Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Till Lnlenspiegcl

Und bringst mir die Bagage in mein Haus.

Been dich, Bursch!


Lamme.-

O Herr, ich will sie füttern, daß sie platzen!


Eulenspiegel:

Die Gaul'? Das wäre schad!


Lamme:

Nein, nur die Knechte!

(Er stürmt bon bannen und platzt an der Ecke auf Lobwasscr,

Ich fliege, Herr!

der im Ornat erscheint. Auch andere Mngistri und Universitätspersonen, der Bürger¬
meister eilen herbei,)

Paß er doch auf, er Tölpel!


Lob Wasser:
(Tupft sich ans die Stirn.)

Lamme:

Ich ein Tölpel?

(Ab.)

Ich bin der kaiserliche Küchenschef!


Eulenspiegel (
gibt sich eine strenge Miene; die Magister schieben sich gegen ihn bor, tiefe

Vielleicht bekomm ich noch die werte Vorderseite

Bücklinge):

Einmal zu sehen.

Hochedeler Herr Graf! -- Herr Delegat


Lobwasser
init einem Ruck):

Von seiner Kaiserlichen Majestät

Karolus Quintus, Kanzler und Gerichtsherr
'

Der hiesgen hohen Universitas,

Domherr und Probst von Se. Stephan in Wien,

Schloßherr auf Weißenburg und Herr von Graz,

Geheimer Rat des höchsten Kabinetts

Und Rat der Staatsarchive, Kämmerer

Bei Ihrer Majestät, der Kaiserin, --

Erlesener Diplomat an fremden Höfen,

So weltgewandt und klug als weitgereist,

Schirmer der Wissenschaft und freien Künste --


Eulenspiegel
(unterbrechend):

Le celera, mein Herr!


Lob Wasser:

Ganz recht, et celera --

Und Punktum hinter!


Eulenspiegel:

Punktum -- ja, ganz recht.


Lobwasser:

Jetzt könnt Ihr Atem schöpfen.


Eulenspiegel:

Atem schöpfen?


Lobwasser:
Eulenspiegel:

Ich nehm es als genossen. Eure Feder
'

Sagt mir, daß aus geduldgen Pergament

Ihr vieles noch geschrieben, das ich weiß. --


Lobwasser:

Die Feder?

Ja, sie steckt Euch hinterm Ohr


Eulenspiegel:

Und attestiert Euch Euren Fleiß.

Ach ja, verzeiht --


Lobwasser:

Ich war beim Text grad, als die Glocken schlugen.

Mit wem hab ich die Ehr zu konversieren?


Eulenspiegel:

Seid Ihr Magnifizenz?

Rektor Magnifikus.


Lobwasser
(mit Bückling):

Ah, Herr von Lobwasser, -- nicht wahr, so ist's?


Eulenspiegel:

Ja, ich entsinne mich, des Aeskulapius
'

Berühmter Jünger -- ists nicht so?

Ganz recht.


Lobwasser:
Eulenspiegel:

Und Dichter vieler frommer Kirchenlieder?

Ihr schmeichelt mir, Herr Graf.


Lobwasser:
Till Lnlenspiegcl

Und bringst mir die Bagage in mein Haus.

Been dich, Bursch!


Lamme.-

O Herr, ich will sie füttern, daß sie platzen!


Eulenspiegel:

Die Gaul'? Das wäre schad!


Lamme:

Nein, nur die Knechte!

(Er stürmt bon bannen und platzt an der Ecke auf Lobwasscr,

Ich fliege, Herr!

der im Ornat erscheint. Auch andere Mngistri und Universitätspersonen, der Bürger¬
meister eilen herbei,)

Paß er doch auf, er Tölpel!


Lob Wasser:
(Tupft sich ans die Stirn.)

Lamme:

Ich ein Tölpel?

(Ab.)

Ich bin der kaiserliche Küchenschef!


Eulenspiegel (
gibt sich eine strenge Miene; die Magister schieben sich gegen ihn bor, tiefe

Vielleicht bekomm ich noch die werte Vorderseite

Bücklinge):

Einmal zu sehen.

Hochedeler Herr Graf! — Herr Delegat


Lobwasser
init einem Ruck):

Von seiner Kaiserlichen Majestät

Karolus Quintus, Kanzler und Gerichtsherr
'

Der hiesgen hohen Universitas,

Domherr und Probst von Se. Stephan in Wien,

Schloßherr auf Weißenburg und Herr von Graz,

Geheimer Rat des höchsten Kabinetts

Und Rat der Staatsarchive, Kämmerer

Bei Ihrer Majestät, der Kaiserin, —

Erlesener Diplomat an fremden Höfen,

So weltgewandt und klug als weitgereist,

Schirmer der Wissenschaft und freien Künste —


Eulenspiegel
(unterbrechend):

Le celera, mein Herr!


Lob Wasser:

Ganz recht, et celera —

Und Punktum hinter!


Eulenspiegel:

Punktum — ja, ganz recht.


Lobwasser:

Jetzt könnt Ihr Atem schöpfen.


Eulenspiegel:

Atem schöpfen?


Lobwasser:
Eulenspiegel:

Ich nehm es als genossen. Eure Feder
'

Sagt mir, daß aus geduldgen Pergament

Ihr vieles noch geschrieben, das ich weiß. —


Lobwasser:

Die Feder?

Ja, sie steckt Euch hinterm Ohr


Eulenspiegel:

Und attestiert Euch Euren Fleiß.

Ach ja, verzeiht —


Lobwasser:

Ich war beim Text grad, als die Glocken schlugen.

Mit wem hab ich die Ehr zu konversieren?


Eulenspiegel:

Seid Ihr Magnifizenz?

Rektor Magnifikus.


Lobwasser
(mit Bückling):

Ah, Herr von Lobwasser, — nicht wahr, so ist's?


Eulenspiegel:

Ja, ich entsinne mich, des Aeskulapius
'

Berühmter Jünger — ists nicht so?

Ganz recht.


Lobwasser:
Eulenspiegel:

Und Dichter vieler frommer Kirchenlieder?

Ihr schmeichelt mir, Herr Graf.


