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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gewißheit trägt. "Glaube dem Wunder" steht an Eleagabals Haus, das nächtlich
Lichtschein aussendet in die finstere Niederung der Stadt, in der Bezugs Geldwille
herrscht. Bezug erscheint mir als der Bodensatz des Tierrestes in uns, als die
tödliche Falle unserer Sehnsucht nach rückwärts; er kauft Länder, Meere und
Menschen, um Herr zu sein. Doch Eleagabal wacht, er zieht die Menschheit an
unsichtbaren Fäden, er weiß um alles, was geschieht, wie der Turmwächter
Palingemus, der uralt ist und das Fortschreiten der Menschheit stets als erster
empfand, der fliegen kann. Seit vielen Jahren hat Palingenius, der Eleagabals
Freund ist, verstrickt in seine Arbeit den Turm nicht verlassen. Dort haust er mit
der holzsutzigeu Johanna, die ein Mann ist, und seinein Kinde Regime, in dessen
Antlitz die Linien der Angst und Liebe zu keuscher Schönheit zusammenfließen.
Regime liebt Adalbert Semilassa, der aus dem Walde kommt und erst als Mann
für sich die Welt neu entdeckt und drum ein Dichter ist. Bezug kauft ihn auf,
durch seinen Agenten Hainx, der Bezugs zügellose Tochter Elisabeth liebt, die Hecht
versprochen ist, wenn er ihrem Vater die geistigen Waffen liefert, um die Menschheit
zu unterjochen. Die "Gesellschaft zur Verwertung der Erdoberfläche" wird gegründet,
Bezugs Geld soll ihn zum Herrn der Erde machen, jeder Fußbreit Boden muß
ihm gehören, er wird Maschinen bauen, um den Sauerstoff aus der atmosphärischen
Luft zu entfernen, er wird die Atmung der Pflanzen einstellen. Er kauft die
Gelehrtenarbeit, die Dichter, alles Können und Erreichen, all den Sieg der
Menschenkraft-, er vernichtet die Früchte, ohne sie auch nur dem Menschengeschlecht
zu zeigen. Das Böse, das Uhle, die Menschen Durcheinanderwerfende läßt er
durch seine Helfer verbreiten. Professor Zugmeyer, einer der astronomischen Sklaven
Bezugs, entdeckt mit Bezugs Instrumenten, auf Bezugs Sternwarte, den Kometen,
der der Erde ihr Ende im Zusammenprall bereiten muß. Und er will schweigen.
Doch Bezug ist der Herr, er schürt das Entsetzen, die Verzweiflung-, der blutige
Taumel beginnt, mit Mord und Auflösung der Ordnungsbande. Bezug triumphiert.
Wohl hat Hecht, als er aus eigner Kraft ins Dunkel tauchte, hohnlächelnd sein
Geheimnis, die Welt zu überwältigen, mit sich genommen, doch nun scheint die
Schöpfung selbst Bezugs Pläne durchzuführen. Wieder zerbricht die grausame
Hoffnung -- der Komet nimmt anderen Kurs, er entfernt sich, die Menschheit ist
gerettet. Noch weidet sich Bezug am aufgewühlten Entsetzen seiner Knechte, doch
die Wogen der wirr gewordenen Menschenseele ebben und, wie die klare Sonne
nach rauhem Sturmtag, bricht aufs neue, am Grabe vieler guten Keime, die
Hoffnung durch. Bezug ist tot, doch Hainx, sein Nachfolger, lebt, der ein neuer
Bezug werden soll, denn es scheint, daß die Menschen eine Faust über und in sich
haben müssen, die sie schlägt und die sie küssen, der sie zinsen. Adalbert Semilassa,
der Dichter, küßt Regime und sieht die Sterne durch den Weltraum fallen, unzählige,
und der große goldene Schatz wird nicht geringer -- wie die Liebe, die immer
aus neuem Reichtum gibt.

Das ist eine Ahnung vom Geschehen in diesem reichen Buche, das man lesen
muß, das überquillt von geschauten und geformten Bildern. Inhalt und Form
sind zu einem schönen vollen Akkord verschmolzen. Die Sprache ist leichtflüssig
lind reich an eigen gesehenen Ausschnitten. Sie geht in einfachem Kleide, bescheiden
und vornehm. Stendhal sagt irgendwo, die feinste und richtigste Art sich zu kleiden
sei die, so angezogen zu sein, daß man nach dem Fortgehen der Persönlichkeit nicht
zu sagen wisse, was sie getragen habe. Das trifft auf Strobls künstlerische Mittel,
vor allem die Sprache, zu; wenn man das Buch aus der Hand legt, hat man
das Gefühl hohen auserlesenen Genusses, ohne sagen zu können darum denn
,
Walter von Molo und weil. Und damit ist die Kritik am Ende.


