Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.probleme des Industriebezirks Die weitere Entwicklung des Rh. W. E. hat sich seitdem wesentlich im Linksrheinisch findet zurzeit eine lebhafte Entwicklung des Bergbaues statt, Außerhalb des eigentlichen Kohlenindustriebezirks stützt sich die Entwicklung probleme des Industriebezirks Die weitere Entwicklung des Rh. W. E. hat sich seitdem wesentlich im Linksrheinisch findet zurzeit eine lebhafte Entwicklung des Bergbaues statt, Außerhalb des eigentlichen Kohlenindustriebezirks stützt sich die Entwicklung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/320657"/> <fw type="header" place="top"> probleme des Industriebezirks</fw><lb/> <p xml:id="ID_903"> Die weitere Entwicklung des Rh. W. E. hat sich seitdem wesentlich im<lb/> niederrheinischen Gebiete vollzogen. Sie wurde hier unterstützt durch den Einfluß<lb/> der mit ihm in freundschaftlichem Zusammenhang stehenden Bergwerksinteressenten<lb/> und offensichtlich auch durch das Vertrauen, das diesen von den Verwaltungen derGe-<lb/> meinden entgegengebracht wurde, die mit der Bergwerksindustrie ja auf Gedeih und<lb/> Verderb verbunden sind. Die einzig erheblicheKonkurrenz erwuchs ihm linksrheinisch<lb/> dadurch, daß die Gewerkschaft Rheinpreußen, angeregt durch Bemühungen der<lb/> Regierung, sich entschloß. Elektrizität aus den ihrem Bergwerksbetriebe dienenden<lb/> Anlagen auch an benachbarte Gemeinden, insbesondere die Stadt Krefeld, ab¬<lb/> zugeben und zu diesem Zwecke ein eigenes Leitungsnetz auszubauen. Dieses ist<lb/> neuerdings jedoch ebenfalls an das Rh. W. E. abgetreten. Rheinpreußen hat dafür<lb/> Aktien des Rh. W. E. übernommen und begnügt sich mit der Lieferung des Stromes.</p><lb/> <p xml:id="ID_904"> Linksrheinisch findet zurzeit eine lebhafte Entwicklung des Bergbaues statt,<lb/> im wesentlichen aber wiegt der Landwirtschaftsbetrieb vor und wird in weitem<lb/> Umfange stets überwiegen. Wie überall, so ist für ihn bei dem Mangel an<lb/> Arbeitskräften die Erlangung billiger elektrischer Kraft zum Maschinenbetrieb ein<lb/> steigendes Bedürfnis. Die Befriedigung desselben ist aber erschwert durch die<lb/> Notwendigkeit eines weitverzweigten Leitungsnetzes und den ganz ungleich¬<lb/> mäßigen Bedarf an Strom im Laufe des Wirtschaftsjahres, wodurch bei ein¬<lb/> seitig landwirtschaftlichen Konsum die Ausnutzung der Betriebsanlagen eine sehr<lb/> unwirtschaftliche wird. Mit Rücksicht hierauf ist die Rentabilität ländlicher<lb/> Überlandzentralen äußerst zweifelhaft und hängt meist von glücklichen Neben¬<lb/> umständen ab. Für die in der Nähe des Jndustriebezirks gelegenen Landkreise<lb/> ist das Erstehen eines großen, auf industriellem und städtischem Konsum basierten<lb/> Elektrizitätswerks mit starker Ausdehnungstendenz zweifellos ein Glück, es ist<lb/> damit die Möglichkeit gegeben, den Strom zu einem Preise zu beziehen, der<lb/> nur gerade die Verzinsung der Zuleitungskosten deckt. Die niederrheinischen<lb/> Kreise Moers, Geldern, Kempen, Eleve, Nees haben daher von der anfangs<lb/> geplanten Erbauung einer eigenen Überlandzentrale abgesehen und sich an das<lb/> Rh. W. E. angeschlossen, das mit seinen billigen Einheitstarifen der Landwirtschaft<lb/> Vorteile gewährt, wie sie sonst nirgend zu erreichen sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_905" next="#ID_906"> Außerhalb des eigentlichen Kohlenindustriebezirks stützt sich die Entwicklung<lb/> des Rh. W. E. hauptsächlich auf die Anlagen des Bergischen Elektrizitätswerks<lb/> Solingen und des Elektrizitätswerks Berggeist in Brühl, das vorteilhaft die<lb/> linksrheinische Braunkohle zur Elektrizitätserzeugung verwertet und seinen Absatz<lb/> bis an die Tore von Köln ausdehnt. Beides sind juristisch selbständige Aktien¬<lb/> gesellschaften, deren Aktien aber in den Händen des Rh. W. E. sich befinden.<lb/> Zur Versorgung insbesondere des östlichen Bergischen Landes ist in Reisholz<lb/> bei Düsseldorf eine neue große Zentrale errichtet nach freundschaftlicher Ver¬<lb/> ständigung mit Düsseldorf über Abgrenzung der Versorgungsgebiete und gegen¬<lb/> seitige Aushilfe der beiderseitigen Elektrizitätswerke. Sehr ablehnend stehen dem<lb/> Rh. W. E. die größeren Bergischen Städte gegenüber, die von der althergebrachten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
probleme des Industriebezirks
Die weitere Entwicklung des Rh. W. E. hat sich seitdem wesentlich im
niederrheinischen Gebiete vollzogen. Sie wurde hier unterstützt durch den Einfluß
der mit ihm in freundschaftlichem Zusammenhang stehenden Bergwerksinteressenten
und offensichtlich auch durch das Vertrauen, das diesen von den Verwaltungen derGe-
meinden entgegengebracht wurde, die mit der Bergwerksindustrie ja auf Gedeih und
Verderb verbunden sind. Die einzig erheblicheKonkurrenz erwuchs ihm linksrheinisch
dadurch, daß die Gewerkschaft Rheinpreußen, angeregt durch Bemühungen der
Regierung, sich entschloß. Elektrizität aus den ihrem Bergwerksbetriebe dienenden
Anlagen auch an benachbarte Gemeinden, insbesondere die Stadt Krefeld, ab¬
zugeben und zu diesem Zwecke ein eigenes Leitungsnetz auszubauen. Dieses ist
neuerdings jedoch ebenfalls an das Rh. W. E. abgetreten. Rheinpreußen hat dafür
Aktien des Rh. W. E. übernommen und begnügt sich mit der Lieferung des Stromes.
Linksrheinisch findet zurzeit eine lebhafte Entwicklung des Bergbaues statt,
im wesentlichen aber wiegt der Landwirtschaftsbetrieb vor und wird in weitem
Umfange stets überwiegen. Wie überall, so ist für ihn bei dem Mangel an
Arbeitskräften die Erlangung billiger elektrischer Kraft zum Maschinenbetrieb ein
steigendes Bedürfnis. Die Befriedigung desselben ist aber erschwert durch die
Notwendigkeit eines weitverzweigten Leitungsnetzes und den ganz ungleich¬
mäßigen Bedarf an Strom im Laufe des Wirtschaftsjahres, wodurch bei ein¬
seitig landwirtschaftlichen Konsum die Ausnutzung der Betriebsanlagen eine sehr
unwirtschaftliche wird. Mit Rücksicht hierauf ist die Rentabilität ländlicher
Überlandzentralen äußerst zweifelhaft und hängt meist von glücklichen Neben¬
umständen ab. Für die in der Nähe des Jndustriebezirks gelegenen Landkreise
ist das Erstehen eines großen, auf industriellem und städtischem Konsum basierten
Elektrizitätswerks mit starker Ausdehnungstendenz zweifellos ein Glück, es ist
damit die Möglichkeit gegeben, den Strom zu einem Preise zu beziehen, der
nur gerade die Verzinsung der Zuleitungskosten deckt. Die niederrheinischen
Kreise Moers, Geldern, Kempen, Eleve, Nees haben daher von der anfangs
geplanten Erbauung einer eigenen Überlandzentrale abgesehen und sich an das
Rh. W. E. angeschlossen, das mit seinen billigen Einheitstarifen der Landwirtschaft
Vorteile gewährt, wie sie sonst nirgend zu erreichen sind.
Außerhalb des eigentlichen Kohlenindustriebezirks stützt sich die Entwicklung
des Rh. W. E. hauptsächlich auf die Anlagen des Bergischen Elektrizitätswerks
Solingen und des Elektrizitätswerks Berggeist in Brühl, das vorteilhaft die
linksrheinische Braunkohle zur Elektrizitätserzeugung verwertet und seinen Absatz
bis an die Tore von Köln ausdehnt. Beides sind juristisch selbständige Aktien¬
gesellschaften, deren Aktien aber in den Händen des Rh. W. E. sich befinden.
Zur Versorgung insbesondere des östlichen Bergischen Landes ist in Reisholz
bei Düsseldorf eine neue große Zentrale errichtet nach freundschaftlicher Ver¬
ständigung mit Düsseldorf über Abgrenzung der Versorgungsgebiete und gegen¬
seitige Aushilfe der beiderseitigen Elektrizitätswerke. Sehr ablehnend stehen dem
Rh. W. E. die größeren Bergischen Städte gegenüber, die von der althergebrachten
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