Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.Poeta Salvator große Familie des Regiments oder der Blutsverwandten. Nur dürfen bei Ab¬ 6. Sie fragen endlich, ob die Behörde gegebenenfalls Abschriften von Ich kann nur wünschen, daß sich überall dieselbe feine Stimmung finden Ich neige mich Ihnen, hochgeehrte Frau, in warmer Ehrerbietung als Ihr v. Ubisch. sehr ergebener Diener poeta ^alvator Richard KniesDas Leben hat ein doppeltes Gesicht. Das eine atmet Ruh und Heiterkeit, Als sähe es vom Anfang aller Zeit Nur reiner Freude Frühlingssonnenlicht. Allein das ist das ganze Leben nicht; Denn zu dem anderen Gesichte leiht Der Teufel Unzahl alle Scheußlichkeit: Man liest von Greut'n ein furchtbares Gedicht. Nicht der ist aus der großen Kraft geboren, Die für die Menschheit um Erlösung ringt, Wer nur das Schöne zum Beschaun erkoren. Doch wer den Blick auch auf das Laster zwingt. Sein Herz ins Meer der Liebe hat verloren, Der ists, mit dem die Menschheit auswärts dringt. Poeta Salvator große Familie des Regiments oder der Blutsverwandten. Nur dürfen bei Ab¬ 6. Sie fragen endlich, ob die Behörde gegebenenfalls Abschriften von Ich kann nur wünschen, daß sich überall dieselbe feine Stimmung finden Ich neige mich Ihnen, hochgeehrte Frau, in warmer Ehrerbietung als Ihr v. Ubisch. sehr ergebener Diener poeta ^alvator Richard KniesDas Leben hat ein doppeltes Gesicht. Das eine atmet Ruh und Heiterkeit, Als sähe es vom Anfang aller Zeit Nur reiner Freude Frühlingssonnenlicht. Allein das ist das ganze Leben nicht; Denn zu dem anderen Gesichte leiht Der Teufel Unzahl alle Scheußlichkeit: Man liest von Greut'n ein furchtbares Gedicht. Nicht der ist aus der großen Kraft geboren, Die für die Menschheit um Erlösung ringt, Wer nur das Schöne zum Beschaun erkoren. Doch wer den Blick auch auf das Laster zwingt. Sein Herz ins Meer der Liebe hat verloren, Der ists, mit dem die Menschheit auswärts dringt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0455" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/320056"/> <fw type="header" place="top"> Poeta Salvator</fw><lb/> <p xml:id="ID_1964" prev="#ID_1963"> große Familie des Regiments oder der Blutsverwandten. Nur dürfen bei Ab¬<lb/> schriften die Namen nicht unterdrückt werden. Wo diese nur durch Buchstaben<lb/> angedeutet sind, müssen sie am Rande voll ausgeschrieben werden, wie Sie es<lb/> schon gemacht haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1965"> 6. Sie fragen endlich, ob die Behörde gegebenenfalls Abschriften von<lb/> Kriegsbriefen usw. auf ihre Kosten und Gefahr besorgt. Da es sich bei diesen Ab¬<lb/> gaben nur um ein patriotisches, ganz freiwilliges Opfer handelt, der Staat also<lb/> nichts fordert, sondern sich nur erbietet, Familiendokumente aus Kriegszeiten in<lb/> sichere Verwahrung und Pflege zu nehmen und dadurch für das allgemeine Interesse<lb/> wie für die Familienerinnerung zu erhalten, müssen die Abschriften, wie natürlich<lb/> auch alle Originalschriftstücke und Drucksachen, kostenlos abgegeben werden. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1966"> Ich kann nur wünschen, daß sich überall dieselbe feine Stimmung finden<lb/> möge, von der Sie, hochgeehrte Frau, durchdrungen sind. Unser Volk sollte der<lb/> wohl erwogenen guten Absicht der Behörde entgegenkommen und im Original oder<lb/> in Abschriften alles in Verwahrung geben, was nicht in Privatarchiven oder anderswo<lb/> sicher untergebracht ist. Uebrigens war ich sehr erfreut, daß grade eine Frau mir<lb/> so, wie hier geschehen, geschrieben hat. Hier wie in manchen anderen Dingen<lb/> vertraue ich unsren Frauen weit mehr als den Männern. Als Hüterin der Schätze<lb/> des Hauses ist die deutsche Frau auch in erster Linie berufen, den Gedanken der<lb/> Abgabe aufzunehmen. Es ist eine Sache, bei der sich unser ganzes Volk wieder<lb/> einmal zusammenschließen kann, und zwar im Reinsten und Treuesten, was es hat,<lb/> nämlich in seinen Erinnerungen aus großen, schweren Hoffnungs- und Opferzeiten.