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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

v. Bethmann Hollweg in der letzten Zeit zahlreiche Vertrauensbeweise hat zuteil
werden lassen und daß er ihn am Morgen des kaiserlichen Geburtstages durch
die Verleihung des Schwarzen Adlerordens ausgezeichnet hat.

Man hat die angebliche Unsicherheit der Stellung des Reichskanzlers auch
daraus gefolgert, daß man Anzeichen für die Unzufriedenheit der Konservativen
mit seiner Politik wahrzunehmen glaubte. Auf der linken Seite steht man dem
Reichskanzler abwartend und in kritischer Stimmung gegenüber; man ärgert sich mit
Recht, daß er in seiner grundsätzlichen Stellungnahme, in seinerHaltung zu allgemeinen
Politischen Fragen nicht mehr aus sich herauszugehen, nicht Fühlung mit einzelnen
Parteien zu suchen, beharrt. Das Zentrum ist verschnupft wegen der Polenpolitik und
scheint auch sonst größere Rücksichtnahme erwartet zu haben. Nun richten sich die Blicke
um so mehr aus die rechte Seite, wie sie sich zu dem neuen Kanzler stellt. Aus
dieser Stimmung heraus ist es wohl zu erkläre,:, daß man den Ausführungen des
Abgeordneten v. Pappenheim im Abgeordnetenhause eine Bedeutung beigelegt hat,
in'e sie vielleicht gar nicht haben sollte. Herr v. Pappenheim hatte es als
wünschenswert bezeichnet, daß der Reichskanzler auch im preußischen Staats-
Ministerium für eine Vertretung sorge, um einen Teil der Arbeitslast, die seine
Ämter mit sich bringen, nötigenfalls auf andre Schultern legen zu können --
mit andern Worten, daß der Posten eines Vizepräsidenten des preußischen Staats¬
ministeriums wieder besetzt werde. Das ist ein sehr nahe liegender Gedanke, den
ein parlamentarischer Redner im Zusammenhang seiner Ausführungen wohl
einmal hinwerfen kann; ebenso besteht natürlich auch die Möglichkeit, daß mit
einer solchen Bemerkung bestimmte politische Absichten verbunden werden, sei es daß
irgendeiner bestimmten Persönlichkeit ein größerer Einfluß auf die Staatsgeschäfte
gesichert werden soll, oder daß man mit dem Vorschlag einer Teilung der Geschäfte nur
ein Mißtrauen gegen den leitenden Staatsmann ausdrücken will. Welche von
allen diesen Möglichkeiten vorliegt, ist eine Frage, über die man verschiedne
Ansichten haben kann, -- Ansichten, die auch meistens durch die Interessen der
Parteitaktik beeinflußt werden. Bei näherer Prüfung wird man aber erkennen,
daß bei diesen Erörterungen, die der Tagespolitik den erwünschten Stoff zu
einigen Leitartikeln geben, in Wahrheit gar nichts herauskommt. Die Wahr¬
scheinlichkeit spricht dafür, daß Herr v. Pappenheim in der Tat keinerlei schwarze
Nebengedanken gehabt hat. Zunächst ist er gar nicht die Persönlichkeit dafür.
Aber wir kommen zu diesem Schluß weniger aus dem harmlosen Glauben an die
Ehrlichkeit guter Menschen, sondern weil wir die konservative Fraktion des
Abgeordnetenhauses für klug genug halten, daß sie eine beabsichtigte Aktion der
Art, wie sie ihr vou liberaler Seite unterstellt wird, geschickter inszeniert hätte.
Es scheint übrigens auch ganz in Vergessenheit geraten zu sein, daß die konservative
Partei von vornherein niemals die Absicht gehabt hat, Herrn v. Bethmann Hollweg
als den Mann ihres besondern und unbedingten Vertrauens Hinzastellen, dem sie
unter allen Umständen Gefolgschaft leisten will. Im Gegenteil haben die Ursachen
und die Begleiterscheinungen des letzten Kanzlerwechsels der konservativen Partei
außerordentlich den Rücken gesteift, und in der Presse wie in Parteiversammlungen
hat man oft genug einen' ziemlich schroffen, höchstens zu ernster Vermahnung
gedämpften Ton gegen den Reichskanzler angeschlagen, wie das die Stellung einer
Partei mit sich bringt, die sich als herrschende fühlt. Wenn also das Auftreten
des Herrn v. Pappenheim im Abgeordnetenhause wirklich die Bedeutung eines
gewissen Winkes an den Reichskanzler gehabt haben sollte, dann kann es nur in
einem Sinne gemeint gewesen sein, der dein politischen Beobachter nichts Neues
sagt, nämlich daß die konservative Partei das starke Bedürfnis hat, ihre Selb-


Grenzboten I 19l0 ' 30
Maßgebliches und Unmaßgebliches

v. Bethmann Hollweg in der letzten Zeit zahlreiche Vertrauensbeweise hat zuteil
werden lassen und daß er ihn am Morgen des kaiserlichen Geburtstages durch
die Verleihung des Schwarzen Adlerordens ausgezeichnet hat.

