Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.Larasch Auch die Statistik dieser beiden Jahre zeigt wesentliche Unterschiede, die Die Frage, ob und mit welchen Schwierigkeiten in Larasch eine moderne Der jetzt in Larasch von einer deutschen Firma in Angriff genommene Larasch Auch die Statistik dieser beiden Jahre zeigt wesentliche Unterschiede, die Die Frage, ob und mit welchen Schwierigkeiten in Larasch eine moderne Der jetzt in Larasch von einer deutschen Firma in Angriff genommene <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0177" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317128"/> <fw type="header" place="top"> Larasch</fw><lb/> <p xml:id="ID_735"> Auch die Statistik dieser beiden Jahre zeigt wesentliche Unterschiede, die<lb/> mit der wirtschaftlichen und politischen Lage des Landes zusammenhängen.<lb/> Das Jahr 1908 ist das Jahr des Bruderkrieges zwischen Abdul Asts und<lb/> Mulay Hafid. Er wirkte naturgemäß lähmend auf die Einfuhr, während<lb/> anderseits die leidliche Ernte einen ziemlich hohen Export von Gerste, Weizen<lb/> und Bohnen zur Folge hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_736"> Die Frage, ob und mit welchen Schwierigkeiten in Larasch eine moderne<lb/> Hafenanlage zu schaffen ist, läßt sich naturgemäß von einem Laien, der sich<lb/> einmal einen Tag an Ort und Stelle aufgehalten hat> nicht lösen. Die<lb/> Schwierigkeit beruht augenscheinlich in der großen dem Lande vorgelagerten<lb/> Barre, die sich an vielen Orten der marokkanischen Küste, vielleicht sogar überall<lb/> findet, und deren Ursachen naturgemäß sorgfältig studiert werden müssen, ehe<lb/> man daran denken kann, den Kampf mit ihr aufzunehmen. Gelingt es, diese<lb/> Barre in genügender Breite zu durchbrechen und durch entsprechende Hafen¬<lb/> bauten diese Einfahrt aufrecht zu erhalten, so dürfte gerade Larasch mit seinem<lb/> an sich tiefen und breiten Flußbett des Lukkos die beste Lage für eine vorzüg¬<lb/> liche Hafenanlage haben, da das bereits jetzt als Binnenhafen dienende Flu߬<lb/> bett des Lukkos augenscheinlich ohne allzu große Kosten erweitert und vertieft<lb/> werden könnte. Auch dürfte die Unterhaltung dieses Hafens nicht allzu große<lb/> Kosten verursachen, da der Lukkos auf seinem langen Laufe durch ebenes<lb/> Gebiet den größten Teil seiner Sinkstoffe abgesetzt haben dürfte, und daher<lb/> eine Versandung und Verschlammung des Hafens durch diese Sinkstoffe nicht<lb/> zu befürchten wäre. Aber auch für tiefgehende, große Schiffe dürfte es nicht<lb/> allzu schwierig sein, bei dem felsigen Untergrund der Küste nach dem Meere<lb/> zu einen entsprechenden Seehafen zu schaffen, sofern es der Kunst des Hafen¬<lb/> bauers nur gelingt, die durch die Barre gegebenen Schwierigkeiten zu beseitigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_737" next="#ID_738"> Der jetzt in Larasch von einer deutschen Firma in Angriff genommene<lb/> Bau eines modernen Hafens ist selbswerständlich für den deutschen Handel von<lb/> großer Bedeutung. Aber mit der Schaffung moderner Verkehrseinrichtungen ist<lb/> es noch lange nicht getan. Mehr als bisher noch muß der deutsche Handel<lb/> bestrebt sein, das marokkanische Absatzgebiet zu studieren und seine Einfuhr den<lb/> marokkanischen Bedürfnissen anzupassen. Das geschieht leider noch nicht in<lb/> genügendem Maße. Vor allem müßten mehr als bisher deutsche Exportfirmen<lb/> Niederlagen im Lande, und zwar nicht nur in den Küstenstädten, sondern auch<lb/> im Innern des Landes, errichten. Denn nachdem sich England politisch aus<lb/> Marokko zurückgezogen hat, hat Deutschland die englische Konkurrenz, abgesehen<lb/> von einzelnen Artikeln, wie besonders Baumwollwaren, in denen England<lb/> unerreicht dasteht, nicht mehr so zu befürchten. Mit der französischen Konkurrenz,<lb/> deren Exportfähigkeit künstlich durch Exportprämien aufrecht erhalten werden<lb/> muß, weil Frankreich infolge der hohen Schutzzölle vielfach zu teuer produziert,<lb/> wird es aber die deutsche Industrie und der deutsche Handel wohl aufnehmen<lb/> können. Nachdem durch das Abkommen mit Frankreich unserer wirtschaftlichen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0177]
Larasch
Auch die Statistik dieser beiden Jahre zeigt wesentliche Unterschiede, die
mit der wirtschaftlichen und politischen Lage des Landes zusammenhängen.
