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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

das berüchtigte Wort der Marquise von Pompadour: ^xrös mens 1s äsluxs ins
Jahr 1757 gesetzt. Unter den Bereicherungen erscheinen die "halkyonischen Tage",
die "Landesmutter", der Spruch Carlyles: Arbeiten und nicht verzweifeln! und
verschiedne Nachlesen aus Goethe, Schiller, Reuter, Busch und andern. Zu Seite 39
verniisse ich einen Hinweis auf den "Nordischen Koloß", den Gombert nach meinem
Vorgang bis 1819 zurückverfolgt und als eine französische Prägung wahrscheinlich
gemacht hat. zu Seite 305 wäre an das Zitat aus Scribes Operntext Fra
Dinvolo 1, 3 zu erinnern: Ach, welche Qual gewährt das Reisen!, zu Seite 411
kommt das bekannte Shakespearewort aus dem Coriolan 4, 1: ?Iig bMSt man^
usacls in Betracht. Schließlich verdiente Seite 190 der von Feldmann in der Zeit¬
schrift für deutsche Wortforschung 9, 295 notierte Quellenbeleg aus Rousseaus
LontiAt sooisl Berücksichtigung: IVlwmms est us librs, et xartout it ost äari8
Iss ters.

Der neue Bearbeiter hat mit der vorliegenden Auflage den Beruf zur Heraus¬
gabe des verdienstvollen Buches durchaus erwiesen, und es steht noch manche Probe
s Otto Ladendorf einer Belesenheit und Kritik zu erhoffen.


Ein Lehrbuch der Biologie.

Der Professor der Botanik an der Uni¬
versität Kiel, Dr. Johannes Reinke, hat (bei Eugen Salzer in Heilbronn, 1909)
ein schönes, nur 178 Seiten starkes Buch herausgegeben, das allen gebildeten Laien,
die sich über die viel umstrittne und viel gemißbrauchte Wissenschaft solide Belehrung
verschaffen wollen, hochwillkomner sein muß: "Grundzüge der Biologie für
Unterrichtsanstalten und zur Selbstbelehrung." In edler, klarer, gemeinverständ¬
licher Sprache teilt es alles Wesentliche und viele interessante Einzelheiten mit und
soll nach der Absicht des Verfassers "dem Lehrer Leitgedanken bieten für eine Er¬
ziehung der Schüler zu wissenschaftlicher Auffassung, zur Anschauungs- und Denk¬
weise der Biologie". Die Kapitelüberschriften lauten: 1. Einleitung. 2. Die Zelle.
3. Bau und Ernährung der höhern Pflanzen; Vergleich mit den Tieren. 4. Die
Abhängigkeit des Lebens von der Sonne. 5. Die Erhaltung des Lebens durch
Betriebsenergie. 6. Fortpflanzung und Vermehrung. 7. Entwicklung und Ver¬
erbung. 8- Reizbarkeit und Empfindung. 9, Die Anpassungen. 10. Die Mannig¬
faltigkeit der Organismen. 11. Der Körper der höhern Tiere. 12. Pilze und
Bakterien als Krankheitserreger. 13. Aus der Geschichte der Organismen. 14. Der
Mensch. 15. Die Abstammungslehre oder Deszendenztheorie. -- Im letzten Kapitel
schreibt der Verfasser: "In der Deszendenztheorie verschlingen sich Wissen, Mut¬
maßung und Glaube auf das engste miteinander. Wir glauben an anders gestaltete
Vorfahren der lebenden Tiere und Pflanzen, wie wir an Moleküle, an Atome und
an Elektronen glauben. Die Erfahrung und das Experiment, denen beiden nur
Varietäten und Kreuzungen zugänglich sind, rufen die Phantasie des Naturforschers
zu. Hilfe, um Abstammnngslinien zu ersinnen, deren Möglichkeit und Wahrschein¬
lichkeit sich erörtern läßt, und die man durch verschiedenartige Argumente zu stützen
sucht. Solche Argumente sind teils allgemeine, teils von besondrer Art. Das all¬
gemeinste beruht lediglich auf einem Analogieschluß. Wie ein Wirbeltier oder ein
Apfelbaum eine individuelle Entwicklung durchmacht, die, mit einer mikroskopischen
Einzelzelle beginnend, zum fertigen Organismus vorschreitet, so waren auch die
Vorfahren der lebenden Wirbeltiere, Blütenpflanzen usw. in einer ganz frühen
Periode der Erdgeschichte einfache Zellen, die sich teils in stammesgeschichtlicher Ent¬
wicklung und im Laufe sehr langer Zeiten zu den uns bekannten hochorganisierten
Tieren und Pflanzen fortgebildet haben, teils aber auf ihrer einzelligen Stufe stehn
geblieben sind." Sollen durchaus, worauf die Monisten Gewicht zu legen scheinen,
alle organischen Wesen verwandt -- blutsverwandt kann man wohl bloß bei Tieren
sagen -- sein, so muß man sie von einer einzigen Urzelle abstammen lassen. Reinke
meint nun, wenn nur eine einzige Urzelle irgend einmal an irgendeinem Punkt"


