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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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unterlagen, der Höhe des Umsatzes und von anderen Verhältnissen abhängt,
mit durchschnittlich ^/^ Prozent pro Semester angenommen, ergibt eine Jahres¬
leistung von annähernd 6 Prozent. Die Bedingungen der Industriebau! wären:
6V4 Prozent Zinsfuß und eine einmalige, die ersten zehn Jahre deckende Auf¬
wendung in Höhe von Prozent. Eine Minderung erfahren diese Sätze
erst mit zunehmender Erstarkung des Instituts.

"In der Welt gelingt nichts ohne Begeisterung." Aber die rechnerischem
Vorteile für die Industrie und damit die Aussichten für die Industriebau! wollen
doch reiflich überlegt sein, und es bedarf noch recht tiefgehender Arbeit, bis man
festen Boden unter den Füßen hat. Des Pudels Kern liegt in dem teueren
Passivzinsfuß, zu dem noch ti- erheblichen Aufwendungen bei der Obligationen¬
ausgabe treten. Daß anderseits die Unkündbarkeit des Kredits auf jeweils zehn
Jahre oder länger einen starken Anreiz bilden würde, bedarf keiner Untersuchung.

Abseits von dem Voranschlag für die neue Bank liegt die Frage, wie die
geplante Kreditorganisation für die Industrie auf unseren Geldmarkt einwirken
würde. Wenn man nicht annimmt, daß die Bank durch billigen Kredit zu
neuen Unternehmungen reizt, wäre die Folge ihrer Gründung nicht eine stärkere
Inanspruchnahme des Geldmarktes und demgemäß eine Steigerung der Leihsätze,
wohl aber eine Verschiebung, ein Vertauschen der Rollen, da es sich ja nicht
um eine Steigerung der Nachfrage, sondern nur um eine andere Regelung in
der Kreditbefriedigung handelt. Das gilt aber nur für neue Kreditbefriedigungen,
die auch ohne Industriebau! gekommen wären, nicht für die einfache Übertragung
alter BanÜredite auf das neue Institut, denn jede Hin- und Herschiebung von
Geld strapaziert den Geldmarkt. Da aber die neue Ban! nur langsam sich
entwickeln könnte. wäre ein Einfluß auf den Geldmarkt nicht wahrnehmbar.
Viele Anlagen, die bisher den Banken zuflössen oder in anderen, z. B. exotischen
Papieren, Unterkunft fanden, werden sich für dieses neue Papier interessieren
lassen. Wenn die feste Unterbringung solcher Obligationen im Ausland gelingen
sollte, wäre insoweit sogar eine Entlastung des heimischen Marktes erreicht.




Galle Verhaeren Lrnst Llldivig Schellcnberg von

as kleine Belgien hat in letzter Zeit einen ungeahnten Aufschwung
genommen. Der Transithandel, seine Steinkohlen, seine koloniale
Tätigkeit haben dem Lande eine neue Bedeutung gegeben; das
dichteste Eisenbahnnetz der Erde nennt es sein eigen, und die
Bevölkerung ist die stärkste in Europa, neben Sachsen. Lebens¬
froh und genußsüchtig ist der Belgier, er trinkt, singt und tanzt. Und nun ist
auch die Kunst zur Bedeutung gelangt. Charles Decoster schrieb seinen "Til


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unterlagen, der Höhe des Umsatzes und von anderen Verhältnissen abhängt,
mit durchschnittlich ^/^ Prozent pro Semester angenommen, ergibt eine Jahres¬
leistung von annähernd 6 Prozent. Die Bedingungen der Industriebau! wären:
6V4 Prozent Zinsfuß und eine einmalige, die ersten zehn Jahre deckende Auf¬
wendung in Höhe von Prozent. Eine Minderung erfahren diese Sätze
erst mit zunehmender Erstarkung des Instituts.

„In der Welt gelingt nichts ohne Begeisterung." Aber die rechnerischem
Vorteile für die Industrie und damit die Aussichten für die Industriebau! wollen
doch reiflich überlegt sein, und es bedarf noch recht tiefgehender Arbeit, bis man
festen Boden unter den Füßen hat. Des Pudels Kern liegt in dem teueren
Passivzinsfuß, zu dem noch ti- erheblichen Aufwendungen bei der Obligationen¬
ausgabe treten. Daß anderseits die Unkündbarkeit des Kredits auf jeweils zehn
Jahre oder länger einen starken Anreiz bilden würde, bedarf keiner Untersuchung.

