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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Bergbaues auf Edelmetalle geworden.) Nach langjährigen gänzlichen Erliegen
des niederschlesischen Goldbergbaues ließ im Jahre 1661 der damalige Herzog
von Liegnitz als Herr jener Landesteile heimlich einen "Rutengänger" in Freiberg
anwerben und sandte diesen mit dem Erzprobierer Braun aus, um zu unter¬
suchen, ob die verlassenen Goldfelder um Liegnitz, Nicolstadt, Goldberg und
Hasel keine weiteren Aussichten für den Goldbergbau darböten. Da der Mann
mit der Wünschelrute indessen zu weiteren bergmännischen Versuchen nicht anraten
zu können glaubte, so unterblieben diese. Im Jahre 1853 ließ auch noch der
Besitzer der Pulverfabrik zu Reichenstein, Güttler, Schürfungen vornehmen, ohne
jedoch eine nennenswerte Summe dafür zu verwenden. Die letzten Versuche
zur Wiederaufnahme des Goldbergbaues wurden vor etwa fünfzehn Jahren bei
dem Dorfe Schmottseifen nicht weit von Löwenberg gemacht, doch mußten sie
bald wegen Mangel an Geldmitteln wieder aufgegeben werden. Es ist das
eigentlich zu bedauern, weil stellenweise ein Goldgehalt des Ganggesteines von
über 100 Gr. für die Tonne festgestellt wurde und außerdem rentable Arsen-
erzc aufgeschlossen sein sollen.

Vom geologischen Standpunkte betrachtet, sind die Goldlagerstütten von
Niederschlesien zu dem Diluvium zu rechnen, welches, am nördlichen Fuße des
Riesengebirges beginnend, die ganze schlesische Ebene bedeckt. Die Goldfelder
gehören einer Zone an, die sich von Jauer über Bunzlau und Löwenberg hinzieht.
Das Edelmetall selbst findet sich hier meistens eingebettet in Sandlagen, welche
in Wechsellagerung mit Letten und Geröllschichten angetroffen werden. Vergesellt
erscheint das Gold mit sehr kleinen Saphiren, Spinellen, Titaneisen und anderen
selteneren Mineralien. Dabei dürfte es ursprünglich an Schwefelkies, Arsenkies
und wahrscheinlich auch Fahlerz gebunden gewesen sein.

Erwähnung verdient auch noch die Goldlagerstätte von Goldkronach im
Fichtelgebirge, wo das gelbe Edelmetall zusammen mit Antimonglanz in der
Nähe alter Grünsteingünge auftrat. Endlich wurde vordem im Thüringer Walde
bei Steinheida Bergbau auf goldhaltigen Quarzgängen betrieben und an anderen
Stellen dieses Gebietes Gold aus alluvialen und diluvialen Ablagerungen
gewonnen. Wie alte thüringische Sagen erzählen, gab es dort Ortschaften, in
welchen man kein Geflügel verkaufen mochte, um nicht die Goldkörner zu ver¬
lieren, welche sich vielleicht in dessen Magen vorfanden.

Über das Gold, welches einige deutsche Flüsse, vor allem der Rhein, ferner
die Jsar, die Eder, die Schwärzn, die Kinzig und andere in ihrem Bette mit
sich geführt haben und zum Teil noch heute sichren, will ich hier nur wenige
Worte sagen, da wir über dessen zumeist weit zurückliegende Ausbeutung nur
wenige bestimmte Angaben besitzen und sich die Spuren von dieser völlig verwischt
haben. Der Rhein mag wohl aus den Sanden und Geröllen seiner
Nebenflüsse in grauer Vorzeit sogar recht viel Gold zu Tale geführt haben,
so daß also die Sage vom Rheingold kein leerer Klang ist. Wieviel von dem
Edelmetall der in unserem Lande ziemlich häufig gefundenen alten Goldmünzen,


Grenzboten I 1911 2"

