Immer Wieder zeigt es sich, daß es nicht nur das Merkwürdige und Epoche¬ machende der Erfindung,- sondern die Persönlichkeit des Mannes ist, die ihn volks¬ tümlich macht und ihm die Sympathien und die Bewunderung aller sichert. Und lehrreich ist es, zu beobachten, wie. diese tiefinnerliche Begeisterung und Verehrung auch das oft so ungerechte und beschränkte Urteil der großen Menge emporhebt und zum Verständnis zwingt. Auch den kleinen Enttäuschungen gegenüber, die die Fahrt des Grafen Zeppelin durch die bekannten Unfälle und Verzögerungen mit sich brachte, bewahrte das so leicht nervös werdende Großstadtpublikum eine liebe¬ volle Geduld und verständige Rücksichtnahme, die man sonst oft vergebens sucht. Es ist tröstlich, daß der Eindruck wahrer Große doch nicht so. leicht zu- erschüttern ist.
Zeppelins Erfolg
in stundenlangen Manövrieren über Großberlin war überraschend, überwältigend; selbst Ben Allda hätte schweigen müssen. Wer den prächtigen Grafen über die Grundzüge seiner Erfindung sprechen hörte, mußte seine geistige Kraft und Frische bewundern; trotz Heller Begeisterung blieb ich damals, vor Jahresfrist, aber doch noch besorgt, ob er wirklich sein hohes Ziel voll erreichen würde. Seit heute weiß ich, daß diesem Admiral der Luftflotte Deutschland eine neue Waffe von furchtbarer Gewalt verdankt. England hat aufgehört, Insel zu sein; die Engländer werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen, daß sie der stärkste Kranz von Linienschiffen/ rings um ihr grünes Eiland nicht mehr unangreifbar . macht. Das ist für mich und wohl für viele gute Deutsche der Kernpunkt bei den Erfolgen der Zeppelinschen Luftschiffahrt. Die Zeppelinen sind die gefährlichsten Linienschiffe -- sie werden die Völker friedlicher machen. Bisher konnte der Jnsel¬ bewohner Old Englands mit gut bezahlten Söldnern seine Kriege führen, ohne daheim seine Teestunde, sein Tennis und sonstigen Sport zu unterbrechen. Er ließ sein Kapital für sich arbeiten und betrachtete auch die Kriegführung als ein ge¬ schäftliches Unternehmen. Jetzt können ihm die Zeppelinen, ungehindert von seinen Seewächtern, den Krieg ins eigne Land tragen, wenn er wagen sollte, aus frevelhaftem Übelmut unsre kleine, jugendfrische Seemacht in der Blüte ersticken zu wollen. Ein paar Zeppelinen mit gutem Dynamitvorrat können ihm, der keine Scheu trägt, unsre friedliche Handelsschiffahrt im Kriege zu zerstören, unsre Handels¬ schiffe zu rauben --^ an seinem eignen Gut und Blut vergelten, was er uns etwa an Schaden zufügt. Die Deutschen sind wahrlich das friedlichste Volk auf Erden und werden es auch bleiben; wenn sie aber jetzt der Mächtigste überfallen wollte, so haben sie nun dank dein Grafen Zeppelin die Macht, das kräftige Seeräuber¬ sprüchlein zur Tat zu machen:,'S, -oorsÄro- oorsairo-zst "üswi. Überwältigend war es, die Sicherheit und Feinheit der Manöver des Grafen heute zu verfolgen. Jede Großstadt wäre ein Trümmerhaufen, die im fahlen Morgengrauen von einigen Zeppelinen mit Dhnamit überschüttet würde. Warum aber soll man Städte schonen, solange die größte Seemacht an dem Grundsätze festhält: das Privateigentum ist vogelfrei im Seekriege -- denn alle die schönen Konterbandeparagraphey sind doch mir ein dünnes Mäntelchen für den privilegierten Seeraub. ^ l-i. xuvi'in -- oomwo ü, 1a Kusrrs -- was dem einen recht, ist den: andern billig. Deshalb hoffe ich? daß mehr als alle Pastorenverbrüderungeu und Jugendspiele die Zeppeline durch ihr Vorhandensein die Menschheit vor den schlimmsten, hartnäckigsten und blutigsten Kriegen bewahren werden, deren Drohgespenst unsre Zeit beunruhigt. Mithin ist der glänzende, unvergleichliche Erfolg des Grafen ein Kulturfortschritt von hohem Gewicht; denn seine Zeppelinen sind gewaltige Trutzwaffen zur Sicherung des Friedens auf Erden-
Georg Wislicenus^ Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig und George Cletnow in Berlin- Friedenau. Alle Zuschriften an die Redaktion sind nur nach Leipzig, Jnselstrasze 20, zu richten. Verlag von Fr, Wilh, Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Immer Wieder zeigt es sich, daß es nicht nur das Merkwürdige und Epoche¬ machende der Erfindung,- sondern die Persönlichkeit des Mannes ist, die ihn volks¬ tümlich macht und ihm die Sympathien und die Bewunderung aller sichert. Und lehrreich ist es, zu beobachten, wie. diese tiefinnerliche Begeisterung und Verehrung auch das oft so ungerechte und beschränkte Urteil der großen Menge emporhebt und zum Verständnis zwingt. Auch den kleinen Enttäuschungen gegenüber, die die Fahrt des Grafen Zeppelin durch die bekannten Unfälle und Verzögerungen mit sich brachte, bewahrte das so leicht nervös werdende Großstadtpublikum eine liebe¬ volle Geduld und verständige Rücksichtnahme, die man sonst oft vergebens sucht. Es ist tröstlich, daß der Eindruck wahrer Große doch nicht so. leicht zu- erschüttern ist.
