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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

sich darauf, daß der Anblick des Elends Männer, die nicht zu den Hungernden
gehören, anregt, auf wirtschaftliche Reformen zu sinnen. Der wirtschaftliche Fort¬
schritt geht gleich jedem andern Fortschritt von genialen Menschen aus, deren
Wirken nach und nach die trägen, widerstrebenden Massen ergreift und in Bewegung
setzt. Und diese Bewegung bleibt niemals einseitig auf einen einzelnen Zweig der
wirtschaftlichen Tätigkeit beschränkt! wenn auch bald dieser, bald jener Produktions¬
zweig voraneilt, die übrigen kommen mit der Zeit nach. "Aus diesem Gesichts¬
punkte heraus ist es z. B. nicht zulässig, im achtzehnten Jahrhundert in Frankreich
(in der Zeit der physiokratischen Gegenströmung gegen den Merkantilismus) von
einer agrarischen Reaktion zu reden. Man hatte es damals nicht mit irgendeiner
wirtschaftlichen Reaktion, sondern mit einem eminenten ökonomischen Fortschritt zu
tun. Das Bild jener Jahre war: relativer gewerblicher und händlerischer Stillstand
und agrarische Entwicklung. Die relative Stagnation auf jenen Gebieten war
indessen kein Zeichen von irgendwelcher Unfähigkeit, sondern nur ein Symptom für
eine augenblickliche Entwicklungsunmöglichkeit des Handels und der gewerblichen
Produktion, bevor nicht die Landwirtschaft als letztes Glied des WirtschaftstorperS
den für Handel und Gewerbe unbedingt notwendigen Schritt nach vorwärts getan
hatte." (Womit ohne Zweifel genieint ist, daß die Landwirtschaft mehr Nahrungs¬
mittel liefern und die landwirtschaftliche Bevölkerung kaufkräftiger gemacht werden
mußte, ehe Industrie und Handel mehr Menschen beschäftigen und mehr Waren
absetzen konnten.) Der von innen heraus, seinen jeweiligen Trägern unbewußt,
drängende Fortschritt (der also hier als eine dem Menschengeschlecht eingepflanzte
Triebkraft erscheint) bedient sich dreier Mittel. Das erste ist die Anerziehung von
Bedürfnissen, eine Funktion, die gewöhnlich der Handel übernimmt. Sie hat zur
Voraussetzung einerseits die Herausreißung des Individuums aus der Autarkie der
alle Bedürfnisse befriedigenden isolierten Hauswirtschaft und die Herstellung eines
Gewebes von Abhängigkeitsverhältnissen, die jeden als Produzenten und Konsumenten
mit vielen andern Produzenten und Konsumenten verknüpfen, anderseits die
Tätigkeit von Individuen, die den übrigen wirtschaftlich überlegen sind, d. h. mit
geringerem Kräfteaufwand größere wirtschaftliche Erfolge erzielen. Das zweite
Mittel ist die Organisation (Zünfte, Handelsgesellschaften usw.), die mehr leistet
als der einzelne. Das dritte ist die Verschiebung der Bevölkerung, die, mag es
sich um Einwanderung in Gebiete höherer Kultur (z. B. der Bauern in die Stadt)
oder niederer Kultur (Kolonisation) handeln, jedenfalls Menschen in den Strom
des Fortschritts hineinreißt, die bis dahin nicht von ihm ergriffen waren. Seitdem
die Nationalwirtschaften vollendet sind, hat die zu weiterem Fortschritt treibende
Konkurrenz zwischen ihnen u. a. die Wirkung, daß sie zwischen Absperrung durch
Schutzzölle und Freihandel hin und her pendeln; diesem neigen sie bei ungefähren
Gleichgewicht ihrer wirtschaftlichen Kräfte zu; jede Überlegenheit eines Staates
zwingt den andern zur Errichtung von Schutzwällen, hinter denen er sich zu stärken
strebt, bis er den Konkurrenten eingeholt hat. Trotz heftigem Aufflammen des
Nationalismus in unsern Tagen kündigt sich die allmähliche Auflösung der National¬
wirtschaft und der Übergang zu einer höheren Stufe an. (Grade diese Aussicht
ist es, was die nationalen Kämpfe auch im wirtschaftlichen Gebiete so leidenschaftlich
macht.) Die Mächte, die der drohenden Auflösung den kräftigsten Widerstand
entgegensetzen, sind die Landwirtschaft und der Staat. "So scheint es, als ob eine
ferne Zukunft doch die Verwirklichung von Adam Smiths Ideal -- eines freien
Wirtschaftsverkehrs auch zwischen den einzelnen Nationen -- herbeiführen soll."
Unserm Handel wirft der Verfasser planlose und wegen der durch den Export
geschaffenen ungeheuer langen Verteidigungslinie bedenkliche Ausdehnung vor; auf


Maßgebliches und Unmaßgebliches

sich darauf, daß der Anblick des Elends Männer, die nicht zu den Hungernden
gehören, anregt, auf wirtschaftliche Reformen zu sinnen. Der wirtschaftliche Fort¬
schritt geht gleich jedem andern Fortschritt von genialen Menschen aus, deren
Wirken nach und nach die trägen, widerstrebenden Massen ergreift und in Bewegung
setzt. Und diese Bewegung bleibt niemals einseitig auf einen einzelnen Zweig der
wirtschaftlichen Tätigkeit beschränkt! wenn auch bald dieser, bald jener Produktions¬
zweig voraneilt, die übrigen kommen mit der Zeit nach. „Aus diesem Gesichts¬
punkte heraus ist es z. B. nicht zulässig, im achtzehnten Jahrhundert in Frankreich
(in der Zeit der physiokratischen Gegenströmung gegen den Merkantilismus) von
einer agrarischen Reaktion zu reden. Man hatte es damals nicht mit irgendeiner
wirtschaftlichen Reaktion, sondern mit einem eminenten ökonomischen Fortschritt zu
tun. Das Bild jener Jahre war: relativer gewerblicher und händlerischer Stillstand
und agrarische Entwicklung. Die relative Stagnation auf jenen Gebieten war
indessen kein Zeichen von irgendwelcher Unfähigkeit, sondern nur ein Symptom für
eine augenblickliche Entwicklungsunmöglichkeit des Handels und der gewerblichen
Produktion, bevor nicht die Landwirtschaft als letztes Glied des WirtschaftstorperS
den für Handel und Gewerbe unbedingt notwendigen Schritt nach vorwärts getan
hatte." (Womit ohne Zweifel genieint ist, daß die Landwirtschaft mehr Nahrungs¬
mittel liefern und die landwirtschaftliche Bevölkerung kaufkräftiger gemacht werden
mußte, ehe Industrie und Handel mehr Menschen beschäftigen und mehr Waren
absetzen konnten.) Der von innen heraus, seinen jeweiligen Trägern unbewußt,
drängende Fortschritt (der also hier als eine dem Menschengeschlecht eingepflanzte
Triebkraft erscheint) bedient sich dreier Mittel. Das erste ist die Anerziehung von
Bedürfnissen, eine Funktion, die gewöhnlich der Handel übernimmt. Sie hat zur
Voraussetzung einerseits die Herausreißung des Individuums aus der Autarkie der
alle Bedürfnisse befriedigenden isolierten Hauswirtschaft und die Herstellung eines
Gewebes von Abhängigkeitsverhältnissen, die jeden als Produzenten und Konsumenten
mit vielen andern Produzenten und Konsumenten verknüpfen, anderseits die
Tätigkeit von Individuen, die den übrigen wirtschaftlich überlegen sind, d. h. mit
geringerem Kräfteaufwand größere wirtschaftliche Erfolge erzielen. Das zweite
Mittel ist die Organisation (Zünfte, Handelsgesellschaften usw.), die mehr leistet
als der einzelne. Das dritte ist die Verschiebung der Bevölkerung, die, mag es
sich um Einwanderung in Gebiete höherer Kultur (z. B. der Bauern in die Stadt)
oder niederer Kultur (Kolonisation) handeln, jedenfalls Menschen in den Strom
des Fortschritts hineinreißt, die bis dahin nicht von ihm ergriffen waren. Seitdem
die Nationalwirtschaften vollendet sind, hat die zu weiterem Fortschritt treibende
Konkurrenz zwischen ihnen u. a. die Wirkung, daß sie zwischen Absperrung durch
Schutzzölle und Freihandel hin und her pendeln; diesem neigen sie bei ungefähren
Gleichgewicht ihrer wirtschaftlichen Kräfte zu; jede Überlegenheit eines Staates
zwingt den andern zur Errichtung von Schutzwällen, hinter denen er sich zu stärken
strebt, bis er den Konkurrenten eingeholt hat. Trotz heftigem Aufflammen des
Nationalismus in unsern Tagen kündigt sich die allmähliche Auflösung der National¬
wirtschaft und der Übergang zu einer höheren Stufe an. (Grade diese Aussicht
ist es, was die nationalen Kämpfe auch im wirtschaftlichen Gebiete so leidenschaftlich
macht.) Die Mächte, die der drohenden Auflösung den kräftigsten Widerstand
entgegensetzen, sind die Landwirtschaft und der Staat. „So scheint es, als ob eine
ferne Zukunft doch die Verwirklichung von Adam Smiths Ideal — eines freien
Wirtschaftsverkehrs auch zwischen den einzelnen Nationen — herbeiführen soll."
Unserm Handel wirft der Verfasser planlose und wegen der durch den Export
geschaffenen ungeheuer langen Verteidigungslinie bedenkliche Ausdehnung vor; auf


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/207>, abgerufen am 01.07.2024.