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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Vom thrakischen Meere

Mein erster Gang galt natürlich dieser historisch ehrwürdigen höchsten Kuppe
des Berges. Durch das moderne Dorf gelangt man an eine hohe schlechte Mauer
und einen Torturen, worin ein antiker Löwe und Inschriften stehn. Diese Be¬
festigung sperrt den einzigen Zugang zur Höhe, die sonst ringsum senkrecht abstürzt.
Die Byzantiner werden sie angelegt, die folgenden Besitzer immer wieder erneuert
haben. Das sind die Ghisi (1204 bis 1276). dann die von Byzanz belehnten
Herzöge des Archipels, von denen Nikolaus der Dritte, Herzog von Naxos, 1354/55
am eifrigsten an der Burg baute. Von 1453 bis 1537 residierten venezianische
Rettori hier oben, und in diesem Jahre nahm Chaireddin Barbarossa Kastro und
Insel endgiltig für den Sultan in Besitz. Goten, Sarazenen, Türken, Seeräuber
aller Art waren vorher manchesmal von hier mit blutigen Köpfen abgezogen. Ein
mit starken Holzbalken überdeckter Gang führt in einen Hof; zwischen die glatte
Felswand und die Tiefe ist ein Kloster des heiligen Georgios gesetzt, der den Zu¬
gang schirmt und einst als Wundertäter weithin berühmt war. Unter der Kirche,
deren ältere Fresken Tünche bedeckt, und den Klostergebäuden hin führt ein langer,
ansteigender Gang "ach Süden. Dann ist ein schmaler Pfad in den Felsen ge¬
arbeitet oder hängt an ihm auf Bullen. Hat man das Tor durchschritten, so kann
man nach links durch Ruinen zur Spitze emporsteigen.

Alle Mühe ist reich belohnt. Ringsum das Meer, aber nur nach Süden in
ungestörter Fläche. Nach Westen gebietet ihm der Bergwall von Euboia, aus dem
der spitze Delph am höchsten aufragt, bald ein Halt, und hinter ihm türmen sich
als zweite Mauer die Höhen des Festlandes auf. Im Norden schwimmen wie
eine Herde gewaltiger Seeungeheuer Skopelos, Skiathos und die zahllosen größern,
kleinen und ganz kleinen Inseln, die man gewöhnlich als nördliche Sporaden, besser
als Inseln vor Magnesia bezeichnet. Ostwärts erreicht das Auge die flache
Hagiostrati und bei klarem Wetter Lesbos an der asiatischen Küste. Schwindelnd
steht man am Rande des jähen Felsens und läßt sich erzählen: "Hier wurde
Theseus hinabgestoßen", glaubt es selbst fast und vergißt die lieblose Wissenschaft,
nach der Theseus ein kretischer Frühlingsdänion und der Sturz vom Felsen eine
uralte Kulthandlung ist. Man sieht in Gedanken den Palast des Lykomedes
schimmern, hört die Königskinder spielen, vernimmt den Ton der Kriegsdrommete,
der sie stört, und vergißt, daß Achill ein Dämon des Doloper ist, die nach den
Kretern Skyros besetzten. Erst spät bleibt der Blick in der Nähe haften, auf der Insel
unten, dem modernen Dorf auf halber Höhe, dem mittelalterlichen oben, durch das
man eben geschritten ist. Und doch ist auch dieses in seiner Art wieder unvergeßlich.

Von den antiken Mauern blieb fast nichts; aus ihrem Material bauten sich
die Menschen in Mittelalter und Neuzeit ihre Häuser. Aber diese wurden seit
dem Ende des griechischen Freiheitskrieges allmählich verlassen; die Leute konnten
es, als das Meer sichrer wurde, wagen, aus dem Adlerhorst auf den bequemer
zugänglichen und mehr Platz bietenden West- und Nordhang des Berges hinab¬
zusteigen. Heute wohnt nur noch ein Wächter oben; die Stadt verfällt. Die
Hauptkirche, die aus dem dreizehnten Jahrhundert stammen mag, aber an der
Stelle eines Baues vom Jahre 895, in dem Skyros Bistum wurde, steht, ist
1840 durch Erdbeben zerstört worden. Schon 1837 hatte der Bischof seine
Wohnung unten genommen. Hie und da blickt man in die Ruine einer Kapelle
mit verwischten Heiligenbildern und sieht an einer geweihten Kerze, daß dem Heiligen
trotz der Zerstörung seines Hauses noch Macht zugeschrieben wird. Besonders fest
und gut ist eine große Zisterne gebaut; andres Wasser gab es hier oben nicht.
Eng, oft nicht einen Meter breit, winden sich die Gäßchen. Die Häuser an ihnen
sind in allen Stadien des Verfalls. In Laden und Kneipen blieben noch
Reste der Wandbretter; dort hängt die Rohrbekleidung einer Decke hinab


