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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Drahtlose Telegraphie und Telephonie mittels elektrischer lockten

Me>x Wien festgestellten Prinzip der Stoßerregung beruht, wird der Braun¬
sender befähigt, eine so rasche und regelmäßige Funkenfolge zu erzielen, daß
die von den Funken ausgehenden Wellen im Empfänger einen reinen musikalischen
Ton erzengen. Die neue Funkenstrecke selbst arbeitet fast geräuschlos im
Gegensatz zu den Knallfunkenstrecken der ältern Anordnungen. Telefunken hat
für die Löschfnnkenstrecke die Ringform gewählt. Die Fläche der Ringe, an
denen der Funkeniibergang stattfindet, ist glatt geschliffen. Als Material
kommt Kupfer oder Silber zur Verwendung. Der elektrische Funke setzt an
irgendeiner Stelle, aber niemals im Mittelpunkte, ein und wird dann in
radialer Richtung durch das entstehende elektromagnetische Feld nach dem
äußern Umfang getrieben, auf welchem Wege er schließlich erlischt. Um die
Elektroden genau'auf dem erforderliche" kleinen Abstand zu halten, werden sie
durch eine Randzwischenlaqe ans Glimmer getrennt. Als Wellenempfcmger
können die gebräuchlichen' elektrolytischen oder magnetischen Wellenanzeiger
dienen. Einfacher noch ist der neue Unipolardetekter der Telefnnkengesellschaft
der aus einer Berührungsstelle zwischen einer Vleiglanzscheibe und einer auf
ihr mit leisem aber konstanten Druck wirkenden Graphitspitze besteht Dieser
Wellenanzeiger arbeitet als Gleichrichter, indem er die ihm durch die Luft¬
leitung zugeführten Wechselstromwellen in Züge pulsierenden Gleichstroms um¬
wandelt. Tausend solcher Wellenzüge per Sekunde vom Sender abgesandt,
endigen als tausend Gleichstromzüge im Empfänger und werden dem Empfangs¬
fernhörer zugeführt. Sobald die Jmpulsreihe genügende Regelmäßigkeit besitzt,
rufen die Gleichstrvmstöße Membranbewegungen hervor, die als reiner musikalischer
Ton gehört werden. Dieser reine Ton ist der größte Vorzug des neuen Tele-
funkensystems; er ermöglicht, daß selbst bei starken atmosphärischen Störungen
der drahtlose Telegrammverkehr noch aufrecht erhalten werden kann Selbst
ein wenig geübter Telegraphist kann aus noch so zahlreichen und starken
elektrischen Entladungen doch den hellen singenden Ton heraushören, den der
neue Braunsender hervorruft. Eine gleichzeitige Mehrfachtelegraphie ist M
auch möglich; dazu braucht die eine Station zum Beispiel nur einen Ton
von 500. die andre einen solchen von 700 und die dritte einen Ton von
1000 sekundlichen Schwingungen auszusenden.

Mit dem Brmmschcn System sind bis jetzt von der Telefnnkengesellschaft
nahezu neunhundert Stationen, darunter etwa fünfhundert Schiffsstationen
ausgerüstet worden; es ist das aus der ganzen Erde am meisten verbreitete
System. Die Schiffsstationen können mit diesem System namentlich bei Ver¬
wendung des tönenden Braunsenders mit einem Aufwande von nur 0.5
bis 2 Kilowatt primärer Energie Verständigung bis 800 Kilometer erzielen.
Das sind Entfernungen, die dem tatsächlichen Bedarf der Handelsschiffe und
auch der Kriegsschiffe mehr als genügen. Es wäre also durchaus kurzsichtigund unwirtschaftlich, wenn man solche bewährte einfache Einrichtungen nicht
beibehalten wollte.


Drahtlose Telegraphie und Telephonie mittels elektrischer lockten

Me>x Wien festgestellten Prinzip der Stoßerregung beruht, wird der Braun¬
sender befähigt, eine so rasche und regelmäßige Funkenfolge zu erzielen, daß
die von den Funken ausgehenden Wellen im Empfänger einen reinen musikalischen
Ton erzengen. Die neue Funkenstrecke selbst arbeitet fast geräuschlos im
Gegensatz zu den Knallfunkenstrecken der ältern Anordnungen. Telefunken hat
für die Löschfnnkenstrecke die Ringform gewählt. Die Fläche der Ringe, an
denen der Funkeniibergang stattfindet, ist glatt geschliffen. Als Material
kommt Kupfer oder Silber zur Verwendung. Der elektrische Funke setzt an
irgendeiner Stelle, aber niemals im Mittelpunkte, ein und wird dann in
radialer Richtung durch das entstehende elektromagnetische Feld nach dem
äußern Umfang getrieben, auf welchem Wege er schließlich erlischt. Um die
Elektroden genau'auf dem erforderliche» kleinen Abstand zu halten, werden sie
durch eine Randzwischenlaqe ans Glimmer getrennt. Als Wellenempfcmger
können die gebräuchlichen' elektrolytischen oder magnetischen Wellenanzeiger
dienen. Einfacher noch ist der neue Unipolardetekter der Telefnnkengesellschaft
der aus einer Berührungsstelle zwischen einer Vleiglanzscheibe und einer auf
ihr mit leisem aber konstanten Druck wirkenden Graphitspitze besteht Dieser
Wellenanzeiger arbeitet als Gleichrichter, indem er die ihm durch die Luft¬
leitung zugeführten Wechselstromwellen in Züge pulsierenden Gleichstroms um¬
wandelt. Tausend solcher Wellenzüge per Sekunde vom Sender abgesandt,
endigen als tausend Gleichstromzüge im Empfänger und werden dem Empfangs¬
fernhörer zugeführt. Sobald die Jmpulsreihe genügende Regelmäßigkeit besitzt,
rufen die Gleichstrvmstöße Membranbewegungen hervor, die als reiner musikalischer
Ton gehört werden. Dieser reine Ton ist der größte Vorzug des neuen Tele-
funkensystems; er ermöglicht, daß selbst bei starken atmosphärischen Störungen
der drahtlose Telegrammverkehr noch aufrecht erhalten werden kann Selbst
ein wenig geübter Telegraphist kann aus noch so zahlreichen und starken
elektrischen Entladungen doch den hellen singenden Ton heraushören, den der
neue Braunsender hervorruft. Eine gleichzeitige Mehrfachtelegraphie ist M
auch möglich; dazu braucht die eine Station zum Beispiel nur einen Ton
von 500. die andre einen solchen von 700 und die dritte einen Ton von
1000 sekundlichen Schwingungen auszusenden.