Zeppelins Erfolg
in stundenlangen Manövrieren über Großberlin war überraschend, überwältigend; selbst Ben Allda hätte schweigen müssen. Wer den prächtigen Grafen über die Grundzüge seiner Erfindung sprechen hörte, mußte seine geistige Kraft und Frische bewundern; trotz Heller Begeisterung blieb ich damals, vor Jahresfrist, aber doch noch besorgt, ob er wirklich sein hohes Ziel voll erreichen würde. Seit heute weiß ich, daß diesem Admiral der Luftflotte Deutschland eine neue Waffe von furchtbarer Gewalt verdankt. England hat aufgehört, Insel zu sein; die Engländer werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen, daß sie der stärkste Kranz von Linienschiffen/ rings um ihr grünes Eiland nicht mehr unangreifbar . macht. Das ist für mich und wohl für viele gute Deutsche der Kernpunkt bei den Erfolgen der Zeppelinschen Luftschiffahrt. Die Zeppelinen sind die gefährlichsten Linienschiffe — sie werden die Völker friedlicher machen. Bisher konnte der Jnsel¬ bewohner Old Englands mit gut bezahlten Söldnern seine Kriege führen, ohne daheim seine Teestunde, sein Tennis und sonstigen Sport zu unterbrechen. Er ließ sein Kapital für sich arbeiten und betrachtete auch die Kriegführung als ein ge¬ schäftliches Unternehmen. Jetzt können ihm die Zeppelinen, ungehindert von seinen Seewächtern, den Krieg ins eigne Land tragen, wenn er wagen sollte, aus frevelhaftem Übelmut unsre kleine, jugendfrische Seemacht in der Blüte ersticken zu wollen. Ein paar Zeppelinen mit gutem Dynamitvorrat können ihm, der keine Scheu trägt, unsre friedliche Handelsschiffahrt im Kriege zu zerstören, unsre Handels¬ schiffe zu rauben —^ an seinem eignen Gut und Blut vergelten, was er uns etwa an Schaden zufügt. Die Deutschen sind wahrlich das friedlichste Volk auf Erden und werden es auch bleiben; wenn sie aber jetzt der Mächtigste überfallen wollte, so haben sie nun dank dein Grafen Zeppelin die Macht, das kräftige Seeräuber¬ sprüchlein zur Tat zu machen:,'S, -oorsÄro- oorsairo-zst "üswi. Überwältigend war es, die Sicherheit und Feinheit der Manöver des Grafen heute zu verfolgen. Jede Großstadt wäre ein Trümmerhaufen, die im fahlen Morgengrauen von einigen Zeppelinen mit Dhnamit überschüttet würde. Warum aber soll man Städte schonen, solange die größte Seemacht an dem Grundsätze festhält: das Privateigentum ist vogelfrei im Seekriege — denn alle die schönen Konterbandeparagraphey sind doch mir ein dünnes Mäntelchen für den privilegierten Seeraub. ^ l-i. xuvi'in — oomwo ü, 1a Kusrrs — was dem einen recht, ist den: andern billig. Deshalb hoffe ich? daß mehr als alle Pastorenverbrüderungeu und Jugendspiele die Zeppeline durch ihr Vorhandensein die Menschheit vor den schlimmsten, hartnäckigsten und blutigsten Kriegen bewahren werden, deren Drohgespenst unsre Zeit beunruhigt. Mithin ist der glänzende, unvergleichliche Erfolg des Grafen ein Kulturfortschritt von hohem Gewicht; denn seine Zeppelinen sind gewaltige Trutzwaffen zur Sicherung des Friedens auf Erden-
Georg Wislicenus^ Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig und George Cletnow in Berlin- Friedenau. Alle Zuschriften an die Redaktion sind nur nach Leipzig, Jnselstrasze 20, zu richten. Verlag von Fr, Wilh, Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig
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Maßgebliches und Unmaßgebliches
Immer Wieder zeigt es sich, daß es nicht nur das Merkwürdige und Epoche¬
machende der Erfindung,- sondern die Persönlichkeit des Mannes ist, die ihn volks¬
tümlich macht und ihm die Sympathien und die Bewunderung aller sichert. Und
lehrreich ist es, zu beobachten, wie. diese tiefinnerliche Begeisterung und Verehrung
auch das oft so ungerechte und beschränkte Urteil der großen Menge emporhebt
und zum Verständnis zwingt. Auch den kleinen Enttäuschungen gegenüber, die die
Fahrt des Grafen Zeppelin durch die bekannten Unfälle und Verzögerungen mit
sich brachte, bewahrte das so leicht nervös werdende Großstadtpublikum eine liebe¬
volle Geduld und verständige Rücksichtnahme, die man sonst oft vergebens sucht. Es
ist tröstlich, daß der Eindruck wahrer Große doch nicht so. leicht zu- erschüttern ist.
