Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Deutsche Ronununalbank

Markt kämen. Der Erfolg der Organisation werde darin bestehen, daß das
Publikum für mündelstchere Papiere einen etwas höheren Preis bezahlen und
dafür durchschnittlich eine der Form nach bessere Ware erhalten werde.

Das Quantum der Anlage suchenden Kapitalien ist -- darin ist den
Gründern der Bank weiter recht zu geben -- jeweilig (durch kurzfristigen
Kredit zeitlich etwas ausgeglichen) ein bestimmt begrenztes, wenn man von der
Heranziehung ausländischen Kapitals als für Deutschland nicht wesentlich in
Betracht kommend absieht. Der deutsche Kapitalmarkt ist infolge der engen
Verknüpfung des ganzen Wirtschaftssystems als ein einheitlicher zu betrachten.
Die Erfolge der sehr großen Gesäme - Emissionen scheinen diese Annahme zu
bestätigen. Es ist daher sehr wohl möglich, daß das einheitliche Kommunal¬
papier leichter auf die lokalen Märkte verteilt werden kann, als bisher die
Unterbringung der vielen lokalen Anleihen auf denselben Märkten gelungen ist.

Für die Wirkung der Umwandlung von 100 bis 200 Millionen Mark
Einzelobligationen in Kommunalscheine ist schließlich nach Ansicht der Gründer
folgender Umstand von besonderer Wichtigkeit. Den nach dem Durchschnitt der
Jahre 1905 bis 1907 neu aufgenommenen Kommunaldarlehen von 506 Millionen
Mark steht ein Tilgungsbetrag gegenüber, der gegenwärtig etwa 200 Millionen
Mark jährlich beträgt. Da zur Tilgung außer einen: bestimmten Prozentsatz
der Betrag der ersparten Zinsen verwendet wird, so steigt der jährliche Tilgungs¬
betrag schnell. Wenn eine weitere wesentliche Vergrößerung des jährlichen
Zuwachses an Anleihen nicht eintritt, so wird in einiger Zeit ein Gleichgewichts¬
zustand eintreten, in welchem die Tilgungsraten zur Ausgabe der erforderlichen
neuen Anleihen verwendet werden können. Durch Konzentration eines großen
Teils der Kommunaldarlehen wird die Kommunalbank am besten in der Lage
sein, diesen Umstand in: Interesse des Kommunalkredits zu verwerten. Sie
wird in jährlich wachsendem Maße die Mittel für neue Kommuualdarlehen nicht
durch Ausgabe neuer Kommunalscheine, sondern durch Verwendung eingehender
Tilgungsraten gewinnen. Die Wirkung tritt zunächst langsam ein; die jähr¬
liche Tilgungssumme beträgt nach zehn Jahren 30 bis 40 Millionen Mark,
steigert sich dann aber schneller und erreicht in etwas mehr als dreißig Jahren
den Betrag des jährlichen Zuwachses an Kommunaldarlehen. Dann kommen
M allgemeinen Kommunalscheine nicht mehr auf deu Markt. Außerdem wird
den Kommunen der entsprechende Emissionsstempel mit schließlich (bei 300 Millionen
Mark Zuwachs) etwa IV. Millionen Mark jährlich erspart.

Die Deutsche Kommunalbank ist nach meiner Auffassung eine unbedingte
Notwendigkeit. Nur die Zentralisierung des Kommunalkredits vermag die
desolaten Verhältnisse des Marktes der Kommunalanleihen in geordnete Bahnen
SU bringen. Nach der soeben veröffentlichten amtlichen Statistik ist der Gesamt¬
betrag der kommunalen Schuldverschreibungen in Deutschland 300 Millionen
Mark, welcher sich auf nicht weniger als 237 Schuldner verteilt. Hierdurch
entsteht eine Arbeitzersplitteruüg, die enorme Ausgaben erfordert, und eine


Die Deutsche Ronununalbank

Markt kämen. Der Erfolg der Organisation werde darin bestehen, daß das
Publikum für mündelstchere Papiere einen etwas höheren Preis bezahlen und
dafür durchschnittlich eine der Form nach bessere Ware erhalten werde.

Das Quantum der Anlage suchenden Kapitalien ist — darin ist den
Gründern der Bank weiter recht zu geben — jeweilig (durch kurzfristigen
Kredit zeitlich etwas ausgeglichen) ein bestimmt begrenztes, wenn man von der
Heranziehung ausländischen Kapitals als für Deutschland nicht wesentlich in
Betracht kommend absieht. Der deutsche Kapitalmarkt ist infolge der engen
Verknüpfung des ganzen Wirtschaftssystems als ein einheitlicher zu betrachten.
Die Erfolge der sehr großen Gesäme - Emissionen scheinen diese Annahme zu
bestätigen. Es ist daher sehr wohl möglich, daß das einheitliche Kommunal¬
papier leichter auf die lokalen Märkte verteilt werden kann, als bisher die
Unterbringung der vielen lokalen Anleihen auf denselben Märkten gelungen ist.

Für die Wirkung der Umwandlung von 100 bis 200 Millionen Mark
Einzelobligationen in Kommunalscheine ist schließlich nach Ansicht der Gründer
folgender Umstand von besonderer Wichtigkeit. Den nach dem Durchschnitt der
Jahre 1905 bis 1907 neu aufgenommenen Kommunaldarlehen von 506 Millionen
Mark steht ein Tilgungsbetrag gegenüber, der gegenwärtig etwa 200 Millionen
Mark jährlich beträgt. Da zur Tilgung außer einen: bestimmten Prozentsatz
der Betrag der ersparten Zinsen verwendet wird, so steigt der jährliche Tilgungs¬
betrag schnell. Wenn eine weitere wesentliche Vergrößerung des jährlichen
Zuwachses an Anleihen nicht eintritt, so wird in einiger Zeit ein Gleichgewichts¬
zustand eintreten, in welchem die Tilgungsraten zur Ausgabe der erforderlichen
neuen Anleihen verwendet werden können. Durch Konzentration eines großen
Teils der Kommunaldarlehen wird die Kommunalbank am besten in der Lage
sein, diesen Umstand in: Interesse des Kommunalkredits zu verwerten. Sie
wird in jährlich wachsendem Maße die Mittel für neue Kommuualdarlehen nicht
durch Ausgabe neuer Kommunalscheine, sondern durch Verwendung eingehender
Tilgungsraten gewinnen. Die Wirkung tritt zunächst langsam ein; die jähr¬
liche Tilgungssumme beträgt nach zehn Jahren 30 bis 40 Millionen Mark,
steigert sich dann aber schneller und erreicht in etwas mehr als dreißig Jahren
den Betrag des jährlichen Zuwachses an Kommunaldarlehen. Dann kommen
M allgemeinen Kommunalscheine nicht mehr auf deu Markt. Außerdem wird
den Kommunen der entsprechende Emissionsstempel mit schließlich (bei 300 Millionen
Mark Zuwachs) etwa IV. Millionen Mark jährlich erspart.

Die Deutsche Kommunalbank ist nach meiner Auffassung eine unbedingte
Notwendigkeit. Nur die Zentralisierung des Kommunalkredits vermag die
desolaten Verhältnisse des Marktes der Kommunalanleihen in geordnete Bahnen
SU bringen. Nach der soeben veröffentlichten amtlichen Statistik ist der Gesamt¬
betrag der kommunalen Schuldverschreibungen in Deutschland 300 Millionen
Mark, welcher sich auf nicht weniger als 237 Schuldner verteilt. Hierdurch
entsteht eine Arbeitzersplitteruüg, die enorme Ausgaben erfordert, und eine


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0291" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316580"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Deutsche Ronununalbank</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1176" prev="#ID_1175"> Markt kämen. Der Erfolg der Organisation werde darin bestehen, daß das<lb/>
Publikum für mündelstchere Papiere einen etwas höheren Preis bezahlen und<lb/>
dafür durchschnittlich eine der Form nach bessere Ware erhalten werde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1177"> Das Quantum der Anlage suchenden Kapitalien ist &#x2014; darin ist den<lb/>
Gründern der Bank weiter recht zu geben &#x2014; jeweilig (durch kurzfristigen<lb/>
Kredit zeitlich etwas ausgeglichen) ein bestimmt begrenztes, wenn man von der<lb/>
Heranziehung ausländischen Kapitals als für Deutschland nicht wesentlich in<lb/>
Betracht kommend absieht. Der deutsche Kapitalmarkt ist infolge der engen<lb/>
Verknüpfung des ganzen Wirtschaftssystems als ein einheitlicher zu betrachten.<lb/>
Die Erfolge der sehr großen Gesäme - Emissionen scheinen diese Annahme zu<lb/>
bestätigen. Es ist daher sehr wohl möglich, daß das einheitliche Kommunal¬<lb/>
papier leichter auf die lokalen Märkte verteilt werden kann, als bisher die<lb/>
Unterbringung der vielen lokalen Anleihen auf denselben Märkten gelungen ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1178"> Für die Wirkung der Umwandlung von 100 bis 200 Millionen Mark<lb/>
Einzelobligationen in Kommunalscheine ist schließlich nach Ansicht der Gründer<lb/>
folgender Umstand von besonderer Wichtigkeit. Den nach dem Durchschnitt der<lb/>
Jahre 1905 bis 1907 neu aufgenommenen Kommunaldarlehen von 506 Millionen<lb/>
Mark steht ein Tilgungsbetrag gegenüber, der gegenwärtig etwa 200 Millionen<lb/>
Mark jährlich beträgt. Da zur Tilgung außer einen: bestimmten Prozentsatz<lb/>
der Betrag der ersparten Zinsen verwendet wird, so steigt der jährliche Tilgungs¬<lb/>
betrag schnell. Wenn eine weitere wesentliche Vergrößerung des jährlichen<lb/>
Zuwachses an Anleihen nicht eintritt, so wird in einiger Zeit ein Gleichgewichts¬<lb/>
zustand eintreten, in welchem die Tilgungsraten zur Ausgabe der erforderlichen<lb/>
neuen Anleihen verwendet werden können. Durch Konzentration eines großen<lb/>
Teils der Kommunaldarlehen wird die Kommunalbank am besten in der Lage<lb/>
sein, diesen Umstand in: Interesse des Kommunalkredits zu verwerten. Sie<lb/>
wird in jährlich wachsendem Maße die Mittel für neue Kommuualdarlehen nicht<lb/>
durch Ausgabe neuer Kommunalscheine, sondern durch Verwendung eingehender<lb/>
Tilgungsraten gewinnen. Die Wirkung tritt zunächst langsam ein; die jähr¬<lb/>
liche Tilgungssumme beträgt nach zehn Jahren 30 bis 40 Millionen Mark,<lb/>
steigert sich dann aber schneller und erreicht in etwas mehr als dreißig Jahren<lb/>
den Betrag des jährlichen Zuwachses an Kommunaldarlehen. Dann kommen<lb/>
M allgemeinen Kommunalscheine nicht mehr auf deu Markt. Außerdem wird<lb/>
den Kommunen der entsprechende Emissionsstempel mit schließlich (bei 300 Millionen<lb/>
Mark Zuwachs) etwa IV. Millionen Mark jährlich erspart.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1179" next="#ID_1180"> Die Deutsche Kommunalbank ist nach meiner Auffassung eine unbedingte<lb/>
Notwendigkeit. Nur die Zentralisierung des Kommunalkredits vermag die<lb/>
desolaten Verhältnisse des Marktes der Kommunalanleihen in geordnete Bahnen<lb/>
SU bringen. Nach der soeben veröffentlichten amtlichen Statistik ist der Gesamt¬<lb/>
