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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Sie mittelalterliche Kirchenbaukunst in der Terra ti Bari

der mit dem Einjährigenzeugnis das Gymnasium zu Jnsterburg verlassen hatte.
Von der Geschichte der Burg, von Tannenberg und Heinrich von Plauen
keinen Schimmer. Als ich dann die Vorlesungen des Professors Lohmcier in
Königsberg über Hcimatgeschichte besuchte, war es immer nur ein kleines Häuf¬
lein, das sich bei dem ausgezeichneten Lehrer zusammenfand; niemals sah ich
einen von einer andern Fakultät.

Das hat einst Simrock gesagt, und er hat noch immer recht."


R. Krieg


Die mittelalterliche Kirchenbaukunst
in der Terra ti Bari
von F. Biehringer

l er die Jnnenansicht einer apulischen Kirche in ihrer Ursprüng¬
lichkeit und Reinheit genießen will, der muß das etwa vier
Stunden von Bari landeinwärts liegende Städtchen Bitonto auf-
! suchen, dessen Dom vor einigen Jahren unter der Leitung des
Architekten Bernich, desselben, der auch die Renovierung von
> Castel del Monte, Friedrichs des Zweiten berühmtem Lustsitz, aus¬
geführt hat, in glücklicher Weise wiederhergestellt worden ist. Dieser Dom, wahr¬
scheinlich erst unter Kaiser Heinrich dem Sechsten oder Friedrich dem Zweiten
begonnen, liefert zugleich den Beweis, wie man die bei San Nicola einge¬
schlagne Stilrichtung jahrhundertelang selbst bis auf Einzelheiten wiederholte.
So weist er zum Beispiel ebenfalls den Stützenwechsel auf, der in Italien sonst
als eine rohe, barbarische Bauart galt und sich äußerst selten, eigentlich nur
in den Abruzzen findet. Nicht in heiterer, goldstrotzender Mosaikpracht, wie
bei Siziliens einzigartigen Normannendomen, sondern düster, fast melancholisch
steigen über den runden, rötlichen Marmorsäulen, den durch Pilaster gegliederten,
mächtigen Pfeilern, den sich fensterartig gegen das Mittelschiff öffnenden Em¬
porengalerien die kahlen, braunrötlichen Mauern empor, die die flache Decke
des weit über die schmalen Seitenschiffe hinausragenden Mittelschiffs stützen.
Die Seitenschiffe sind abweichend von San Nicola nicht mit Tonnen, sondern
mit flachen Kuppeln überwölbt. Im vierzehnten Jahrhundert wurden dann
an sie jene kapellenartigen Rundnischen angefügt, die wir an allen apulischen
Kirchen wiederfinden, und die als Grabstätten der vornehmen Familien des
Landes dienen. Nach außen springen sie jedoch ebensowenig wie die Stirn-


Sie mittelalterliche Kirchenbaukunst in der Terra ti Bari

der mit dem Einjährigenzeugnis das Gymnasium zu Jnsterburg verlassen hatte.
Von der Geschichte der Burg, von Tannenberg und Heinrich von Plauen
keinen Schimmer. Als ich dann die Vorlesungen des Professors Lohmcier in
Königsberg über Hcimatgeschichte besuchte, war es immer nur ein kleines Häuf¬
lein, das sich bei dem ausgezeichneten Lehrer zusammenfand; niemals sah ich
einen von einer andern Fakultät.

Das hat einst Simrock gesagt, und er hat noch immer recht."