</p><lb/> <note type="closer"> Ich neige mich Ihnen, hochgeehrte Frau, in warmer Ehrerbietung als Ihr<lb/><note type="bibl"> v. Ubisch.</note> sehr ergebener Diener </note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_21" type="poem"> <head> poeta ^alvator</head> <l><note type="byline"> Richard Knies</note><lb/> Das Leben hat ein doppeltes Gesicht.<lb/> Das eine atmet Ruh und Heiterkeit,<lb/> Als sähe es vom Anfang aller Zeit<lb/> Nur reiner Freude Frühlingssonnenlicht.<lb/> Allein das ist das ganze Leben nicht;<lb/> Denn zu dem anderen Gesichte leiht<lb/> Der Teufel Unzahl alle Scheußlichkeit:<lb/> Man liest von Greut'n ein furchtbares Gedicht.<lb/> Nicht der ist aus der großen Kraft geboren,<lb/> Die für die Menschheit um Erlösung ringt,<lb/> Wer nur das Schöne zum Beschaun erkoren.<lb/> Doch wer den Blick auch auf das Laster zwingt.<lb/> Sein Herz ins Meer der Liebe hat verloren,<lb/> Der ists, mit dem die Menschheit auswärts dringt. </l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0455]
Poeta Salvator
große Familie des Regiments oder der Blutsverwandten. Nur dürfen bei Ab¬
schriften die Namen nicht unterdrückt werden. Wo diese nur durch Buchstaben
angedeutet sind, müssen sie am Rande voll ausgeschrieben werden, wie Sie es
schon gemacht haben.
6. Sie fragen endlich, ob die Behörde gegebenenfalls Abschriften von
Kriegsbriefen usw. auf ihre Kosten und Gefahr besorgt. Da es sich bei diesen Ab¬
gaben nur um ein patriotisches, ganz freiwilliges Opfer handelt, der Staat also
nichts fordert, sondern sich nur erbietet, Familiendokumente aus Kriegszeiten in
sichere Verwahrung und Pflege zu nehmen und dadurch für das allgemeine Interesse
wie für die Familienerinnerung zu erhalten, müssen die Abschriften, wie natürlich
auch alle Originalschriftstücke und Drucksachen, kostenlos abgegeben werden. —
Ich kann nur wünschen, daß sich überall dieselbe feine Stimmung finden
möge, von der Sie, hochgeehrte Frau, durchdrungen sind. Unser Volk sollte der
wohl erwogenen guten Absicht der Behörde entgegenkommen und im Original oder
in Abschriften alles in Verwahrung geben, was nicht in Privatarchiven oder anderswo
sicher untergebracht ist. Uebrigens war ich sehr erfreut, daß grade eine Frau mir
so, wie hier geschehen, geschrieben hat. Hier wie in manchen anderen Dingen
vertraue ich unsren Frauen weit mehr als den Männern. Als Hüterin der Schätze
des Hauses ist die deutsche Frau auch in erster Linie berufen, den Gedanken der
Abgabe aufzunehmen. Es ist eine Sache, bei der sich unser ganzes Volk wieder
einmal zusammenschließen kann, und zwar im Reinsten und Treuesten, was es hat,
nämlich in seinen Erinnerungen aus großen, schweren Hoffnungs- und Opferzeiten.
Ich neige mich Ihnen, hochgeehrte Frau, in warmer Ehrerbietung als Ihr
v. Ubisch. sehr ergebener Diener
poeta ^alvator Richard Knies
Das Leben hat ein doppeltes Gesicht.
Das eine atmet Ruh und Heiterkeit,
Als sähe es vom Anfang aller Zeit
Nur reiner Freude Frühlingssonnenlicht.
Allein das ist das ganze Leben nicht;
Denn zu dem anderen Gesichte leiht
Der Teufel Unzahl alle Scheußlichkeit:
Man liest von Greut'n ein furchtbares Gedicht.
Nicht der ist aus der großen Kraft geboren,
Die für die Menschheit um Erlösung ringt,
Wer nur das Schöne zum Beschaun erkoren.
Doch wer den Blick auch auf das Laster zwingt.
Sein Herz ins Meer der Liebe hat verloren,
Der ists, mit dem die Menschheit auswärts dringt.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |