Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.Die Interessen Deutschlands in der Türkei So sehr nun die durch diese Lehre hervorgerufne Bewegung unter dem Der erste Versuch zu einer Einleitung der Übersiedlung nach dem Heiligen So gründeten sie im Anfang der fünfziger Jahre, um der Bewegung des Nachdem die Gemeinde so viel Mittel gesammelt hatte, um Hoffmann und Erst nach schweren Prüfungen und hoffnungsvollen Ausharren konnten Sie haben diese Zeit für die Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem Sie beschlossen einmütig am 25. März 1868 in einer Ältestenversammlung, Einige Monate später verließen die beiden Vorsteher mit ihren Familien Die Interessen Deutschlands in der Türkei So sehr nun die durch diese Lehre hervorgerufne Bewegung unter dem Der erste Versuch zu einer Einleitung der Übersiedlung nach dem Heiligen So gründeten sie im Anfang der fünfziger Jahre, um der Bewegung des Nachdem die Gemeinde so viel Mittel gesammelt hatte, um Hoffmann und Erst nach schweren Prüfungen und hoffnungsvollen Ausharren konnten Sie haben diese Zeit für die Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem Sie beschlossen einmütig am 25. März 1868 in einer Ältestenversammlung, Einige Monate später verließen die beiden Vorsteher mit ihren Familien <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314216"/> <fw type="header" place="top"> Die Interessen Deutschlands in der Türkei</fw><lb/> <p xml:id="ID_2502"> So sehr nun die durch diese Lehre hervorgerufne Bewegung unter dem<lb/> württembergischen Pietismus Anklang gefunden hat, so würde sie in der<lb/> Bildung einer neuen religiösen Gemeinschaft innerhalb Württembergs ihren Ab¬<lb/> schluß gefunden haben, hätte Hoffmann in Hardegg nicht den energischen Mann<lb/> gefunden, der notwendig war, die hohen Ideen praktisch zu verwirklichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2503"> Der erste Versuch zu einer Einleitung der Übersiedlung nach dem Heiligen<lb/> Lande war die Einreichung eines Bittgesuchs des Ausschusses der Gesinnungs¬<lb/> genossen für die Sammlung des Volkes Gottes beim Bundestag. Vergebens<lb/> hatten sie sich an diese Vertretung Deutschlands mit der Bitte gewandt, während<lb/> des Krimkriegs bei der Hohen Pforte die Erlaubnis einer Ansiedlung Deutscher<lb/> in Palästina zu erwirken. In dieser Zeit konnten sie sich nur auf ihren Gott<lb/> und ihre eigne Kraft verlassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2504"> So gründeten sie im Anfang der fünfziger Jahre, um der Bewegung des<lb/> Tempels einen festen Stützpunkt zu geben, eine Ansiedlung auf dem Kirchen-<lb/> harthoff bei Marbach. Verschiedne Familien kauften sich dort an, um unter der<lb/> Leitung von G. D. Hardegg und Chr. Hoffmann ihre sozialen Grundsätze in<lb/> einfacher Lebensweise als Ackerbautreibende und Handwerker zu verwirklichen<lb/> und die spätere Ansiedlung in Palästina vorzubereiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2505"> Nachdem die Gemeinde so viel Mittel gesammelt hatte, um Hoffmann und<lb/> Hardegg zur Erforschung des Heiligen Landes auszusenden, wurde auf Grund<lb/> der Ergebnisse der Forschungsreisen die Übersiedlung von Jahr zu Jahr er¬<lb/> folgreicher betrieben. Zur Überwindung der entgegenstehenden Hindernisse galt<lb/> es vor allem an der Organisation und der innern Kräftigung der Gemeinde<lb/> zu arbeiten. Wesentlich hat zu ihrer Selbständigkeit ihr Austritt aus der<lb/> Landeskirche im Jahre 1861 beigetragen, der durch die Verschiedenheit ihrer<lb/> Auffassung von den Sakramenten und dem Dogma der Dreieinigkeit herbei¬<lb/> geführt worden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_2506"> Erst nach schweren Prüfungen und hoffnungsvollen Ausharren konnten<lb/> die Templer im Jahre 1868 die Kolonisationsarbeiten beginnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2507"> Sie haben diese Zeit für die Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem<lb/> für günstig gehalten, da die Ereignisse der letzten Jahre, in denen Deutschland<lb/> verschiedentlich von blutigen