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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Aus Briefen der Ulertherzeit

Herr Azel (der auch bey der neuen Universität in Stuttgart lehrt) und das
historische ein anderer junger Mann von Ihrer Bekanntschaft, sämtlich in
Stuttgart lebend. Aber diese Nachricht im engsten Vertrauen. Fulda und
Plant haben den Verfassern Beytrüge versprochen. Der eigentliche Heraus¬
geber ist der Herr Regimentsdoctor Schiller in Stuttgart.

Metersen verdankte diese Nachricht seinem Bruder in Colmar, der im
Sommer 1782 als Prinzenerzieher nach Darmstadt berufen worden war.
Joh. Jac. Adel (1751--1829), Schillers Lehrer und Freund, seit 1772 an
der Militärakademie (hohen Karlsschule); vergl. auch K. Berger, Schiller
(1906) Bd. I, S. 223 ff. G. I. Planck (1751--1833), seit 1780 Stadt-
vicar in Stuttgart, wirkte seit 1781 an der hohen Karlsschule als Prediger
und Professor bis 1784. Fr. K. Fulda (1724--88), bekannter deutscher Sprach-
nnd Geschichtsforscher, seit 1751 Garnisonsprediger auf dem Hohenasperg.^




Darmstadt, den 23. May 1783.

Daß Merck auf höhern Befehl einen Antinecker oder Betrachtungen über
die Mosersche Schrift: Necker, (worin Mosers hiesiges Ministerialleben aus
lauter Aktenstücken erzählt wird) geschrieben habe, ist Ihnen vielleicht noch
nicht bekannt. Wenck und Hoepfner versichern, die Schrift sei con amore
gemacht, ließe sich ausnehmend gut lesen, sey so beschaffen, daß Moser, wenn
er sie zu Gesicht bekommt, in die stärkste Versuchung gerathen müßte, sich zu
erhenken. Der Lcmdgrav, dein Merck selbst sie vorgelesen ^in Emsj, hat sie
approbiert; indeß hat sie die Geheimrathscensur noch nicht passiert und wird,
vielen Versicherungen nach, kaun: vor Ende des gegenwärtigen Jahres ins
Publikum kommen; wenigstens wird sie erst in einigen Monathen unter die
Presse gegeben werden. Die Vignette stellt den Apoll, der den Marsyas
Schindel, vor.

IMe Vignette ist noch vorhanden auf der ersten Seite des Manuscripts,
das, nie im Druck erschienen, sich im Großherzogl. Hessischen Haus- und
Staats-Archiv zu Darmstadt befindet. Vergl. R. Loebell, Der Antinecker
I. H. Mercks, der Minister F. K. v. Moser, Darmstadt 1896.^




Darmstadt, Montags den 23. April 1787.

Der Kurfürst von Mainz hat vor etwa 14 Tagen den berühmten Pro¬
fessor und Bibliothekar Johannes Müller (der Verfasser der Schweizergeschichte)
nach Rom geschickt, und zwar wegen der Päbstlichen Konfirmation der am
1. April in der Person des Freiherrn von Dalberg getroffenen Wahl eines
Coadjutors. Der Baron von Eberstein (Gouverneur der sich seit 6 Monathen
in Mainz aufhaltenden 2 Prinzen von Thurn und Taxis) hat dieses in
voriger Woche meinem hiesigen Bruder erzählt, mit dem Zusätze: "Weil jetzt
die Protestanten so sehr beliebt in Rom seyen"; der Herr Geheimrath


Aus Briefen der Ulertherzeit

Herr Azel (der auch bey der neuen Universität in Stuttgart lehrt) und das
historische ein anderer junger Mann von Ihrer Bekanntschaft, sämtlich in
Stuttgart lebend. Aber diese Nachricht im engsten Vertrauen. Fulda und
Plant haben den Verfassern Beytrüge versprochen. Der eigentliche Heraus¬
geber ist der Herr Regimentsdoctor Schiller in Stuttgart.

Metersen verdankte diese Nachricht seinem Bruder in Colmar, der im
Sommer 1782 als Prinzenerzieher nach Darmstadt berufen worden war.
Joh. Jac. Adel (1751—1829), Schillers Lehrer und Freund, seit 1772 an
der Militärakademie (hohen Karlsschule); vergl. auch K. Berger, Schiller
(1906) Bd. I, S. 223 ff. G. I. Planck (1751—1833), seit 1780 Stadt-
vicar in Stuttgart, wirkte seit 1781 an der hohen Karlsschule als Prediger
und Professor bis 1784. Fr. K. Fulda (1724—88), bekannter deutscher Sprach-
nnd Geschichtsforscher, seit 1751 Garnisonsprediger auf dem Hohenasperg.^




Darmstadt, den 23. May 1783.

Daß Merck auf höhern Befehl einen Antinecker oder Betrachtungen über
die Mosersche Schrift: Necker, (worin Mosers hiesiges Ministerialleben aus
lauter Aktenstücken erzählt wird) geschrieben habe, ist Ihnen vielleicht noch
nicht bekannt. Wenck und Hoepfner versichern, die Schrift sei con amore
gemacht, ließe sich ausnehmend gut lesen, sey so beschaffen, daß Moser, wenn
er sie zu Gesicht bekommt, in die stärkste Versuchung gerathen müßte, sich zu
erhenken. Der Lcmdgrav, dein Merck selbst sie vorgelesen ^in Emsj, hat sie
approbiert; indeß hat sie die Geheimrathscensur noch nicht passiert und wird,
vielen Versicherungen nach, kaun: vor Ende des gegenwärtigen Jahres ins
Publikum kommen; wenigstens wird sie erst in einigen Monathen unter die
Presse gegeben werden. Die Vignette stellt den Apoll, der den Marsyas
Schindel, vor.

IMe Vignette ist noch vorhanden auf der ersten Seite des Manuscripts,
das, nie im Druck erschienen, sich im Großherzogl. Hessischen Haus- und
Staats-Archiv zu Darmstadt befindet. Vergl. R. Loebell, Der Antinecker
I. H. Mercks, der Minister F. K. v. Moser, Darmstadt 1896.^




Darmstadt, Montags den 23. April 1787.

Der Kurfürst von Mainz hat vor etwa 14 Tagen den berühmten Pro¬
fessor und Bibliothekar Johannes Müller (der Verfasser der Schweizergeschichte)
nach Rom geschickt, und zwar wegen der Päbstlichen Konfirmation der am
1. April in der Person des Freiherrn von Dalberg getroffenen Wahl eines
Coadjutors. Der Baron von Eberstein (Gouverneur der sich seit 6 Monathen
in Mainz aufhaltenden 2 Prinzen von Thurn und Taxis) hat dieses in
voriger Woche meinem hiesigen Bruder erzählt, mit dem Zusätze: „Weil jetzt
die Protestanten so sehr beliebt in Rom seyen"; der Herr Geheimrath


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/633>, abgerufen am 28.12.2024.