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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ist 1891 gestorben als Taschenspielerin entlarvt wurde, hat ihre Gläubigen nicht
irre gemacht. Simon schreibt unter anderm sehr richtig: "Was Schopenhauer im
Christentum als dessen innere Wahrheit schätzt, war das, was es ihm mit dem
Buddhismus gemein zu haben schien. Nietzsche lebte in der gleichen Täuschung,
und was er mit Haß und Spott verfolgt, ist gar nicht das Christentum, sondern
<Q I- ist Buddhismus."


Aus meinem Leben.

Aufzeichnungen des Prinzen Kraft zu Hohenlohe-
Jngelfingen. Vierter (Schluß-) Band. Mit zwei Bildertafeln, der Nachbildung
eines Briefes (Kaiser Wilhelms), zwei Skizzen im Text und vier Kartenbeilagen in
Steindruck. Berlin. E. S. Mittler u. Sohn. 1907. X und 566 Seiten. Dieser
Schlnßband des hochinteressanter Werkes (siehe Grenzboten 1905, II. 569 ff. und
1906 III, 237 ff.) ist fast ganz dem Kriege von 1870/71 gewidmet und einer
der allerwichtigsten Beiträge zu seiner Geschichte. Denn als Kommandeur der
Gardeartilleriebrigade nahm Prinz Hohenlohe eine wichtige leitende Stellung ein.
An allen großen Aktionen der Garden hatte er deshalb einen entscheidenden Anteil:
bei Se. Privat und Sedan wie vor Paris, und endlich kommandierte er die ge¬
samte Belagcrungsartillerie, die binnen drei Wochen die Riesenfestuug zur Ergebung
zwang, seine größte Leistung und der Höhepunkt seines Lebens. Seine Erzählung
beschränkt sich durchaus auf das, was er selbst erlebte, aber er schildert auch alles,
was er sah, und verwandelt die Darstellung militärischer Vorgänge nicht in die
Beschreibung eines Schachspiels, sondern zeigt uns auch hier die lebendigen
Menschen bei ihrer Arbeit, die Armee in allen ihren Schichten auf dem Marsche,
im Gefecht, im Lager, im Lazarett, in Freuden und Leiden so klar und mit so
reger eigner Teilnahme an dem allen, daß er seinen Lesern nicht nur eine Reihe
von reichen, belebten Bildern darbietet, sondern sie auch zu warmer Teilnahme mit
fortreißt. Das wird noch gehoben durch eine Menge einzelner Charakterbilder.
seinem kommandierender General, dem viel verkannten und getadelten Prinzen
August von Württemberg, hat er ein schönes Denkmal gesetzt, aber auch der könig¬
liche Kriegsherr, dem er einst so nahegestanden hatte, tritt uns in zahlreichen kleinen
Zügen sympathisch entgegen. Viel Neues, Unbekanntes bringt er sachlich nicht, aber
er gestaltet das Bild des Krieges reicher und berichtigt hier und da aus voller
Sachkenntnis heraus und mit vornehm abwägender Gerechtigkeit so manches land¬
läufige Urteil. So erklärt er den übrigens vom Prinzen Friedrich Karl gebilligten
unglücklichen ersten Angriff der Garden auf Se. Privat am 18. August aus der
Ansicht, daß das Dorf nur schwach besetzt und der Feind schon im Begriff sei, es
zu räumen, die schweren Verluste aus der Unkenntnis von der Tragweite der
Chassepots. Vor Paris gehörte er natürlich zu der Partei der "Schießer", sah
also seinen Hauptgegner in Blumenthal, dem Generalstabschef des Kronprinzen,
aber er würdigt ganz unbefangen die sachlichen Gründe sür die Verzögerung der
Beschießung: die Schwierigkeit, bei der mangelhaften und anfangs unterbrochner
Bahnverbindung die umfänglichen Munitionsvorräle so zur Stelle zu schaffen, daß
keine Pause in der Beschießung eintreten müsse, weil der Feind eine solche zur
Ausbesserung heiser Schäden benutzen, also die Wirkungen des deutschen Feuers
wieder aufheben werde, und die Erwägung, daß. solange noch ein Angriff der
französischen ProvinzicuHeere auf die deutsche Zernierungslinie möglich sei, der
deutsche Geschützpark gefährdet bleibe; jene Möglichkeit aber wurde erst Anfang
Dezember beseitigt. Ja er findet schließlich, die Verzögerung im Beginn der Be¬
schießung sei sogar vorteilhaft gewesen, weil der Feind sie gar nicht mehr erwartet
habe, also überrascht und demnach unvorbereitet gewesen sei. Dem Berichte über
jede größere kriegerische Aktion Pflegt er überhaupt eine ausführliche freimütige
Kritik des Verlaufs hinzuzufügen und seine Schlüsse für die Zukunft aus den ge¬
machten Erfahrungen zu ziehen. Den Schluß des Bandes bildet eine interessante


Maßgebliches und Unmaßgebliches

ist 1891 gestorben als Taschenspielerin entlarvt wurde, hat ihre Gläubigen nicht
irre gemacht. Simon schreibt unter anderm sehr richtig: „Was Schopenhauer im
Christentum als dessen innere Wahrheit schätzt, war das, was es ihm mit dem
Buddhismus gemein zu haben schien. Nietzsche lebte in der gleichen Täuschung,
und was er mit Haß und Spott verfolgt, ist gar nicht das Christentum, sondern
<Q I- ist Buddhismus."


