Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.Zugendschriften Soldatenlieder zu verbinden. Das kleine Gedicht: "Tod in Ähren" ist ein [Beginn Spaltensatz]
Im Weizenfeld, in Korn und Mohn Liegt ein Soldat unaufgefunden Zwei Tage schon, zwei Nächte schon, Mit schweren Wunden, unverbunden. [Spaltenumbruch] Durstüberquiilt und fieberwild, Im Todeskampf den Kopf erhoben. Ein letzter Traum, ein letztes Bild -- Sein brechend Auge schlägt nach oben. [Ende Spaltensatz] Die Sense rauscht im Ährenseld, Er sieht sein Dorf im Arbeitsfricden. Ade, abe, du Heimatwelt I -- Und beugt das Haupt und ist verschieden. Noch manches schöne Lied aus dem Wechsel des Jahres möchte man Jugendschriften von Vlga Spiero icht nur in dem Jahrhundert des Kindes, wie unser Zeitalter Zugendschriften Soldatenlieder zu verbinden. Das kleine Gedicht: „Tod in Ähren" ist ein [Beginn Spaltensatz]
Im Weizenfeld, in Korn und Mohn Liegt ein Soldat unaufgefunden Zwei Tage schon, zwei Nächte schon, Mit schweren Wunden, unverbunden. [Spaltenumbruch] Durstüberquiilt und fieberwild, Im Todeskampf den Kopf erhoben. Ein letzter Traum, ein letztes Bild — Sein brechend Auge schlägt nach oben. [Ende Spaltensatz] Die Sense rauscht im Ährenseld, Er sieht sein Dorf im Arbeitsfricden. Ade, abe, du Heimatwelt I — Und beugt das Haupt und ist verschieden. Noch manches schöne Lied aus dem Wechsel des Jahres möchte man Jugendschriften von Vlga Spiero icht nur in dem Jahrhundert des Kindes, wie unser Zeitalter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0367" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314714"/> <fw type="header" place="top"> Zugendschriften</fw><lb/> <p xml:id="ID_1704" prev="#ID_1703"> Soldatenlieder zu verbinden. Das kleine Gedicht: „Tod in Ähren" ist ein<lb/> rechtes Beispiel dafür:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_20" type="poem"> <l><cb type="start"/> Im Weizenfeld, in Korn und Mohn<lb/> Liegt ein Soldat unaufgefunden<lb/> Zwei Tage schon, zwei Nächte schon,<lb/> Mit schweren Wunden, unverbunden.<lb/><cb/> Durstüberquiilt und fieberwild,<lb/> Im Todeskampf den Kopf erhoben.<lb/> Ein letzter Traum, ein letztes Bild —<lb/> Sein brechend Auge schlägt nach oben.<lb/><cb type="end"/><lb/> Die Sense rauscht im Ährenseld,<lb/> Er sieht sein Dorf im Arbeitsfricden.<lb/> Ade, abe, du Heimatwelt I —<lb/> Und beugt das Haupt und ist verschieden. </l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1705"> Noch manches schöne Lied aus dem Wechsel des Jahres möchte man<lb/> anführen: alle die herrlichen Frühlings- und Maicnlieder. die Herbst- und<lb/> Winterlieder und was die Sommerabende an Poesie hervorzuzaubern vermögen.<lb/> Wohl noch niemals sind sie mit mehr Liebe und Verständnis für das Dorf¬<lb/> leben passend gesammelt worden als von Boehmer, und man kann mit gutem<lb/> Gewissen das Buch aufs wärmste empfehlen. Der Grunowsche Verlag hat ein<lb/> übriges getan, es vornehm auszustatten und ein Geschenkbuch für den Weihnachts¬<lb/> tisch herzustellen, ein echtes, rechtes Haushund. Die eingestreuten Bilder zeigen<lb/> uns die Tenne eines niedersächsischen Bauernhauses, ein oberbayrisches Bauern-<lb/> Haus, ein solches aus Hinterpommern, eine märkische Dorfkirche, ferner ein<lb/> mitteldeutsch-fränkisches Bauerngehöft, ein niedersächsisches Bauernhaus, ein<lb/> Schwarzwälder Bauernhaus, endlich ein Tiroler Bauernhaus und ein Nhein-<lb/> landhaus. Es sind dieselben, die nach den Entwürfen in dem Freilichtmuseum<lb/> erstehn und dem deutschen Volke zeigen sollen, was die deutsche Heimat an<lb/> S<note type="byline"> R. Krieg</note> chönheit in Dorf und Flur aufzuweisen hat. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Jugendschriften<lb/><note type="byline"> von Vlga Spiero</note> </head><lb/> <p xml:id="ID_1706" next="#ID_1707"> icht nur in dem Jahrhundert des Kindes, wie unser Zeitalter<lb/> nach dem Schlagwort von Ellen Key jetzt häufig genannt wird,<lb/> sondern schon seit Rochow, Campe und Salzmann, also seit der<lb/> Mitte und dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts, ist man<lb/> darüber einig, welchen großen Erziehungswerk gute Jugend-<lb/> !chriften haben. Ebenso alt wie die Bemühung, die Bücher für Kinder<lb/> künstlerisch schön, anregend und bildend zu gestalten, ist der Streit: Was ist<lb/> sür die Jugend gut und geeignet? Die einen wollen überhaupt keine speziellen<lb/> Kinderbücher, sondern nur eine Auswahl der Literatur der Erwachsnen, mit<lb/> der Begründung: Nur das ist für ein Kind wirklich interessant und wertvoll,<lb/> was jeder Erwachsne auch gern und mit Spannung durchliest. Es liegt ans</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0367]
Zugendschriften
Soldatenlieder zu verbinden. Das kleine Gedicht: „Tod in Ähren" ist ein
rechtes Beispiel dafür:
Im Weizenfeld, in Korn und Mohn
Liegt ein Soldat unaufgefunden
Zwei Tage schon, zwei Nächte schon,
Mit schweren Wunden, unverbunden.
Durstüberquiilt und fieberwild,
Im Todeskampf den Kopf erhoben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild —
Sein brechend Auge schlägt nach oben.
Die Sense rauscht im Ährenseld,
Er sieht sein Dorf im Arbeitsfricden.
Ade, abe, du Heimatwelt I —
Und beugt das Haupt und ist verschieden.
Noch manches schöne Lied aus dem Wechsel des Jahres möchte man
anführen: alle die herrlichen Frühlings- und Maicnlieder. die Herbst- und
Winterlieder und was die Sommerabende an Poesie hervorzuzaubern vermögen.
Wohl noch niemals sind sie mit mehr Liebe und Verständnis für das Dorf¬
leben passend gesammelt worden als von Boehmer, und man kann mit gutem
Gewissen das Buch aufs wärmste empfehlen. Der Grunowsche Verlag hat ein
übriges getan, es vornehm auszustatten und ein Geschenkbuch für den Weihnachts¬
tisch herzustellen, ein echtes, rechtes Haushund. Die eingestreuten Bilder zeigen
uns die Tenne eines niedersächsischen Bauernhauses, ein oberbayrisches Bauern-
Haus, ein solches aus Hinterpommern, eine märkische Dorfkirche, ferner ein
mitteldeutsch-fränkisches Bauerngehöft, ein niedersächsisches Bauernhaus, ein
Schwarzwälder Bauernhaus, endlich ein Tiroler Bauernhaus und ein Nhein-
landhaus. Es sind dieselben, die nach den Entwürfen in dem Freilichtmuseum
erstehn und dem deutschen Volke zeigen sollen, was die deutsche Heimat an
S R. Krieg chönheit in Dorf und Flur aufzuweisen hat.
Jugendschriften
von Vlga Spiero
icht nur in dem Jahrhundert des Kindes, wie unser Zeitalter
nach dem Schlagwort von Ellen Key jetzt häufig genannt wird,
sondern schon seit Rochow, Campe und Salzmann, also seit der
Mitte und dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts, ist man
darüber einig, welchen großen Erziehungswerk gute Jugend-
!chriften haben. Ebenso alt wie die Bemühung, die Bücher für Kinder
künstlerisch schön, anregend und bildend zu gestalten, ist der Streit: Was ist
sür die Jugend gut und geeignet? Die einen wollen überhaupt keine speziellen
Kinderbücher, sondern nur eine Auswahl der Literatur der Erwachsnen, mit
der Begründung: Nur das ist für ein Kind wirklich interessant und wertvoll,
was jeder Erwachsne auch gern und mit Spannung durchliest. Es liegt ans
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