wäre es, daß das
Statistische Amt die gegebenen Anregungen aufgreift. Die vom Verfasser an¬
geführten Zahlen beweisen unwiderleglich, daß wir uns in einer Zeit befinden,
wo man den früher als Utopie verschrienen Luftverkehr als eine vorhandene
Tatsache ansehen muß. Mit Recht glaubt also der Verfasser, daß der Zeitpunkt
für sämtliche Behörden gekommen ist, sich mit dem gesamten Luftfahrtwesen
eingehend zu befassen. Mit Recht fürchtet der Verfasser, daß Unterlassungs¬
sünden in dieser Beziehung eine Gefahr, eine schwere Gefahr für unser
deutsches Vaterland heraufbeschwören würden, aus der uns auch die größte
Nationalspende für Luftfahrt nicht erretten kann. Aber dazu kann die National¬
spende maßgebend dienen, den Sinn und Geist der erdumspannenden Luftfahrt
in die weitesten Kreise zu tragen. Wirkliche Abhilfe des gegenwärtigen Not¬
standes kann nur der Staat durch eine Organisation schaffen, die den Zug der
Genialität an sich tragen muß.

Der Reinertrag des Buches ist der Wissenschaftliche» Kommission des
Deutschen Luftfahrerverbandes (noch vor Anregung der Nationalspende) zur
Verfügung gestellt worden, weil der Verfasser glaubt, daß die wissenschaftlichen
Unterlagen des Luftfahrtwesens einer namhaften Förderung bedürfen, wenn wir
auf diesem Gebiete den Franzosen ebenbürtig werden und im internationalen
Luftverkehr nicht die zweite Geige spielen wollen.

Was in den drei einleitenden Kapiteln in phantastisch - poetischer Form
gesagt wird, findet in dem Kapitel über Rechtsfragen sein auf realem Boden
ruhendes Gegengewicht. Hier wird dem freien Luftverkehr, sowie einem gemein¬
samen Luftrecht der Einzelstaaten und einem Lnftvölkerrecht ein offenes Wort
gewidmet.

Wenn aus dem Vorstehenden gefolgert werden könnte, daß der bedeutsame
Inhalt des Buches nur für Erwachsene geeignet sei, so muß hier ausdrücklich
betont werden, daß das von warmer Begeisterung durchsetzte Buch und die flotte
Schreibart ihren Eindruck auf die reifere Jugend nicht verfehlen werden. Und
darin geben wir dem Verfasser uneingeschränkt recht: „Wer die Jugend erzieht,
wer sie frei macht von dem Bleigewicht unzeitgemäßer Anschauungen, dem gehört
die Zukunft!"




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[0273] Unser Luftreich — Unsere AukunftI So kurz die unter der Überschrift: „Koloniales" und „Reichstag" an¬ geführten Kapitel sind, so sind sie doch inhaltsschwer und weisen der Arbeits¬ freudigkeit große und wichtige Bahnen. Sehr erwünscht wäre es, daß das Statistische Amt die gegebenen Anregungen aufgreift. Die vom Verfasser an¬ geführten Zahlen beweisen unwiderleglich, daß wir uns in einer Zeit befinden, wo man den früher als Utopie verschrienen Luftverkehr als eine vorhandene Tatsache ansehen muß. Mit Recht glaubt also der Verfasser, daß der Zeitpunkt für sämtliche Behörden gekommen ist, sich mit dem gesamten Luftfahrtwesen eingehend zu befassen. Mit Recht fürchtet der Verfasser, daß Unterlassungs¬ sünden in dieser Beziehung eine Gefahr, eine schwere Gefahr für unser deutsches Vaterland heraufbeschwören würden, aus der uns auch die größte Nationalspende für Luftfahrt nicht erretten kann. Aber dazu kann die National¬ spende maßgebend dienen, den Sinn und Geist der erdumspannenden Luftfahrt in die weitesten Kreise zu tragen. Wirkliche Abhilfe des gegenwärtigen Not¬ standes kann nur der Staat durch eine Organisation schaffen, die den Zug der Genialität an sich tragen muß. Der Reinertrag des Buches ist der Wissenschaftliche» Kommission des Deutschen Luftfahrerverbandes (noch vor Anregung der Nationalspende) zur Verfügung gestellt worden, weil der Verfasser glaubt, daß die wissenschaftlichen Unterlagen des Luftfahrtwesens einer namhaften Förderung bedürfen, wenn wir auf diesem Gebiete den Franzosen ebenbürtig werden und im internationalen Luftverkehr nicht die zweite Geige spielen wollen. Was in den drei einleitenden Kapiteln in phantastisch - poetischer Form gesagt wird, findet in dem Kapitel über Rechtsfragen sein auf realem Boden ruhendes Gegengewicht. Hier wird dem freien Luftverkehr, sowie einem gemein¬ samen Luftrecht der Einzelstaaten und einem Lnftvölkerrecht ein offenes Wort gewidmet. Wenn aus dem Vorstehenden gefolgert werden könnte, daß der bedeutsame Inhalt des Buches nur für Erwachsene geeignet sei, so muß hier ausdrücklich betont werden, daß das von warmer Begeisterung durchsetzte Buch und die flotte Schreibart ihren Eindruck auf die reifere Jugend nicht verfehlen werden. Und darin geben wir dem Verfasser uneingeschränkt recht: „Wer die Jugend erzieht, wer sie frei macht von dem Bleigewicht unzeitgemäßer Anschauungen, dem gehört die Zukunft!"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321082/273>, abgerufen am 22.07.2024.