Abseits von dem Voranschlag für die neue Bank liegt die Frage, wie die
geplante Kreditorganisation für die Industrie auf unseren Geldmarkt einwirken
würde. Wenn man nicht annimmt, daß die Bank durch billigen Kredit zu
neuen Unternehmungen reizt, wäre die Folge ihrer Gründung nicht eine stärkere
Inanspruchnahme des Geldmarktes und demgemäß eine Steigerung der Leihsätze,
wohl aber eine Verschiebung, ein Vertauschen der Rollen, da es sich ja nicht
um eine Steigerung der Nachfrage, sondern nur um eine andere Regelung in
der Kreditbefriedigung handelt. Das gilt aber nur für neue Kreditbefriedigungen,
die auch ohne Industriebau! gekommen wären, nicht für die einfache Übertragung
alter BanÜredite auf das neue Institut, denn jede Hin- und Herschiebung von
Geld strapaziert den Geldmarkt. Da aber die neue Ban! nur langsam sich
entwickeln könnte. wäre ein Einfluß auf den Geldmarkt nicht wahrnehmbar.
Viele Anlagen, die bisher den Banken zuflössen oder in anderen, z. B. exotischen
Papieren, Unterkunft fanden, werden sich für dieses neue Papier interessieren
lassen. Wenn die feste Unterbringung solcher Obligationen im Ausland gelingen
sollte, wäre insoweit sogar eine Entlastung des heimischen Marktes erreicht.




Galle Verhaeren Lrnst Llldivig Schellcnberg von

as kleine Belgien hat in letzter Zeit einen ungeahnten Aufschwung
genommen. Der Transithandel, seine Steinkohlen, seine koloniale
Tätigkeit haben dem Lande eine neue Bedeutung gegeben; das
dichteste Eisenbahnnetz der Erde nennt es sein eigen, und die
Bevölkerung ist die stärkste in Europa, neben Sachsen. Lebens¬
froh und genußsüchtig ist der Belgier, er trinkt, singt und tanzt. Und nun ist
auch die Kunst zur Bedeutung gelangt. Charles Decoster schrieb seinen „Til


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[0329] Linne verhaeren unterlagen, der Höhe des Umsatzes und von anderen Verhältnissen abhängt, mit durchschnittlich ^/^ Prozent pro Semester angenommen, ergibt eine Jahres¬ leistung von annähernd 6 Prozent. Die Bedingungen der Industriebau! wären: 6V4 Prozent Zinsfuß und eine einmalige, die ersten zehn Jahre deckende Auf¬ wendung in Höhe von Prozent. Eine Minderung erfahren diese Sätze erst mit zunehmender Erstarkung des Instituts. „In der Welt gelingt nichts ohne Begeisterung." Aber die rechnerischem Vorteile für die Industrie und damit die Aussichten für die Industriebau! wollen doch reiflich überlegt sein, und es bedarf noch recht tiefgehender Arbeit, bis man festen Boden unter den Füßen hat. Des Pudels Kern liegt in dem teueren Passivzinsfuß, zu dem noch ti- erheblichen Aufwendungen bei der Obligationen¬ ausgabe treten. Daß anderseits die Unkündbarkeit des Kredits auf jeweils zehn Jahre oder länger einen starken Anreiz bilden würde, bedarf keiner Untersuchung. Abseits von dem Voranschlag für die neue Bank liegt die Frage, wie die geplante Kreditorganisation für die Industrie auf unseren Geldmarkt einwirken würde. Wenn man nicht annimmt, daß die Bank durch billigen Kredit zu neuen Unternehmungen reizt, wäre die Folge ihrer Gründung nicht eine stärkere Inanspruchnahme des Geldmarktes und demgemäß eine Steigerung der Leihsätze, wohl aber eine Verschiebung, ein Vertauschen der Rollen, da es sich ja nicht um eine Steigerung der Nachfrage, sondern nur um eine andere Regelung in der Kreditbefriedigung handelt. Das gilt aber nur für neue Kreditbefriedigungen, die auch ohne Industriebau! gekommen wären, nicht für die einfache Übertragung alter BanÜredite auf das neue Institut, denn jede Hin- und Herschiebung von Geld strapaziert den Geldmarkt. Da aber die neue Ban! nur langsam sich entwickeln könnte. wäre ein Einfluß auf den Geldmarkt nicht wahrnehmbar. Viele Anlagen, die bisher den Banken zuflössen oder in anderen, z. B. exotischen Papieren, Unterkunft fanden, werden sich für dieses neue Papier interessieren lassen. Wenn die feste Unterbringung solcher Obligationen im Ausland gelingen sollte, wäre insoweit sogar eine Entlastung des heimischen Marktes erreicht. Galle Verhaeren Lrnst Llldivig Schellcnberg von as kleine Belgien hat in letzter Zeit einen ungeahnten Aufschwung genommen. Der Transithandel, seine Steinkohlen, seine koloniale Tätigkeit haben dem Lande eine neue Bedeutung gegeben; das dichteste Eisenbahnnetz der Erde nennt es sein eigen, und die Bevölkerung ist die stärkste in Europa, neben Sachsen. Lebens¬ froh und genußsüchtig ist der Belgier, er trinkt, singt und tanzt. Und nun ist auch die Kunst zur Bedeutung gelangt. Charles Decoster schrieb seinen „Til

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/329>, abgerufen am 29.12.2024.