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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches n"d Unmaßgebliches

Kraft wird freilich auf diese Weise verschwendet, die erfolgreicher angewendet
werden könnte! In unserer nach Abwechselung lüsternen Zeit ist ja für
solche mit dem nötigen Brustton der Überzeugung angekündigten Neuerungen
immer ein günstiger Resonanzboden vorhanden. So segelt unter der Flagge hoch¬
tönender Phrasen gar manchmal die bescheidene Mittelmäßigkeit und Talentlosigkeit
mit, solange überhaupt Worte die Hauptsache sind, und auch hier gilt häufig das
Dichtermort: Nicht alle, die den Thyrsus schwingen, sind des Gottes voll!

Es ließe sich da eine ganze Reihe pädagogischer Schlagworte aufstellen, die
modernen Ursprungs sind und aus deren Geschichte sich die gemachten Aus¬
führungen ableiten lassen. Es soll statt vieler nur auf einige hingewiesen werden;
hier eine kleine Auslese: "Die Kunst im Leben des Kindes", "Sexuelle Jugend-
aufklürung", "Arbeitsschule", "Unterricht im Freien". Es läßt sich nicht leugnen,
daß alle diese Worte manches Gute geschaffen haben. Sie sind zu Weckrufen
geworden und haben die Teilnahme weiter Kreise auf Erziehungsfragen gelenkt.
Auch mancherlei positive Arbeit ist in der Richtung dieser Neformrufe geleistet
worden. Aber es ist auch viel Unwahres, Übertriebenes, Bedenkliches, ja Widerliches
dabei in Erscheinung getreten. Wer wollte z. B. mit den extremen Reformern unbedingt
mitgehen, wenn sie die ganze Erziehung des Menschen auf die Bildung zur und
durch die Kunst basieren wollen, wenn sie beispielsweise die Kunst als einen voll¬
wertigen Ersatz für die Religion ansehen und sie an deren Stelle setzen wollen?
Wieviel Verwirrungen und Widerwärtigkeiten hat die sexuelle Bewegung im Ge¬
folge gehabt; wie predigen noch heute viele ihrer Apostel, daß das Heil allein in
der Belehrung, im Wissen und in der Kenntnis des Kindes über die materiellen
Prozesse des Geschlechtslebens liege. Hat nicht erst jüngst der Bund für Mutter¬
schutz die famose Petition ans Ministerium gesandt, es möge gestatten, oder
veranlassen, daß in den Schulen sexuelle Aufklärung getrieben werde? Gewiß
foll zugegeben werden, daß der Arbeitsunterricht unsere moderne Lernschule
segensreich ergänzen kann; aber muß deshalb die geistige Arbeit auf einmal so
gering geschätzt, der Werkunterricht als die einzige Grundlage der neuen Erziehung
gepriesen werden? Ist es in der Ordnung, den "Unterricht im Freien" als das
einzig Richtige zu verlangen, wenn man gar nicht angeben kann, wie er sich
im einzelnen zu gestalten hätte. Zu wieviel Abwegen hat das Schlagwort
von dem "Jahrhundert des Kindes" schon geführt! Das Kind wird nicht selten
zum Idol gemacht, an dem in mancherlei Weise ein unvernünftiger Götzendienst
ausgeführt wird. Was an dem Kinde an Verfrühung, Verweichlichung, Verziehung
zuviel getan wird, das ist nicht zum geringen Teile aufs Schuldkonto der neuen
Pädagogik zu setzen, die die Majestät des Kindes gar oft in falscher und bedenk¬
licher Weise auf den Thron erhebt. Ein bißchen weniger Sorge um die Jugend
wäre in dieser Beziehung oft mehr. Zuckerbrod allein bekommt dem Magen nicht.

Freilich ist es ein typischer Zug, daß neue Bewegungen über das Ziel Hinans¬
schießen, daß sie sich nicht selten im äußersten Extrem verlieren. Der größeren
Ebbe folgt die größere Flut. Je tiefer Ruhe und Beharrung sind, um so intensiver
muß die Stoßkraft einer neuen Idee sein, die sich durchsetzen will; deshalb über¬
schreitet anch die Reaktion häufig alle Proportion. Aus dieser Psychologie des
Geschehens erklärt sich auch die Erscheinung der pädagogischen Himmelsstürmer.
Im Getriebe des Ganzen mögen sie ihre Aufgabe haben und erfüllen; im einzelnen
wird sich die Pädagogik nicht immer auf sie verlassen können, und der praktische
Erzieher handelte doppelt töricht, wenn er ihre Theorien blindlings befolgen wollte.
Das obenauf Brausende und Schäumende ist übrigens auch fast nie das Bleibende;
der starke Unterstrom führt in der Regel das Wertvolle und Dauernde mit sich.


j). Hoche
Maßgebliches n»d Unmaßgebliches

Kraft wird freilich auf diese Weise verschwendet, die erfolgreicher angewendet
werden könnte! In unserer nach Abwechselung lüsternen Zeit ist ja für
solche mit dem nötigen Brustton der Überzeugung angekündigten Neuerungen
immer ein günstiger Resonanzboden vorhanden. So segelt unter der Flagge hoch¬
tönender Phrasen gar manchmal die bescheidene Mittelmäßigkeit und Talentlosigkeit
mit, solange überhaupt Worte die Hauptsache sind, und auch hier gilt häufig das
Dichtermort: Nicht alle, die den Thyrsus schwingen, sind des Gottes voll!

