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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wie Schwäche ausgesehen und dieselben Konsequenzen gezeitigt, die General Leut-
wein aus Erfahrung nur allzugut kennt? Während seiner ganzen Amtszeit hat
er den Eingebornen immer zu sehr vertraut und auf gleichem Fuß mit ihnen ver¬
handelt. War es ein Wunder, daß die Hercros, sobald er ihnen damals den
Rücken kehrte, ihre Zeit für gekommen hielten? Und so wäre es wahrscheinlich
auch gekommen, wenn man mit den Hereros nach der Schlacht am Waterberg
verhandelt hätte. Ja es sieht fast so aus, als ob die überlebenden Herervs trotz
der Vernichtung ihres Volkes ihr Spiel nicht ganz verloren gegeben hätten. Denn
die Deutsch-südwestafrikanische Zeitung berichtet in einer der letzten Nummern über
Vorgänge, die zu denken geben. Unlängst sind in größerer Zahl Hereros aus
Swakvpmund ausgewandert. Nach Ansicht obiger Zeitung soll der ehemalige
Oberkapitäu Samuel Maharero, der im englischen Gebiet sitzt und schon früher
versucht hat, Stammesgenossen an englische Minen als Arbeiter zu verhandeln, an
diesem Auszug der Hereroarbeiter schuld sein. Jedenfalls ist bemerkbar geworden,
daß sich Hereros von der Küste nach dem Innern ziehen. Omaruru ist meist ihr
Ziel. Zum 1. Januar hatten sämtliche Hercroarbeiter der Staatsbahnwerkstätte
gekündigt. An der ganzen untern Staatsbahnstrecke sind etwa zwanzig Hereros
auf und davon. Bei Privatleuten in Swakopmund und flußaufwärts haben eben¬
falls Hereros gekündigt und sind abgezogen, auch diese meist nach Omaruru. Aus
dem Süden, von Warmbad sogar, hört man dasselbe, auch dort soll es die Hereros
auffällig nach dem Norte" ziehen. Auch erhielten einzelne Herervs in Swakop¬
mund in der letzten Zeit eine ganz erstaunliche Anzahl von Briefen aus allen
Gegenden der Kolonie, sogar aus dem englischen Gebiet. Daß die Kompagnie
aus Okcmjcmde nach dem Süden abgezogen, daß die in Omaruru aufgelöst ist,
bleibt im Lande kein Geheimnis und macht Mut zur freien Bewegung. Jetzt
haben Ovambos, die von Norden kommen, die Nachricht mitgebracht, in der Nähe
des Otjikotosees säßen 1000 bis 1500 Hereros, anscheinend Volk, das noch vom
Aufstand her überall im Busch und in den Klippen gesteckt hatte und sich nun
dort oben sammelt. Die Aussage der Ovambos konnte bis dahin noch nicht auf
ihre Richtigkeit geprüft werden; wenn man aber die einzelnen Vorkommnisse an¬
einanderreiht, gewinnt sie den Anschein der Wahrhaftigkeit. Jedenfalls ist es
außerordentlich wichtig, daß unsre Farmer und Ansiedler scharf beobachten und
jedes Anzeichen von Wanderlust unter den Hereros den Behörden melden.

Es mag dahingestellt bleiben, ob die Zusammenrottung der Hereros direkt
feindseligen Zwecken dient oder nur einem Exodus zu ihrem Oberhäuptling im
englischen Gebiet. Auch dieses darf nicht geduldet werden. Erstens brauchen
wir die Hereros selbst, und zweitens liegt die Auswanderung gar nicht in ihrem
Interesse, sondern nur in dem von Samuel Maharero, der mit ihnen "Geld machen
will". Denn auch die Engländer würden nicht dulden, daß die Hereros jenseits
der Grenze eine selbständige Niederlassung bilden. Die Nachricht scheint jedenfalls
nicht ganz "ohne" zu sein, denn wie man hört, wird Gouverneur v, Schuckmann
die Beratung des südwestafrikanischen Etats nicht abwarten, sondern Knall und
Fall schon nächster Tage abreisen. Vielleicht wird dieser Zusammenhang offiziös
bestritten werden.

Sei dem, wie ihm wolle, jedenfalls werfen diese Neuigkeiten ein eigenartiges
Licht auf die Kontroverse Dernburg-Trotha.

So sehr man die Härten unsrer Kriegführung vom rein menschlichen und
wirtschaftlichen Standpunkt bedauern mußte, aus militärischen und politischen Gründen
war eine unerbittliche Dezimierung der Hereros nicht zu vermeiden. Das Leben
unsrer Soldaten und Ansiedler mußte uns denn doch wichtiger sein als selbst die
Weiber und Kinder der Hereros, die sich übrigens -- daran sei erinnert -- in


Maßgebliches und Unmaßgebliches

wie Schwäche ausgesehen und dieselben Konsequenzen gezeitigt, die General Leut-
wein aus Erfahrung nur allzugut kennt? Während seiner ganzen Amtszeit hat
er den Eingebornen immer zu sehr vertraut und auf gleichem Fuß mit ihnen ver¬
handelt. War es ein Wunder, daß die Hercros, sobald er ihnen damals den
Rücken kehrte, ihre Zeit für gekommen hielten? Und so wäre es wahrscheinlich
auch gekommen, wenn man mit den Hereros nach der Schlacht am Waterberg
verhandelt hätte. Ja es sieht fast so aus, als ob die überlebenden Herervs trotz
der Vernichtung ihres Volkes ihr Spiel nicht ganz verloren gegeben hätten. Denn
die Deutsch-südwestafrikanische Zeitung berichtet in einer der letzten Nummern über
Vorgänge, die zu denken geben. Unlängst sind in größerer Zahl Hereros aus
Swakvpmund ausgewandert. Nach Ansicht obiger Zeitung soll der ehemalige
Oberkapitäu Samuel Maharero, der im englischen Gebiet sitzt und schon früher
versucht hat, Stammesgenossen an englische Minen als Arbeiter zu verhandeln, an
diesem Auszug der Hereroarbeiter schuld sein. Jedenfalls ist bemerkbar geworden,
daß sich Hereros von der Küste nach dem Innern ziehen. Omaruru ist meist ihr
Ziel. Zum 1. Januar hatten sämtliche Hercroarbeiter der Staatsbahnwerkstätte
gekündigt. An der ganzen untern Staatsbahnstrecke sind etwa zwanzig Hereros
auf und davon. Bei Privatleuten in Swakopmund und flußaufwärts haben eben¬
falls Hereros gekündigt und sind abgezogen, auch diese meist nach Omaruru. Aus
dem Süden, von Warmbad sogar, hört man dasselbe, auch dort soll es die Hereros
auffällig nach dem Norte» ziehen. Auch erhielten einzelne Herervs in Swakop¬
mund in der letzten Zeit eine ganz erstaunliche Anzahl von Briefen aus allen
Gegenden der Kolonie, sogar aus dem englischen Gebiet. Daß die Kompagnie
aus Okcmjcmde nach dem Süden abgezogen, daß die in Omaruru aufgelöst ist,
bleibt im Lande kein Geheimnis und macht Mut zur freien Bewegung. Jetzt
haben Ovambos, die von Norden kommen, die Nachricht mitgebracht, in der Nähe
des Otjikotosees säßen 1000 bis 1500 Hereros, anscheinend Volk, das noch vom
Aufstand her überall im Busch und in den Klippen gesteckt hatte und sich nun
dort oben sammelt. Die Aussage der Ovambos konnte bis dahin noch nicht auf
ihre Richtigkeit geprüft werden; wenn man aber die einzelnen Vorkommnisse an¬
einanderreiht, gewinnt sie den Anschein der Wahrhaftigkeit. Jedenfalls ist es
außerordentlich wichtig, daß unsre Farmer und Ansiedler scharf beobachten und
jedes Anzeichen von Wanderlust unter den Hereros den Behörden melden.

Es mag dahingestellt bleiben, ob die Zusammenrottung der Hereros direkt
feindseligen Zwecken dient oder nur einem Exodus zu ihrem Oberhäuptling im
englischen Gebiet. Auch dieses darf nicht geduldet werden. Erstens brauchen
wir die Hereros selbst, und zweitens liegt die Auswanderung gar nicht in ihrem
Interesse, sondern nur in dem von Samuel Maharero, der mit ihnen „Geld machen
will". Denn auch die Engländer würden nicht dulden, daß die Hereros jenseits
der Grenze eine selbständige Niederlassung bilden. Die Nachricht scheint jedenfalls
nicht ganz „ohne" zu sein, denn wie man hört, wird Gouverneur v, Schuckmann
die Beratung des südwestafrikanischen Etats nicht abwarten, sondern Knall und
Fall schon nächster Tage abreisen. Vielleicht wird dieser Zusammenhang offiziös
bestritten werden.

Sei dem, wie ihm wolle, jedenfalls werfen diese Neuigkeiten ein eigenartiges
Licht auf die Kontroverse Dernburg-Trotha.