R. Krieg


Die mittelalterliche Kirchenbaukunst
in der Terra ti Bari
von F. Biehringer

l er die Jnnenansicht einer apulischen Kirche in ihrer Ursprüng¬
lichkeit und Reinheit genießen will, der muß das etwa vier
Stunden von Bari landeinwärts liegende Städtchen Bitonto auf-
! suchen, dessen Dom vor einigen Jahren unter der Leitung des
Architekten Bernich, desselben, der auch die Renovierung von
> Castel del Monte, Friedrichs des Zweiten berühmtem Lustsitz, aus¬
geführt hat, in glücklicher Weise wiederhergestellt worden ist. Dieser Dom, wahr¬
scheinlich erst unter Kaiser Heinrich dem Sechsten oder Friedrich dem Zweiten
begonnen, liefert zugleich den Beweis, wie man die bei San Nicola einge¬
schlagne Stilrichtung jahrhundertelang selbst bis auf Einzelheiten wiederholte.
So weist er zum Beispiel ebenfalls den Stützenwechsel auf, der in Italien sonst
als eine rohe, barbarische Bauart galt und sich äußerst selten, eigentlich nur
in den Abruzzen findet. Nicht in heiterer, goldstrotzender Mosaikpracht, wie
bei Siziliens einzigartigen Normannendomen, sondern düster, fast melancholisch
steigen über den runden, rötlichen Marmorsäulen, den durch Pilaster gegliederten,
mächtigen Pfeilern, den sich fensterartig gegen das Mittelschiff öffnenden Em¬
porengalerien die kahlen, braunrötlichen Mauern empor, die die flache Decke
des weit über die schmalen Seitenschiffe hinausragenden Mittelschiffs stützen.
Die Seitenschiffe sind abweichend von San Nicola nicht mit Tonnen, sondern
mit flachen Kuppeln überwölbt. Im vierzehnten Jahrhundert wurden dann
an sie jene kapellenartigen Rundnischen angefügt, die wir an allen apulischen
Kirchen wiederfinden, und die als Grabstätten der vornehmen Familien des
Landes dienen. Nach außen springen sie jedoch ebensowenig wie die Stirn-


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[0361] Sie mittelalterliche Kirchenbaukunst in der Terra ti Bari der mit dem Einjährigenzeugnis das Gymnasium zu Jnsterburg verlassen hatte. Von der Geschichte der Burg, von Tannenberg und Heinrich von Plauen keinen Schimmer. Als ich dann die Vorlesungen des Professors Lohmcier in Königsberg über Hcimatgeschichte besuchte, war es immer nur ein kleines Häuf¬ lein, das sich bei dem ausgezeichneten Lehrer zusammenfand; niemals sah ich einen von einer andern Fakultät. Das hat einst Simrock gesagt, und er hat noch immer recht." R. Krieg Die mittelalterliche Kirchenbaukunst in der Terra ti Bari von F. Biehringer l er die Jnnenansicht einer apulischen Kirche in ihrer Ursprüng¬ lichkeit und Reinheit genießen will, der muß das etwa vier Stunden von Bari landeinwärts liegende Städtchen Bitonto auf- ! suchen, dessen Dom vor einigen Jahren unter der Leitung des Architekten Bernich, desselben, der auch die Renovierung von > Castel del Monte, Friedrichs des Zweiten berühmtem Lustsitz, aus¬ geführt hat, in glücklicher Weise wiederhergestellt worden ist. Dieser Dom, wahr¬ scheinlich erst unter Kaiser Heinrich dem Sechsten oder Friedrich dem Zweiten begonnen, liefert zugleich den Beweis, wie man die bei San Nicola einge¬ schlagne Stilrichtung jahrhundertelang selbst bis auf Einzelheiten wiederholte. So weist er zum Beispiel ebenfalls den Stützenwechsel auf, der in Italien sonst als eine rohe, barbarische Bauart galt und sich äußerst selten, eigentlich nur in den Abruzzen findet. Nicht in heiterer, goldstrotzender Mosaikpracht, wie bei Siziliens einzigartigen Normannendomen, sondern düster, fast melancholisch steigen über den runden, rötlichen Marmorsäulen, den durch Pilaster gegliederten, mächtigen Pfeilern, den sich fensterartig gegen das Mittelschiff öffnenden Em¬ porengalerien die kahlen, braunrötlichen Mauern empor, die die flache Decke des weit über die schmalen Seitenschiffe hinausragenden Mittelschiffs stützen. Die Seitenschiffe sind abweichend von San Nicola nicht mit Tonnen, sondern mit flachen Kuppeln überwölbt. Im vierzehnten Jahrhundert wurden dann an sie jene kapellenartigen Rundnischen angefügt, die wir an allen apulischen Kirchen wiederfinden, und die als Grabstätten der vornehmen Familien des Landes dienen. Nach außen springen sie jedoch ebensowenig wie die Stirn-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/361>, abgerufen am 12.12.2024.