Lobwasser:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0627" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318910"/>
          <fw type="header" place="top"> Till Lnlenspiegcl</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_4359"> Und bringst mir die Bagage in mein Haus.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4360"> Been dich, Bursch!</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lamme.-</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4361"> O Herr, ich will sie füttern, daß sie platzen!</p><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4362"> Die Gaul'? Das wäre schad!</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lamme:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4363"> Nein, nur die Knechte!</p><lb/>
          <stage> (Er stürmt bon bannen und platzt an der Ecke auf Lobwasscr,</stage><lb/>
          <p xml:id="ID_4364"> Ich fliege, Herr!</p><lb/>
          <stage> der im Ornat erscheint. Auch andere Mngistri und Universitätspersonen, der Bürger¬<lb/>
meister eilen herbei,)</stage><lb/>
          <p xml:id="ID_4365"> Paß er doch auf, er Tölpel!</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lob Wasser:</note><lb/>
          <stage> (Tupft sich ans die Stirn.)</stage><lb/>
          <note type="speaker"> Lamme:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4366"> Ich ein Tölpel?</p><lb/>
          <stage> (Ab.)</stage><lb/>
          <p xml:id="ID_4367"> Ich bin der kaiserliche Küchenschef!</p><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel (</note><lb/>
          <stage> gibt sich eine strenge Miene; die Magister schieben sich gegen ihn bor, tiefe</stage><lb/>
          <p xml:id="ID_4368"> Vielleicht bekomm ich noch die werte Vorderseite</p><lb/>
          <stage> Bücklinge):</stage><lb/>
          <p xml:id="ID_4369"> Einmal zu sehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4370"> Hochedeler Herr Graf! &#x2014; Herr Delegat</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lobwasser </note><lb/>
          <stage> init einem Ruck):</stage><lb/>
          <p xml:id="ID_4371"> Von seiner Kaiserlichen Majestät</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4372"> Karolus Quintus, Kanzler und Gerichtsherr<lb/>
'</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4373"> Der hiesgen hohen Universitas,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4374"> Domherr und Probst von Se. Stephan in Wien,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4375"> Schloßherr auf Weißenburg und Herr von Graz,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4376"> Geheimer Rat des höchsten Kabinetts</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4377"> Und Rat der Staatsarchive, Kämmerer</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4378"> Bei Ihrer Majestät, der Kaiserin, &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4379"> Erlesener Diplomat an fremden Höfen,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4380"> So weltgewandt und klug als weitgereist,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4381"> Schirmer der Wissenschaft und freien Künste &#x2014;</p><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel </note><lb/>
          <stage> (unterbrechend): </stage><lb/>
          <p xml:id="ID_4382"> Le celera, mein Herr!</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lob Wasser:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4383"> Ganz recht, et celera &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4384"> Und Punktum hinter!</p><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4385"> Punktum &#x2014; ja, ganz recht.</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lobwasser:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4386"> Jetzt könnt Ihr Atem schöpfen.</p><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4387"> Atem schöpfen?</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lobwasser:</note><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4388"> Ich nehm es als genossen. Eure Feder<lb/>
'</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4389"> Sagt mir, daß aus geduldgen Pergament</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4390"> Ihr vieles noch geschrieben, das ich weiß. &#x2014;</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lobwasser:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4391"> Die Feder?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4392"> Ja, sie steckt Euch hinterm Ohr</p><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4393"> Und attestiert Euch Euren Fleiß.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4394"> Ach ja, verzeiht &#x2014;</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lobwasser:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4395"> Ich war beim Text grad, als die Glocken schlugen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4396"> Mit wem hab ich die Ehr zu konversieren?</p><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4397"> Seid Ihr Magnifizenz?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4398"> Rektor Magnifikus.</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lobwasser </note><lb/>
          <stage> (mit Bückling): </stage><lb/>
          <p xml:id="ID_4399"> Ah, Herr von Lobwasser, &#x2014; nicht wahr, so ist's?</p><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4400"> Ja, ich entsinne mich, des Aeskulapius<lb/>
'</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4401"> Berühmter Jünger &#x2014; ists nicht so?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4402"> Ganz recht.</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lobwasser:</note><lb/>
          <note type="speaker"> Eulenspiegel:</note><lb/>
          <p xml:id="ID_4403"> Und Dichter vieler frommer Kirchenlieder?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4404"> Ihr schmeichelt mir, Herr Graf.</p><lb/>
          <note type="speaker"> Lobwasser:</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0627] Till Lnlenspiegcl Und bringst mir die Bagage in mein Haus. Been dich, Bursch! Lamme.- O Herr, ich will sie füttern, daß sie platzen! Eulenspiegel: Die Gaul'? Das wäre schad! Lamme: Nein, nur die Knechte! (Er stürmt bon bannen und platzt an der Ecke auf Lobwasscr, Ich fliege, Herr! der im Ornat erscheint. Auch andere Mngistri und Universitätspersonen, der Bürger¬ meister eilen herbei,) Paß er doch auf, er Tölpel! Lob Wasser: (Tupft sich ans die Stirn.) Lamme: Ich ein Tölpel? (Ab.) Ich bin der kaiserliche Küchenschef! Eulenspiegel ( gibt sich eine strenge Miene; die Magister schieben sich gegen ihn bor, tiefe Vielleicht bekomm ich noch die werte Vorderseite Bücklinge): Einmal zu sehen. Hochedeler Herr Graf! — Herr Delegat Lobwasser init einem Ruck): Von seiner Kaiserlichen Majestät Karolus Quintus, Kanzler und Gerichtsherr ' Der hiesgen hohen Universitas, Domherr und Probst von Se. Stephan in Wien, Schloßherr auf Weißenburg und Herr von Graz, Geheimer Rat des höchsten Kabinetts Und Rat der Staatsarchive, Kämmerer Bei Ihrer Majestät, der Kaiserin, — Erlesener Diplomat an fremden Höfen, So weltgewandt und klug als weitgereist, Schirmer der Wissenschaft und freien Künste — Eulenspiegel (unterbrechend): Le celera, mein Herr! Lob Wasser: Ganz recht, et celera — Und Punktum hinter! Eulenspiegel: Punktum — ja, ganz recht. Lobwasser: Jetzt könnt Ihr Atem schöpfen. Eulenspiegel: Atem schöpfen? Lobwasser: Eulenspiegel: Ich nehm es als genossen. Eure Feder ' Sagt mir, daß aus geduldgen Pergament Ihr vieles noch geschrieben, das ich weiß. — Lobwasser: Die Feder? Ja, sie steckt Euch hinterm Ohr Eulenspiegel: Und attestiert Euch Euren Fleiß. Ach ja, verzeiht — Lobwasser: Ich war beim Text grad, als die Glocken schlugen. Mit wem hab ich die Ehr zu konversieren? Eulenspiegel: Seid Ihr Magnifizenz? Rektor Magnifikus. Lobwasser (mit Bückling): Ah, Herr von Lobwasser, — nicht wahr, so ist's? Eulenspiegel: Ja, ich entsinne mich, des Aeskulapius ' Berühmter Jünger — ists nicht so? Ganz recht. Lobwasser: Eulenspiegel: Und Dichter vieler frommer Kirchenlieder? Ihr schmeichelt mir, Herr Graf. Lobwasser:

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/627
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/627>, abgerufen am 01.07.2024.