Man hat die angebliche Unsicherheit der Stellung des Reichskanzlers auch
daraus gefolgert, daß man Anzeichen für die Unzufriedenheit der Konservativen
mit seiner Politik wahrzunehmen glaubte. Auf der linken Seite steht man dem
Reichskanzler abwartend und in kritischer Stimmung gegenüber; man ärgert sich mit
Recht, daß er in seiner grundsätzlichen Stellungnahme, in seinerHaltung zu allgemeinen
Politischen Fragen nicht mehr aus sich herauszugehen, nicht Fühlung mit einzelnen
Parteien zu suchen, beharrt. Das Zentrum ist verschnupft wegen der Polenpolitik und
scheint auch sonst größere Rücksichtnahme erwartet zu haben. Nun richten sich die Blicke
um so mehr aus die rechte Seite, wie sie sich zu dem neuen Kanzler stellt. Aus
dieser Stimmung heraus ist es wohl zu erkläre,:, daß man den Ausführungen des
Abgeordneten v. Pappenheim im Abgeordnetenhause eine Bedeutung beigelegt hat,
in'e sie vielleicht gar nicht haben sollte. Herr v. Pappenheim hatte es als
wünschenswert bezeichnet, daß der Reichskanzler auch im preußischen Staats-
Ministerium für eine Vertretung sorge, um einen Teil der Arbeitslast, die seine
Ämter mit sich bringen, nötigenfalls auf andre Schultern legen zu können —
mit andern Worten, daß der Posten eines Vizepräsidenten des preußischen Staats¬
ministeriums wieder besetzt werde. Das ist ein sehr nahe liegender Gedanke, den
ein parlamentarischer Redner im Zusammenhang seiner Ausführungen wohl
einmal hinwerfen kann; ebenso besteht natürlich auch die Möglichkeit, daß mit
einer solchen Bemerkung bestimmte politische Absichten verbunden werden, sei es daß
irgendeiner bestimmten Persönlichkeit ein größerer Einfluß auf die Staatsgeschäfte
gesichert werden soll, oder daß man mit dem Vorschlag einer Teilung der Geschäfte nur
ein Mißtrauen gegen den leitenden Staatsmann ausdrücken will. Welche von
allen diesen Möglichkeiten vorliegt, ist eine Frage, über die man verschiedne
Ansichten haben kann, — Ansichten, die auch meistens durch die Interessen der
Parteitaktik beeinflußt werden. Bei näherer Prüfung wird man aber erkennen,
daß bei diesen Erörterungen, die der Tagespolitik den erwünschten Stoff zu
einigen Leitartikeln geben, in Wahrheit gar nichts herauskommt. Die Wahr¬
scheinlichkeit spricht dafür, daß Herr v. Pappenheim in der Tat keinerlei schwarze
Nebengedanken gehabt hat. Zunächst ist er gar nicht die Persönlichkeit dafür.
Aber wir kommen zu diesem Schluß weniger aus dem harmlosen Glauben an die
Ehrlichkeit guter Menschen, sondern weil wir die konservative Fraktion des
Abgeordnetenhauses für klug genug halten, daß sie eine beabsichtigte Aktion der
Art, wie sie ihr vou liberaler Seite unterstellt wird, geschickter inszeniert hätte.
Es scheint übrigens auch ganz in Vergessenheit geraten zu sein, daß die konservative
Partei von vornherein niemals die Absicht gehabt hat, Herrn v. Bethmann Hollweg
als den Mann ihres besondern und unbedingten Vertrauens Hinzastellen, dem sie
unter allen Umständen Gefolgschaft leisten will. Im Gegenteil haben die Ursachen
und die Begleiterscheinungen des letzten Kanzlerwechsels der konservativen Partei
außerordentlich den Rücken gesteift, und in der Presse wie in Parteiversammlungen
hat man oft genug einen' ziemlich schroffen, höchstens zu ernster Vermahnung
gedämpften Ton gegen den Reichskanzler angeschlagen, wie das die Stellung einer
Partei mit sich bringt, die sich als herrschende fühlt. Wenn also das Auftreten
des Herrn v. Pappenheim im Abgeordnetenhause wirklich die Bedeutung eines
gewissen Winkes an den Reichskanzler gehabt haben sollte, dann kann es nur in
einem Sinne gemeint gewesen sein, der dein politischen Beobachter nichts Neues
sagt, nämlich daß die konservative Partei das starke Bedürfnis hat, ihre Selb-


Grenzboten I 19l0 ' 30
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/245>, abgerufen am 04.07.2024.