Grenzboten III 1910 7
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gewißheit trägt. „Glaube dem Wunder" steht an Eleagabals Haus, das nächtlich
Lichtschein aussendet in die finstere Niederung der Stadt, in der Bezugs Geldwille
herrscht. Bezug erscheint mir als der Bodensatz des Tierrestes in uns, als die
tödliche Falle unserer Sehnsucht nach rückwärts; er kauft Länder, Meere und
Menschen, um Herr zu sein. Doch Eleagabal wacht, er zieht die Menschheit an
unsichtbaren Fäden, er weiß um alles, was geschieht, wie der Turmwächter
Palingemus, der uralt ist und das Fortschreiten der Menschheit stets als erster
empfand, der fliegen kann. Seit vielen Jahren hat Palingenius, der Eleagabals
Freund ist, verstrickt in seine Arbeit den Turm nicht verlassen. Dort haust er mit
der holzsutzigeu Johanna, die ein Mann ist, und seinein Kinde Regime, in dessen
Antlitz die Linien der Angst und Liebe zu keuscher Schönheit zusammenfließen.
Regime liebt Adalbert Semilassa, der aus dem Walde kommt und erst als Mann
für sich die Welt neu entdeckt und drum ein Dichter ist. Bezug kauft ihn auf,
durch seinen Agenten Hainx, der Bezugs zügellose Tochter Elisabeth liebt, die Hecht
versprochen ist, wenn er ihrem Vater die geistigen Waffen liefert, um die Menschheit
zu unterjochen. Die „Gesellschaft zur Verwertung der Erdoberfläche" wird gegründet,
Bezugs Geld soll ihn zum Herrn der Erde machen, jeder Fußbreit Boden muß
ihm gehören, er wird Maschinen bauen, um den Sauerstoff aus der atmosphärischen
Luft zu entfernen, er wird die Atmung der Pflanzen einstellen. Er kauft die
Gelehrtenarbeit, die Dichter, alles Können und Erreichen, all den Sieg der
Menschenkraft-, er vernichtet die Früchte, ohne sie auch nur dem Menschengeschlecht
zu zeigen. Das Böse, das Uhle, die Menschen Durcheinanderwerfende läßt er
durch seine Helfer verbreiten. Professor Zugmeyer, einer der astronomischen Sklaven
Bezugs, entdeckt mit Bezugs Instrumenten, auf Bezugs Sternwarte, den Kometen,
der der Erde ihr Ende im Zusammenprall bereiten muß. Und er will schweigen.
Doch Bezug ist der Herr, er schürt das Entsetzen, die Verzweiflung-, der blutige
Taumel beginnt, mit Mord und Auflösung der Ordnungsbande. Bezug triumphiert.
Wohl hat Hecht, als er aus eigner Kraft ins Dunkel tauchte, hohnlächelnd sein
Geheimnis, die Welt zu überwältigen, mit sich genommen, doch nun scheint die
Schöpfung selbst Bezugs Pläne durchzuführen. Wieder zerbricht die grausame
Hoffnung — der Komet nimmt anderen Kurs, er entfernt sich, die Menschheit ist
gerettet. Noch weidet sich Bezug am aufgewühlten Entsetzen seiner Knechte, doch
die Wogen der wirr gewordenen Menschenseele ebben und, wie die klare Sonne
nach rauhem Sturmtag, bricht aufs neue, am Grabe vieler guten Keime, die
Hoffnung durch. Bezug ist tot, doch Hainx, sein Nachfolger, lebt, der ein neuer
Bezug werden soll, denn es scheint, daß die Menschen eine Faust über und in sich
haben müssen, die sie schlägt und die sie küssen, der sie zinsen. Adalbert Semilassa,
der Dichter, küßt Regime und sieht die Sterne durch den Weltraum fallen, unzählige,
und der große goldene Schatz wird nicht geringer — wie die Liebe, die immer
aus neuem Reichtum gibt.

Das ist eine Ahnung vom Geschehen in diesem reichen Buche, das man lesen
muß, das überquillt von geschauten und geformten Bildern. Inhalt und Form
sind zu einem schönen vollen Akkord verschmolzen. Die Sprache ist leichtflüssig
lind reich an eigen gesehenen Ausschnitten. Sie geht in einfachem Kleide, bescheiden
und vornehm. Stendhal sagt irgendwo, die feinste und richtigste Art sich zu kleiden
sei die, so angezogen zu sein, daß man nach dem Fortgehen der Persönlichkeit nicht
zu sagen wisse, was sie getragen habe. Das trifft auf Strobls künstlerische Mittel,
vor allem die Sprache, zu; wenn man das Buch aus der Hand legt, hat man
das Gefühl hohen auserlesenen Genusses, ohne sagen zu können darum denn
,
Walter von Molo und weil. Und damit ist die Kritik am Ende.


