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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Meine Jugend und die Religion

bang war. Aber die großartigen Naturschilderungen, das Wachsen des Wassers
und der Not, das Auftreten des Grafen, das Erscheinen des Retters, die Rettung
machten einen mächtigen Eindruck auf mich, und gerade als ich im Zeichenunterricht
Bandornamente nach Vorlagen zeichnen durfte, träumte ich viele Unterrichtsstunden
lang, während des tavsts iinAuis der Grammatik-, Arithmetik- und Reltgionsstunden
von dem Gedicht, das vor mir stand wie ein gewaltiges Gemälde, nur mit einem
dünnen Schleier bedeckt. Ich mühte mich den Schleier wegzuziehen, ich wollte die
Bilder des Gedichts nachmalen, eines nach dem andern. Den schnaubenden Tau¬
wind, fliegende Wolken -- da merkte ich, daß das Stück Himmel, das mich von
der Wohnung meiner Eltern aus der enge Rahmen der Nachbarfirste sehen ließ,
zu klein war zur Beobachtung einer fliegenden Wolkenherde. Gefegte Felder -- die
hatte ich lange, lange nicht mehr gesehen. Einen zerbrochnen Forst -- dafür hatte
ich Anhaltspunkte in den Bildern der Jndianergeschichten, wo Kämpfe in den Canons
des Colorado geschildert wurden, aber ich liebte indirekte Vorlagen nicht. Das
geborstne Grundeis der Seen und Ströme -- das Eis, das ich von den Fenstern
des Gymnasiums aus den Main mit sich führen sah, fand ich gestandnen. noch
nicht zergangnen Fettaugen auf einer braunen Brühe so ähnlich, daß mich das
Bild abstieß. Die Brücke -- dafür hätte allerdings die Mainbrücke mit ihren
gewaltigen Heiligenstatuen einem Künstler ein prächtiges Modell geboten, aber dem
träumenden Kinde war sie zu fest zum Zerbrechen, die Rokokoheiligen mit ihren
starkbewegten Gewändern und ihren harten Gesichtern mochte ich nicht leiden, und
die Brücke wie die ganze Maingegend hatte ich noch in meiner Volksschulzeit und
im ersten Gymnasialjahr als das Gebiet einer Schul- und Werkstattjugend kennen
gelernt, die meine Schwäche durch Hohn und Mißhandlungen unbarmherzig
ausnutzte.

So wurde meine Phantasie in die Enge wieder zurückgedrängt, und ich
arbeitete um so sehnsüchtiger an dem Traumbilde, je ohnmächtiger ich mich fühlte.
Rasch galoppiert ein Graf daher, auf hohem Roß ein edler Graf. Das Bild stand
unklar vor meiner Seele, in der Schule und zu Hause, aber meine Hand war viel
zu schüchtern und schamhaft, sie traute sich nicht, ihre Ohnmacht zu verraten. Das
Pferd war natürlich ein Mustang, andre Pferde hatte ich in rascher Gangart nicht
gesehen. Pferde zu beobachten hatte ich nur eine Gelegenheit, die ich allerdings
tüchtig ausnutzte. Wenn unter unsern Fenstern im Nachbarhofe der Dünger auf¬
geladen wurde, sah ich stundenlang auf die gesenkten Köpfe der lieben Tiere und
auf ihre Flanken, über die manchmal ein Zittern flog, wenn Sommerfliegen oder
Winterkälte sie peinigten. Aber das waren Invaliden, leidende, Liebe und Mitleid
erweckende Mitwesen, keine Vorbilder für das Pferd des Grafen. Der Graf -- seine
Gestalt mischte sich seltsam ans der Reiterstatue des Großen Kurfürsten, die mir
in einem Bibliothekbuch begegnet war. und aus einer glänzenden Erscheinung
w der Tracht des siebzehnten Jahrhunderts, die ich in Farbendruck auf dem Deckel
einer Schachtel gesehen hatte. Aber meine Hand hatte nicht den Mut. nehmend
und gebend mit der Phantasie zusammenzuarbeiten. So kam ich bei dem Beutel
wie dem Golde an. Ein Beutel Goldes -- aus orientalischen Märchen hatte ich
diese märchenhafte Quantitätsbezeichnung kennen gelernt, das konnte kein gewöhn¬
licher Lederbeutel von der Form eines Täschchens mit einem Leberläppchen an der
Schließe sein. So ein Ding hätte von dem Golde rund gefüllt lächerlich aus¬
gesehen und paßte mit seiner Farbe nicht in das Bild, das ich farbig träumte.
Der Beutel mußte schöner sein, er durfte nicht wie eine Kartoffel in der Hand
des Grafen starren, er mußte sich elegant in die Bewegung des Grasen fügen und
seinen Inhalt verraten. Es konnte nur ein gehäkelter Beutel von schöner Farbe


Meine Jugend und die Religion

bang war. Aber die großartigen Naturschilderungen, das Wachsen des Wassers
und der Not, das Auftreten des Grafen, das Erscheinen des Retters, die Rettung
machten einen mächtigen Eindruck auf mich, und gerade als ich im Zeichenunterricht
Bandornamente nach Vorlagen zeichnen durfte, träumte ich viele Unterrichtsstunden
lang, während des tavsts iinAuis der Grammatik-, Arithmetik- und Reltgionsstunden
von dem Gedicht, das vor mir stand wie ein gewaltiges Gemälde, nur mit einem
dünnen Schleier bedeckt. Ich mühte mich den Schleier wegzuziehen, ich wollte die
Bilder des Gedichts nachmalen, eines nach dem andern. Den schnaubenden Tau¬
wind, fliegende Wolken — da merkte ich, daß das Stück Himmel, das mich von
der Wohnung meiner Eltern aus der enge Rahmen der Nachbarfirste sehen ließ,
zu klein war zur Beobachtung einer fliegenden Wolkenherde. Gefegte Felder — die
hatte ich lange, lange nicht mehr gesehen. Einen zerbrochnen Forst — dafür hatte
ich Anhaltspunkte in den Bildern der Jndianergeschichten, wo Kämpfe in den Canons
des Colorado geschildert wurden, aber ich liebte indirekte Vorlagen nicht. Das
geborstne Grundeis der Seen und Ströme — das Eis, das ich von den Fenstern
des Gymnasiums aus den Main mit sich führen sah, fand ich gestandnen. noch
nicht zergangnen Fettaugen auf einer braunen Brühe so ähnlich, daß mich das
Bild abstieß. Die Brücke — dafür hätte allerdings die Mainbrücke mit ihren
gewaltigen Heiligenstatuen einem Künstler ein prächtiges Modell geboten, aber dem
träumenden Kinde war sie zu fest zum Zerbrechen, die Rokokoheiligen mit ihren
starkbewegten Gewändern und ihren harten Gesichtern mochte ich nicht leiden, und
die Brücke wie die ganze Maingegend hatte ich noch in meiner Volksschulzeit und
im ersten Gymnasialjahr als das Gebiet einer Schul- und Werkstattjugend kennen
gelernt, die meine Schwäche durch Hohn und Mißhandlungen unbarmherzig
ausnutzte.

So wurde meine Phantasie in die Enge wieder zurückgedrängt, und ich
arbeitete um so sehnsüchtiger an dem Traumbilde, je ohnmächtiger ich mich fühlte.
Rasch galoppiert ein Graf daher, auf hohem Roß ein edler Graf. Das Bild stand
unklar vor meiner Seele, in der Schule und zu Hause, aber meine Hand war viel
zu schüchtern und schamhaft, sie traute sich nicht, ihre Ohnmacht zu verraten. Das
Pferd war natürlich ein Mustang, andre Pferde hatte ich in rascher Gangart nicht
gesehen. Pferde zu beobachten hatte ich nur eine Gelegenheit, die ich allerdings
tüchtig ausnutzte. Wenn unter unsern Fenstern im Nachbarhofe der Dünger auf¬
geladen wurde, sah ich stundenlang auf die gesenkten Köpfe der lieben Tiere und
auf ihre Flanken, über die manchmal ein Zittern flog, wenn Sommerfliegen oder
Winterkälte sie peinigten. Aber das waren Invaliden, leidende, Liebe und Mitleid
erweckende Mitwesen, keine Vorbilder für das Pferd des Grafen. Der Graf — seine
Gestalt mischte sich seltsam ans der Reiterstatue des Großen Kurfürsten, die mir
in einem Bibliothekbuch begegnet war. und aus einer glänzenden Erscheinung
w der Tracht des siebzehnten Jahrhunderts, die ich in Farbendruck auf dem Deckel
einer Schachtel gesehen hatte. Aber meine Hand hatte nicht den Mut. nehmend
und gebend mit der Phantasie zusammenzuarbeiten. So kam ich bei dem Beutel
wie dem Golde an. Ein Beutel Goldes — aus orientalischen Märchen hatte ich
diese märchenhafte Quantitätsbezeichnung kennen gelernt, das konnte kein gewöhn¬
licher Lederbeutel von der Form eines Täschchens mit einem Leberläppchen an der
Schließe sein. So ein Ding hätte von dem Golde rund gefüllt lächerlich aus¬
gesehen und paßte mit seiner Farbe nicht in das Bild, das ich farbig träumte.
Der Beutel mußte schöner sein, er durfte nicht wie eine Kartoffel in der Hand
des Grafen starren, er mußte sich elegant in die Bewegung des Grasen fügen und
seinen Inhalt verraten. Es konnte nur ein gehäkelter Beutel von schöner Farbe


