Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.Im Flecken "Nu, dann ist es gut. Das Frühjahr ist bald da. Gebauer wird erst im "Morgen kann ich nicht abkommen, Tit Grigorjewitsch. Gerade morgen "Nun, dann übermorgen." "Freitag, Tit Grigorjewitsch." "Schön, wollen wir sagen Freitag. Du handelst mit dem Grafen. Verstehst "Zu Befehl, Tit Grigorjewitsch. Da die Anzahlung solange vorher geschieht, "Nun, du wirst schon sehen, was nötig ist. Habe die Ohren überall. Erfahre, "Ja, Gott hat uns da eine Prüfung geschickt." "Der Teufel hat ihn hergebracht." Am folgenden Morgen verließ der Gast früh das Haus, erschien flüchtig "Er hat sich den ganzen Tag in unseren Niederlagen herumgetrieben, hat "Nu, nu, was hast du ihm geantwortet?" "Ich verhielt mich meist schweigend. Was sollte ich mit dem Schleicher viel "Du hättest ihm aber doch erklären sollen, daß wir für alle Geschäfte stark "Nun, das versteht sich von selbst. Ich zuckte die Achseln und sagte nur: "Das war gut. Das muß ich loben." "Erbarmen Sie sich! Als ob wir nicht wüßten, wie man einer solchen Kanaille Grenzboten IV 1910 79
Im Flecken „Nu, dann ist es gut. Das Frühjahr ist bald da. Gebauer wird erst im „Morgen kann ich nicht abkommen, Tit Grigorjewitsch. Gerade morgen „Nun, dann übermorgen." „Freitag, Tit Grigorjewitsch." „Schön, wollen wir sagen Freitag. Du handelst mit dem Grafen. Verstehst „Zu Befehl, Tit Grigorjewitsch. Da die Anzahlung solange vorher geschieht, „Nun, du wirst schon sehen, was nötig ist. Habe die Ohren überall. Erfahre, „Ja, Gott hat uns da eine Prüfung geschickt." „Der Teufel hat ihn hergebracht." Am folgenden Morgen verließ der Gast früh das Haus, erschien flüchtig „Er hat sich den ganzen Tag in unseren Niederlagen herumgetrieben, hat „Nu, nu, was hast du ihm geantwortet?" „Ich verhielt mich meist schweigend. Was sollte ich mit dem Schleicher viel „Du hättest ihm aber doch erklären sollen, daß wir für alle Geschäfte stark „Nun, das versteht sich von selbst. Ich zuckte die Achseln und sagte nur: „Das war gut. Das muß ich loben." „Erbarmen Sie sich! Als ob wir nicht wüßten, wie man einer solchen Kanaille Grenzboten IV 1910 79
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0637" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317588"/> <fw type="header" place="top"> Im Flecken</fw><lb/> <p xml:id="ID_3146"> „Nu, dann ist es gut. Das Frühjahr ist bald da. Gebauer wird erst im<lb/> nächsten Winter. Darum wird weder Räbzow noch ein anderer sich beeilen, den<lb/> Kontrakt abzuschließen. Du aber nimmst gleich morgen Pferde und fährst zum<lb/> Grafen."</p><lb/> <p xml:id="ID_3147"> „Morgen kann ich nicht abkommen, Tit Grigorjewitsch. Gerade morgen<lb/> treffen die großen Transporte von den Gütern des Lava ein. Der Verwalter ist<lb/> selbst mit. Sie sind heute schon ganz in der Nähe. Ich muß auch die Abfuhr<lb/> des großen Stapels zum Bache morgen beginnen lassen. Die Fuhrleute sind<lb/> bestellt."</p><lb/> <p xml:id="ID_3148"> „Nun, dann übermorgen."</p><lb/> <p xml:id="ID_3149"> „Freitag, Tit Grigorjewitsch."</p><lb/> <p xml:id="ID_3150"> „Schön, wollen wir sagen Freitag. Du handelst mit dem Grafen. Verstehst<lb/> du? Zum Fenster will ich mein Geld nicht hinauswerfen. Hält er fest, so gibst<lb/> du ihm im Notfall die volle Summe. Auf jeden Fall aber schließt du mit ihm<lb/> ab. Der Teufel hole ihn! Ich werde nicht umkommen. Kannst auch, falls er eS<lb/> verlangt, einige Tausende anzahlen."</p><lb/> <p xml:id="ID_3151"> „Zu Befehl, Tit Grigorjewitsch. Da die Anzahlung solange vorher geschieht,<lb/> muß er darauf etwas ablassen."</p><lb/> <p xml:id="ID_3152"> „Nun, du wirst schon sehen, was nötig ist. Habe die Ohren überall. Erfahre,<lb/> wo noch jemand Wald aufbietet. Ich will mich entblößen bis auf die letzte<lb/> Kopeke, mich in Schulden stürzen, aber wo Kusma Karpowitsch aufragt, ob ver¬<lb/> kauft werde, soll er überall hören: Tut uns leid, Botscharow hat eben gekauft.<lb/> Der Hundesohn!"</p><lb/> <p xml:id="ID_3153"> „Ja, Gott hat uns da eine Prüfung geschickt."</p><lb/> <p xml:id="ID_3154"> „Der Teufel hat ihn hergebracht."