Zeppelins Erfolg in stundenlangen Manövrieren über Großberlin war
überraschend, überwältigend; selbst Ben Allda hätte schweigen müssen. Wer den
prächtigen Grafen über die Grundzüge seiner Erfindung sprechen hörte, mußte seine
geistige Kraft und Frische bewundern; trotz Heller Begeisterung blieb ich damals,
vor Jahresfrist, aber doch noch besorgt, ob er wirklich sein hohes Ziel voll erreichen
würde. Seit heute weiß ich, daß diesem Admiral der Luftflotte Deutschland eine
neue Waffe von furchtbarer Gewalt verdankt. England hat aufgehört, Insel zu sein;
die Engländer werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen, daß sie der stärkste
Kranz von Linienschiffen/ rings um ihr grünes Eiland nicht mehr unangreifbar
. macht. Das ist für mich und wohl für viele gute Deutsche der Kernpunkt bei den
Erfolgen der Zeppelinschen Luftschiffahrt. Die Zeppelinen sind die gefährlichsten
Linienschiffe — sie werden die Völker friedlicher machen. Bisher konnte der Jnsel¬
bewohner Old Englands mit gut bezahlten Söldnern seine Kriege führen, ohne
daheim seine Teestunde, sein Tennis und sonstigen Sport zu unterbrechen. Er ließ
sein Kapital für sich arbeiten und betrachtete auch die Kriegführung als ein ge¬
schäftliches Unternehmen. Jetzt können ihm die Zeppelinen, ungehindert von
seinen Seewächtern, den Krieg ins eigne Land tragen, wenn er wagen sollte, aus
frevelhaftem Übelmut unsre kleine, jugendfrische Seemacht in der Blüte ersticken zu
wollen. Ein paar Zeppelinen mit gutem Dynamitvorrat können ihm, der keine
Scheu trägt, unsre friedliche Handelsschiffahrt im Kriege zu zerstören, unsre Handels¬
schiffe zu rauben —^ an seinem eignen Gut und Blut vergelten, was er uns etwa
an Schaden zufügt. Die Deutschen sind wahrlich das friedlichste Volk auf Erden
und werden es auch bleiben; wenn sie aber jetzt der Mächtigste überfallen wollte,
so haben sie nun dank dein Grafen Zeppelin die Macht, das kräftige Seeräuber¬
sprüchlein zur Tat zu machen:,'S, -oorsÄro- oorsairo-zst "üswi. Überwältigend war
es, die Sicherheit und Feinheit der Manöver des Grafen heute zu verfolgen. Jede
Großstadt wäre ein Trümmerhaufen, die im fahlen Morgengrauen von einigen
Zeppelinen mit Dhnamit überschüttet würde. Warum aber soll man Städte schonen,
solange die größte Seemacht an dem Grundsätze festhält: das Privateigentum ist
vogelfrei im Seekriege — denn alle die schönen Konterbandeparagraphey sind doch
mir ein dünnes Mäntelchen für den privilegierten Seeraub. ^ l-i. xuvi'in — oomwo
ü, 1a Kusrrs — was dem einen recht, ist den: andern billig. Deshalb hoffe ich?
daß mehr als alle Pastorenverbrüderungeu und Jugendspiele die Zeppeline durch
ihr Vorhandensein die Menschheit vor den schlimmsten, hartnäckigsten und blutigsten
Kriegen bewahren werden, deren Drohgespenst unsre Zeit beunruhigt. Mithin ist der
glänzende, unvergleichliche Erfolg des Grafen ein Kulturfortschritt von hohem Gewicht;
denn seine Zeppelinen sind gewaltige Trutzwaffen zur Sicherung des Friedens auf Erden-
Georg Wislicenus^
Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig und George Cletnow in Berlin-
Friedenau. Alle Zuschriften an die Redaktion sind nur nach Leipzig, Jnselstrasze 20, zu richten.
Verlag von Fr, Wilh, Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig
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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/494>, abgerufen am 29.12.2024.
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