Das Jahr 1908 ist das Jahr des Bruderkrieges zwischen Abdul Asts und
Mulay Hafid. Er wirkte naturgemäß lähmend auf die Einfuhr, während
anderseits die leidliche Ernte einen ziemlich hohen Export von Gerste, Weizen
und Bohnen zur Folge hatte.
Die Frage, ob und mit welchen Schwierigkeiten in Larasch eine moderne
Hafenanlage zu schaffen ist, läßt sich naturgemäß von einem Laien, der sich
einmal einen Tag an Ort und Stelle aufgehalten hat> nicht lösen. Die
Schwierigkeit beruht augenscheinlich in der großen dem Lande vorgelagerten
Barre, die sich an vielen Orten der marokkanischen Küste, vielleicht sogar überall
findet, und deren Ursachen naturgemäß sorgfältig studiert werden müssen, ehe
man daran denken kann, den Kampf mit ihr aufzunehmen. Gelingt es, diese
Barre in genügender Breite zu durchbrechen und durch entsprechende Hafen¬
bauten diese Einfahrt aufrecht zu erhalten, so dürfte gerade Larasch mit seinem
an sich tiefen und breiten Flußbett des Lukkos die beste Lage für eine vorzüg¬
liche Hafenanlage haben, da das bereits jetzt als Binnenhafen dienende Flu߬
bett des Lukkos augenscheinlich ohne allzu große Kosten erweitert und vertieft
werden könnte. Auch dürfte die Unterhaltung dieses Hafens nicht allzu große
Kosten verursachen, da der Lukkos auf seinem langen Laufe durch ebenes
Gebiet den größten Teil seiner Sinkstoffe abgesetzt haben dürfte, und daher
eine Versandung und Verschlammung des Hafens durch diese Sinkstoffe nicht
zu befürchten wäre. Aber auch für tiefgehende, große Schiffe dürfte es nicht
allzu schwierig sein, bei dem felsigen Untergrund der Küste nach dem Meere
zu einen entsprechenden Seehafen zu schaffen, sofern es der Kunst des Hafen¬
bauers nur gelingt, die durch die Barre gegebenen Schwierigkeiten zu beseitigen.
Der jetzt in Larasch von einer deutschen Firma in Angriff genommene
Bau eines modernen Hafens ist selbswerständlich für den deutschen Handel von
großer Bedeutung. Aber mit der Schaffung moderner Verkehrseinrichtungen ist
es noch lange nicht getan. Mehr als bisher noch muß der deutsche Handel
bestrebt sein, das marokkanische Absatzgebiet zu studieren und seine Einfuhr den
marokkanischen Bedürfnissen anzupassen. Das geschieht leider noch nicht in
genügendem Maße. Vor allem müßten mehr als bisher deutsche Exportfirmen
Niederlagen im Lande, und zwar nicht nur in den Küstenstädten, sondern auch
im Innern des Landes, errichten. Denn nachdem sich England politisch aus
Marokko zurückgezogen hat, hat Deutschland die englische Konkurrenz, abgesehen
von einzelnen Artikeln, wie besonders Baumwollwaren, in denen England
unerreicht dasteht, nicht mehr so zu befürchten. Mit der französischen Konkurrenz,
deren Exportfähigkeit künstlich durch Exportprämien aufrecht erhalten werden
muß, weil Frankreich infolge der hohen Schutzzölle vielfach zu teuer produziert,
wird es aber die deutsche Industrie und der deutsche Handel wohl aufnehmen
können. Nachdem durch das Abkommen mit Frankreich unserer wirtschaftlichen
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