Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.Die Amerikaner auf Hawai um ihn als Marinestation zu benutzen. Und wenn sie auch wenig Gebrauch Heute ist die Bedeutung Hawais als Operationsbasis für die Flotte der Tatsächlich ist ja Hawai der wichtigste strategische Punkt im Stillen Ozean. Die Machtstellung der amerikanischen Flotte kann also Hawai nicht ent¬ Die Amerikaner auf Hawai um ihn als Marinestation zu benutzen. Und wenn sie auch wenig Gebrauch Heute ist die Bedeutung Hawais als Operationsbasis für die Flotte der Tatsächlich ist ja Hawai der wichtigste strategische Punkt im Stillen Ozean. Die Machtstellung der amerikanischen Flotte kann also Hawai nicht ent¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0556" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314259"/> <fw type="header" place="top"> Die Amerikaner auf Hawai</fw><lb/> <p xml:id="ID_2884" prev="#ID_2883"> um ihn als Marinestation zu benutzen. Und wenn sie auch wenig Gebrauch<lb/> von diesem Rechte machten, so war ihnen doch die Sicherheit von unschätz¬<lb/> barem Wert, rüttelt im Stillen Ozean, etwa aus halbem Wege zwischen Amerika<lb/> und Ostasien, einen Hafen zu besitzen, den sie zur Kohleneinnahme und zur<lb/> Wiederinstandsetzung ihrer Schiffe benutzen konnten. Damals dachte man in<lb/> den Vereinigten Staaten nicht entfernt an die Möglichkeit eines Krieges mit<lb/> Japan. Dagegen war man nicht sicher, ob man nicht eines schönen Tages mit<lb/> England in einen Seekrieg verwickelt würde. Für diesen Fall hielt man es<lb/> für die Hauptaufgabe der amerikanischen Flotte, den britischen Handel zu lahmen.<lb/> Um dies im Stillen Ozean und in Ostasien erfolgreich tun zu können, war<lb/> eine Flottenstation innerhalb des Ozeans selbst unbedingt notwendig. Deshalb<lb/> drangen amerikanische Marineoffiziere darauf, dort eine Operationsbasis anzu¬<lb/> legen, und dafür paßte Hawai vortrefflich.</p><lb/> <p xml:id="ID_2885"> Heute ist die Bedeutung Hawais als Operationsbasis für die Flotte der<lb/> Union natürlich noch weit größer. Auch ist der Hafen von Honolulu wesentlich<lb/> stärker befestigt als noch vor wenig Jahren. Präsident Rooscvelt hat in seiner<lb/> Botschaft an den Kongreß vom Dezember 1905 ausdrücklich gefordert: „Un¬<lb/> mittelbare Maßnahmen müßten getroffen werden, um die Hawaiinselgruppe zu<lb/> befestigen. Hier liegt der wichtigste Punkt, uns im Stillen Ozean zu befestigen,<lb/> um die Interessen unsers Landes zu schützen. Man kann die Wichtigkeit dieser<lb/> Maßregel kaum überschätzen." Daraufhin wurden damals 250000 Dollars für<lb/> den Beginn der Befestigungsarbeiten in Honolulu bewilligt, und seither sind,<lb/> wenn ich nicht irre, weitere größere Summen nachbewilligt worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2886"> Tatsächlich ist ja Hawai der wichtigste strategische Punkt im Stillen Ozean.<lb/> Dieser ist sonst in seiner Mitte von größern Inselgruppen ganz frei. Bei der<lb/> gewaltigen Entfernung der Küsten, die ihn im Osten und im Westen begrenzen,<lb/> müssen die meisten Schiffe, die eine solche Neise zurücklegen, in Hawai anlegen.<lb/> Infolgedessen berühren sämtliche Schiffahrtslinien, die von Nordamerika (sei<lb/> dies nun von San Francisco oder von Seattle oder von Vancouver aus) nach<lb/> Australien und Neuseeland gehn, Hawai. Ebenso legen dort alle Schiffe an,<lb/> die von San Francisco nach den Philippinen, nach Japan und China fahren-<lb/> Das Kabel, das die Vereinigten Staaten nach den Philippinen gelegt haben,<lb/> berührt Hawai. Und wenn nun erst der Panamakanal beendet sein wird, so<lb/> wird die Inselgruppe der natürliche Ruhepunkt aller Schiffe sein, die von dort<lb/> her ihren Kurs nach Ostasien nehmen. Die amerikanische Flottenstation auf<lb/> Hawai wird zudem den gesamten amerikanischen