Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.Braucht Zaxan Arieg? froh lesen kann, ganz und gar weiblich, ganz und gar menschlich, von seelischer Braucht Japan Arieg? in Februar 1910 werden es sechs Jahre, seit der japanisch-russische Das hat nun freilich aufgehört. Die internationalen Beziehungen Japans Der kürzlich abgeschlossene Vertrag zwischen Japan und China, dem die Braucht Zaxan Arieg? froh lesen kann, ganz und gar weiblich, ganz und gar menschlich, von seelischer Braucht Japan Arieg? in Februar 1910 werden es sechs Jahre, seit der japanisch-russische Das hat nun freilich aufgehört. Die internationalen Beziehungen Japans Der kürzlich abgeschlossene Vertrag zwischen Japan und China, dem die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315070"/> <fw type="header" place="top"> Braucht Zaxan Arieg?</fw><lb/> <p xml:id="ID_197" prev="#ID_196"> froh lesen kann, ganz und gar weiblich, ganz und gar menschlich, von seelischer<lb/> Feinheit und doch ohne psychologische Spitzfindigkeit, hell und heiter, aber nicht<lb/> ohne Ernst, gar nicht spielerisch und doch oft wie ein Helles, glückliches Spiel, kurz<lb/> und gut eine Erquickung, der sich kaum irgendein Empfänglicher wird entziehen<lb/> können. Es ist ein Buch, vor dein man ästhetische Maßstäbe schließlich willig<lb/> aus der Hand legt, ganz hingegeben an den Reiz der Erzählung; nimmt man<lb/> sie dann aber wieder auf, so merkt man erstaunt, daß man sie gar nicht zu<lb/> verkleinern braucht, denn auch ästhetisch hält sich dies schlichte Werk vollkommen,<lb/> weil es so ganz und gar voller Leben, voll wahrer Menschlichkeit und in seiner<lb/> Schlichtheit nicht ohne die Tiefe ist, aus der allein Schicksal und Anteil erwachsen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Braucht Japan Arieg?</head><lb/> <p xml:id="ID_198"> in Februar 1910 werden es sechs Jahre, seit der japanisch-russische<lb/> Krieg begann. Die Japaner machten ihre Sache gut. Und die<lb/> Engländer und Amerikaner hingen das Bild der Sieger in den<lb/> goldigsten Rahmen ihrer Presse. Die Anglikaner lobten indes<lb/> nicht nur die Kriegstaten, sondern stellten auch die Kultur der<lb/> Japaner in mancher Beziehung als sehr hoch und nachahmenswert und die<lb/> Japaner geradezu als Mustervolk hin.</p><lb/> <p xml:id="ID_199"> Das hat nun freilich aufgehört. Die internationalen Beziehungen Japans<lb/> sind kühler geworden. Die Vereinigten Staaten haben die Einwanderung von<lb/> Ostasiaten äußerst erschwert. Präsident Taft ist vorsichtiger und ruhiger als sein<lb/> Vorgänger. Er will uicht durch impulsive Reden eine Kriegsgefahr herauf¬<lb/> beschwören. Aber als ehemaliger Gouverneur der Philippinen und Kenner der<lb/> Verhältnisse legt er den ostasiatischen Fragen besonderes Gewicht bei. Canada<lb/> und Australien wehren sich gegen die Einwanderung ebenso energisch wie die<lb/> Vereinigten Staaten. In Hongkong und Singapore werden die Besatzungen und die<lb/> Befestigungswerke verstärkt. Rußland hat in Ostsibirien rund viereinhalb Armee¬<lb/> korps stehen, also erheblich mehr als vor dem letzten Kriege. Das englisch-japanische<lb/> Bündnis besteht fort, aber es hat seine aggressive Tendenz verloren, seit England<lb/> und Nußland sich verständigten. Infolgedessen hat auch Japan eine Revision seines<lb/> politischen Systems vorgenommen und sich bemüht, zu China bessere Beziehungen<lb/> herbeizuführen.</p><lb/> <p xml:id="ID_200" next="#ID_201"> Der kürzlich abgeschlossene Vertrag zwischen Japan und China, dem die<lb/> europäische und amerikanische Presse vielfach eine übertriebene Bedeutung bei¬<lb/> gelegt hat, birgt also keineswegs eine Gefahr für irgendeine europäische Macht,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
Braucht Zaxan Arieg?
froh lesen kann, ganz und gar weiblich, ganz und gar menschlich, von seelischer
Feinheit und doch ohne psychologische Spitzfindigkeit, hell und heiter, aber nicht
ohne Ernst, gar nicht spielerisch und doch oft wie ein Helles, glückliches Spiel, kurz
und gut eine Erquickung, der sich kaum irgendein Empfänglicher wird entziehen
können. Es ist ein Buch, vor dein man ästhetische Maßstäbe schließlich willig
aus der Hand legt, ganz hingegeben an den Reiz der Erzählung; nimmt man
sie dann aber wieder auf, so merkt man erstaunt, daß man sie gar nicht zu
verkleinern braucht, denn auch ästhetisch hält sich dies schlichte Werk vollkommen,
weil es so ganz und gar voller Leben, voll wahrer Menschlichkeit und in seiner
Schlichtheit nicht ohne die Tiefe ist, aus der allein Schicksal und Anteil erwachsen.
Braucht Japan Arieg?
in Februar 1910 werden es sechs Jahre, seit der japanisch-russische
Krieg begann. Die Japaner machten ihre Sache gut. Und die
Engländer und Amerikaner hingen das Bild der Sieger in den
goldigsten Rahmen ihrer Presse. Die Anglikaner lobten indes
nicht nur die Kriegstaten, sondern stellten auch die Kultur der
Japaner in mancher Beziehung als sehr hoch und nachahmenswert und die
Japaner geradezu als Mustervolk hin.
Das hat nun freilich aufgehört. Die internationalen Beziehungen Japans
sind kühler geworden. Die Vereinigten Staaten haben die Einwanderung von
Ostasiaten äußerst erschwert. Präsident Taft ist vorsichtiger und ruhiger als sein
Vorgänger. Er will uicht durch impulsive Reden eine Kriegsgefahr herauf¬
beschwören. Aber als ehemaliger Gouverneur der Philippinen und Kenner der
Verhältnisse legt er den ostasiatischen Fragen besonderes Gewicht bei. Canada
und Australien wehren sich gegen die Einwanderung ebenso energisch wie die
Vereinigten Staaten. In Hongkong und Singapore werden die Besatzungen und die
Befestigungswerke verstärkt. Rußland hat in Ostsibirien rund viereinhalb Armee¬
korps stehen, also erheblich mehr als vor dem letzten Kriege. Das englisch-japanische
Bündnis besteht fort, aber es hat seine aggressive Tendenz verloren, seit England
und Nußland sich verständigten. Infolgedessen hat auch Japan eine Revision seines
politischen Systems vorgenommen und sich bemüht, zu China bessere Beziehungen
herbeizuführen.
Der kürzlich abgeschlossene Vertrag zwischen Japan und China, dem die
europäische und amerikanische Presse vielfach eine übertriebene Bedeutung bei¬
gelegt hat, birgt also keineswegs eine Gefahr für irgendeine europäische Macht,
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