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[0241] Meine Jugend und die Religion bang war. Aber die großartigen Naturschilderungen, das Wachsen des Wassers und der Not, das Auftreten des Grafen, das Erscheinen des Retters, die Rettung machten einen mächtigen Eindruck auf mich, und gerade als ich im Zeichenunterricht Bandornamente nach Vorlagen zeichnen durfte, träumte ich viele Unterrichtsstunden lang, während des tavsts iinAuis der Grammatik-, Arithmetik- und Reltgionsstunden von dem Gedicht, das vor mir stand wie ein gewaltiges Gemälde, nur mit einem dünnen Schleier bedeckt. Ich mühte mich den Schleier wegzuziehen, ich wollte die Bilder des Gedichts nachmalen, eines nach dem andern. Den schnaubenden Tau¬ wind, fliegende Wolken — da merkte ich, daß das Stück Himmel, das mich von der Wohnung meiner Eltern aus der enge Rahmen der Nachbarfirste sehen ließ, zu klein war zur Beobachtung einer fliegenden Wolkenherde. Gefegte Felder — die hatte ich lange, lange nicht mehr gesehen. Einen zerbrochnen Forst — dafür hatte ich Anhaltspunkte in den Bildern der Jndianergeschichten, wo Kämpfe in den Canons des Colorado geschildert wurden, aber ich liebte indirekte Vorlagen nicht. Das geborstne Grundeis der Seen und Ströme — das Eis, das ich von den Fenstern des Gymnasiums aus den Main mit sich führen sah, fand ich gestandnen. noch nicht zergangnen Fettaugen auf einer braunen Brühe so ähnlich, daß mich das Bild abstieß. Die Brücke — dafür hätte allerdings die Mainbrücke mit ihren gewaltigen Heiligenstatuen einem Künstler ein prächtiges Modell geboten, aber dem träumenden Kinde war sie zu fest zum Zerbrechen, die Rokokoheiligen mit ihren starkbewegten Gewändern und ihren harten Gesichtern mochte ich nicht leiden, und die Brücke wie die ganze Maingegend hatte ich noch in meiner Volksschulzeit und im ersten Gymnasialjahr als das Gebiet einer Schul- und Werkstattjugend kennen gelernt, die meine Schwäche durch Hohn und Mißhandlungen unbarmherzig ausnutzte. So wurde meine Phantasie in die Enge wieder zurückgedrängt, und ich arbeitete um so sehnsüchtiger an dem Traumbilde, je ohnmächtiger ich mich fühlte. Rasch galoppiert ein Graf daher, auf hohem Roß ein edler Graf. Das Bild stand unklar vor meiner Seele, in der Schule und zu Hause, aber meine Hand war viel zu schüchtern und schamhaft, sie traute sich nicht, ihre Ohnmacht zu verraten. Das Pferd war natürlich ein Mustang, andre Pferde hatte ich in rascher Gangart nicht gesehen. Pferde zu beobachten hatte ich nur eine Gelegenheit, die ich allerdings tüchtig ausnutzte. Wenn unter unsern Fenstern im Nachbarhofe der Dünger auf¬ geladen wurde, sah ich stundenlang auf die gesenkten Köpfe der lieben Tiere und auf ihre Flanken, über die manchmal ein Zittern flog, wenn Sommerfliegen oder Winterkälte sie peinigten. Aber das waren Invaliden, leidende, Liebe und Mitleid erweckende Mitwesen, keine Vorbilder für das Pferd des Grafen. Der Graf — seine Gestalt mischte sich seltsam ans der Reiterstatue des Großen Kurfürsten, die mir in einem Bibliothekbuch begegnet war. und aus einer glänzenden Erscheinung w der Tracht des siebzehnten Jahrhunderts, die ich in Farbendruck auf dem Deckel einer Schachtel gesehen hatte. Aber meine Hand hatte nicht den Mut. nehmend und gebend mit der Phantasie zusammenzuarbeiten. So kam ich bei dem Beutel wie dem Golde an. Ein Beutel Goldes — aus orientalischen Märchen hatte ich diese märchenhafte Quantitätsbezeichnung kennen gelernt, das konnte kein gewöhn¬ licher Lederbeutel von der Form eines Täschchens mit einem Leberläppchen an der Schließe sein. So ein Ding hätte von dem Golde rund gefüllt lächerlich aus¬ gesehen und paßte mit seiner Farbe nicht in das Bild, das ich farbig träumte. Der Beutel mußte schöner sein, er durfte nicht wie eine Kartoffel in der Hand des Grafen starren, er mußte sich elegant in die Bewegung des Grasen fügen und seinen Inhalt verraten. Es konnte nur ein gehäkelter Beutel von schöner Farbe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/241>, abgerufen am 22.07.2024.