Kriegen heimgesucht worden war, nach ihrer Aus¬<lb/> legung der Apokalypse, auf die Gründung des antichristlichen Weltreichs hin¬<lb/> weisen, gegen das der Tempelbau auf Zion errichtet werden soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_2508"> Sie beschlossen einmütig am 25. März 1868 in einer Ältestenversammlung,<lb/> daß Hoffmann als der geistliche und Hardegg als der weltliche Vorsteher, dem<lb/> die Kolonisationsarbeit übertragen wurde, nach Palästina ziehn sollten, um<lb/> größere Vorbereitungen für die Errichtung des Tempelbaues zu treffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2509" next="#ID_2510"> Einige Monate später verließen die beiden Vorsteher mit ihren Familien<lb/> auf immer ihre Heimat, um glaubensvoll dem Heiligen Lande zuzusteuern.<lb/> Am Vorabend des Neformationsfestes landeten vor vierzig Jahren die Vor¬<lb/> steher des Tempels in Halfa. Hier wurde unter Hardeggs Leitung die erste</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0513]
Die Interessen Deutschlands in der Türkei
So sehr nun die durch diese Lehre hervorgerufne Bewegung unter dem
württembergischen Pietismus Anklang gefunden hat, so würde sie in der
Bildung einer neuen religiösen Gemeinschaft innerhalb Württembergs ihren Ab¬
schluß gefunden haben, hätte Hoffmann in Hardegg nicht den energischen Mann
gefunden, der notwendig war, die hohen Ideen praktisch zu verwirklichen.
Der erste Versuch zu einer Einleitung der Übersiedlung nach dem Heiligen
Lande war die Einreichung eines Bittgesuchs des Ausschusses der Gesinnungs¬
genossen für die Sammlung des Volkes Gottes beim Bundestag. Vergebens
hatten sie sich an diese Vertretung Deutschlands mit der Bitte gewandt, während
des Krimkriegs bei der Hohen Pforte die Erlaubnis einer Ansiedlung Deutscher
in Palästina zu erwirken. In dieser Zeit konnten sie sich nur auf ihren Gott
und ihre eigne Kraft verlassen.
So gründeten sie im Anfang der fünfziger Jahre, um der Bewegung des
Tempels einen festen Stützpunkt zu geben, eine Ansiedlung auf dem Kirchen-
harthoff bei Marbach. Verschiedne Familien kauften sich dort an, um unter der
Leitung von G. D. Hardegg und Chr. Hoffmann ihre sozialen Grundsätze in
einfacher Lebensweise als Ackerbautreibende und Handwerker zu verwirklichen
und die spätere Ansiedlung in Palästina vorzubereiten.
Nachdem die Gemeinde so viel Mittel gesammelt hatte, um Hoffmann und
Hardegg zur Erforschung des Heiligen Landes auszusenden, wurde auf Grund
der Ergebnisse der Forschungsreisen die Übersiedlung von Jahr zu Jahr er¬
folgreicher betrieben. Zur Überwindung der entgegenstehenden Hindernisse galt
es vor allem an der Organisation und der innern Kräftigung der Gemeinde
zu arbeiten. Wesentlich hat zu ihrer Selbständigkeit ihr Austritt aus der
Landeskirche im Jahre 1861 beigetragen, der durch die Verschiedenheit ihrer
Auffassung von den Sakramenten und dem Dogma der Dreieinigkeit herbei¬
geführt worden ist.
Erst nach schweren Prüfungen und hoffnungsvollen Ausharren konnten
die Templer im Jahre 1868 die Kolonisationsarbeiten beginnen.
Sie haben diese Zeit für die Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem
für günstig gehalten, da die Ereignisse der letzten Jahre, in denen Deutschland
verschiedentlich von blutigen Kriegen heimgesucht worden war, nach ihrer Aus¬
legung der Apokalypse, auf die Gründung des antichristlichen Weltreichs hin¬
weisen, gegen das der Tempelbau auf Zion errichtet werden soll.
Sie beschlossen einmütig am 25. März 1868 in einer Ältestenversammlung,
daß Hoffmann als der geistliche und Hardegg als der weltliche Vorsteher, dem
die Kolonisationsarbeit übertragen wurde, nach Palästina ziehn sollten, um
größere Vorbereitungen für die Errichtung des Tempelbaues zu treffen.
Einige Monate später verließen die beiden Vorsteher mit ihren Familien
auf immer ihre Heimat, um glaubensvoll dem Heiligen Lande zuzusteuern.
Am Vorabend des Neformationsfestes landeten vor vierzig Jahren die Vor¬
steher des Tempels in Halfa. Hier wurde unter Hardeggs Leitung die erste
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