So sehr man die Härten unsrer Kriegführung vom rein menschlichen und
wirtschaftlichen Standpunkt bedauern mußte, aus militärischen und politischen Gründen
war eine unerbittliche Dezimierung der Hereros nicht zu vermeiden. Das Leben
unsrer Soldaten und Ansiedler mußte uns denn doch wichtiger sein als selbst die
Weiber und Kinder der Hereros, die sich übrigens — daran sei erinnert — in


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[0427] Maßgebliches und Unmaßgebliches wie Schwäche ausgesehen und dieselben Konsequenzen gezeitigt, die General Leut- wein aus Erfahrung nur allzugut kennt? Während seiner ganzen Amtszeit hat er den Eingebornen immer zu sehr vertraut und auf gleichem Fuß mit ihnen ver¬ handelt. War es ein Wunder, daß die Hercros, sobald er ihnen damals den Rücken kehrte, ihre Zeit für gekommen hielten? Und so wäre es wahrscheinlich auch gekommen, wenn man mit den Hereros nach der Schlacht am Waterberg verhandelt hätte. Ja es sieht fast so aus, als ob die überlebenden Herervs trotz der Vernichtung ihres Volkes ihr Spiel nicht ganz verloren gegeben hätten. Denn die Deutsch-südwestafrikanische Zeitung berichtet in einer der letzten Nummern über Vorgänge, die zu denken geben. Unlängst sind in größerer Zahl Hereros aus Swakvpmund ausgewandert. Nach Ansicht obiger Zeitung soll der ehemalige Oberkapitäu Samuel Maharero, der im englischen Gebiet sitzt und schon früher versucht hat, Stammesgenossen an englische Minen als Arbeiter zu verhandeln, an diesem Auszug der Hereroarbeiter schuld sein. Jedenfalls ist bemerkbar geworden, daß sich Hereros von der Küste nach dem Innern ziehen. Omaruru ist meist ihr Ziel. Zum 1. Januar hatten sämtliche Hercroarbeiter der Staatsbahnwerkstätte gekündigt. An der ganzen untern Staatsbahnstrecke sind etwa zwanzig Hereros auf und davon. Bei Privatleuten in Swakopmund und flußaufwärts haben eben¬ falls Hereros gekündigt und sind abgezogen, auch diese meist nach Omaruru. Aus dem Süden, von Warmbad sogar, hört man dasselbe, auch dort soll es die Hereros auffällig nach dem Norte» ziehen. Auch erhielten einzelne Herervs in Swakop¬ mund in der letzten Zeit eine ganz erstaunliche Anzahl von Briefen aus allen Gegenden der Kolonie, sogar aus dem englischen Gebiet. Daß die Kompagnie aus Okcmjcmde nach dem Süden abgezogen, daß die in Omaruru aufgelöst ist, bleibt im Lande kein Geheimnis und macht Mut zur freien Bewegung. Jetzt haben Ovambos, die von Norden kommen, die Nachricht mitgebracht, in der Nähe des Otjikotosees säßen 1000 bis 1500 Hereros, anscheinend Volk, das noch vom Aufstand her überall im Busch und in den Klippen gesteckt hatte und sich nun dort oben sammelt. Die Aussage der Ovambos konnte bis dahin noch nicht auf ihre Richtigkeit geprüft werden; wenn man aber die einzelnen Vorkommnisse an¬ einanderreiht, gewinnt sie den Anschein der Wahrhaftigkeit. Jedenfalls ist es außerordentlich wichtig, daß unsre Farmer und Ansiedler scharf beobachten und jedes Anzeichen von Wanderlust unter den Hereros den Behörden melden. Es mag dahingestellt bleiben, ob die Zusammenrottung der Hereros direkt feindseligen Zwecken dient oder nur einem Exodus zu ihrem Oberhäuptling im englischen Gebiet. Auch dieses darf nicht geduldet werden. Erstens brauchen wir die Hereros selbst, und zweitens liegt die Auswanderung gar nicht in ihrem Interesse, sondern nur in dem von Samuel Maharero, der mit ihnen „Geld machen will". Denn auch die Engländer würden nicht dulden, daß die Hereros jenseits der Grenze eine selbständige Niederlassung bilden. Die Nachricht scheint jedenfalls nicht ganz „ohne" zu sein, denn wie man hört, wird Gouverneur v, Schuckmann die Beratung des südwestafrikanischen Etats nicht abwarten, sondern Knall und Fall schon nächster Tage abreisen. Vielleicht wird dieser Zusammenhang offiziös bestritten werden. Sei dem, wie ihm wolle, jedenfalls werfen diese Neuigkeiten ein eigenartiges Licht auf die Kontroverse Dernburg-Trotha. So sehr man die Härten unsrer Kriegführung vom rein menschlichen und wirtschaftlichen Standpunkt bedauern mußte, aus militärischen und politischen Gründen war eine unerbittliche Dezimierung der Hereros nicht zu vermeiden. Das Leben unsrer Soldaten und Ansiedler mußte uns denn doch wichtiger sein als selbst die Weiber und Kinder der Hereros, die sich übrigens — daran sei erinnert — in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/427>, abgerufen am 12.12.2024.