Schiffahrtsverkehr im östlichen<lb/> Teile des Stillen Ozeans decken. Nach Eröffnung des Panamakanals wird<lb/> dieser bedeutend anschwellen, da dann mit Sicherheit zu erwarten ist, daß<lb/> regelmäßige Dampferlinien von San Francisco durch den Panamakanal über<lb/> New-Orleans nach Newyork und andern Häfen des Ostens laufen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2887" next="#ID_2888"> Die Machtstellung der amerikanischen Flotte kann also Hawai nicht ent¬<lb/> behren. Die Amerikaner werden sich die Inselgruppe auf keinen Fall nehmen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0556]
Die Amerikaner auf Hawai
um ihn als Marinestation zu benutzen. Und wenn sie auch wenig Gebrauch
von diesem Rechte machten, so war ihnen doch die Sicherheit von unschätz¬
barem Wert, rüttelt im Stillen Ozean, etwa aus halbem Wege zwischen Amerika
und Ostasien, einen Hafen zu besitzen, den sie zur Kohleneinnahme und zur
Wiederinstandsetzung ihrer Schiffe benutzen konnten. Damals dachte man in
den Vereinigten Staaten nicht entfernt an die Möglichkeit eines Krieges mit
Japan. Dagegen war man nicht sicher, ob man nicht eines schönen Tages mit
England in einen Seekrieg verwickelt würde. Für diesen Fall hielt man es
für die Hauptaufgabe der amerikanischen Flotte, den britischen Handel zu lahmen.
Um dies im Stillen Ozean und in Ostasien erfolgreich tun zu können, war
eine Flottenstation innerhalb des Ozeans selbst unbedingt notwendig. Deshalb
drangen amerikanische Marineoffiziere darauf, dort eine Operationsbasis anzu¬
legen, und dafür paßte Hawai vortrefflich.
Heute ist die Bedeutung Hawais als Operationsbasis für die Flotte der
Union natürlich noch weit größer. Auch ist der Hafen von Honolulu wesentlich
stärker befestigt als noch vor wenig Jahren. Präsident Rooscvelt hat in seiner
Botschaft an den Kongreß vom Dezember 1905 ausdrücklich gefordert: „Un¬
mittelbare Maßnahmen müßten getroffen werden, um die Hawaiinselgruppe zu
befestigen. Hier liegt der wichtigste Punkt, uns im Stillen Ozean zu befestigen,
um die Interessen unsers Landes zu schützen. Man kann die Wichtigkeit dieser
Maßregel kaum überschätzen." Daraufhin wurden damals 250000 Dollars für
den Beginn der Befestigungsarbeiten in Honolulu bewilligt, und seither sind,
wenn ich nicht irre, weitere größere Summen nachbewilligt worden.
Tatsächlich ist ja Hawai der wichtigste strategische Punkt im Stillen Ozean.
Dieser ist sonst in seiner Mitte von größern Inselgruppen ganz frei. Bei der
gewaltigen Entfernung der Küsten, die ihn im Osten und im Westen begrenzen,
müssen die meisten Schiffe, die eine solche Neise zurücklegen, in Hawai anlegen.
Infolgedessen berühren sämtliche Schiffahrtslinien, die von Nordamerika (sei
dies nun von San Francisco oder von Seattle oder von Vancouver aus) nach
Australien und Neuseeland gehn, Hawai. Ebenso legen dort alle Schiffe an,
die von San Francisco nach den Philippinen, nach Japan und China fahren-
Das Kabel, das die Vereinigten Staaten nach den Philippinen gelegt haben,
berührt Hawai. Und wenn nun erst der Panamakanal beendet sein wird, so
wird die Inselgruppe der natürliche Ruhepunkt aller Schiffe sein, die von dort
her ihren Kurs nach Ostasien nehmen. Die amerikanische Flottenstation auf
Hawai wird zudem den gesamten amerikanischen Schiffahrtsverkehr im östlichen
Teile des Stillen Ozeans decken. Nach Eröffnung des Panamakanals wird
dieser bedeutend anschwellen, da dann mit Sicherheit zu erwarten ist, daß
regelmäßige Dampferlinien von San Francisco durch den Panamakanal über
New-Orleans nach Newyork und andern Häfen des Ostens laufen werden.
Die Machtstellung der amerikanischen Flotte kann also Hawai nicht ent¬
behren. Die Amerikaner werden sich die Inselgruppe auf keinen Fall nehmen
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