Aus meinem Leben.

Aufzeichnungen des Prinzen Kraft zu Hohenlohe-
Jngelfingen. Vierter (Schluß-) Band. Mit zwei Bildertafeln, der Nachbildung
eines Briefes (Kaiser Wilhelms), zwei Skizzen im Text und vier Kartenbeilagen in
Steindruck. Berlin. E. S. Mittler u. Sohn. 1907. X und 566 Seiten. Dieser
Schlnßband des hochinteressanter Werkes (siehe Grenzboten 1905, II. 569 ff. und
1906 III, 237 ff.) ist fast ganz dem Kriege von 1870/71 gewidmet und einer
der allerwichtigsten Beiträge zu seiner Geschichte. Denn als Kommandeur der
Gardeartilleriebrigade nahm Prinz Hohenlohe eine wichtige leitende Stellung ein.
An allen großen Aktionen der Garden hatte er deshalb einen entscheidenden Anteil:
bei Se. Privat und Sedan wie vor Paris, und endlich kommandierte er die ge¬
samte Belagcrungsartillerie, die binnen drei Wochen die Riesenfestuug zur Ergebung
zwang, seine größte Leistung und der Höhepunkt seines Lebens. Seine Erzählung
beschränkt sich durchaus auf das, was er selbst erlebte, aber er schildert auch alles,
was er sah, und verwandelt die Darstellung militärischer Vorgänge nicht in die
Beschreibung eines Schachspiels, sondern zeigt uns auch hier die lebendigen
Menschen bei ihrer Arbeit, die Armee in allen ihren Schichten auf dem Marsche,
im Gefecht, im Lager, im Lazarett, in Freuden und Leiden so klar und mit so
reger eigner Teilnahme an dem allen, daß er seinen Lesern nicht nur eine Reihe
von reichen, belebten Bildern darbietet, sondern sie auch zu warmer Teilnahme mit
fortreißt. Das wird noch gehoben durch eine Menge einzelner Charakterbilder.
seinem kommandierender General, dem viel verkannten und getadelten Prinzen
August von Württemberg, hat er ein schönes Denkmal gesetzt, aber auch der könig¬
liche Kriegsherr, dem er einst so nahegestanden hatte, tritt uns in zahlreichen kleinen
Zügen sympathisch entgegen. Viel Neues, Unbekanntes bringt er sachlich nicht, aber
er gestaltet das Bild des Krieges reicher und berichtigt hier und da aus voller
Sachkenntnis heraus und mit vornehm abwägender Gerechtigkeit so manches land¬
läufige Urteil. So erklärt er den übrigens vom Prinzen Friedrich Karl gebilligten
unglücklichen ersten Angriff der Garden auf Se. Privat am 18. August aus der
Ansicht, daß das Dorf nur schwach besetzt und der Feind schon im Begriff sei, es
zu räumen, die schweren Verluste aus der Unkenntnis von der Tragweite der
Chassepots. Vor Paris gehörte er natürlich zu der Partei der „Schießer", sah
also seinen Hauptgegner in Blumenthal, dem Generalstabschef des Kronprinzen,
aber er würdigt ganz unbefangen die sachlichen Gründe sür die Verzögerung der
Beschießung: die Schwierigkeit, bei der mangelhaften und anfangs unterbrochner
Bahnverbindung die umfänglichen Munitionsvorräle so zur Stelle zu schaffen, daß
keine Pause in der Beschießung eintreten müsse, weil der Feind eine solche zur
Ausbesserung heiser Schäden benutzen, also die Wirkungen des deutschen Feuers
wieder aufheben werde, und die Erwägung, daß. solange noch ein Angriff der
französischen ProvinzicuHeere auf die deutsche Zernierungslinie möglich sei, der
deutsche Geschützpark gefährdet bleibe; jene Möglichkeit aber wurde erst Anfang
Dezember beseitigt. Ja er findet schließlich, die Verzögerung im Beginn der Be¬
schießung sei sogar vorteilhaft gewesen, weil der Feind sie gar nicht mehr erwartet
habe, also überrascht und demnach unvorbereitet gewesen sei. Dem Berichte über
jede größere kriegerische Aktion Pflegt er überhaupt eine ausführliche freimütige
Kritik des Verlaufs hinzuzufügen und seine Schlüsse für die Zukunft aus den ge¬
machten Erfahrungen zu ziehen. Den Schluß des Bandes bildet eine interessante