Mit dem Brmmschcn System sind bis jetzt von der Telefnnkengesellschaft
nahezu neunhundert Stationen, darunter etwa fünfhundert Schiffsstationen
ausgerüstet worden; es ist das aus der ganzen Erde am meisten verbreitete
System. Die Schiffsstationen können mit diesem System namentlich bei Ver¬
wendung des tönenden Braunsenders mit einem Aufwande von nur 0.5
bis 2 Kilowatt primärer Energie Verständigung bis 800 Kilometer erzielen.
Das sind Entfernungen, die dem tatsächlichen Bedarf der Handelsschiffe und
auch der Kriegsschiffe mehr als genügen. Es wäre also durchaus kurzsichtigund unwirtschaftlich, wenn man solche bewährte einfache Einrichtungen nicht
beibehalten wollte.


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[0521] Drahtlose Telegraphie und Telephonie mittels elektrischer lockten Me>x Wien festgestellten Prinzip der Stoßerregung beruht, wird der Braun¬ sender befähigt, eine so rasche und regelmäßige Funkenfolge zu erzielen, daß die von den Funken ausgehenden Wellen im Empfänger einen reinen musikalischen Ton erzengen. Die neue Funkenstrecke selbst arbeitet fast geräuschlos im Gegensatz zu den Knallfunkenstrecken der ältern Anordnungen. Telefunken hat für die Löschfnnkenstrecke die Ringform gewählt. Die Fläche der Ringe, an denen der Funkeniibergang stattfindet, ist glatt geschliffen. Als Material kommt Kupfer oder Silber zur Verwendung. Der elektrische Funke setzt an irgendeiner Stelle, aber niemals im Mittelpunkte, ein und wird dann in radialer Richtung durch das entstehende elektromagnetische Feld nach dem äußern Umfang getrieben, auf welchem Wege er schließlich erlischt. Um die Elektroden genau'auf dem erforderliche» kleinen Abstand zu halten, werden sie durch eine Randzwischenlaqe ans Glimmer getrennt. Als Wellenempfcmger können die gebräuchlichen' elektrolytischen oder magnetischen Wellenanzeiger dienen. Einfacher noch ist der neue Unipolardetekter der Telefnnkengesellschaft der aus einer Berührungsstelle zwischen einer Vleiglanzscheibe und einer auf ihr mit leisem aber konstanten Druck wirkenden Graphitspitze besteht Dieser Wellenanzeiger arbeitet als Gleichrichter, indem er die ihm durch die Luft¬ leitung zugeführten Wechselstromwellen in Züge pulsierenden Gleichstroms um¬ wandelt. Tausend solcher Wellenzüge per Sekunde vom Sender abgesandt, endigen als tausend Gleichstromzüge im Empfänger und werden dem Empfangs¬ fernhörer zugeführt. Sobald die Jmpulsreihe genügende Regelmäßigkeit besitzt, rufen die Gleichstrvmstöße Membranbewegungen hervor, die als reiner musikalischer Ton gehört werden. Dieser reine Ton ist der größte Vorzug des neuen Tele- funkensystems; er ermöglicht, daß selbst bei starken atmosphärischen Störungen der drahtlose Telegrammverkehr noch aufrecht erhalten werden kann Selbst ein wenig geübter Telegraphist kann aus noch so zahlreichen und starken elektrischen Entladungen doch den hellen singenden Ton heraushören, den der neue Braunsender hervorruft. Eine gleichzeitige Mehrfachtelegraphie ist M auch möglich; dazu braucht die eine Station zum Beispiel nur einen Ton von 500. die andre einen solchen von 700 und die dritte einen Ton von 1000 sekundlichen Schwingungen auszusenden. Mit dem Brmmschcn System sind bis jetzt von der Telefnnkengesellschaft nahezu neunhundert Stationen, darunter etwa fünfhundert Schiffsstationen ausgerüstet worden; es ist das aus der ganzen Erde am meisten verbreitete System. Die Schiffsstationen können mit diesem System namentlich bei Ver¬ wendung des tönenden Braunsenders mit einem Aufwande von nur 0.5 bis 2 Kilowatt primärer Energie Verständigung bis 800 Kilometer erzielen. Das sind Entfernungen, die dem tatsächlichen Bedarf der Handelsschiffe und auch der Kriegsschiffe mehr als genügen. Es wäre also durchaus kurzsichtigund unwirtschaftlich, wenn man solche bewährte einfache Einrichtungen nicht beibehalten wollte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/521>, abgerufen am 24.07.2024.