Vom thrakischen Meere

Mein erster Gang galt natürlich dieser historisch ehrwürdigen höchsten Kuppe
des Berges. Durch das moderne Dorf gelangt man an eine hohe schlechte Mauer
und einen Torturen, worin ein antiker Löwe und Inschriften stehn. Diese Be¬
festigung sperrt den einzigen Zugang zur Höhe, die sonst ringsum senkrecht abstürzt.
Die Byzantiner werden sie angelegt, die folgenden Besitzer immer wieder erneuert
haben. Das sind die Ghisi (1204 bis 1276). dann die von Byzanz belehnten
Herzöge des Archipels, von denen Nikolaus der Dritte, Herzog von Naxos, 1354/55
am eifrigsten an der Burg baute. Von 1453 bis 1537 residierten venezianische
Rettori hier oben, und in diesem Jahre nahm Chaireddin Barbarossa Kastro und
Insel endgiltig für den Sultan in Besitz. Goten, Sarazenen, Türken, Seeräuber
aller Art waren vorher manchesmal von hier mit blutigen Köpfen abgezogen. Ein
mit starken Holzbalken überdeckter Gang führt in einen Hof; zwischen die glatte
Felswand und die Tiefe ist ein Kloster des heiligen Georgios gesetzt, der den Zu¬
gang schirmt und einst als Wundertäter weithin berühmt war. Unter der Kirche,
deren ältere Fresken Tünche bedeckt, und den Klostergebäuden hin führt ein langer,
ansteigender Gang »ach Süden. Dann ist ein schmaler Pfad in den Felsen ge¬
arbeitet oder hängt an ihm auf Bullen. Hat man das Tor durchschritten, so kann
man nach links durch Ruinen zur Spitze emporsteigen.

Alle Mühe ist reich belohnt. Ringsum das Meer, aber nur nach Süden in
ungestörter Fläche. Nach Westen gebietet ihm der Bergwall von Euboia, aus dem
der spitze Delph am höchsten aufragt, bald ein Halt, und hinter ihm türmen sich
als zweite Mauer die Höhen des Festlandes auf. Im Norden schwimmen wie
eine Herde gewaltiger Seeungeheuer Skopelos, Skiathos und die zahllosen größern,
kleinen und ganz kleinen Inseln, die man gewöhnlich als nördliche Sporaden, besser
als Inseln vor Magnesia bezeichnet. Ostwärts erreicht das Auge die flache
Hagiostrati und bei klarem Wetter Lesbos an der asiatischen Küste. Schwindelnd
steht man am Rande des jähen Felsens und läßt sich erzählen: „Hier wurde
Theseus hinabgestoßen", glaubt es selbst fast und vergißt die lieblose Wissenschaft,
nach der Theseus ein kretischer Frühlingsdänion und der Sturz vom Felsen eine
uralte Kulthandlung ist. Man sieht in Gedanken den Palast des Lykomedes
schimmern, hört die Königskinder spielen, vernimmt den Ton der Kriegsdrommete,
der sie stört, und vergißt, daß Achill ein Dämon des Doloper ist, die nach den
Kretern Skyros besetzten. Erst spät bleibt der Blick in der Nähe haften, auf der Insel
unten, dem modernen Dorf auf halber Höhe, dem mittelalterlichen oben, durch das
man eben geschritten ist. Und doch ist auch dieses in seiner Art wieder unvergeßlich.

Von den antiken Mauern blieb fast nichts; aus ihrem Material bauten sich
die Menschen in Mittelalter und Neuzeit ihre Häuser. Aber diese wurden seit
dem Ende des griechischen Freiheitskrieges allmählich verlassen; die Leute konnten
es, als das Meer sichrer wurde, wagen, aus dem Adlerhorst auf den bequemer
zugänglichen und mehr Platz bietenden West- und Nordhang des Berges hinab¬
zusteigen. Heute wohnt nur noch ein Wächter oben; die Stadt verfällt. Die
Hauptkirche, die aus dem dreizehnten Jahrhundert stammen mag, aber an der
Stelle eines Baues vom Jahre 895, in dem Skyros Bistum wurde, steht, ist
1840 durch Erdbeben zerstört worden. Schon 1837 hatte der Bischof seine
Wohnung unten genommen. Hie und da blickt man in die Ruine einer Kapelle
mit verwischten Heiligenbildern und sieht an einer geweihten Kerze, daß dem Heiligen
trotz der Zerstörung seines Hauses noch Macht zugeschrieben wird. Besonders fest
und gut ist eine große Zisterne gebaut; andres Wasser gab es hier oben nicht.
Eng, oft nicht einen Meter breit, winden sich die Gäßchen. Die Häuser an ihnen
sind in allen Stadien des Verfalls. In Laden und Kneipen blieben noch
Reste der Wandbretter; dort hängt die Rohrbekleidung einer Decke hinab


