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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Flugwesen

Millionäre sind nun zwar die, welche aktiv in der Flugtechnik beteiligt
waren und noch sind, wohl alle nicht geworden, aber das Flugproblem ist jetzt,
zwölf Jahre nach jenem Ausspruch, als gelöst zu betrachten; das haben die
Erfahrungen des soeben verflossenen Jahres gelehrt.

Als Wendepunkt in der Geschichte der Flugtechnik kann das Jahr 1908
angesehen werden, da von diesem Zeitpunkt ab Flugzeuge einen Kilometer und
mehr zurücklegten, so daß man in der Lage war, von "Flügen" und nicht mehr
von "Sprüngen" zu reden.

Von jenem Zeitpunkt trennen uns erst vier Jahre, und schon sehen wir,
daß die Entwicklung des Flugzeuges schneller gewesen ist als die eines anderen
technischen Gebildes, und daß die Maximalleistungen die kühnsten Erwartungen
übertreffen.

Als Rekordleistungen sind zurzeit aufgestellt: Luststrecken über 720 Kilometer
ohne Zwischenlandung, Höhen von 3900 Metern, Eigengeschwindigkeit von
145 Kilometern pro Stunde, Flugzeiten ohne Unterbrechung von elf Stunden.

Es bedarf jedoch besonderer Erwähnung, daß alle diese Leistungen nur mit
Drachenfliegern erzielt sind, nicht aber mit solchen Flugzeugen, die mit hebenden
und treibenden Luftschrauben oder Schlagflügelbewegung ausgerüstet waren.

Die Möglichkeit der Verwendung des Flugzeuges ist naturgemäß eine viel¬
seitige. Sie kommt in erster Linie für den Sport, für das Heer und die
Marine, aber auch für den eigentlichen Luftverkehr in Betracht.

Auf dem Gebiete des Sports hat, wie wir weiterhin sehen werden, das
Flugzeug bereits seine Schuldigkeit getan. Seine Verwendungsmöglichkeit wird
mit dem weiteren Ausbau nicht allein immer vielseitiger werden, sondern auch
wichtiger für die Entwicklungsmöglichkeiten auf militärischem und Verkehrsgebiet.

Nicht überraschend, aber interessant genug ist die Tatsache, daß die Flug¬
maschinen, soeben aus dem El gekrochen und durch den Sport entwickelt, sich
der Verwendung auf kriegerischem Gebiete unterwerfen mußten. Die hohe
Wichtigkeit der Verwendung von Flugmaschinen für militärische Zwecke haben
die beiden verflossenen Jahre dargetan. Vornehmlich erstreckt sich ihr Gebiet
auf Aufklärung, Nachrichtenübermittlung und Zerstörung durch Sprengstoffe.
Wenn heutzutage Flugzeuge mit einem Beobachter an Bord bei Windstärken von
mindestens 10 Metern pro Sekunde geflogen sind und dabei beispielsweise Strecken
von über 300 Kilometern und durchschnittliche Höhen von 800 bis 1000 Metern
einhalten konnten, so eignen sie sich durch diesen Erfolg schon jetzt als strategische
Patrouillen. Für die taktischen Aufklärungen kommen naturgemäß Flugzeuge
mit geringerem Aktionsradius in Betracht. Die jetzt allgemein von den Heeres¬
verwaltungen gestellten und erfüllten Forderungen einer Flugdauer über drei
Stunden, Eigengeschwindigkeit von mindestens 70 bis 80 Kilometern und
Steiggeschwindigkeiten von etwa zwei bis drei Minuten pro 100 Meter genügen
für diesen Zweck vollkommen. Für den Aufklärungsdienst kommt die Beobachtung
von Einzelheiten nicht in Betracht.


Flugwesen

Millionäre sind nun zwar die, welche aktiv in der Flugtechnik beteiligt
waren und noch sind, wohl alle nicht geworden, aber das Flugproblem ist jetzt,
zwölf Jahre nach jenem Ausspruch, als gelöst zu betrachten; das haben die
Erfahrungen des soeben verflossenen Jahres gelehrt.

Als Wendepunkt in der Geschichte der Flugtechnik kann das Jahr 1908
angesehen werden, da von diesem Zeitpunkt ab Flugzeuge einen Kilometer und
mehr zurücklegten, so daß man in der Lage war, von „Flügen" und nicht mehr
von „Sprüngen" zu reden.

Von jenem Zeitpunkt trennen uns erst vier Jahre, und schon sehen wir,
daß die Entwicklung des Flugzeuges schneller gewesen ist als die eines anderen
technischen Gebildes, und daß die Maximalleistungen die kühnsten Erwartungen
übertreffen.

Als Rekordleistungen sind zurzeit aufgestellt: Luststrecken über 720 Kilometer
ohne Zwischenlandung, Höhen von 3900 Metern, Eigengeschwindigkeit von
145 Kilometern pro Stunde, Flugzeiten ohne Unterbrechung von elf Stunden.

Es bedarf jedoch besonderer Erwähnung, daß alle diese Leistungen nur mit
Drachenfliegern erzielt sind, nicht aber mit solchen Flugzeugen, die mit hebenden
und treibenden Luftschrauben oder Schlagflügelbewegung ausgerüstet waren.

Die Möglichkeit der Verwendung des Flugzeuges ist naturgemäß eine viel¬
seitige. Sie kommt in erster Linie für den Sport, für das Heer und die
Marine, aber auch für den eigentlichen Luftverkehr in Betracht.

Auf dem Gebiete des Sports hat, wie wir weiterhin sehen werden, das
Flugzeug bereits seine Schuldigkeit getan. Seine Verwendungsmöglichkeit wird
mit dem weiteren Ausbau nicht allein immer vielseitiger werden, sondern auch
wichtiger für die Entwicklungsmöglichkeiten auf militärischem und Verkehrsgebiet.

Nicht überraschend, aber interessant genug ist die Tatsache, daß die Flug¬
maschinen, soeben aus dem El gekrochen und durch den Sport entwickelt, sich
der Verwendung auf kriegerischem Gebiete unterwerfen mußten. Die hohe
Wichtigkeit der Verwendung von Flugmaschinen für militärische Zwecke haben
die beiden verflossenen Jahre dargetan. Vornehmlich erstreckt sich ihr Gebiet
auf Aufklärung, Nachrichtenübermittlung und Zerstörung durch Sprengstoffe.
Wenn heutzutage Flugzeuge mit einem Beobachter an Bord bei Windstärken von
mindestens 10 Metern pro Sekunde geflogen sind und dabei beispielsweise Strecken
von über 300 Kilometern und durchschnittliche Höhen von 800 bis 1000 Metern
einhalten konnten, so eignen sie sich durch diesen Erfolg schon jetzt als strategische
Patrouillen. Für die taktischen Aufklärungen kommen naturgemäß Flugzeuge
mit geringerem Aktionsradius in Betracht. Die jetzt allgemein von den Heeres¬
verwaltungen gestellten und erfüllten Forderungen einer Flugdauer über drei
Stunden, Eigengeschwindigkeit von mindestens 70 bis 80 Kilometern und
Steiggeschwindigkeiten von etwa zwei bis drei Minuten pro 100 Meter genügen
für diesen Zweck vollkommen. Für den Aufklärungsdienst kommt die Beobachtung
von Einzelheiten nicht in Betracht.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/414>, abgerufen am 29.12.2024.