Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Schon die Tntsache, daß die Berliner Aus¬ kostspieligeren und einträglicheren Ausgaben. Zunächst aber ist zu wünschen, daß die Schaffen und Schauen. Ein Führer ins Damit ist schon viel getan, das; die Aus¬ Zum zweiten Male ruft dieser "Führer Dann leitet der Führer "von deutscher Maßgebliches und Unmaßgebliches Schon die Tntsache, daß die Berliner Aus¬ kostspieligeren und einträglicheren Ausgaben. Zunächst aber ist zu wünschen, daß die Schaffen und Schauen. Ein Führer ins Damit ist schon viel getan, das; die Aus¬ Zum zweiten Male ruft dieser „Führer Dann leitet der Führer „von deutscher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0262" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317875"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1269" next="#ID_1270"> Schon die Tntsache, daß die Berliner Aus¬<lb/> stellung, an der sich die bedeutendsten sozialen<lb/> Vereinigungen derReichshauptstadtmitbeteiligt<lb/> haben, im Reichstngsgebäude stattfinden konnte,<lb/> daß sie mit einer offiziellen Führung der<lb/> ReichStagsabgeordnctenbeschlossen wurde, zeigt<lb/> deutlich den Ernst, bor allem aber auch die<lb/> Tragweite dieser Veranstaltung. Der Gesetz¬<lb/> geber wird sich mit der Kolportage-Literatur,<lb/> mit diesem Verbrechen am Geist des Volkes zu<lb/> befassen haben; aber diese Seite des Kampfes<lb/> ist am meisten Problematisch und steckt noch<lb/> ganz in den Anfängen. Wichtiger und aus¬<lb/> sichtsvoller als die Abwehr der bestehenden<lb/> Gefahr ist es, ihr vorzubeugen und sie im<lb/> Entstehen zu unterdrücken. Es gilt also dus<lb/> Publikum zur guten Literatur zu erziehen,<lb/> zu einer Art von Reinlichkeit des ästhetischen<lb/> Empfindens, die diese schlechte Literatur mit<lb/> dem Gefühl des Ekels abweist wie organischen<lb/> Schmutz; diese Erziehungsarbeit bleibt aber<lb/> naturgemäß in der Hauptsache der Schule und<lb/> dem Elternhaus überlassen, denn das Kind<lb/> ist der Boden, der so vorbereitet werden kann,<lb/> daß er schlechte Nahrung einfach nicht aufnimmt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1270" prev="#ID_1269"> kostspieligeren und einträglicheren Ausgaben.<lb/> Nächst den Schulen kommt bei dieser Auf¬<lb/> klärungsarbeit naturgemäß den Volksbiblio¬<lb/> theken die wichtigste Vermittlerrolle zu, und<lb/> die Presse darf dabei nicht fehlen. Wie wäre<lb/> es, wenn man diesen positiven Teil der „Aus¬<lb/> stellung gegen die Schundliteratur" jeder Volks¬<lb/> bibliothek als eine ständige Einrichtung an¬<lb/> gliedern würde? Eine kleine, erlesene und<lb/> Wohl übertünchte Buchhandlung, die natürlich<lb/> bereit und fähig wäre, auch in allen unteren<lb/> buchhändlerischen Fragen Auskunft zu erteilen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1271"> Zunächst aber ist zu wünschen, daß die<lb/> Ausstellung der Hamburger noch in viele<lb/> deutsche Städte wandern kann; es gibt kein<lb/> besseres Mittel, die Familie aus ihrer un¬<lb/> besorgten Gemütsruhe aufzurütteln — und<lb/> mehr, weit mehr als in anderen pädagogischen<lb/> Fragen kommt es nuf diesem Gebiet nuf ein<lb/> Zusammenarbeiten von Schule und Haus an,<lb/> wenn etwas Ersprießliches erreicht werden soll.<lb/><note type="byline"> Dr. Lrnst Guggenhcim-</note> </p><lb/> </div> <div n="3"> <head> Schaffen und Schauen.</head> <p xml:id="ID_1272"> Ein Führer ins<lb/> Leben. Zweite Auflage. Leipzig und Berlin,<lb/> B. G. Teubner. 1911. Zwei Bände. (Erster<lb/> Band: Von deutscher Art und Arbeit; zweiter:<lb/> Des Menschen Sein und Werden.)