Es ließe sich da eine ganze Reihe pädagogischer Schlagworte aufstellen, die
modernen Ursprungs sind und aus deren Geschichte sich die gemachten Aus¬
führungen ableiten lassen. Es soll statt vieler nur auf einige hingewiesen werden;
hier eine kleine Auslese: „Die Kunst im Leben des Kindes", „Sexuelle Jugend-
aufklürung", „Arbeitsschule", „Unterricht im Freien". Es läßt sich nicht leugnen,
daß alle diese Worte manches Gute geschaffen haben. Sie sind zu Weckrufen
geworden und haben die Teilnahme weiter Kreise auf Erziehungsfragen gelenkt.
Auch mancherlei positive Arbeit ist in der Richtung dieser Neformrufe geleistet
worden. Aber es ist auch viel Unwahres, Übertriebenes, Bedenkliches, ja Widerliches
dabei in Erscheinung getreten. Wer wollte z. B. mit den extremen Reformern unbedingt
mitgehen, wenn sie die ganze Erziehung des Menschen auf die Bildung zur und
durch die Kunst basieren wollen, wenn sie beispielsweise die Kunst als einen voll¬
wertigen Ersatz für die Religion ansehen und sie an deren Stelle setzen wollen?
Wieviel Verwirrungen und Widerwärtigkeiten hat die sexuelle Bewegung im Ge¬
folge gehabt; wie predigen noch heute viele ihrer Apostel, daß das Heil allein in
der Belehrung, im Wissen und in der Kenntnis des Kindes über die materiellen
Prozesse des Geschlechtslebens liege. Hat nicht erst jüngst der Bund für Mutter¬
schutz die famose Petition ans Ministerium gesandt, es möge gestatten, oder
veranlassen, daß in den Schulen sexuelle Aufklärung getrieben werde? Gewiß
foll zugegeben werden, daß der Arbeitsunterricht unsere moderne Lernschule
segensreich ergänzen kann; aber muß deshalb die geistige Arbeit auf einmal so
gering geschätzt, der Werkunterricht als die einzige Grundlage der neuen Erziehung
gepriesen werden? Ist es in der Ordnung, den „Unterricht im Freien" als das
einzig Richtige zu verlangen, wenn man gar nicht angeben kann, wie er sich
im einzelnen zu gestalten hätte. Zu wieviel Abwegen hat das Schlagwort
von dem „Jahrhundert des Kindes" schon geführt! Das Kind wird nicht selten
zum Idol gemacht, an dem in mancherlei Weise ein unvernünftiger Götzendienst
ausgeführt wird. Was an dem Kinde an Verfrühung, Verweichlichung, Verziehung
zuviel getan wird, das ist nicht zum geringen Teile aufs Schuldkonto der neuen
Pädagogik zu setzen, die die Majestät des Kindes gar oft in falscher und bedenk¬
licher Weise auf den Thron erhebt. Ein bißchen weniger Sorge um die Jugend
wäre in dieser Beziehung oft mehr. Zuckerbrod allein bekommt dem Magen nicht.

Freilich ist es ein typischer Zug, daß neue Bewegungen über das Ziel Hinans¬
schießen, daß sie sich nicht selten im äußersten Extrem verlieren. Der größeren
Ebbe folgt die größere Flut. Je tiefer Ruhe und Beharrung sind, um so intensiver
muß die Stoßkraft einer neuen Idee sein, die sich durchsetzen will; deshalb über¬
schreitet anch die Reaktion häufig alle Proportion. Aus dieser Psychologie des
Geschehens erklärt sich auch die Erscheinung der pädagogischen Himmelsstürmer.
Im Getriebe des Ganzen mögen sie ihre Aufgabe haben und erfüllen; im einzelnen
wird sich die Pädagogik nicht immer auf sie verlassen können, und der praktische
Erzieher handelte doppelt töricht, wenn er ihre Theorien blindlings befolgen wollte.
Das obenauf Brausende und Schäumende ist übrigens auch fast nie das Bleibende;
der starke Unterstrom führt in der Regel das Wertvolle und Dauernde mit sich.


