Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.Reichsspiegel Ouartalswechsel seine Schatten voraus: man war bestrebt, sich rechtzeitig mit Es ist übrigens bemerkenswert, daß die Anspannung des Geldmarktes Reichsspiegel Ouartalswechsel seine Schatten voraus: man war bestrebt, sich rechtzeitig mit Es ist übrigens bemerkenswert, daß die Anspannung des Geldmarktes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0601" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321018"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_2787" prev="#ID_2786"> Ouartalswechsel seine Schatten voraus: man war bestrebt, sich rechtzeitig mit<lb/> Mitteln zu versorgen und zwar um so mehr, als der Monat März und der Anfang<lb/> April große Fälligkeiten in Gestalt der Dividendenausschüttungen der Banken bringt.<lb/> Dementsprechend wird auch der Mimogeldsatz eine ganz ungewöhnliche Höhe<lb/> erreichen; man schätzt ihn auf nicht weniger als 6^/2, vielleicht sogar auf<lb/> 7 Prozent. Dieser hohe Geldstand und die zu erwartende Zurückhaltung der<lb/> Banken bei der Prolongation wird voraussichtlich die Schar der Verkäufer gegen<lb/> das Ende des Monats vermehren, ein Grund mehr, die gegenwärtige Auf-<lb/> wärtsbewegmig der Kurse mit Mißtrauen zu betrachten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2788" next="#ID_2789"> Es ist übrigens bemerkenswert, daß die Anspannung des Geldmarktes<lb/> durchaus nicht auf Deutschland beschränkt ist, sondern sich in gleicher Weise auch<lb/> in England geltend macht, nur daß dort die Gründe für die Geldteuerung<lb/> auf anderen Ursachen basieren. Dort ist es nämlich der Bergarbeiterstreik, der<lb/> für das Anziehen der Geldsätze verantwortlich zu machen ist. Infolge des nun<lb/> schon über zwei Wochen währenden Aufstandes werden große Beträge an Depo¬<lb/> siten zurückgefordert, die dem Geldmarkt vorerst nicht wieder zufließen, sondern<lb/> in den Kanälen des täglichen Konsums verschwinden. Diese Ansprüche machen<lb/> die durch die Absatzstockung herbeigeführte Kavitalsanfammlung vollständig wett<lb/> und haben nicht nur eine Steigerung des Privatdiskonts bis zur Höhe der<lb/> Bankrate, sondern auch eine erhebliche Verschlechterung des Status der Bank von Eng¬<lb/> land herbeigeführt. Der Metallbestand ist um eine Million Pfund geringer, die</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0601]
Reichsspiegel
Ouartalswechsel seine Schatten voraus: man war bestrebt, sich rechtzeitig mit
Mitteln zu versorgen und zwar um so mehr, als der Monat März und der Anfang
April große Fälligkeiten in Gestalt der Dividendenausschüttungen der Banken bringt.
Dementsprechend wird auch der Mimogeldsatz eine ganz ungewöhnliche Höhe
erreichen; man schätzt ihn auf nicht weniger als 6^/2, vielleicht sogar auf
7 Prozent. Dieser hohe Geldstand und die zu erwartende Zurückhaltung der
Banken bei der Prolongation wird voraussichtlich die Schar der Verkäufer gegen
das Ende des Monats vermehren, ein Grund mehr, die gegenwärtige Auf-
wärtsbewegmig der Kurse mit Mißtrauen zu betrachten.
Es ist übrigens bemerkenswert, daß die Anspannung des Geldmarktes
durchaus nicht auf Deutschland beschränkt ist, sondern sich in gleicher Weise auch
in England geltend macht, nur daß dort die Gründe für die Geldteuerung
auf anderen Ursachen basieren. Dort ist es nämlich der Bergarbeiterstreik, der
für das Anziehen der Geldsätze verantwortlich zu machen ist. Infolge des nun
schon über zwei Wochen währenden Aufstandes werden große Beträge an Depo¬
siten zurückgefordert, die dem Geldmarkt vorerst nicht wieder zufließen, sondern
in den Kanälen des täglichen Konsums verschwinden. Diese Ansprüche machen
die durch die Absatzstockung herbeigeführte Kavitalsanfammlung vollständig wett
und haben nicht nur eine Steigerung des Privatdiskonts bis zur Höhe der
Bankrate, sondern auch eine erhebliche Verschlechterung des Status der Bank von Eng¬
land herbeigeführt. Der Metallbestand ist um eine Million Pfund geringer, die
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