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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Die militärische Lage in Narokko

bereitungen zu einem siegreichen Wassergange vollkommen abgeschlossen sind.
Zunächst gehört dazu eine hinreichend starke Truppenmacht. Bei Ausbruch
der Unruhen waren nur zwei Jnfantericregimenter zu je drei Bataillonen, die
die Besatzung von Melitta bildeten, zur Stelle. Nach und nach trafen als
erste Verstärkungen die vierte Division aus Granada und die aus sechs Jäger¬
bataillonen bestehende Lagerbrigade von Gibraltar ein. Da General Marina
auch diese Ergänzungen noch nicht für ausreichend erachtete, sind noch die erste
Division (Madrid) und die Division Sotomayor in Marsch gesetzt worden; sie
haben bereits vollzählig ihre Reiseziele erreicht. Im ganzen werden heute vierzig¬
tausend Mann an Ort und Stelle versammelt sein. Außerdem ist noch die gesamte
verfügbare Flotte Spaniens an der afrikanischen Küste zusammengezogen. Und
zwar das erste Geschwader unter Konteradmiral Morgado mit den Schiffen
Carlos V., Princesa de Asturias, Estremadura, Numancia, Pinzen, Osada und
Almirante Lobo sowie das zweite Geschwader unter Konteradmiral Santalo mit
dem Marques de la Victoria, Don Alvaro de Bazar, Dona Maria de Molina,
General Concha, Herman Cortes und Ponce de Leon. Aber mit alledem sind die
Vorbereitungen noch nicht beendet. Noch gilt es vor allen Dingen die Ver¬
pflegung und Fourage für die nicht unbeträchtlichen Truppenmengen und die
zahlreichen Pferde und Maultiere dauernd zu sichern, namentlich für den
Vorstoß gegen den massiven Gebirgszug des Gurugu, dessen Unwegsamkeit
und Dichtigkeit den Kabylen Schutz und Verstecke in reichem Maße gewähren.
Auch die Vollendung der Arbeiten zum Durchstich der Landzunge von Mar
China, der den Kanonenbooten die Einfahrt dorthin ermöglichen soll, soll erst
abgewartet werden, um dadurch eine Unterstützung auch auf dem Wasserwege
bei dem Vormarsch der Landtruppen zu sichern. Da es sich um das Aus¬
baggern von sechzigtausend bis siebzigtausend Kubikmetern handelt, gehn die
Arbeiten natürlich nur langsam vonstatten. Zum Abschluß der vorbereitenden
Maßnahmen gehört endlich noch die Bereitstellung einer Anzahl von Aus-
rüstungsgegenstünden, besonders von Tropenhelmen, die bei der enormen Hitze
unerläßlich sind und aus England erwartet werden. Außerdem fehlt es an
Pferden und Maultieren zum Fortschaffen der Verpflegung und Munition
sowie als Ersatz für etwa eintretende Verluste bei der Kavallerie und Artillerie.
Die Ankäufe dazu sollen in Frankreich vorgenommen werden. Nach alledem
ist noch mancherlei zu tun, sodaß die neusten Nachrichten nicht sehr unwahr¬
scheinlich klingen, General Marina werde nicht vor Ende September an den
Beginn der großen Operationen denken können.




Die militärische Lage in Narokko

bereitungen zu einem siegreichen Wassergange vollkommen abgeschlossen sind.
Zunächst gehört dazu eine hinreichend starke Truppenmacht. Bei Ausbruch
der Unruhen waren nur zwei Jnfantericregimenter zu je drei Bataillonen, die
die Besatzung von Melitta bildeten, zur Stelle. Nach und nach trafen als
erste Verstärkungen die vierte Division aus Granada und die aus sechs Jäger¬
bataillonen bestehende Lagerbrigade von Gibraltar ein. Da General Marina
auch diese Ergänzungen noch nicht für ausreichend erachtete, sind noch die erste
Division (Madrid) und die Division Sotomayor in Marsch gesetzt worden; sie
haben bereits vollzählig ihre Reiseziele erreicht. Im ganzen werden heute vierzig¬
tausend Mann an Ort und Stelle versammelt sein. Außerdem ist noch die gesamte
verfügbare Flotte Spaniens an der afrikanischen Küste zusammengezogen. Und
zwar das erste Geschwader unter Konteradmiral Morgado mit den Schiffen
Carlos V., Princesa de Asturias, Estremadura, Numancia, Pinzen, Osada und
Almirante Lobo sowie das zweite Geschwader unter Konteradmiral Santalo mit
dem Marques de la Victoria, Don Alvaro de Bazar, Dona Maria de Molina,
General Concha, Herman Cortes und Ponce de Leon. Aber mit alledem sind die
Vorbereitungen noch nicht beendet. Noch gilt es vor allen Dingen die Ver¬
pflegung und Fourage für die nicht unbeträchtlichen Truppenmengen und die
zahlreichen Pferde und Maultiere dauernd zu sichern, namentlich für den
Vorstoß gegen den massiven Gebirgszug des Gurugu, dessen Unwegsamkeit
und Dichtigkeit den Kabylen Schutz und Verstecke in reichem Maße gewähren.
Auch die Vollendung der Arbeiten zum Durchstich der Landzunge von Mar
China, der den Kanonenbooten die Einfahrt dorthin ermöglichen soll, soll erst
abgewartet werden, um dadurch eine Unterstützung auch auf dem Wasserwege
bei dem Vormarsch der Landtruppen zu sichern. Da es sich um das Aus¬
baggern von sechzigtausend bis siebzigtausend Kubikmetern handelt, gehn die
Arbeiten natürlich nur langsam vonstatten. Zum Abschluß der vorbereitenden
Maßnahmen gehört endlich noch die Bereitstellung einer Anzahl von Aus-
rüstungsgegenstünden, besonders von Tropenhelmen, die bei der enormen Hitze
unerläßlich sind und aus England erwartet werden. Außerdem fehlt es an
Pferden und Maultieren zum Fortschaffen der Verpflegung und Munition
sowie als Ersatz für etwa eintretende Verluste bei der Kavallerie und Artillerie.
Die Ankäufe dazu sollen in Frankreich vorgenommen werden. Nach alledem
ist noch mancherlei zu tun, sodaß die neusten Nachrichten nicht sehr unwahr¬
scheinlich klingen, General Marina werde nicht vor Ende September an den
Beginn der großen Operationen denken können.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/600>, abgerufen am 22.12.2024.