</p><lb/> <p xml:id="ID_3155"> Am folgenden Morgen verließ der Gast früh das Haus, erschien flüchtig<lb/> zum Mittagessen und stellte sich dann erst am Abend ein. Gleich nach ihm kam<lb/> Glebow zum Rapport.</p><lb/> <p xml:id="ID_3156"> „Er hat sich den ganzen Tag in unseren Niederlagen herumgetrieben, hat<lb/> die Stapel besehen, hat mit den Sägern und Fuhrleuten gesprochen. An mich<lb/> hängte er sich eine Zeitlang und fragte mich nach unseren Geschäften und Kontrakten<lb/> aus. Auch den fremden Verwalter fing er ab und ging mit ihm spazieren. Solch<lb/> ein Satan von einem Menschen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_3157"> „Nu, nu, was hast du ihm geantwortet?"</p><lb/> <p xml:id="ID_3158"> „Ich verhielt mich meist schweigend. Was sollte ich mit dem Schleicher viel<lb/> reden!"</p><lb/> <p xml:id="ID_3159"> „Du hättest ihm aber doch erklären sollen, daß wir für alle Geschäfte stark<lb/> genug sind."</p><lb/> <p xml:id="ID_3160"> „Nun, das versteht sich von selbst. Ich zuckte die Achseln und sagte nur:<lb/> ,Tit Grigorjewitsch hat die Mittel, große Geschäfte zu machen. Tit Grigorjewitsch<lb/> nimmt auch die kleinen Geschäfte mit. Tit Grigorjewitsch hält nun einmal alle<lb/> Geschäfte im Kreise in seiner Hand.'"</p><lb/> <p xml:id="ID_3161"> „Das war gut. Das muß ich loben."</p><lb/> <p xml:id="ID_3162"> „Erbarmen Sie sich! Als ob wir nicht wüßten, wie man einer solchen Kanaille<lb/> das Maul stopfen muß!"</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1910 79</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0637]
Im Flecken
„Nu, dann ist es gut. Das Frühjahr ist bald da. Gebauer wird erst im
nächsten Winter. Darum wird weder Räbzow noch ein anderer sich beeilen, den
Kontrakt abzuschließen. Du aber nimmst gleich morgen Pferde und fährst zum
Grafen."
„Morgen kann ich nicht abkommen, Tit Grigorjewitsch. Gerade morgen
treffen die großen Transporte von den Gütern des Lava ein. Der Verwalter ist
selbst mit. Sie sind heute schon ganz in der Nähe. Ich muß auch die Abfuhr
des großen Stapels zum Bache morgen beginnen lassen. Die Fuhrleute sind
bestellt."
„Nun, dann übermorgen."
„Freitag, Tit Grigorjewitsch."
„Schön, wollen wir sagen Freitag. Du handelst mit dem Grafen. Verstehst
du? Zum Fenster will ich mein Geld nicht hinauswerfen. Hält er fest, so gibst
du ihm im Notfall die volle Summe. Auf jeden Fall aber schließt du mit ihm
ab. Der Teufel hole ihn! Ich werde nicht umkommen. Kannst auch, falls er eS
verlangt, einige Tausende anzahlen."
„Zu Befehl, Tit Grigorjewitsch. Da die Anzahlung solange vorher geschieht,
muß er darauf etwas ablassen."
„Nun, du wirst schon sehen, was nötig ist. Habe die Ohren überall. Erfahre,
wo noch jemand Wald aufbietet. Ich will mich entblößen bis auf die letzte
Kopeke, mich in Schulden stürzen, aber wo Kusma Karpowitsch aufragt, ob ver¬
kauft werde, soll er überall hören: Tut uns leid, Botscharow hat eben gekauft.
Der Hundesohn!"
„Ja, Gott hat uns da eine Prüfung geschickt."
„Der Teufel hat ihn hergebracht."
Am folgenden Morgen verließ der Gast früh das Haus, erschien flüchtig
zum Mittagessen und stellte sich dann erst am Abend ein. Gleich nach ihm kam
Glebow zum Rapport.
„Er hat sich den ganzen Tag in unseren Niederlagen herumgetrieben, hat
die Stapel besehen, hat mit den Sägern und Fuhrleuten gesprochen. An mich
hängte er sich eine Zeitlang und fragte mich nach unseren Geschäften und Kontrakten
aus. Auch den fremden Verwalter fing er ab und ging mit ihm spazieren. Solch
ein Satan von einem Menschen!"
„Nu, nu, was hast du ihm geantwortet?"
„Ich verhielt mich meist schweigend. Was sollte ich mit dem Schleicher viel
reden!"
„Du hättest ihm aber doch erklären sollen, daß wir für alle Geschäfte stark
genug sind."
„Nun, das versteht sich von selbst. Ich zuckte die Achseln und sagte nur:
,Tit Grigorjewitsch hat die Mittel, große Geschäfte zu machen. Tit Grigorjewitsch
nimmt auch die kleinen Geschäfte mit. Tit Grigorjewitsch hält nun einmal alle
Geschäfte im Kreise in seiner Hand.'"
„Das war gut. Das muß ich loben."
„Erbarmen Sie sich! Als ob wir nicht wüßten, wie man einer solchen Kanaille
das Maul stopfen muß!"
Grenzboten IV 1910 79
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |