Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.Zur Alkoholfrage Wss^U^Mle sonst so romantische Poesie des deutschen Studententums hat Diese internationale statistische Zusammenstellung ergibt z. B., daß bezüglich Bezüglich des Bierverbrauchs bringt diese Statistik insofern eine Über¬ Zur Alkoholfrage Wss^U^Mle sonst so romantische Poesie des deutschen Studententums hat Diese internationale statistische Zusammenstellung ergibt z. B., daß bezüglich Bezüglich des Bierverbrauchs bringt diese Statistik insofern eine Über¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316162"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_315638/figures/grenzboten_341891_315638_316162_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Alkoholfrage</head><lb/> <p xml:id="ID_2651"> Wss^U^Mle sonst so romantische Poesie des deutschen Studententums hat<lb/> durch ihre Verherrlichung des „Bierstoffes" Deutschland in den<lb/> Augen der übrigen Kulturländer den zweifelhaften Ruf eingetragen,<lb/> daß in Deutschland der meiste Alkohol vertilgt wird. Dies ist<lb/> jedoch erfreulicherweise nicht der Fall. Wenn auch der Deutsche<lb/> über einen ganz guten Durst verfügt und diese Neigung auch im Ausland<lb/> betätigt — kein Deutscher wird in London verweilen, ohne einmal im „Gam-<lb/> brinus", oder etwa in Venedig in den bekannten „Pilsener Bierstuben" gewesen<lb/> zu sein —, so ist Deutschland doch nicht dasjenige Land, dessen Bewohner den<lb/> meisten Alkohol verbrauchen. Wiewohl auf diesem Gebiet mit statistischen Angaben<lb/> eigentlich recht wenig bewiesen werden kann, so gibt doch eine soeben von dein<lb/> Kaiserlich Statistischen Amt erschienene Veröffentlichung im „Reichsarbeitsblatt"<lb/> Ur. 3 wichtige Fingerzeige, die nach den verschiedensten Seiten von Interesse<lb/> sein dürften.</p><lb/> <p xml:id="ID_2652"> Diese internationale statistische Zusammenstellung ergibt z. B., daß bezüglich<lb/> des Branntweinverbranchs Dänemark an der Spitze sämtlicher Länder steht. An<lb/> zweiter Stelle ist allerdings Deutschland zu finden, obwohl hier ein Herabgehen<lb/> des durchschnittlichen Kopfanteils zu bemerken ist. Im letzten Jahr ist der<lb/> Kopfanteil nicht unerheblich gestiegen, dies hängt aber zusammen mit der infolge<lb/> der neuen Steuergesetzgebung erfolgten Vorversorgung der Händler. Insofern<lb/> muß also eine Korrektur der Statistik für das Jahr 1909 vorgenommen werden,<lb/> die vielleicht vom Ausland nicht beachtet und zum Anlaß genommen werden<lb/> könnte, Deutschland als dasjenige Land hinzustellen, in dem die größte Menge<lb/> Branntwein auf den Kopf der Bevölkerung konsumiert wird. Frankreich z. B.<lb/> steht erst an vierter Stelle, die statistischen Nachweise lassen aber erkennen, daß<lb/> eine Verminderung des Verbrauchs im Laufe der letzten zehn Jahre nicht ein¬<lb/> getreten ist. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat der Branntwein¬<lb/> konsum sogar ziemlich erheblich zugenommen. Die Statistik beweist insofern<lb/> wenig, als in Frankreich und Italien recht viel Wein konsumiert wird, und<lb/> Zwar weit mehr als in Deutschland.</p><lb/> <p xml:id="ID_2653"> Bezüglich des Bierverbrauchs bringt diese Statistik insofern eine Über¬<lb/> raschung, als nicht Deutschland, sondern Großbritannien an erster Stelle steht,<lb/> wie folgende Statistik beweist:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0523]
[Abbildung]
Zur Alkoholfrage
Wss^U^Mle sonst so romantische Poesie des deutschen Studententums hat
durch ihre Verherrlichung des „Bierstoffes" Deutschland in den
Augen der übrigen Kulturländer den zweifelhaften Ruf eingetragen,
daß in Deutschland der meiste Alkohol vertilgt wird. Dies ist
jedoch erfreulicherweise nicht der Fall. Wenn auch der Deutsche
über einen ganz guten Durst verfügt und diese Neigung auch im Ausland
betätigt — kein Deutscher wird in London verweilen, ohne einmal im „Gam-
brinus", oder etwa in Venedig in den bekannten „Pilsener Bierstuben" gewesen
zu sein —, so ist Deutschland doch nicht dasjenige Land, dessen Bewohner den
meisten Alkohol verbrauchen. Wiewohl auf diesem Gebiet mit statistischen Angaben
eigentlich recht wenig bewiesen werden kann, so gibt doch eine soeben von dein
Kaiserlich Statistischen Amt erschienene Veröffentlichung im „Reichsarbeitsblatt"
Ur. 3 wichtige Fingerzeige, die nach den verschiedensten Seiten von Interesse
sein dürften.
Diese internationale statistische Zusammenstellung ergibt z. B., daß bezüglich
des Branntweinverbranchs Dänemark an der Spitze sämtlicher Länder steht. An
zweiter Stelle ist allerdings Deutschland zu finden, obwohl hier ein Herabgehen
des durchschnittlichen Kopfanteils zu bemerken ist. Im letzten Jahr ist der
Kopfanteil nicht unerheblich gestiegen, dies hängt aber zusammen mit der infolge
der neuen Steuergesetzgebung erfolgten Vorversorgung der Händler. Insofern
muß also eine Korrektur der Statistik für das Jahr 1909 vorgenommen werden,
die vielleicht vom Ausland nicht beachtet und zum Anlaß genommen werden
könnte, Deutschland als dasjenige Land hinzustellen, in dem die größte Menge
Branntwein auf den Kopf der Bevölkerung konsumiert wird. Frankreich z. B.
steht erst an vierter Stelle, die statistischen Nachweise lassen aber erkennen, daß
eine Verminderung des Verbrauchs im Laufe der letzten zehn Jahre nicht ein¬
getreten ist. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat der Branntwein¬
konsum sogar ziemlich erheblich zugenommen. Die Statistik beweist insofern
wenig, als in Frankreich und Italien recht viel Wein konsumiert wird, und
Zwar weit mehr als in Deutschland.
Bezüglich des Bierverbrauchs bringt diese Statistik insofern eine Über¬
raschung, als nicht Deutschland, sondern Großbritannien an erster Stelle steht,
wie folgende Statistik beweist:
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