betrag der kommunalen Schuldverschreibungen in Deutschland 300 Millionen<lb/>
Mark, welcher sich auf nicht weniger als 237 Schuldner verteilt. Hierdurch<lb/>
entsteht eine Arbeitzersplitteruüg, die enorme Ausgaben erfordert, und eine</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0291] Die Deutsche Ronununalbank Markt kämen. Der Erfolg der Organisation werde darin bestehen, daß das Publikum für mündelstchere Papiere einen etwas höheren Preis bezahlen und dafür durchschnittlich eine der Form nach bessere Ware erhalten werde. Das Quantum der Anlage suchenden Kapitalien ist — darin ist den Gründern der Bank weiter recht zu geben — jeweilig (durch kurzfristigen Kredit zeitlich etwas ausgeglichen) ein bestimmt begrenztes, wenn man von der Heranziehung ausländischen Kapitals als für Deutschland nicht wesentlich in Betracht kommend absieht. Der deutsche Kapitalmarkt ist infolge der engen Verknüpfung des ganzen Wirtschaftssystems als ein einheitlicher zu betrachten. Die Erfolge der sehr großen Gesäme - Emissionen scheinen diese Annahme zu bestätigen. Es ist daher sehr wohl möglich, daß das einheitliche Kommunal¬ papier leichter auf die lokalen Märkte verteilt werden kann, als bisher die Unterbringung der vielen lokalen Anleihen auf denselben Märkten gelungen ist. Für die Wirkung der Umwandlung von 100 bis 200 Millionen Mark Einzelobligationen in Kommunalscheine ist schließlich nach Ansicht der Gründer folgender Umstand von besonderer Wichtigkeit. Den nach dem Durchschnitt der Jahre 1905 bis 1907 neu aufgenommenen Kommunaldarlehen von 506 Millionen Mark steht ein Tilgungsbetrag gegenüber, der gegenwärtig etwa 200 Millionen Mark jährlich beträgt. Da zur Tilgung außer einen: bestimmten Prozentsatz der Betrag der ersparten Zinsen verwendet wird, so steigt der jährliche Tilgungs¬ betrag schnell. Wenn eine weitere wesentliche Vergrößerung des jährlichen Zuwachses an Anleihen nicht eintritt, so wird in einiger Zeit ein Gleichgewichts¬ zustand eintreten, in welchem die Tilgungsraten zur Ausgabe der erforderlichen neuen Anleihen verwendet werden können. Durch Konzentration eines großen Teils der Kommunaldarlehen wird die Kommunalbank am besten in der Lage sein, diesen Umstand in: Interesse des Kommunalkredits zu verwerten. Sie wird in jährlich wachsendem Maße die Mittel für neue Kommuualdarlehen nicht durch Ausgabe neuer Kommunalscheine, sondern durch Verwendung eingehender Tilgungsraten gewinnen. Die Wirkung tritt zunächst langsam ein; die jähr¬ liche Tilgungssumme beträgt nach zehn Jahren 30 bis 40 Millionen Mark, steigert sich dann aber schneller und erreicht in etwas mehr als dreißig Jahren den Betrag des jährlichen Zuwachses an Kommunaldarlehen. Dann kommen M allgemeinen Kommunalscheine nicht mehr auf deu Markt. Außerdem wird den Kommunen der entsprechende Emissionsstempel mit schließlich (bei 300 Millionen Mark Zuwachs) etwa IV. Millionen Mark jährlich erspart. Die Deutsche Kommunalbank ist nach meiner Auffassung eine unbedingte Notwendigkeit. Nur die Zentralisierung des Kommunalkredits vermag die desolaten Verhältnisse des Marktes der Kommunalanleihen in geordnete Bahnen SU bringen. Nach der soeben veröffentlichten amtlichen Statistik ist der Gesamt¬ betrag der kommunalen Schuldverschreibungen in Deutschland 300 Millionen Mark, welcher sich auf nicht weniger als 237 Schuldner verteilt. Hierdurch entsteht eine Arbeitzersplitteruüg, die enorme Ausgaben erfordert, und eine

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/291
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/291>, abgerufen am 01.07.2024.