Maßgebliches und Unmaßgebliches

das berüchtigte Wort der Marquise von Pompadour: ^xrös mens 1s äsluxs ins
Jahr 1757 gesetzt. Unter den Bereicherungen erscheinen die „halkyonischen Tage",
die „Landesmutter", der Spruch Carlyles: Arbeiten und nicht verzweifeln! und
verschiedne Nachlesen aus Goethe, Schiller, Reuter, Busch und andern. Zu Seite 39
verniisse ich einen Hinweis auf den „Nordischen Koloß", den Gombert nach meinem
Vorgang bis 1819 zurückverfolgt und als eine französische Prägung wahrscheinlich
gemacht hat. zu Seite 305 wäre an das Zitat aus Scribes Operntext Fra
Dinvolo 1, 3 zu erinnern: Ach, welche Qual gewährt das Reisen!, zu Seite 411
kommt das bekannte Shakespearewort aus dem Coriolan 4, 1: ?Iig bMSt man^
usacls in Betracht. Schließlich verdiente Seite 190 der von Feldmann in der Zeit¬
schrift für deutsche Wortforschung 9, 295 notierte Quellenbeleg aus Rousseaus
LontiAt sooisl Berücksichtigung: IVlwmms est us librs, et xartout it ost äari8
Iss ters.

Der neue Bearbeiter hat mit der vorliegenden Auflage den Beruf zur Heraus¬
gabe des verdienstvollen Buches durchaus erwiesen, und es steht noch manche Probe
s Otto Ladendorf einer Belesenheit und Kritik zu erhoffen.


Ein Lehrbuch der Biologie.

Der Professor der Botanik an der Uni¬
versität Kiel, Dr. Johannes Reinke, hat (bei Eugen Salzer in Heilbronn, 1909)
ein schönes, nur 178 Seiten starkes Buch herausgegeben, das allen gebildeten Laien,
die sich über die viel umstrittne und viel gemißbrauchte Wissenschaft solide Belehrung
verschaffen wollen, hochwillkomner sein muß: „Grundzüge der Biologie für
Unterrichtsanstalten und zur Selbstbelehrung." In edler, klarer, gemeinverständ¬
licher Sprache teilt es alles Wesentliche und viele interessante Einzelheiten mit und
soll nach der Absicht des Verfassers „dem Lehrer Leitgedanken bieten für eine Er¬
ziehung der Schüler zu wissenschaftlicher Auffassung, zur Anschauungs- und Denk¬
weise der Biologie". Die Kapitelüberschriften lauten: 1. Einleitung. 2. Die Zelle.
3. Bau und Ernährung der höhern Pflanzen; Vergleich mit den Tieren. 4. Die
Abhängigkeit des Lebens von der Sonne. 5. Die Erhaltung des Lebens durch
Betriebsenergie. 6. Fortpflanzung und Vermehrung. 7. Entwicklung und Ver¬
erbung. 8- Reizbarkeit und Empfindung. 9, Die Anpassungen. 10. Die Mannig¬
faltigkeit der Organismen. 11. Der Körper der höhern Tiere. 12. Pilze und
Bakterien als Krankheitserreger. 13. Aus der Geschichte der Organismen. 14. Der
Mensch. 15. Die Abstammungslehre oder Deszendenztheorie. — Im letzten Kapitel
schreibt der Verfasser: „In der Deszendenztheorie verschlingen sich Wissen, Mut¬
maßung und Glaube auf das engste miteinander. Wir glauben an anders gestaltete
Vorfahren der lebenden Tiere und Pflanzen, wie wir an Moleküle, an Atome und
an Elektronen glauben. Die Erfahrung und das Experiment, denen beiden nur
Varietäten und Kreuzungen zugänglich sind, rufen die Phantasie des Naturforschers
zu. Hilfe, um Abstammnngslinien zu ersinnen, deren Möglichkeit und Wahrschein¬
lichkeit sich erörtern läßt, und die man durch verschiedenartige Argumente zu stützen
sucht. Solche Argumente sind teils allgemeine, teils von besondrer Art. Das all¬
gemeinste beruht lediglich auf einem Analogieschluß. Wie ein Wirbeltier oder ein
Apfelbaum eine individuelle Entwicklung durchmacht, die, mit einer mikroskopischen
Einzelzelle beginnend, zum fertigen Organismus vorschreitet, so waren auch die
Vorfahren der lebenden Wirbeltiere, Blütenpflanzen usw. in einer ganz frühen
Periode der Erdgeschichte einfache Zellen, die sich teils in stammesgeschichtlicher Ent¬
wicklung und im Laufe sehr langer Zeiten zu den uns bekannten hochorganisierten
Tieren und Pflanzen fortgebildet haben, teils aber auf ihrer einzelligen Stufe stehn
geblieben sind." Sollen durchaus, worauf die Monisten Gewicht zu legen scheinen,
alle organischen Wesen verwandt — blutsverwandt kann man wohl bloß bei Tieren
sagen — sein, so muß man sie von einer einzigen Urzelle abstammen lassen. Reinke
meint nun, wenn nur eine einzige Urzelle irgend einmal an irgendeinem Punkt«