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[0574] Vom thrakischen Meere Mein erster Gang galt natürlich dieser historisch ehrwürdigen höchsten Kuppe des Berges. Durch das moderne Dorf gelangt man an eine hohe schlechte Mauer und einen Torturen, worin ein antiker Löwe und Inschriften stehn. Diese Be¬ festigung sperrt den einzigen Zugang zur Höhe, die sonst ringsum senkrecht abstürzt. Die Byzantiner werden sie angelegt, die folgenden Besitzer immer wieder erneuert haben. Das sind die Ghisi (1204 bis 1276). dann die von Byzanz belehnten Herzöge des Archipels, von denen Nikolaus der Dritte, Herzog von Naxos, 1354/55 am eifrigsten an der Burg baute. Von 1453 bis 1537 residierten venezianische Rettori hier oben, und in diesem Jahre nahm Chaireddin Barbarossa Kastro und Insel endgiltig für den Sultan in Besitz. Goten, Sarazenen, Türken, Seeräuber aller Art waren vorher manchesmal von hier mit blutigen Köpfen abgezogen. Ein mit starken Holzbalken überdeckter Gang führt in einen Hof; zwischen die glatte Felswand und die Tiefe ist ein Kloster des heiligen Georgios gesetzt, der den Zu¬ gang schirmt und einst als Wundertäter weithin berühmt war. Unter der Kirche, deren ältere Fresken Tünche bedeckt, und den Klostergebäuden hin führt ein langer, ansteigender Gang »ach Süden. Dann ist ein schmaler Pfad in den Felsen ge¬ arbeitet oder hängt an ihm auf Bullen. Hat man das Tor durchschritten, so kann man nach links durch Ruinen zur Spitze emporsteigen. Alle Mühe ist reich belohnt. Ringsum das Meer, aber nur nach Süden in ungestörter Fläche. Nach Westen gebietet ihm der Bergwall von Euboia, aus dem der spitze Delph am höchsten aufragt, bald ein Halt, und hinter ihm türmen sich als zweite Mauer die Höhen des Festlandes auf. Im Norden schwimmen wie eine Herde gewaltiger Seeungeheuer Skopelos, Skiathos und die zahllosen größern, kleinen und ganz kleinen Inseln, die man gewöhnlich als nördliche Sporaden, besser als Inseln vor Magnesia bezeichnet. Ostwärts erreicht das Auge die flache Hagiostrati und bei klarem Wetter Lesbos an der asiatischen Küste. Schwindelnd steht man am Rande des jähen Felsens und läßt sich erzählen: „Hier wurde Theseus hinabgestoßen", glaubt es selbst fast und vergißt die lieblose Wissenschaft, nach der Theseus ein kretischer Frühlingsdänion und der Sturz vom Felsen eine uralte Kulthandlung ist. Man sieht in Gedanken den Palast des Lykomedes schimmern, hört die Königskinder spielen, vernimmt den Ton der Kriegsdrommete, der sie stört, und vergißt, daß Achill ein Dämon des Doloper ist, die nach den Kretern Skyros besetzten. Erst spät bleibt der Blick in der Nähe haften, auf der Insel unten, dem modernen Dorf auf halber Höhe, dem mittelalterlichen oben, durch das man eben geschritten ist. Und doch ist auch dieses in seiner Art wieder unvergeßlich. Von den antiken Mauern blieb fast nichts; aus ihrem Material bauten sich die Menschen in Mittelalter und Neuzeit ihre Häuser. Aber diese wurden seit dem Ende des griechischen Freiheitskrieges allmählich verlassen; die Leute konnten es, als das Meer sichrer wurde, wagen, aus dem Adlerhorst auf den bequemer zugänglichen und mehr Platz bietenden West- und Nordhang des Berges hinab¬ zusteigen. Heute wohnt nur noch ein Wächter oben; die Stadt verfällt. Die Hauptkirche, die aus dem dreizehnten Jahrhundert stammen mag, aber an der Stelle eines Baues vom Jahre 895, in dem Skyros Bistum wurde, steht, ist 1840 durch Erdbeben zerstört worden. Schon 1837 hatte der Bischof seine Wohnung unten genommen. Hie und da blickt man in die Ruine einer Kapelle mit verwischten Heiligenbildern und sieht an einer geweihten Kerze, daß dem Heiligen trotz der Zerstörung seines Hauses noch Macht zugeschrieben wird. Besonders fest und gut ist eine große Zisterne gebaut; andres Wasser gab es hier oben nicht. Eng, oft nicht einen Meter breit, winden sich die Gäßchen. Die Häuser an ihnen sind in allen Stadien des Verfalls. In Laden und Kneipen blieben noch Reste der Wandbretter; dort hängt die Rohrbekleidung einer Decke hinab

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/574>, abgerufen am 24.07.2024.