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[0636] Maßgebliches und Unmaßgebliches ist 1891 gestorben als Taschenspielerin entlarvt wurde, hat ihre Gläubigen nicht irre gemacht. Simon schreibt unter anderm sehr richtig: „Was Schopenhauer im Christentum als dessen innere Wahrheit schätzt, war das, was es ihm mit dem Buddhismus gemein zu haben schien. Nietzsche lebte in der gleichen Täuschung, und was er mit Haß und Spott verfolgt, ist gar nicht das Christentum, sondern <Q I- ist Buddhismus." Aus meinem Leben. Aufzeichnungen des Prinzen Kraft zu Hohenlohe- Jngelfingen. Vierter (Schluß-) Band. Mit zwei Bildertafeln, der Nachbildung eines Briefes (Kaiser Wilhelms), zwei Skizzen im Text und vier Kartenbeilagen in Steindruck. Berlin. E. S. Mittler u. Sohn. 1907. X und 566 Seiten. Dieser Schlnßband des hochinteressanter Werkes (siehe Grenzboten 1905, II. 569 ff. und 1906 III, 237 ff.) ist fast ganz dem Kriege von 1870/71 gewidmet und einer der allerwichtigsten Beiträge zu seiner Geschichte. Denn als Kommandeur der Gardeartilleriebrigade nahm Prinz Hohenlohe eine wichtige leitende Stellung ein. An allen großen Aktionen der Garden hatte er deshalb einen entscheidenden Anteil: bei Se. Privat und Sedan wie vor Paris, und endlich kommandierte er die ge¬ samte Belagcrungsartillerie, die binnen drei Wochen die Riesenfestuug zur Ergebung zwang, seine größte Leistung und der Höhepunkt seines Lebens. Seine Erzählung beschränkt sich durchaus auf das, was er selbst erlebte, aber er schildert auch alles, was er sah, und verwandelt die Darstellung militärischer Vorgänge nicht in die Beschreibung eines Schachspiels, sondern zeigt uns auch hier die lebendigen Menschen bei ihrer Arbeit, die Armee in allen ihren Schichten auf dem Marsche, im Gefecht, im Lager, im Lazarett, in Freuden und Leiden so klar und mit so reger eigner Teilnahme an dem allen, daß er seinen Lesern nicht nur eine Reihe von reichen, belebten Bildern darbietet, sondern sie auch zu warmer Teilnahme mit fortreißt. Das wird noch gehoben durch eine Menge einzelner Charakterbilder. seinem kommandierender General, dem viel verkannten und getadelten Prinzen August von Württemberg, hat er ein schönes Denkmal gesetzt, aber auch der könig¬ liche Kriegsherr, dem er einst so nahegestanden hatte, tritt uns in zahlreichen kleinen Zügen sympathisch entgegen. Viel Neues, Unbekanntes bringt er sachlich nicht, aber er gestaltet das Bild des Krieges reicher und berichtigt hier und da aus voller Sachkenntnis heraus und mit vornehm abwägender Gerechtigkeit so manches land¬ läufige Urteil. So erklärt er den übrigens vom Prinzen Friedrich Karl gebilligten unglücklichen ersten Angriff der Garden auf Se. Privat am 18. August aus der Ansicht, daß das Dorf nur schwach besetzt und der Feind schon im Begriff sei, es zu räumen, die schweren Verluste aus der Unkenntnis von der Tragweite der Chassepots. Vor Paris gehörte er natürlich zu der Partei der „Schießer", sah also seinen Hauptgegner in Blumenthal, dem Generalstabschef des Kronprinzen, aber er würdigt ganz unbefangen die sachlichen Gründe sür die Verzögerung der Beschießung: die Schwierigkeit, bei der mangelhaften und anfangs unterbrochner Bahnverbindung die umfänglichen Munitionsvorräle so zur Stelle zu schaffen, daß keine Pause in der Beschießung eintreten müsse, weil der Feind eine solche zur Ausbesserung heiser Schäden benutzen, also die Wirkungen des deutschen Feuers wieder aufheben werde, und die Erwägung, daß. solange noch ein Angriff der französischen ProvinzicuHeere auf die deutsche Zernierungslinie möglich sei, der deutsche Geschützpark gefährdet bleibe; jene Möglichkeit aber wurde erst Anfang Dezember beseitigt. Ja er findet schließlich, die Verzögerung im Beginn der Be¬ schießung sei sogar vorteilhaft gewesen, weil der Feind sie gar nicht mehr erwartet habe, also überrascht und demnach unvorbereitet gewesen sei. Dem Berichte über jede größere kriegerische Aktion Pflegt er überhaupt eine ausführliche freimütige Kritik des Verlaufs hinzuzufügen und seine Schlüsse für die Zukunft aus den ge¬ machten Erfahrungen zu ziehen. Den Schluß des Bandes bildet eine interessante

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/636>, abgerufen am 24.07.2024.