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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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lande und in Deutsch-Österreich eingerichteten
Studenten- und Schülerherbergen ist es den
fahrenden Scholaren jetzt ein leichtes, für ein
Spottgeld ausgiebig Land und Leute bis in
die entferntesten Winkel des deutschen Sprach¬
gebietes hinein aus eigener Anschauung kennen
zu lernen. Bekanntlich gewähren sämtliche
Herbergen ihren mit einer AuSweislarte ver¬
sehenen Besuchern unentgeltlich Logis nebst
einfachem Frühstück, zuweilen auch das Abend¬
brot, für das in der Mehrzahl der Fälle nur
ein geringer Obolus entrichtet zu werden
braucht. So ist es, da tagsüber Proviant
gekauft und unter freiem Himmel abgekocht
wird, auch den Unbemittelten möglich, für ein
paar Silberlinge herrliche Wanderwochen zu
verleben.

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um. Von diesen stammten die "leisten ans
Leipzig und Dresden mit je über 3000, Wien
war vertreten mit 2295, Berlin mit 1974 und
das viel kleinere Reichenberg i" Böhmen mit
1774. Es folgen dann mehrere rheinische und
westfälische Städte, die mehr als 1000 Wander¬
vögel hinausflattern ließen. Es Ware" Köln,
Aachen, Essen, Düsseldorf und Münster, denen
sich auch noch das schlesische Breslau anreihte.
Elberfeld entsandte 611, Burne" 419, Hage"
263, Remscheid 116 und Lennep 52 Wander¬
lustige. I" Summn zogen 53567 muntere
Wandergesellen durch die dentschen Gaue. An
Besuchstagen wurden rund 15000 gezählt,
das bedeutet gegen das Vorjahr eine Zu¬
nahme von über 3000. Stand im letzten
Jahre Spindclmühle im Rieseiigevirge mit
1175 Nächtigungen an der Spitze, so ist der
Rekord des Jahres zuvor, nämlich Bingen "ut
1221 Besuchstage", nicht gebrochen worden.
Dies ist aber auch das einzige Minus, denn
bedauerlicherweise muß in bezug auf die Kosten
eine gewaltige Steigerung verzeichnet werde",
dergestalt, dnß i" Osterreich die Anflügen der
Hcrbcrgsvcrwnltungen von 14000 uns 24000
bis 25000 Kronen, in Deutschlnnd von 39000
auf 47000 Mark nnschwvlle". Spricht sich
hierin die nllgemeine Erhöhung der Preise
für Lebensmittel aus, so muß i" Zukunft der
Preis der Nusweistarte von 85 Pfg. auf
2 Mark erhöht werden. Höchst erfreulich wirkt
demgegenüber die jüngst bekannt gegebene Ab¬
sicht unseres Kaisers, aus seiner Privatschatulle
2000 Mark für die Eifelherbergen zu stifte".

So bricht sich auch i" de" höchste" Re¬
gionen die Erkenntnis Bahn, welchen Segen
die außerordentlich starke Entwicklung des
genußreichsten aller Sports stiften kann. Denn
wie sehr die Schärfung der Sinne, die Kunst
der Beobachtung, die Freude an der Natur,
die Liebe zur Heimat und echtem Volkstum,
kurz, wie in allem die körperliche, geistige und
sittliche Erstarkung der deutschen Jugend durch
diese herrlichen Wanderungen glücklichste För¬
derung erfahren, ist gnr nicht zu absehen.

I)r. A. Aöllmann [Ende Spaltensatz]

Wie sehr dieBenutzung derHerbergeu in den
letzen Jahren zugenommen hat, beweist der von
der rührigen Hauptleitung Hohenelbe in Böh¬
men soeben herausgegebene Jahresbericht für
1911. ZunächsthatdasWandergebietwiederum
eine bedeutende Erweiterung erfahren. In
Deutschland waren in, Jahre 19i0 hinzu¬
gekommen die Gebiete an der Mosel und im
Knnllgebirge, auch dieProvinzen Ost-undWest-
preuszen, ferner in Osterreich das Adlergebirge;
im letzten Jahre ist den jugendlichen Wnnders-
leuteu neu erschlossen die Daubner Schweiz
und das Kärtner Alpen- und Seegebict im
Bereiche der schwarzgelben Grenzpfähle, wäh¬
rend in unseren: Vnterlande auch Niederhessen,
Waldeck und das hessische Vergland gastliche
Tore geöffnet haben. So stieg die Gesamt¬
zahl der Herbergen auf 442 gegen 394 im
Jahre 1910 und 341 im Jahre 1909; die
Zunahme erstreckt sich ziemlich gleichmäßig auf
die beiden Verbündeten Reiche, doch behauptet
auch im abgelaufenen Jahre Deutschland einen
gewissen Vorsprung. Die Gesamtzahl der
Übernachtungen stellt sich auf 66556, das sind
12553 mehr als 1910 (gegen 1909 ein Plus
von 300001); um dieser starken Progression
sind weitaus am meisten -- fast zu 90 Prozent
die Schüler der oberen Klasse" vieler höhere"
Lehranstalten beteiligt. Eine bemerkenswerte
Tabelle gibt die Heimat der Herbcrgsbesucher




Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Studenten- und Schülerherbergen ist es den
fahrenden Scholaren jetzt ein leichtes, für ein
Spottgeld ausgiebig Land und Leute bis in
die entferntesten Winkel des deutschen Sprach¬
gebietes hinein aus eigener Anschauung kennen
zu lernen. Bekanntlich gewähren sämtliche
Herbergen ihren mit einer AuSweislarte ver¬
sehenen Besuchern unentgeltlich Logis nebst
einfachem Frühstück, zuweilen auch das Abend¬
brot, für das in der Mehrzahl der Fälle nur
ein geringer Obolus entrichtet zu werden
braucht. So ist es, da tagsüber Proviant
gekauft und unter freiem Himmel abgekocht
wird, auch den Unbemittelten möglich, für ein
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um. Von diesen stammten die »leisten ans
Leipzig und Dresden mit je über 3000, Wien
war vertreten mit 2295, Berlin mit 1974 und
das viel kleinere Reichenberg i» Böhmen mit
1774. Es folgen dann mehrere rheinische und
westfälische Städte, die mehr als 1000 Wander¬
vögel hinausflattern ließen. Es Ware» Köln,
Aachen, Essen, Düsseldorf und Münster, denen
sich auch noch das schlesische Breslau anreihte.
Elberfeld entsandte 611, Burne» 419, Hage»
263, Remscheid 116 und Lennep 52 Wander¬
lustige. I» Summn zogen 53567 muntere
Wandergesellen durch die dentschen Gaue. An
Besuchstagen wurden rund 15000 gezählt,
das bedeutet gegen das Vorjahr eine Zu¬
nahme von über 3000. Stand im letzten
Jahre Spindclmühle im Rieseiigevirge mit
1175 Nächtigungen an der Spitze, so ist der
Rekord des Jahres zuvor, nämlich Bingen »ut
1221 Besuchstage», nicht gebrochen worden.
Dies ist aber auch das einzige Minus, denn
bedauerlicherweise muß in bezug auf die Kosten
eine gewaltige Steigerung verzeichnet werde»,
dergestalt, dnß i» Osterreich die Anflügen der
Hcrbcrgsvcrwnltungen von 14000 uns 24000
bis 25000 Kronen, in Deutschlnnd von 39000
auf 47000 Mark nnschwvlle». Spricht sich
hierin die nllgemeine Erhöhung der Preise
für Lebensmittel aus, so muß i» Zukunft der
Preis der Nusweistarte von 85 Pfg. auf
2 Mark erhöht werden. Höchst erfreulich wirkt
demgegenüber die jüngst bekannt gegebene Ab¬
sicht unseres Kaisers, aus seiner Privatschatulle
2000 Mark für die Eifelherbergen zu stifte».

So bricht sich auch i» de» höchste» Re¬
gionen die Erkenntnis Bahn, welchen Segen
die außerordentlich starke Entwicklung des
genußreichsten aller Sports stiften kann. Denn
wie sehr die Schärfung der Sinne, die Kunst
der Beobachtung, die Freude an der Natur,
die Liebe zur Heimat und echtem Volkstum,
kurz, wie in allem die körperliche, geistige und
sittliche Erstarkung der deutschen Jugend durch
diese herrlichen Wanderungen glücklichste För¬
derung erfahren, ist gnr nicht zu absehen.

I)r. A. Aöllmann [Ende Spaltensatz]

Wie sehr dieBenutzung derHerbergeu in den
letzen Jahren zugenommen hat, beweist der von
der rührigen Hauptleitung Hohenelbe in Böh¬
men soeben herausgegebene Jahresbericht für
1911. ZunächsthatdasWandergebietwiederum
eine bedeutende Erweiterung erfahren. In
Deutschland waren in, Jahre 19i0 hinzu¬
gekommen die Gebiete an der Mosel und im
Knnllgebirge, auch dieProvinzen Ost-undWest-
preuszen, ferner in Osterreich das Adlergebirge;
im letzten Jahre ist den jugendlichen Wnnders-
leuteu neu erschlossen die Daubner Schweiz
und das Kärtner Alpen- und Seegebict im
Bereiche der schwarzgelben Grenzpfähle, wäh¬
rend in unseren: Vnterlande auch Niederhessen,
Waldeck und das hessische Vergland gastliche
Tore geöffnet haben. So stieg die Gesamt¬
zahl der Herbergen auf 442 gegen 394 im
Jahre 1910 und 341 im Jahre 1909; die
Zunahme erstreckt sich ziemlich gleichmäßig auf
die beiden Verbündeten Reiche, doch behauptet
auch im abgelaufenen Jahre Deutschland einen
gewissen Vorsprung. Die Gesamtzahl der
Übernachtungen stellt sich auf 66556, das sind
12553 mehr als 1910 (gegen 1909 ein Plus
von 300001); um dieser starken Progression
sind weitaus am meisten — fast zu 90 Prozent
die Schüler der oberen Klasse» vieler höhere»
Lehranstalten beteiligt. Eine bemerkenswerte
Tabelle gibt die Heimat der Herbcrgsbesucher




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321082/206>, abgerufen am 26.06.2024.