Grenzboten III 1910 7
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[0061] Maßgebliches und Unmaßgebliches Gewißheit trägt. „Glaube dem Wunder" steht an Eleagabals Haus, das nächtlich Lichtschein aussendet in die finstere Niederung der Stadt, in der Bezugs Geldwille herrscht. Bezug erscheint mir als der Bodensatz des Tierrestes in uns, als die tödliche Falle unserer Sehnsucht nach rückwärts; er kauft Länder, Meere und Menschen, um Herr zu sein. Doch Eleagabal wacht, er zieht die Menschheit an unsichtbaren Fäden, er weiß um alles, was geschieht, wie der Turmwächter Palingemus, der uralt ist und das Fortschreiten der Menschheit stets als erster empfand, der fliegen kann. Seit vielen Jahren hat Palingenius, der Eleagabals Freund ist, verstrickt in seine Arbeit den Turm nicht verlassen. Dort haust er mit der holzsutzigeu Johanna, die ein Mann ist, und seinein Kinde Regime, in dessen Antlitz die Linien der Angst und Liebe zu keuscher Schönheit zusammenfließen. Regime liebt Adalbert Semilassa, der aus dem Walde kommt und erst als Mann für sich die Welt neu entdeckt und drum ein Dichter ist. Bezug kauft ihn auf, durch seinen Agenten Hainx, der Bezugs zügellose Tochter Elisabeth liebt, die Hecht versprochen ist, wenn er ihrem Vater die geistigen Waffen liefert, um die Menschheit zu unterjochen. Die „Gesellschaft zur Verwertung der Erdoberfläche" wird gegründet, Bezugs Geld soll ihn zum Herrn der Erde machen, jeder Fußbreit Boden muß ihm gehören, er wird Maschinen bauen, um den Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft zu entfernen, er wird die Atmung der Pflanzen einstellen. Er kauft die Gelehrtenarbeit, die Dichter, alles Können und Erreichen, all den Sieg der Menschenkraft-, er vernichtet die Früchte, ohne sie auch nur dem Menschengeschlecht zu zeigen. Das Böse, das Uhle, die Menschen Durcheinanderwerfende läßt er durch seine Helfer verbreiten. Professor Zugmeyer, einer der astronomischen Sklaven Bezugs, entdeckt mit Bezugs Instrumenten, auf Bezugs Sternwarte, den Kometen, der der Erde ihr Ende im Zusammenprall bereiten muß. Und er will schweigen. Doch Bezug ist der Herr, er schürt das Entsetzen, die Verzweiflung-, der blutige Taumel beginnt, mit Mord und Auflösung der Ordnungsbande. Bezug triumphiert. Wohl hat Hecht, als er aus eigner Kraft ins Dunkel tauchte, hohnlächelnd sein Geheimnis, die Welt zu überwältigen, mit sich genommen, doch nun scheint die Schöpfung selbst Bezugs Pläne durchzuführen. Wieder zerbricht die grausame Hoffnung — der Komet nimmt anderen Kurs, er entfernt sich, die Menschheit ist gerettet. Noch weidet sich Bezug am aufgewühlten Entsetzen seiner Knechte, doch die Wogen der wirr gewordenen Menschenseele ebben und, wie die klare Sonne nach rauhem Sturmtag, bricht aufs neue, am Grabe vieler guten Keime, die Hoffnung durch. Bezug ist tot, doch Hainx, sein Nachfolger, lebt, der ein neuer Bezug werden soll, denn es scheint, daß die Menschen eine Faust über und in sich haben müssen, die sie schlägt und die sie küssen, der sie zinsen. Adalbert Semilassa, der Dichter, küßt Regime und sieht die Sterne durch den Weltraum fallen, unzählige, und der große goldene Schatz wird nicht geringer — wie die Liebe, die immer aus neuem Reichtum gibt. Das ist eine Ahnung vom Geschehen in diesem reichen Buche, das man lesen muß, das überquillt von geschauten und geformten Bildern. Inhalt und Form sind zu einem schönen vollen Akkord verschmolzen. Die Sprache ist leichtflüssig lind reich an eigen gesehenen Ausschnitten. Sie geht in einfachem Kleide, bescheiden und vornehm. Stendhal sagt irgendwo, die feinste und richtigste Art sich zu kleiden sei die, so angezogen zu sein, daß man nach dem Fortgehen der Persönlichkeit nicht zu sagen wisse, was sie getragen habe. Das trifft auf Strobls künstlerische Mittel, vor allem die Sprache, zu; wenn man das Buch aus der Hand legt, hat man das Gefühl hohen auserlesenen Genusses, ohne sagen zu können darum denn , Walter von Molo und weil. Und damit ist die Kritik am Ende. Grenzboten III 1910 7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/61>, abgerufen am 23.07.2024.