</p><lb/> <p xml:id="ID_1273"> Damit ist schon viel getan, das; die Aus¬<lb/> stellung durch das rege Interesse, das sie bei<lb/> der Presse gefunden, die Sache wieder<lb/> einmal zum Tagesgespräch gemacht hat; denn<lb/> unser „Jahrhundert des Kindes" zeichnet sich<lb/> vor früheren Jahrhunderten mit geringerem<lb/> pädagogischen Ruf dadurch aus, daß die<lb/> Familie die Erziehung, sagen wir einmal aus<lb/> beruflichen oder aus gesellschaftlichen Gründen,<lb/> zum besten Teil von sich abgewälzt hat. Be¬<lb/> sonders dadurch wird aber die Ausstellung<lb/> die Privaten Erzieher beeinflussen und zu Mit¬<lb/> arbeitern um ihrem Werk gewinnen können,<lb/> daß sie der Positiven Tätigkeit der Bewegung<lb/> gegen die Schundliteratur, der als Ersatz und<lb/> zur Konkurrenz geschaffenen guten und äußerst<lb/> billigen Literatur reichlich Raum gegeben<lb/> hat. Diese in den letzten Jahren entstandenen<lb/> Bücher, Büchlein und Hefte, die zum Teil<lb/> sogar — allerdings mit künstlerischen Mitteln —<lb/> die Reklame der Schundliteratur nachahmt,<lb/> ist wahrhaft geeignet, jedem Lesebedürfnis zu<lb/> genügen und eS in gute Bahnen zu lenken;<lb/> nur ist es nötig, daß das Publikum mit allen<lb/> Mitteln darauf hingewiesen werde, denn die<lb/> Sortimenter verkaufen natürlich lieber die</p><lb/> <p xml:id="ID_1274"> Zum zweiten Male ruft dieser „Führer<lb/> ins Leben" die deutsche Jugend nuf, ihm zu<lb/> folgen. Er will ihr Geleiter sein in den<lb/> deutschen Landen, will ihr zeigen, wie Volk<lb/> und Reich entstanden sind, wie deutsche<lb/> Volkswirtschaft und deutsches Stantswesen<lb/> sich entwickelt haben und zu dein geworden<lb/> sind, was wir heute vor uns sehen. Er ist<lb/> ihr zuverlässiger, weitschauender Berater bei<lb/> der Wahl des Berufs, in nationalen Fragen,<lb/> in staatsbürgerlichen Erfordernissen und Be-<lb/> dingungen; er führt sie in Gebiete, die ihr<lb/> die Schule nicht erschlossen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1275"> Dann leitet der Führer „von deutscher<lb/> Art und Arbeit" hinein in allgemein mensch¬<lb/> liche Fragen, in „des Menschen Sein und<lb/> Werden". Staunend folgt ihm die Jugend<lb/> durch die Jahrtausende menschlicher Körper-<lb/> und Geistesentwicklung; sie steigt mit ihm<lb/> hinan durch den stolzen Bau der exakten<lb/> Wissenschaft zu Philosophie und Kunst; und<lb/> vom Gebiet des menschlichen Willens, Wirkens<lb/> und Wissens führt der kundige Geleiter in<lb/> das Land des Glaubens, der Religion.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0262]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Schon die Tntsache, daß die Berliner Aus¬
stellung, an der sich die bedeutendsten sozialen
Vereinigungen derReichshauptstadtmitbeteiligt
haben, im Reichstngsgebäude stattfinden konnte,
daß sie mit einer offiziellen Führung der
ReichStagsabgeordnctenbeschlossen wurde, zeigt
deutlich den Ernst, bor allem aber auch die
Tragweite dieser Veranstaltung. Der Gesetz¬
geber wird sich mit der Kolportage-Literatur,
mit diesem Verbrechen am Geist des Volkes zu
befassen haben; aber diese Seite des Kampfes
ist am meisten Problematisch und steckt noch
ganz in den Anfängen. Wichtiger und aus¬
sichtsvoller als die Abwehr der bestehenden
Gefahr ist es, ihr vorzubeugen und sie im
Entstehen zu unterdrücken. Es gilt also dus
Publikum zur guten Literatur zu erziehen,
zu einer Art von Reinlichkeit des ästhetischen
Empfindens, die diese schlechte Literatur mit
dem Gefühl des Ekels abweist wie organischen
Schmutz; diese Erziehungsarbeit bleibt aber
naturgemäß in der Hauptsache der Schule und
dem Elternhaus überlassen, denn das Kind
ist der Boden, der so vorbereitet werden kann,
daß er schlechte Nahrung einfach nicht aufnimmt.
kostspieligeren und einträglicheren Ausgaben.