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[0638] Maßgebliches und Unmaßgebliches das berüchtigte Wort der Marquise von Pompadour: ^xrös mens 1s äsluxs ins Jahr 1757 gesetzt. Unter den Bereicherungen erscheinen die „halkyonischen Tage", die „Landesmutter", der Spruch Carlyles: Arbeiten und nicht verzweifeln! und verschiedne Nachlesen aus Goethe, Schiller, Reuter, Busch und andern. Zu Seite 39 verniisse ich einen Hinweis auf den „Nordischen Koloß", den Gombert nach meinem Vorgang bis 1819 zurückverfolgt und als eine französische Prägung wahrscheinlich gemacht hat. zu Seite 305 wäre an das Zitat aus Scribes Operntext Fra Dinvolo 1, 3 zu erinnern: Ach, welche Qual gewährt das Reisen!, zu Seite 411 kommt das bekannte Shakespearewort aus dem Coriolan 4, 1: ?Iig bMSt man^ usacls in Betracht. Schließlich verdiente Seite 190 der von Feldmann in der Zeit¬ schrift für deutsche Wortforschung 9, 295 notierte Quellenbeleg aus Rousseaus LontiAt sooisl Berücksichtigung: IVlwmms est us librs, et xartout it ost äari8 Iss ters. Der neue Bearbeiter hat mit der vorliegenden Auflage den Beruf zur Heraus¬ gabe des verdienstvollen Buches durchaus erwiesen, und es steht noch manche Probe s Otto Ladendorf einer Belesenheit und Kritik zu erhoffen. Ein Lehrbuch der Biologie. Der Professor der Botanik an der Uni¬ versität Kiel, Dr. Johannes Reinke, hat (bei Eugen Salzer in Heilbronn, 1909) ein schönes, nur 178 Seiten starkes Buch herausgegeben, das allen gebildeten Laien, die sich über die viel umstrittne und viel gemißbrauchte Wissenschaft solide Belehrung verschaffen wollen, hochwillkomner sein muß: „Grundzüge der Biologie für Unterrichtsanstalten und zur Selbstbelehrung." In edler, klarer, gemeinverständ¬ licher Sprache teilt es alles Wesentliche und viele interessante Einzelheiten mit und soll nach der Absicht des Verfassers „dem Lehrer Leitgedanken bieten für eine Er¬ ziehung der Schüler zu wissenschaftlicher Auffassung, zur Anschauungs- und Denk¬ weise der Biologie". Die Kapitelüberschriften lauten: 1. Einleitung. 2. Die Zelle. 3. Bau und Ernährung der höhern Pflanzen; Vergleich mit den Tieren. 4. Die Abhängigkeit des Lebens von der Sonne. 5. Die Erhaltung des Lebens durch Betriebsenergie. 6. Fortpflanzung und Vermehrung. 7. Entwicklung und Ver¬ erbung. 8- Reizbarkeit und Empfindung. 9, Die Anpassungen. 10. Die Mannig¬ faltigkeit der Organismen. 11. Der Körper der höhern Tiere. 12. Pilze und Bakterien als Krankheitserreger. 13. Aus der Geschichte der Organismen. 14. Der Mensch. 15. Die Abstammungslehre oder Deszendenztheorie. — Im letzten Kapitel schreibt der Verfasser: „In der Deszendenztheorie verschlingen sich Wissen, Mut¬ maßung und Glaube auf das engste miteinander. Wir glauben an anders gestaltete Vorfahren der lebenden Tiere und Pflanzen, wie wir an Moleküle, an Atome und an Elektronen glauben. Die Erfahrung und das Experiment, denen beiden nur Varietäten und Kreuzungen zugänglich sind, rufen die Phantasie des Naturforschers zu. Hilfe, um Abstammnngslinien zu ersinnen, deren Möglichkeit und Wahrschein¬ lichkeit sich erörtern läßt, und die man durch verschiedenartige Argumente zu stützen sucht. Solche Argumente sind teils allgemeine, teils von besondrer Art. Das all¬ gemeinste beruht lediglich auf einem Analogieschluß. Wie ein Wirbeltier oder ein Apfelbaum eine individuelle Entwicklung durchmacht, die, mit einer mikroskopischen Einzelzelle beginnend, zum fertigen Organismus vorschreitet, so waren auch die Vorfahren der lebenden Wirbeltiere, Blütenpflanzen usw. in einer ganz frühen Periode der Erdgeschichte einfache Zellen, die sich teils in stammesgeschichtlicher Ent¬ wicklung und im Laufe sehr langer Zeiten zu den uns bekannten hochorganisierten Tieren und Pflanzen fortgebildet haben, teils aber auf ihrer einzelligen Stufe stehn geblieben sind." Sollen durchaus, worauf die Monisten Gewicht zu legen scheinen, alle organischen Wesen verwandt — blutsverwandt kann man wohl bloß bei Tieren sagen — sein, so muß man sie von einer einzigen Urzelle abstammen lassen. Reinke meint nun, wenn nur eine einzige Urzelle irgend einmal an irgendeinem Punkt«

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/638>, abgerufen am 04.07.2024.