Bergbaues auf Edelmetalle geworden.) Nach langjährigen gänzlichen Erliegen
des niederschlesischen Goldbergbaues ließ im Jahre 1661 der damalige Herzog
von Liegnitz als Herr jener Landesteile heimlich einen „Rutengänger" in Freiberg
anwerben und sandte diesen mit dem Erzprobierer Braun aus, um zu unter¬
suchen, ob die verlassenen Goldfelder um Liegnitz, Nicolstadt, Goldberg und
Hasel keine weiteren Aussichten für den Goldbergbau darböten. Da der Mann
mit der Wünschelrute indessen zu weiteren bergmännischen Versuchen nicht anraten
zu können glaubte, so unterblieben diese. Im Jahre 1853 ließ auch noch der
Besitzer der Pulverfabrik zu Reichenstein, Güttler, Schürfungen vornehmen, ohne
jedoch eine nennenswerte Summe dafür zu verwenden. Die letzten Versuche
zur Wiederaufnahme des Goldbergbaues wurden vor etwa fünfzehn Jahren bei
dem Dorfe Schmottseifen nicht weit von Löwenberg gemacht, doch mußten sie
bald wegen Mangel an Geldmitteln wieder aufgegeben werden. Es ist das
eigentlich zu bedauern, weil stellenweise ein Goldgehalt des Ganggesteines von
über 100 Gr. für die Tonne festgestellt wurde und außerdem rentable Arsen-
erzc aufgeschlossen sein sollen.

Vom geologischen Standpunkte betrachtet, sind die Goldlagerstütten von
Niederschlesien zu dem Diluvium zu rechnen, welches, am nördlichen Fuße des
Riesengebirges beginnend, die ganze schlesische Ebene bedeckt. Die Goldfelder
gehören einer Zone an, die sich von Jauer über Bunzlau und Löwenberg hinzieht.
Das Edelmetall selbst findet sich hier meistens eingebettet in Sandlagen, welche
in Wechsellagerung mit Letten und Geröllschichten angetroffen werden. Vergesellt
erscheint das Gold mit sehr kleinen Saphiren, Spinellen, Titaneisen und anderen
selteneren Mineralien. Dabei dürfte es ursprünglich an Schwefelkies, Arsenkies
und wahrscheinlich auch Fahlerz gebunden gewesen sein.

Erwähnung verdient auch noch die Goldlagerstätte von Goldkronach im
Fichtelgebirge, wo das gelbe Edelmetall zusammen mit Antimonglanz in der
Nähe alter Grünsteingünge auftrat. Endlich wurde vordem im Thüringer Walde
bei Steinheida Bergbau auf goldhaltigen Quarzgängen betrieben und an anderen
Stellen dieses Gebietes Gold aus alluvialen und diluvialen Ablagerungen
gewonnen. Wie alte thüringische Sagen erzählen, gab es dort Ortschaften, in
welchen man kein Geflügel verkaufen mochte, um nicht die Goldkörner zu ver¬
lieren, welche sich vielleicht in dessen Magen vorfanden.

Über das Gold, welches einige deutsche Flüsse, vor allem der Rhein, ferner
die Jsar, die Eder, die Schwärzn, die Kinzig und andere in ihrem Bette mit
sich geführt haben und zum Teil noch heute sichren, will ich hier nur wenige
Worte sagen, da wir über dessen zumeist weit zurückliegende Ausbeutung nur
wenige bestimmte Angaben besitzen und sich die Spuren von dieser völlig verwischt
haben. Der Rhein mag wohl aus den Sanden und Geröllen seiner
Nebenflüsse in grauer Vorzeit sogar recht viel Gold zu Tale geführt haben,
so daß also die Sage vom Rheingold kein leerer Klang ist. Wieviel von dem
Edelmetall der in unserem Lande ziemlich häufig gefundenen alten Goldmünzen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/191>, abgerufen am 24.07.2024.