Nächst den Schulen kommt bei dieser Auf¬
klärungsarbeit naturgemäß den Volksbiblio¬
theken die wichtigste Vermittlerrolle zu, und
die Presse darf dabei nicht fehlen. Wie wäre
es, wenn man diesen positiven Teil der „Aus¬
stellung gegen die Schundliteratur" jeder Volks¬
bibliothek als eine ständige Einrichtung an¬
gliedern würde? Eine kleine, erlesene und
Wohl übertünchte Buchhandlung, die natürlich
bereit und fähig wäre, auch in allen unteren
buchhändlerischen Fragen Auskunft zu erteilen!
Zunächst aber ist zu wünschen, daß die
Ausstellung der Hamburger noch in viele
deutsche Städte wandern kann; es gibt kein
besseres Mittel, die Familie aus ihrer un¬
besorgten Gemütsruhe aufzurütteln — und
mehr, weit mehr als in anderen pädagogischen
Fragen kommt es nuf diesem Gebiet nuf ein
Zusammenarbeiten von Schule und Haus an,
wenn etwas Ersprießliches erreicht werden soll.
Dr. Lrnst Guggenhcim-
Schaffen und Schauen. Ein Führer ins
Leben. Zweite Auflage. Leipzig und Berlin,
B. G. Teubner. 1911. Zwei Bände. (Erster
Band: Von deutscher Art und Arbeit; zweiter:
Des Menschen Sein und Werden.)
Damit ist schon viel getan, das; die Aus¬
stellung durch das rege Interesse, das sie bei
der Presse gefunden, die Sache wieder
einmal zum Tagesgespräch gemacht hat; denn
unser „Jahrhundert des Kindes" zeichnet sich
vor früheren Jahrhunderten mit geringerem
pädagogischen Ruf dadurch aus, daß die
Familie die Erziehung, sagen wir einmal aus
beruflichen oder aus gesellschaftlichen Gründen,
zum besten Teil von sich abgewälzt hat. Be¬
sonders dadurch wird aber die Ausstellung
die Privaten Erzieher beeinflussen und zu Mit¬
arbeitern um ihrem Werk gewinnen können,
daß sie der Positiven Tätigkeit der Bewegung
gegen die Schundliteratur, der als Ersatz und
zur Konkurrenz geschaffenen guten und äußerst
billigen Literatur reichlich Raum gegeben
hat. Diese in den letzten Jahren entstandenen
Bücher, Büchlein und Hefte, die zum Teil
sogar — allerdings mit künstlerischen Mitteln —
die Reklame der Schundliteratur nachahmt,
ist wahrhaft geeignet, jedem Lesebedürfnis zu
genügen und eS in gute Bahnen zu lenken;
nur ist es nötig, daß das Publikum mit allen
Mitteln darauf hingewiesen werde, denn die
Sortimenter verkaufen natürlich lieber die
Zum zweiten Male ruft dieser „Führer
ins Leben" die deutsche Jugend nuf, ihm zu
folgen. Er will ihr Geleiter sein in den
deutschen Landen, will ihr zeigen, wie Volk
und Reich entstanden sind, wie deutsche
Volkswirtschaft und deutsches Stantswesen
sich entwickelt haben und zu dein geworden
sind, was wir heute vor uns sehen. Er ist
ihr zuverlässiger, weitschauender Berater bei
der Wahl des Berufs, in nationalen Fragen,
in staatsbürgerlichen Erfordernissen und Be-
dingungen; er führt sie in Gebiete, die ihr
die Schule nicht erschlossen hat.
Dann leitet der Führer „von deutscher
Art und Arbeit" hinein in allgemein mensch¬
liche Fragen, in „des Menschen Sein und
Werden". Staunend folgt ihm die Jugend
durch die Jahrtausende menschlicher Körper-
und Geistesentwicklung; sie steigt mit ihm
hinan durch den stolzen Bau der exakten
Wissenschaft zu Philosophie und Kunst; und
vom Gebiet des menschlichen Willens, Wirkens
und Wissens führt der kundige Geleiter in
das Land des Glaubens, der Religion.
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