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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.

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Reichsspiegel

wollend aufgenommen worden und dürfte, wenn diese Zeilen erscheinen, bereits
verabschiedet sein. Die Volksvertretung hat verständnisvoll die Augen zu dem
"Überfall", den die Art der Einbringung der Vorlage darstellt, zugedrückt. Sachlich
ist gegen die Vorlage ja auch nichts einzuwenden, die Bahn muß bis zum
Tangcmjika geführt werden, denn die Linie bis Tabora ist ein Torso, der bedeutende
tote Strecken zu überwinden hat und wohl nie allein rentieren würde. Aber zur
Regel wollen wir dieses Verfahren denn doch nicht werden lassen. Vorlagen, die
für die wirtschaftliche Zukunft einer Kolonie von entscheidender Bedeutung sind,
dürfen nicht durchgepeitscht, müssen vielmehr um so eingehender überlegt werden,
da, wie bei der Zentralbahn, mancherlei Sonderinteressen mit hereinspielen, die
mit den Interessen der Allgemeinheit in Einklang zu bringen sind. Die Kolonial¬
verwaltung hat doch wohl schon seit längerer Zeit gewußt, daß die Strecke bis
Tabora vorzeitig fertig und die Bewilligung des Weiterbaus zu Ende dieses
Jahres nötig werden würde, um einerseits die Auflösung der Bauorganisation
zu verbieten und der Konkurrenz des belgischen Kongowegs rechtzeitig zu begegnen.
Im Zusammenhang mit der Zentralbahnvorlage ist nun in einem Teil der Presse
andeutungsweise für die weitere Ausgestaltung des ostafrikanischen Verkehrsnetzes
in einer Richtung Stimmung gemacht worden, die Bedenken erregt.


Rudolf Wagner


Verantwortliche Schriftleiter: für den Politischen Teil der Herausgeber George Eleinow-Schöneberg, fiir den
literarischen Teil und die Redaktion Heinz Amelung-Friedenau. -- Manustriptsendungen und Briefe werden
ausfckMszlich an die Adresse der Schriftleitung Berlin SV. 11, Bernburger Strasje 22 a/23, erbeten. -- Sprechstunden
der Schriftleitung: Montags 10--12 Uhr, Donnerstag" 11--1 Uhr.
Verlag: Verlag der Grenzboten G.in.b.H. in Berlin SV. 11.








Druck: "Der ReichSvote G. in. ". H. in Berlin LV. 11, Dessau-r Straße 3?
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wollend aufgenommen worden und dürfte, wenn diese Zeilen erscheinen, bereits
verabschiedet sein. Die Volksvertretung hat verständnisvoll die Augen zu dem
„Überfall", den die Art der Einbringung der Vorlage darstellt, zugedrückt. Sachlich
ist gegen die Vorlage ja auch nichts einzuwenden, die Bahn muß bis zum
Tangcmjika geführt werden, denn die Linie bis Tabora ist ein Torso, der bedeutende
tote Strecken zu überwinden hat und wohl nie allein rentieren würde. Aber zur
Regel wollen wir dieses Verfahren denn doch nicht werden lassen. Vorlagen, die
für die wirtschaftliche Zukunft einer Kolonie von entscheidender Bedeutung sind,
dürfen nicht durchgepeitscht, müssen vielmehr um so eingehender überlegt werden,
da, wie bei der Zentralbahn, mancherlei Sonderinteressen mit hereinspielen, die
mit den Interessen der Allgemeinheit in Einklang zu bringen sind. Die Kolonial¬
verwaltung hat doch wohl schon seit längerer Zeit gewußt, daß die Strecke bis
Tabora vorzeitig fertig und die Bewilligung des Weiterbaus zu Ende dieses
Jahres nötig werden würde, um einerseits die Auflösung der Bauorganisation
zu verbieten und der Konkurrenz des belgischen Kongowegs rechtzeitig zu begegnen.
Im Zusammenhang mit der Zentralbahnvorlage ist nun in einem Teil der Presse
andeutungsweise für die weitere Ausgestaltung des ostafrikanischen Verkehrsnetzes
in einer Richtung Stimmung gemacht worden, die Bedenken erregt.


Rudolf Wagner


Verantwortliche Schriftleiter: für den Politischen Teil der Herausgeber George Eleinow-Schöneberg, fiir den
literarischen Teil und die Redaktion Heinz Amelung-Friedenau. — Manustriptsendungen und Briefe werden
ausfckMszlich an die Adresse der Schriftleitung Berlin SV. 11, Bernburger Strasje 22 a/23, erbeten. — Sprechstunden
der Schriftleitung: Montags 10—12 Uhr, Donnerstag« 11—1 Uhr.
Verlag: Verlag der Grenzboten G.in.b.H. in Berlin SV. 11.








Druck: „Der ReichSvote G. in. «. H. in Berlin LV. 11, Dessau-r Straße 3?
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[0528] Reichsspiegel wollend aufgenommen worden und dürfte, wenn diese Zeilen erscheinen, bereits verabschiedet sein. Die Volksvertretung hat verständnisvoll die Augen zu dem „Überfall", den die Art der Einbringung der Vorlage darstellt, zugedrückt. Sachlich ist gegen die Vorlage ja auch nichts einzuwenden, die Bahn muß bis zum Tangcmjika geführt werden, denn die Linie bis Tabora ist ein Torso, der bedeutende tote Strecken zu überwinden hat und wohl nie allein rentieren würde. Aber zur Regel wollen wir dieses Verfahren denn doch nicht werden lassen. Vorlagen, die für die wirtschaftliche Zukunft einer Kolonie von entscheidender Bedeutung sind, dürfen nicht durchgepeitscht, müssen vielmehr um so eingehender überlegt werden, da, wie bei der Zentralbahn, mancherlei Sonderinteressen mit hereinspielen, die mit den Interessen der Allgemeinheit in Einklang zu bringen sind. Die Kolonial¬ verwaltung hat doch wohl schon seit längerer Zeit gewußt, daß die Strecke bis Tabora vorzeitig fertig und die Bewilligung des Weiterbaus zu Ende dieses Jahres nötig werden würde, um einerseits die Auflösung der Bauorganisation zu verbieten und der Konkurrenz des belgischen Kongowegs rechtzeitig zu begegnen. Im Zusammenhang mit der Zentralbahnvorlage ist nun in einem Teil der Presse andeutungsweise für die weitere Ausgestaltung des ostafrikanischen Verkehrsnetzes in einer Richtung Stimmung gemacht worden, die Bedenken erregt. Rudolf Wagner Verantwortliche Schriftleiter: für den Politischen Teil der Herausgeber George Eleinow-Schöneberg, fiir den literarischen Teil und die Redaktion Heinz Amelung-Friedenau. — Manustriptsendungen und Briefe werden ausfckMszlich an die Adresse der Schriftleitung Berlin SV. 11, Bernburger Strasje 22 a/23, erbeten. — Sprechstunden der Schriftleitung: Montags 10—12 Uhr, Donnerstag« 11—1 Uhr. Verlag: Verlag der Grenzboten G.in.b.H. in Berlin SV. 11. Druck: „Der ReichSvote G. in. «. H. in Berlin LV. 11, Dessau-r Straße 3?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_319600/528>, abgerufen am 23.07.2024.