j). Hoche
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[0502] Maßgebliches n»d Unmaßgebliches Kraft wird freilich auf diese Weise verschwendet, die erfolgreicher angewendet werden könnte! In unserer nach Abwechselung lüsternen Zeit ist ja für solche mit dem nötigen Brustton der Überzeugung angekündigten Neuerungen immer ein günstiger Resonanzboden vorhanden. So segelt unter der Flagge hoch¬ tönender Phrasen gar manchmal die bescheidene Mittelmäßigkeit und Talentlosigkeit mit, solange überhaupt Worte die Hauptsache sind, und auch hier gilt häufig das Dichtermort: Nicht alle, die den Thyrsus schwingen, sind des Gottes voll! Es ließe sich da eine ganze Reihe pädagogischer Schlagworte aufstellen, die modernen Ursprungs sind und aus deren Geschichte sich die gemachten Aus¬ führungen ableiten lassen. Es soll statt vieler nur auf einige hingewiesen werden; hier eine kleine Auslese: „Die Kunst im Leben des Kindes", „Sexuelle Jugend- aufklürung", „Arbeitsschule", „Unterricht im Freien". Es läßt sich nicht leugnen, daß alle diese Worte manches Gute geschaffen haben. Sie sind zu Weckrufen geworden und haben die Teilnahme weiter Kreise auf Erziehungsfragen gelenkt. Auch mancherlei positive Arbeit ist in der Richtung dieser Neformrufe geleistet worden. Aber es ist auch viel Unwahres, Übertriebenes, Bedenkliches, ja Widerliches dabei in Erscheinung getreten. Wer wollte z. B. mit den extremen Reformern unbedingt mitgehen, wenn sie die ganze Erziehung des Menschen auf die Bildung zur und durch die Kunst basieren wollen, wenn sie beispielsweise die Kunst als einen voll¬ wertigen Ersatz für die Religion ansehen und sie an deren Stelle setzen wollen? Wieviel Verwirrungen und Widerwärtigkeiten hat die sexuelle Bewegung im Ge¬ folge gehabt; wie predigen noch heute viele ihrer Apostel, daß das Heil allein in der Belehrung, im Wissen und in der Kenntnis des Kindes über die materiellen Prozesse des Geschlechtslebens liege. Hat nicht erst jüngst der Bund für Mutter¬ schutz die famose Petition ans Ministerium gesandt, es möge gestatten, oder veranlassen, daß in den Schulen sexuelle Aufklärung getrieben werde? Gewiß foll zugegeben werden, daß der Arbeitsunterricht unsere moderne Lernschule segensreich ergänzen kann; aber muß deshalb die geistige Arbeit auf einmal so gering geschätzt, der Werkunterricht als die einzige Grundlage der neuen Erziehung gepriesen werden? Ist es in der Ordnung, den „Unterricht im Freien" als das einzig Richtige zu verlangen, wenn man gar nicht angeben kann, wie er sich im einzelnen zu gestalten hätte. Zu wieviel Abwegen hat das Schlagwort von dem „Jahrhundert des Kindes" schon geführt! Das Kind wird nicht selten zum Idol gemacht, an dem in mancherlei Weise ein unvernünftiger Götzendienst ausgeführt wird. Was an dem Kinde an Verfrühung, Verweichlichung, Verziehung zuviel getan wird, das ist nicht zum geringen Teile aufs Schuldkonto der neuen Pädagogik zu setzen, die die Majestät des Kindes gar oft in falscher und bedenk¬ licher Weise auf den Thron erhebt. Ein bißchen weniger Sorge um die Jugend wäre in dieser Beziehung oft mehr. Zuckerbrod allein bekommt dem Magen nicht. Freilich ist es ein typischer Zug, daß neue Bewegungen über das Ziel Hinans¬ schießen, daß sie sich nicht selten im äußersten Extrem verlieren. Der größeren Ebbe folgt die größere Flut. Je tiefer Ruhe und Beharrung sind, um so intensiver muß die Stoßkraft einer neuen Idee sein, die sich durchsetzen will; deshalb über¬ schreitet anch die Reaktion häufig alle Proportion. Aus dieser Psychologie des Geschehens erklärt sich auch die Erscheinung der pädagogischen Himmelsstürmer. Im Getriebe des Ganzen mögen sie ihre Aufgabe haben und erfüllen; im einzelnen wird sich die Pädagogik nicht immer auf sie verlassen können, und der praktische Erzieher handelte doppelt töricht, wenn er ihre Theorien blindlings befolgen wollte. Das obenauf Brausende und Schäumende ist übrigens auch fast nie das Bleibende; der starke Unterstrom führt in der Regel das Wertvolle und Dauernde mit sich. j). Hoche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/502>, abgerufen am 22.07.2024.